Dakota, Fernsehen und Älplermagronen - Sozialpraktikum in der Gaulihütte


Publiziert von jfk , 28. Juli 2013 um 19:05.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Oberhasli
Tour Datum:11 Juli 2013
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 14 Tage
Zufahrt zum Ausgangspunkt:ÖV bis Innertkirchen, ab da entweder zu Fuss, per Autostopp oder mit dem Taxi (Marti Hans: +41 (0)79 311 10 80) bis zum Parkplatz im Urbachtal
Unterkunftmöglichkeiten:Gaulihütte SAC
Kartennummer:map.geo.admin.ch

Ein super Hüttenteam, strenge Weekends, kurze Touren und ein Blick hinter die Kulissen beim Schweizer Fernsehen prägten zwei unvergessliche Wochen im äusserst vielfältigen Gauligebiet.

Die Gaulihütte liegt auf 2205 Metern hoch über dem Mattenalpsee im hinteren Urbachtal. Während das Gebiet im Frühling für Skitouristen schon lange kein Geheimtipp mehr ist, geht es in den Sommermonaten etwas beschaulicher zu und her und erst seit kurzem haben vermehrt auch Wanderer und Hochtouristen die Schönheit dieses Gebietes für sich entdeckt. Zu verdanken ist dies sicher auch der aufgestellten, quirligen und engagierten Hüttenwartin Susanne Brand. An so manchen Abenden bekommen ihre Gäste eine Geschichte vom sagenumwobenen Gauliwibli zu höhren, das in der grössten und schönsten Gletscherspalte des Gauligletschers haust. Diesem, oder besser gesagt einem dramatischen Ereignis dass sich vor bald 70 Jahren auf dem Gletscher abspielte, hat das Gebiet auch eine gewisse internationale Bekanntheit zu verdanken: Am 19. November 1946 kollidierte eine Dakota C-53 nach einem Irrflug quer über die Alpen mit dem Gauligletscher. An Bord waren unter anderen auch mehrere hohe amerikanische Generäle mit ihren Frauen. Alle Insassen konnten dank einer Parforce Leistung von zwei Schweizer Luftfahrtpionieren nach mehrtägiger Suche gerettet werden. Das Ereigniss gilt als Geburtsstunde der alpinen Luftrettung (mehr dazu  hier).   

An unserer Kanti ist es üblich, dass man mindestens für zwei Wochen ein Sozialpraktikum besuchen muss, damit man auch einmal etwas von der Welt ausserhalb des gymnasialen Alltags mitbekommt. Für mich war sofort klar, dass ich diese Zeit in einer SAC-Hütte verbringen möchte und so bin ich dann diesen Juli in der Gaulihütte gelandet. Neben typischen Hüttenarbeiten wie Kochen, Abwaschen oder dem Putzen von Hüttenfinken, konnte ich auch einmal helfen den kleinen Klettersteig bei den Wasserfällen für den Sommer einzurichten. Zudem war für fünf Tage ein Kamerateam von SRF bi de Lüt - Hüttengeschichten (Ab 15.11 um 20:05 Uhr auf SRF1) am Filmen und da die Fotografin bereits etwas früher abreisen musste, konnte ich das Team für einen Tag auch als Fotograf begleiten (Fotos können hier aus rechtlichen Gründen leider nicht veröffentlicht werden). Zwischendurch hatte ich auch immer wieder Zeit für kürzere Touren. Auf Vier davon werde ich unten etwas genauer eingehen:

Hüttenweg (T3, 1350hm, 4-5h)
Vom Parkplatz im Urbachtal (Mürvorsess) wandert man gemütlich, mehrheitlich durch Wald, bis auf die Alp Schrätteren. Langsam öffnet sich das Gelände und etwas steiler geht es hoch zum Holzfadghirmi. Von da bringt man entweder möglichst schnell die restlichen Höhenmeter hinter sich und steigt direkt über die Hohwang zur Hütte oder man nimmt den kleinen Umweg über den Mattenalpsee und trifft nur unwesentlich später bei der Hütte ein.

Wasserfallrunde  (T4, 400hm, 3h)
Von der Hütte wandert man zuerst in Richtung Chammliegg. Die Abzweigung nach der Brücke in Richtung Rosenhorn lässt man rechts liegen und gelangt über eine erste, kurze, mit einer Kette gesicherte Stelle hinunter auf die Ebene beim Gummen. Kurz vor diesem zweigt ein Weg ab in Richtung Wasserfälle. Diesem Weg folgt man bis zu den Fällen. Hier muss ein kurzer Klettersteig überwunden werden, der etwas Trittsicherheit und Schwindelfreiheit voraussetzt. Auf dem Weiterweg zum Gletschersee kommt man an einer Hängebrücke vorbei, die man nach Lust und Laune kurz überqueren kann. Bei der Verzweigung nach dem See folgt man entweder einem kleinen Tälchen (dem etwas kürzeren und einfacheren Weg nach rechts zurück zur Hütte) oder man folgt dem blau-weiss markierten und mit Ketten gesicherten Weg  hoch zur Chammliegg. Auf diesem herrlich angelegten Weg hat man super Tief- und Ausblicke auf See und Gletscher!

Gletscherblick (T3, 400hm, 2h)
Von der Hütte folgt man dem Weg Richtung Chammliegg. Nach der Brücke gelangt man über den Weg in Richtung Rosenhorn bis kurz vor die Chammliegg. Bei der dortigen Abzweigung folgt man wie weiter unten wieder dem rechten Weg und gelangt über Chammli und P.2589 zum Gletscher. Mit etwas Glück kann man hier wie im gesamten Gebiet Kristalle finden. Rückweg auf dem selben Weg.

Variante:
Statt zu P.2589, steigt man von der Chammliegg weglos über leichte Felsen hoch zu P.2720 im Chammligrat und hat dort einen etwas umfassenderen Überblick auf das Gebiet (unter anderen sind von dort das Finsteraarhorn und die Schreckhorngruppe zu sehen, T4, nur unwesentlich länger)

Gwächten, Saage Zend und Chipfestock (T6 II, 700hm, 3h)
Von der Hütte folgt man dem Hüttenweg bis zu den Steinmännern, wo Aspiranten  zum Einstieg des Tälligrats abbiegen. Man verlässt hier ebenfalls den Weg und steigt unterhalb des Tälligrats über ein Gröllfeld hoch bis in eine kleine Mulde oberhalb von 2400 Metern. Von da hat man einen guten Blick in die Südflanke des Gwächten (höchster Punkt des Tälligrats). Man steigt durch die westliche der beiden Rinnen, die links vom Gipfel herabkommen in die Lücke vor dem markanten, senkrechten Aufschwung des Tälligrats. Entweder man überklettert diesen über eine Platte auf der Rückseite (III+) oder man umgeht ihn in der Südflanke durch einen schmalen Spalt. Weiter geht es dem einfachen Gipfelgrat entlang bis zum Gipfelkreuz (T5 II). Für den Abstieg folgte ich dem Südsporn bis auf ein kleines Band dem man nach westen folgt bis es sich langsam in der Flanke verliert und in eine Rinne mündet. Ich lasse die Rinne links liegen und klettere weiter in Richtung Westen durch ein kurzes Kamin ab und verlasse die Flanke über die östliche der beiden oben erwähnten Rinnen (T6 II) ( Foto). 

Weiter geht es über Schneefelder (im Spätsommer Gröll) hoch zu den Saage Zend, deren höchster Punkt erstaunlich einfach von Südwesten bestiegen werden kann (T4). Ich besteige noch kurz P.2842 und kann dann bequem über die Schneefelder (nur im Frühsommer) via Chipfestock und Chipfeseelein zur Hütte absteigen (T3). 

Anmerkungen: Zur selben Zeit waren Steindaube und kraxlerin zusammen für mehrere Tage als Gäste auf der Hütte und haben einige grössere und kleinere Touren rund um die Hütte (*hier) sehr gut dokumentiert.

Tourengänger: jfk


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Kommentare (4)


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budget5 hat gesagt: Hehe...
Gesendet am 7. August 2013 um 00:02
Das kommt mir irgendwie bekannt vor mit diesem Sozialpraktikum....;-)

http://www.hikr.org/tour/post24903.html

jfk hat gesagt: RE:Hehe...
Gesendet am 7. August 2013 um 18:30
Ist eben schon etwas schönes und spannendes einmal für ein oder zwei Wochen in den Hüttenalltag einzutauchen =).

Habe gesehen dass wir am Samstag (falls du in Küsnacht startest) von Pfäffikon bis Bad Ragaz den gleichen Zug haben. Eventuell könnten wir uns so schon im Zug treffen?

Gruäss

Jonas

budget5 hat gesagt: RE:Hehe...
Gesendet am 7. August 2013 um 19:57
Ich starte am Samstag in Küssnacht und werde via Rotkreuz, Thalwil nach Bad Ragaz fahren. Ich schreib dir dann eine SMS in welchem Wagen ich sitze ;-)

steindaube hat gesagt:
Gesendet am 8. August 2013 um 16:27
Tolle Fotos! Ich hab den Eindruck Du hattest eine wirklich gute Zeit auf der Gaulihütte.


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