Ben Nevis (1344m) - mit langem Anlauf auf Schottlands Höchsten


Publiziert von highpointa , 13. Juni 2013 um 16:36.

Region: Welt » United Kindom » Schottland
Tour Datum:15 Mai 2013
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: GB 
Zeitbedarf: 11:30
Aufstieg: 2450 m
Abstieg: 2450 m
Strecke:26,9 Kilometer
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Fort William der beschilderten Straße ins Glen Nevis bis zum Youth Hostel folgen.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Siehe Ausgangspunkt.
Unterkunftmöglichkeiten:Glen Nevis Youth Hostel, Fort William, Inverness-shire PH33 6SY, Tel.: 01397 702336, email: glen.nevis@syha.org.uk

Der lange Snowplod in den Cairngorms hat uns eines gelehrt: Es ist gerade nicht die Zeit für Monstertouren. Und so schnicken wir denn auch vorsorglich unseren angedachten Ben Nevis-Bagger via „Eightsome Reel“. Bei diesem Bergmarathon über insgesamt acht Munros wird erst die gesamte Grey Corries-Gruppe abgelaufen, dann fallen der Reihe nach die vier 4,000-Füßler der Region, mit dem höchsten Schotten als Grande Finale. 33 Kilometer Strecke und eine Höhendifferenz von 3.300 Metern sind dabei zu bewältigen. Bei gutem Wetter und schneefreien Corries/Graten an einem langen Tag gut machbar, unter den aktuellen Bedingungen aber wohl kaum. Deshalb probieren wir es erst gar nicht.
 
Die Alternativen: Ben Nevis über den Verbindungsgrat vom benachbarten Munro Carn Mor Dearg (die sogenannte „CMD-Arête“). Und wenn das nicht gehen sollte: über die Normalroute (den sogenannten „Mountain Track“). Die sollte es am Ende des Tages dann tatsächlich werden – aber erst nach ziemlich langem Vorspiel und zwei gescheiterten Versuchen, die Arête zu erreichen.
 
Versuch 1: Start um 8:00 Uhr am Glen Nevis Youth Hostel. Über den „Mountain Track“ hoch bis zur Weggabelung am Lochan Meall an t-Suidhe, dort geradeaus weiter, dann Abstieg ins Coire Leis. Weiter bis zur (verschlossenen) CIC-Hütte tief im Talkessel. Vergebliche Suche nach der steilen Direktführe auf den Carn Mor Dearg. Die ganze Flanke ist zugeschneit, und der Schnee hat leider die Konsistenz von Hundescheiße – zu rutschig für Bergstiefel, zu matschig für Steigeisen. Außerdem verstellt inzwischen eine tiefhängende Wolke den Blick auf die oberen 200 Meter. In was für ein Terrain wir dort steigen würden, läßt sich nicht abschätzen. Verdikt: zu heikel. Wir brechen ab, Sicherheit geht vor.
 
Versuch 2: Einige hundert Meter Richtung Talgrund hinunter, dann nach rechts in die hier moderater geneigten, schneefreien und vor allem übersichtlicheren Hänge des Carn Mor Dearg gequert. Auf den Trittspuren der vom Tal heraufziehenden Standardroute aufwärts, bis sie sich im Schnee verlieren und wir uns wenig später im Nebel. Eine dunkle Wolke macht die weitere Wegfindung zum Ratespiel. Wir raten falsch, stehen plötzlich in viel zu steilem Terrain auf glitschigen Schneefeldern und kämpfen um halbwegs sicheren Stand. Ärgerlich: Einmal mehr gemahnt die Beschaffenheit des weißen Untergrunds an frischgelegte Vierbeiner-Tretminen. Und ob das Gelände vor oder über uns sicherer wird, läßt sich mangels Sicht nicht feststellen. Sprichwörtlich dumm gelaufen, das. Wir brechen erneut ab, Sicherheit geht vor. Und das war’s dann auch für heute mit dem Carn Mor Dearg, wir haben keinen Bock mehr, manchmal soll es halt nicht sein.
 
Abstieg über die Standardroute, die zum Torlundy Parkplatz führt. Von dort wollen wir weiter nach Fort William laufen und uns dann ein Taxi zum Youth Hostel nehmen. Den Rest des Tages die Beine hoch legen, morgen dann den Ben Nevis nochmal über den Mountain Track angehen. Der Plan hält bis zur 280-Meter-Marke, die bedingungslose Kapitulation nagt zu sehr am Gemüt, drei Fragen martern das Oberstübchen. Wollen wir uns, erstens, tatsächlich damit abfinden, dass wir heute gipfellos bleiben? Sind wir, zweitens, nicht erst sechs Stunden unterwegs? Und ist, drittens, der Tag nicht eigentlich noch viel zu jung?  
 
Antwort 1: No way! Antwort 2: Sogar noch knapp drunter!! Antwort 3: Absolut!!!
 
Konsequenz: Spontane Richtungsänderung. Der Ben Nevis muß heute noch gehen. Wir steigen linkerhand zum Fluß runter und überqueren ihn wenig elegant an ungeeigneter Stelle bei viel zu starker Strömung über viel zu rutschige Felsen. Die Beinahe-Katastrophe wird mit einem beherzten Sprung in den Matsch des gegenüberliegenden Ufers gerade noch so verhindert, dann stapfen wir weglos über sumpfige Grasmatten 350 Meter aufwärts direkt auf die Weggabelung zu, an der wir fünf Stunden zuvor schon einmal standen. Von hier leitet der bestens ausgebaute Mountain Track zu den Zigzags, die unschwer zum Gipfelplateau führen. Ab 850 Metern liegt Schnee, an der 1000er Marke steigen wir einmal mehr in eine dichte Wolke, und als wir am Gipfel ankommen, sehen wir keine 15 Meter weit. Egal, Hauptsache oben, unser 31. Europäischer Country Highpoint ist im Sack. 2:20 Stunden sind seit unserem Sinneswandel vergangen.
 
Der Rückweg tut ein bisschen weh, was uns nicht mehr wundert, als wir am Glen Nevis Youth Hostel die Statistik checken: 26,9 Kilometer Gesamtstrecke und 2450 Höhenmeter im Auf-/Abstieg. Das ist, als hätte man den Benis, wie wir ihn inzwischen nennen*, (fast) zweimal back-to-back gewuppt. Viel Aufwand für vergleichsweise wenig Ertrag. Aber: no regrets. Solche Tage gibt’s halt.
 
Den „Eightsome Reel“ machen wir dann beim nächsten Mal …
 
* Nur zwei Tage nach unserem Devil’s Point-Stelldichein ist sein Einfluß offenkundig noch spürbar …
 
ANMERKUNG ZUM GPS-TRACK: Nur zur Ansicht und Erheiterung. Nachahmung wäre ausgemachter Schwachsinn.

Tourengänger: highpointa


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Kommentare (2)


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pame hat gesagt:
Gesendet am 15. Juni 2013 um 21:15
Na ja, was soll's. Der CMD-Grat im Nebel ohne Aussicht ist wahrscheinlich eh' relativ uninteressant :-)
Gruss
Patrick

highpointa hat gesagt: RE:
Gesendet am 17. Juni 2013 um 01:17
Da hast du wohl Recht. Wir hoffen, dass es beim naechsten Mal besser passt. Der "Eightsome Reel" steht nach wie vor auf dem Zettel, und da waere der Grat dann ja auch wieder dabei.


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