Muttler (3293m) - Höchster der Samnaungruppe
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Zwischen den Ötztaler Alpen und der Silvretta liegt ein gletscherfreier Gebirgszug der Zentrallalpen: die Samnaungruppe. Der höchste Gipfel – der Muttler – ist ab Saumnaun mit halbwegs vernünftigem Aufwand zu machen ... na gut gut Samnaun liegt zwar nicht gerade „verkehrsgünstig“ ab Bodensee .. aber dafür kann man günstig tanken. Das Ziel war also gesteckt: hoch in hinauf an einem der heißesten Wochenenden des Jahres.
Aufstieg über Rossbodenjoch und Nordgrat: Beinahe hätte ich den Wanderparkplatz in Samnaun nicht gefunden – irgendwo mitten im Dorf, mal links abbiegen. Zuerst geht’s auf einer Almstrasse ein Stück mit wenig Höhengewinn in Val Maisas, Nach einem Hüttchen geht’s auf einem sehr, sehr gut gepflegten Wanderweg weiter ins Tal immer direkt nach Süden. Nach gut 3 km weitet sich das Tal und der Blick auf Muttler (links) und Stammerspitze (rechts) ist endgültig frei. Der Steig schwenkt ostwärts und wird zunehmend steiler. Ein Wegweiser zum Muttler / Rotes Seeli weist scharf links (nordwestwärts). Man könnte auch geradeaus weiter und noch steiler bergan, direkt zum RossbodenJoch ... egal das Rote Seeli wird mitgenommen, der Umweg „lohnt“ sich. Der Steig ist auch besser, wird aber zunehmend steiler und führt mit bestem Blick auf das Tagesziel zum Rossbodenjoch. Hier ist definitiv gut rasten. Man hat hier schon einen genialen Rundblick in die nördliche Saumnaungruppe und hinüber in die Ötztaler Alpen (Zentralkamm) und auf den Kaunergrat. Gleichzeitig kann man die weitere Aufstiegsroute einsehen, die viel Mühen für die nächsten 1 1/2h verspricht, über den Nordgrat, der steil, steiler und ganz oben noch steiler bis auf den Muttlergipfel hinaufzieht. Die pyramiden-förmige Gipfelkalotte baut sich je näher man ihr kommt himmelhoch auf.
Zuerst geht’s durch ein recht steiles blockiges Schuttfeld westlich des Grates hindurch. Danach zieht ein bestens gespurtes Steiglein durch ein steiles Geröllfeld in unzähligen Kehren nach oben. Schon bald ist steil passé und wechselt zu sehr steil, aber immer noch auf bester Spur. Touristisches Highlight, das Fluchthorn tritt aus dem toten Winkel hinter der sich stolz in den Himmel reckenden Stammerspitze hervor. Doch kurz vor dem Gipfel legt der Muttler noch eine Schippe oben drauf: (zwar Markierungen) doch kein deutlicher Wegverlauf mehr, noch steiler und zunehmend erdig, das ganze Geröll ständig in Bewegung (Verhauer leicht gemacht). Nach einer guten Stunde ab Joch stehe ich am Gipfel. Düstere Stimmung, eine große dunkle Wolke macht das Gipfelerlebnis echt schattig, sehr kühler Wind lässt mich schnell frösteln – Jacke raus aus dem Rucksack. Mit dem >Fern<blick zum Ortler / in die Bernina / oder in die Ötztaler rüber isses auch nix mehr, dennoch auch der grenzenlose >Nah<blick ist überaus beeindruckend.
Abstieg über den Westgrat: dieser wartet gleich mit einem luftigen Highlight auf, eine luftige Kraxelei and gut-strukturierten Felsen an wackeliger, schlapper Drahtseilversicherung - naja, war schon fest genug. Jackthepot folgt dem Grat auf deutlichen Spuren südwestwärts erst steil bergab, dann relativ eben, bis dieser ein deutlichen Knick nach Nordwesten macht, dort noch steiler auf immer noch deutlichen Steigspuren weiter hinab in Richtung deutlich sichtbarem Wegweiser auf dem Maisasjoch. Heikel – eine recht erdige, sehr steile Querung eines kleinen Felsriegels ... FEHLER!!!, nach der kleinen Seilkletterrunde, dort wo der Grat flach wird hätte man rechts (nordwärts) einfach über die steile Endlos-Geröllflanke mehr oder minder weglos, absteigen sollen. Irgendwann trifft man auf den regulären, markierten Weg durch den Rossboden auf den Westgrat. Der Weg über die Fuorcla Maisas ist –meiner Meinung nach- wegen des inzwischen abgeschmolzenen, nordseitigen Gletscherchens über die verbliebenen, extrem steilen Schutthalden nicht mehr begehbar. Also wühle ich mich zitternden Schrittes die 3-400m Meter diagonal rüber durch die endlose Geröllhalde bis zum markierten Steig. Im Nachhinein gings überraschend einfach, dennoch der ein oder andere Schritt auf vermeintlich ‚stabiles’ Geröll endete nach Schrecksekunde den einen oder anderen Höhenmeter tiefer, samt ins Tal polternder Gerölllawinchen – shit happens. Kaum den markierten Pfad erreicht geht’s steil, aber einfach, schnell talwärts – aber die ca. 700mH bis auf die Talsohle des Rossbodens sind Fleißarbeit. Die Querung des letzten Bächleins hinüber ins grüne Gras der ‚langen Seite’ (Wegweiser) ist etwas undurchsichtig: die Markierung führen ins Nirwana und dort darf man sich selbst die Route durch die tiefe, erdige Furche des Schmelzwasser-Bächleins suchen. Aber alles kein Problem. Die langen 3,5km bis zum Parkplatz (wie schon gesagt Swiss-made - bestens präpariert) ziehen sich ganz schön....
Résumé: sehr schöne, nicht allzu schwierige Tour, tolles, forderndes Bergerlebnis. Viel Schutt und loses geröll im Abstieg über den Westgrat.
Hat Spaß gemacht -gerne wieder.

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