Nördliche Ostwand am Habrütispitz
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Die Habrütispitz Ostwand bietet echtes, einsames, landschaftlich grossartiges „Wandergelände“. Lange schon hatte ich diese Wand auf meiner Menukarte, jetzt waren die Verhältnisse optimal und ein Versuch in dieser Wand schien sich anzubieten. Wer diese Route angeht, dem bietet sich unter bestimmten Voraussetzungen eine herrliche Tour: Erfahrung in heiklem Gelände, Klettergeschick und Erfahrung mit der einen oder andern Alpintour im Tösstal.
Ausgangspunkt ist „Hohl“, das von Libingen über ein Fahrsträsschen erwandert werden kann (PW hinstellen scheint möglich). Eine Balm mit Wasserfall und Feuerstelle lädt zum Verweilen ein. Man folgt dem aus Süden heranfliessenden Bach, wobei bereits nach wenigen Metern der erste romantische Canyon umgangen werden muss. Anschliessend folgt man dem breiten Bachbett über einen Wanderweg hinweg bis zu Punkt 860. An dieser Stelle setzt der Nordostsporn des Habrütispitzes an, der wie eine einzige, gewaltige logische Linie bis aufs Gipfelplateau führt. Diesem Grat wird –teilweise durch Kraut und Rüben - bis zur ersten Waldlichtung gefolgt. Man steigt über die Lichtung an und folgt wieder in den Wald eintretend dem Nordostsporn, bis man das erste Nagelfluhstüfchen erreicht.
Hier wird’s interessant: Statt dem Nordostsporn zu folgen, quert man nun nach links (Süden) in die Ostwand hinein. Nach einer ersten Rippe erblickt man dreissig Meter weiter unten eine Waldlichtung. Diese wird passiert, bis sich wieder nur Wald unter den Füssen befindet. Hier steift der Blick nach oben, wobei eine helle, etwa 25m hohe Nagelfluhwand erblickt wird. Diese wird durch steiles Gras und einige Wurzeln in freier Routenwahl erreicht. Man folgt der Wand weiter nach Süden (links), bis sie in einen sehr steilen Grashang übergeht, der sich auf einen Sporn hinaufzieht. Ich umgehe den Sporn und ersteige ihn von der andern Seite durch ein schmales, ausgewaschenes Bett eines Rinnsals und einige Wurzeln.
Die Schlüsselpassage: Der Sporn spitzt sich sehr ausgesetzt zum reinen Nagelfluhgrat zu. Diese kurze Passage im reinen Fels kann dank herabhängender Wurzeln einigermassen vernünftig überwunden werden. Die technische Schwierigkeit bewegt sich um II+. Die Nagelfluh hält hier etwas besser als in der Hörnliwand. Es sind weitere steile Meter am Sporn zu überwinden, wobei Wurzeln Halt bieten. Allerdings –erprobte Tösstalalpinisten wissen dies- die Wurzeln müssen sorgfältig belastet werden. Schliesslich erreicht man wieder den Nordostsporn.
Nun wendet man sich abermals nach Süden der Ostwand zu, wobei eine Rippe überquert wird. Der Grashang oberhalb kann in beliebiger Routenwahl überwunden werden, die Schwierigkeiten liegen im oberen T5-Bereich. Ich halte leicht links und finde bald zwei umgestürzte Bäume, die mir den Aufstieg erleichtern. Nochmals links haltend, bietet ein weiterer herumliegender Baumstamm ordentlich Halt. An dieser Stelle erblickt man bereits den Gipfel, der links haltend über Wurzeln und langsam flacher werdendes Gelände erreicht wird.
Bewertung: Mein grösster Psychoschocker war bisher sicher die Winterbegehung der Schwarzenberg Ostwand. Damals hatte ich nicht mal mehr Interesse daran, irgendwo noch eine Schlüsselstelle zu fotografieren. Diese Tour hier beging ich bei absolut trockenen, geradezu perfekten Verhältnissen, entsprechend schön war das Erlebnis. Eine Begehung bei schlechten Bedingungen oder im Winter –namentlich in der Schlüsselpassage- halte ich dann aber für ein äusserst abenteuerliches Vergnügen.
Supertour an einem tollen Tag im Alleingang.

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