Über die Ohren des Esel(grats) auf die Schneekuppe des Piz Roseg (3918m)


Publiziert von simba , 24. Juli 2013 um 10:45.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Berninagebiet
Tour Datum:20 Juli 2013
Hochtouren Schwierigkeit: ZS+
Klettern Schwierigkeit: IV (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   Bernina-Gruppe   Piz Bernina 
Aufstieg: 1500 m
Abstieg: 1500 m

Betrachtet man den Eselsgrat auf den Piz Roseg vom Zustieg zur Tschierva-Hütte im Rosegtal aus, so liegt es nahe, dass der Name daher rührt, dass zwei der Grattürme in etwa die Form von Eselsohren aufweisen, und dass mithin der Name weniger darauf zurückzuführen ist, dass nur  "Esel" sich diese Tour überhaupt antun - so allerdings soll der sog. Viereselsgrat auf die Dent Blanche zu seinem einprägsamen Namen gekommen sein.

Nach kurzer Nacht - die ersten wollten um 2:20 Uhr das Wettrennen auf den Biancograt beginnen - starteten wir gg. 3/4 4 an der Tschiervahütte und überquerten nach etwas Geröllgestolpere im Dunkeln den aperen orographisch linken Teil des Tschiervagletschers. Anschließend ging es über weiche Schneefelder, Geröll und ein großes Schneefeld unter dem Piz Umur hinauf in eine Scharte (große Markierungsstange), über die man hinüber auf den rechten Teil des Tschiervagletschers queren kann. Wichtig ist auf dem Schneefeld unter dem Umur nicht zu hoch anzusteigen bis zu obersten Scharte, sondern schon früher unter einem Felsdreieck nach rechts zu unteren Scharte abzubiegen.

Entlang teils riesiger Spalten ging es anschließend weit in Richtung Porta Roseg ausholend in einem riesigen Bogen zum eindeutigen Einstieg des Eselsgrats. Es stiegen auch einige über die Abseilpiste auf - angesichts Bergschrund und Schrott-Gelände oberhalb sicher ein zweifelhaftes Vergnügen. Leider deponierten wir dort in einem Anfall geistiger Umnachtung einige unserer Getränkeflaschen, obwohl uns eigentlich klar hätte sein müssen, dass wir hier nicht mehr vorbeikommen würden ;)

Die anschließende Gratkletterei in überraschend gutem Fels bewegt sich großteils im 2. und 3. Grad unterbrochen durch einige Gehstrecken. An zwei Stellen - einem steilen Risskamin und einem plattigen Pfeiler - ist kurz Kletterei im unteren 4. Grad und etwas beherzteres Zupacken gefragt. Dank vieler (!) Bohrhaken ist die Wegfindung einfach und die Absicherung tip top - mit zwei, drei Friends und Schlingen lässt sich die Kletterei selbst für zaghafte Gemüter sehr gut absichern. Allein eine noch verschneite Querung und die anschließende vereiste Verschneidung hoch zur ersten Abseilstelle am Ende des Grats waren etwas heikler.

Der Schlussanstieg im Firn ist spätestens ab der Schulter (mit dem markanten Felskopf) dann durchgehend ziemlich steil und erfordert sicheres Steigeisengehen. Davor muss ein Bergschrund überquert werden, was derzeit noch kein Problem ist. Auch danach lauern noch einige Spalten, so dass beim Gehen am kurzen Seil Vorsicht anzuraten ist. Auf der Schneekuppe angekommen, schenkten wir uns den Abstecher zum Hauptgipfel: Einerseits war der Schnee gerade südseitig schon extrem weich, andererseits hatten wir die für den Nachmittag angekündigten Gewitter im Hinterkopf.

Nach zügigem Abstieg zum Ende des Eselsgrats machten wir uns an die Abseilerei: Die Abseilpiste beginnt nach kurzer Kletterei auf einen Felskopf mit einer 25-Meter-Strecke durch die zuvor beschriebene vereiste Verschneidung hinab. Dann gehts per pedes über den Grat zu einer weiteren Abseilstelle in der Südostflanke des Grats, an der man auch im Aufstieg vorbeikommt. Hier 3mal 25 Meter hinab zu einem Geröllplateau. Wir stiegen von dort auf Wegspuren im Abstiegssinne nach rechts bis zu einer schlechten Abseilstelle (2 alte NH + Schlinge um abgespaltenen Block) und seilten von dort 25 Meter über den Bergschrund ab. Vermutlich gibt es an anderer Stelle noch eine weniger antike, letzte Abseilstelle...

Bei brütender Hitze nahmen wir anschließend den letzten Abschnitt der Tour in Angriff und kehrten in einem großen Rechtsbogen zurück zur Moräne vor dem Piz Umur. Quert man dabei den Gletscher ganz oben im Becken, muss nur eine große Spalte auf guter Brücke gequert werden. Die anderen, direkteren Varianten durch das spaltige Becken dürften zu späterer Tageszeit sicher nicht vorzugswürdig sein. Mit einem Schluck aus einem Getränkedepot an der Moräne gestärkt ging es anschließend zurück zur Tschiervahütte, wo wir uns noch mehrere Stunden im angenehmen Sonnenschein erholen konnten, ehe uns die angekündigten Gewitter erreichten :)

Tourengänger: simba


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Kommentare (2)


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alpinos hat gesagt:
Gesendet am 24. Juli 2013 um 11:58
Herzlichen Glückwunsch zu der tollen Tour! Die steht bei uns auch ziemlich weit oben auf der Wunschliste...

Gruss von den alpinos

simba hat gesagt: Merci!
Gesendet am 24. Juli 2013 um 15:03
Tolle Tour! Hoffe der Eselsgrat ist bei euch auch bald "an der Reihe"!

Beste Grüße
Si


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