Habicht


Publiziert von schimi , 1. September 2013 um 21:46.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Stubaier Alpen
Tour Datum:26 Juli 2013
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   A-T 

Der Habicht stand schon Jahre auf meiner Wunschliste.
Nach einem Abbruch vor etwa 5 Jahren wegen grausigem Wetter hat es nun endlich geklappt. Wir sind unterwegs mit Werner und Werner unseren zwei treuen Wegbegleitern, mit denen wir gerne das eine oder andere in den Bergen unternehmen. Nachdem uns unser erster Versuch aus dem Stubaital heraus zumindest den Weg zur Innsbrucker Hütte bekannt gemacht hat, war es nun folgerichtig aus dem Gschnitzer Tal aufzusteigen, damit man was Neues entdecken kann.

Ganz kurz hinter Gschnitz steht links ein Schild am Straßenrand, mit dem Hinweis auf die Innsbrucker Hütte und den neu dorthin errichteten Weg. Man nennt ihn Jubiläumssteig (und er ist schön!) Wenige Parkplätze sind hier vorhanden, aber uns reicht ja einer...

Der Weg führt recht geradlinig hinauf in Richtung Kalkwand, ist jedoch nie steil wegen seiner vielen Kehren. Der erste Teil ist geprägt von einer reichen Blumenpracht. Gut, dass man die Rindviecher nicht überall hinlässt! Mit zunehmender Höhe werden der Bodenbewuchs und die Blumen kleiner und seltener. Noch ein gutes Stück bevor man die Kalkwände erreicht, kreuzt der Weg ein paar kleinere Couloirs, in denen man eventuell einmal die Hand an Fels legen kann, um leichter die Senkrechte zu bewahren. In diesen Bereichen ist der Weg auch sehr schmal und in Richtung Tal geneigt. Er bleibt jedoch noch gut wanderbar, zumal wir hier im zentralalpinen Gestein deutlich sicherer und griffiger unterwegs sind, als im schuttigen Allgäu, wo jedes Steinchen rundlich ist, und einen viel leichter ins Rutschen kommen lässt.

Wenige Meter unterhalb der Kalkwände zieht der Weg dann südwärts am Berg entlang. In diesem Bereich treffen wir abermals auf wunderbare Blumen, hier jedoch deutlich durch das Hochgebirgsklima geprägt, tiefgeduckt und gedrungen am Boden. Am schönsten für mich; die kleinen und streng geschützten Schwarzen Kohlröschen, eine Orchideenart, die gerade mal 15 cm hoch wird.

Unser Weg zur Hütte steigt jetzt nur noch wenig an, zieht sich am Hang entlang und durch immer steileres Gelände. Allerdings ist in diesem steilen Bereich der Weg nun breit, sodass mit den vereinzelten Sicherungsseilen keine Unsicherheit aufkommen sollte. Sehr reizvoll wird die Kalkwand hier umrundet, bis man ganz plötzlich die einladende Hütte vor sich sieht, welche wir dann in wenigen Minuten, vorbei am Pinisjoch, erreichen.

Gleich vorneweg. Die Hütte ist gut organisiert, die Wirtsleute sind nett! Aber wer das Wochenende meiden kann, der tut gut daran. Wir kommen am Donnerstagabend an und es ist "ausgebucht". Und am Wochenende soll es noch deutlich voller werden!


Am glasklaren und ungewöhnlich warmen Morgen finden wir gleich hinter der Hütte den kleinen Steig, der sogleich steil auf den Rücken hinaufführt, der sich zum Habicht hinüber zieht. Auf diesem Rücken beschreibt unser Steiglein eine Art "Südkurve" bei der wir weniger schnell an Höhe gewinnen, als zu Beginn. Das letzte ebene Stück des Weges führt uns dann dicht an den Felskoloss heran. Und ab hier heißt es dann umstellen auf den zeitweiligen Vierpunktantrieb. Wir sehen Sicherungen und einige Markierungen über uns, das wilde Felsgebilde verwehrt uns jedoch den Blick auf den größten Teil der Route über uns.

Das Gelände ist steil und man steigt lange und viel so etwa im ersten Schwierigkeitsgrad. Es gibt auch längere Strecken, bei denen die Hände Pause haben (könnten), jedoch sehe ich auch bei den vielen anderen, dass der Fels gerne mit den Händen zu Balancesteigerung genutzt wird. An vielen Stellen gibt es Sicherungsseile, und auch die Markierungen sind reichlich und deutlich gepinselt. (Einen Dank dafür!) Durch die Sicherungen und Markierungen halten sich die Schwierigkeiten aber doch in einem Bereich, der den Wanderer erfreut und ihn des Berges ermächtigt. Ohne Sicherungsseile würde es hier sicher erheblich einsamer sein. Ohne diese würde auch der zweite Grad Erwähnung finden.

Man steigt so eine wirklich lange Zeit in diesem Schwierigkeitsbereich und ohne dass es einmal wesentlich flacher wird, bis man endlich an den Restgletscher kommt, der den Gipfel vom Rest der Welt abschirmt. Er ist nicht sehr steil, und so benötigt man hier sicher nur bei sehr ungünstigen Verhältnissen Steigeisen. Das Ganze erinnert eher an ein großes frühsommerliches Schneefeld, als an einen Gletscher, aber es ist keins. Von Spalten wurde uns übrigens nirgends berichtet, und sehen konnte man solche auch nicht.

Wir nutzen die Spuren der Vorgänger. Und überhaupt, kann man sich hier höchstens einmal bei Nebel verlaufen. Nach der kurzen Passage folgt wieder Fels und die Schwierigkeiten werden bis zum Gipfel auch nicht mehr größer. Einzig die Steilheit nimmt am Ende noch einmal richtig Fahrt auf, jedoch ist die Passage gut abgesichert. Durch die versicherten Stellen braucht es keine weiteren eigenen Hilfsmittel und den Habicht zu erklimmen. Und wenn man dann oben steht, weiß man sich auf einem wirklich großen Felsgipfel.

Die Aussicht ist entsprechend weit, jedoch sind wir heute nicht ganz so schnell aufgestiegen wie die Thermik die warme Luft hat aufsteigen lassen. Im Ergebnis können wir immer nur auf einen kleinen Teil des Umgebungsangebotes schauen. Der Blick nach unten ist jedoch gewaltig. Trotz der etwas eingeschränkten Sich in die Weite sind wir mit dem Tag und dem Aufstieg mehr als zufrieden!

Nach der Gipfelrast treten wir den Weg nach unten an. Wir halten uns an die Aufstiegsroute und erreichen so ohne Schwierigkeiten die Hütte, in der schon die kühlen Getränke auf uns warten. Der Abend auf der Hütte wir heiß! Trotz Biergarnitur an der Theke reichen die Sitzplätze bei weitem nicht. Die Verpflegung der Hungrigen wird für das Personal zu einem Kraftakt. Der Schuhraum quillt über und die Notlager werden in den Gängen bereitet.

Wir sind froh, dass wir bereits am Freitag auf dem Gipfel waren.

Wir haben den Samstag und Sonntag noch als Reservetag und für die Heimreise. Am Samstag statten wir der Kalkwand einen Besuch ab. Von dort hat man einen formidablen Ausblick auf den Habicht. Danach gehen hinab zur Pinnisalm, wo man sehr nett und gut einkehren kann. Am frühen Abend besuchen wir noch den kleinen See, welcher der Innsbrucker Hütte zur Trinkwasserversorgung dient. Die ganz Abgebrühten (wie meine Frau zum Beispiel) nutzen die Gelegenheit für ein erfrischendes Bad. Ich bin schon frisch genug, mir reicht das Wasser bis zum Knie und das auch nur 20 Sekunden!

Der Abstieg am nächsten Morgen verläuft gemütlich. Wir wählen den Weg entlang der Materialseilbahn. Zunächst führt uns der Weg über abgefressene Hochweiden. Hier haben die Schafe ganze Arbeit geleistet und fast jedes Blümlein vertilgt. Was hier noch steht, schmeckt wahrscheinlich schrecklich oder ist schlicht und ergreifend giftig! Erst nach guten halber Strecke; etwa dort, wo die Bäume wieder ins Blickfeld kommen, sind auch wieder erste Blumen zu sehen.

Mit einem restlichen Abstieg im Schatten wird es jedoch nichts, obwohl wir dort im Höhenbereich des Waldes sind. Der Weg schlängelt sich fast völlig schattenfrei in schier endlosen Kehren eine Lawinenrutschbahn nach unten. Wenigstens Blumen gibt es wieder reichlich zu sehen, so dass keine Langeweile aufkommt. Unten angekommen lockt das Gasthaus Feuerstein; dem wollen wir gerne nachgeben. Nach der Verpflegung wartet auf mich noch das "Auslaufen". Zum Parkplatz, an dem wir vor drei Tagen losgelaufen sind, sind es noch 1,7 km, was in Crocks genau die Richtige Entfernung ist, um die Füße wieder aufzulockern.

Der Habicht; unter der Woche ein tolles Ziel für angehende Hochtouristen!

Tourengänger: schimi


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