Hörnli mit Gehacktem und Beigemüse


Publiziert von Tobi , 3. Juli 2013 um 21:08.

Region: Welt » Schweiz » Nidwalden
Tour Datum: 6 Juni 2013
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Stanserhornkette   CH-NW   Ruch- und Walenstockgruppe 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1750 m
Abstieg: 1050 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Wolfenschiessen
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Wirzweli

In den höheren Lagen hält sich der Schnee hartnäckig. Dies gibt Gelegenheit, Gipfel in tieferen Regionen aus dem Dornröschenschlaf zu wecken. Solche touristisch uninteressante Ziele gibt es zum Beispiel im Engelbergertal zu entdecken.
 
Vom Bahnhof Wolfenschiessen (511m) marschiere ich der Engelberger Aa entlang bis zur Talstation der Seilbahn nach Diegisbalm. Dort informiert eine Tafel, dass der Bergweg nach ebenda wegen Unwetter offiziell gesperrt sei. Böse wie ich bin, setze ich mich darüber hinweg und werde prompt mit dreckigen Schuhen bestraft. Der Weg ist an einigen Stellen von kleineren Murgängen bedeckt, die von der Konsistenz her durchaus an das im Titel erwähnte „Ghackete“ erinnern.
 
Von Diegisbalm (1005m) folge ich noch einige Meter dem Bergweg Richtung Büelen (ebenfalls gesperrt), zweige aber kurz nach dem Kernalpbach ab. Der Einstieg zu diesem Pfad direkt hoch zu Pt 1158 ist nicht einfach zu finden, auch im Wald sind fast keine Spuren einer Begehungen zu erkennen. Beim Gebäude (1158m) - scheint eine ehemalige (militärischen?) Seilbahnstation zu sein - biege ich auf das Weglein nach Norden ab. Doch schon bald verlasse ich dieses und beginne mit dem weglosen Aufstieg durch den Stäfeliwald. Anfänglich orientiere ich mich meist an der Falllinie, mit der Zeit wird der Sporn immer deutlicher. Auf etwa 1440m lasse ich mir ein kurzes T6-Intermezzo an einem brüchigen Felsturm (inkl. Tobi-Sprung-Generika im Abstieg) nicht nehmen. Diese Einlage hätte ich mir sparen können, denn auch das Hörnli mit seinen Vorgipfel bietet noch genügend Action (ca. T5). Nach dem dritten Gratzacken steht man endlich auf dem höchsten Punkt des Hörnli (1576m).
 
Nach dieser Hikr-Erstbesteigung folge ich weiter dem Grat und Überschreite dabei noch einen Nachgipfel des Hörnli. Das Gelände weitet sich nun wieder etwas und geht in den Plattenboden über. Ich kämpfe mich weiter die Flanke zum Winterhaltengrat (1756m) hoch, wobei mir nicht die Höhenmeter zu schaffen machen, sondern die dichte Vegetation. Insbesondere die Wachholderstauden finden Gefallen an meinen Waden im kurzen Beinkleid. Vom höchsten Punkt dieses Grates geht es in ziemlich direkter Linie runter zum saftigen (wegen dem vielen Schmelzwasser) Feldmoos. Von dort quere ich rüber zur Alp Dossen (1637m).
 
Von den Alphütten traversiere ich weiter nach Südosten zum Grat, der sich vom Alpelenstock runterzieht. Dabei beweise ich etwas zu wenig Geduld und beginne zu früh mit dem Aufstieg. Durch ein moosiges Couloir (T6) gelange ich schliesslich auf den Grat. Besser wäre wohl noch weiter zu queren, bis man sich auf dem Sporn befindet, der sich von der Zingelenegg hochzieht. Von dort beginnt auch die im SAC-Führer „Zentralschweizer Voralpen“ beschriebene Route (R1244, BG), der ich nun folge. Dieser Grat zum Nordostgipfel des Alpelenstock (1882m) erweist sich als äusserst wild (T6-) und auch botanisch ziemlich widerspenstig.
 
Vom Nordostgipfel sieht der direkte Aufstieg zum Hauptgipfel furchteinflössend aus. Ich steige in die Scharte ab, aber auch von hier präsentiert sich die Situation noch abschreckend. Dennoch wage ich mich auf Wildwechsel einige Meter in die Ostflanke hinein, aber diesmal löst sich leider nichts in Wohlgefallen auf. So blase ich zum vorsichtigen Rückzug. Und während ich bisher Schneekontakt vermeiden konnte, muss ich nun in den sauren Apfel beissen und durch den tiefen Schnee stapfen. Unter den Gipfelfelsen quere ich in der Nordflanke und erreiche den Alpelenstock (1978m) so quasi von hinten über den Grat.
 
Vom Gipfel steige ich wieder über das Grüeblengrätli ab und steche alsbald möglich zur Laucheren Alp hinunter. Der Schwung reicht leider nicht ganz hoch bis zum Laucherenstock (2005m). Es folgt der direkte Abstieg nach Nordosten. Hier erlauben die Altschneefelder teilweise einen knieschonenden Abstieg. Doch sobald man die Vorteile der weissen Pracht zu loben und schätzen beginnt, zeigt sie wieder ihr wahres Gesicht und lässt einen bis zu den Knien einsinken... Nach der Chälenhütte (1737m) gehört der Schneekontakt definitiv der Vergangenheit an. Auf der Fahrstrasse wandere ich Richtung Wirzweli.
 
Nach dem Miserengrat packt mich nochmals die Abenteuerlust und so überschreite noch den Ronengrat (1650m) in seiner voller Pracht. Gemäss Karte weisst dieser Grat zwei gleich hohe Gipfel auf. Doch welche Zacken diesen Punkten entsprechen, lässt sich im steten auf und ab schwer sagen. Pfadspuren sind fast durchgängig vorhanden (ca. T4). Vor dem Abstieg nach Wirzweli (1206m) gönne ich mir noch ein Eiskaffee im Bergrestaurant Gummenalp.
 
 
Fazit: Mit solchen Hikr-Erstbesteigungen lassen sich wahrlich keine alpinistischen Lorbeeren abstauben. Für einen unterhaltsamen Wandertag in genussvoller Einsamkeit sorgen sie trotzdem. Gemäss SAC-Führer fristen Hörnli und Winterhaltengrat ein Dornröschendasein. Vielleicht auch, weil die dazugehörige Routenbeschreibung in ebendiesem Büchlein nur den direkten Aufstieg von Büelen auf die Plattenegg erklärt. Ob da mein Bericht mehr bewirken kann, mag ich allerdings zu bezweifeln…
 

Tourengänger: Tobi


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Kommentare (3)


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MaeNi hat gesagt:
Gesendet am 4. Juli 2013 um 16:50
> Mit solchen Hikr-Erstbesteigungen lassen sich wahrlich keine alpinistischen Lorbeeren abstauben.

Ist ja eigentlich auch nicht nötig. Hauptsache mit Freude dabei!

GlG und weiterhin spannende und unfallfreie Touren
N&M

Tobi hat gesagt: RE:
Gesendet am 9. Juli 2013 um 20:35
Da kann ich voll und ganz zustimmen!
Bei solchen alpinistischen Taten läuft man aber auch nicht Gefahr, von Sherpas mit Steinen beworfen zu werden...

Auch euch weiterhin tolle Tour,

Gruss Tobi

MaeNi hat gesagt: RE:
Gesendet am 10. Juli 2013 um 08:33
:-)


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