Clariden 3268m / Gross Schärhorn 3295m


Publiziert von Bombo , 10. Juni 2013 um 20:10.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum: 8 Juni 2013
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Ski Schwierigkeit: ZS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   CH-UR   Claridengruppe   Ortstockgruppe 
Zeitbedarf: 7:45
Aufstieg: 2250 m
Abstieg: 2250 m
Strecke:siehe GPS-Datei
Zufahrt zum Ausgangspunkt:mit PW bis Klausenpass, kostenlose Parkplätze inkl. Toiletten und Wasser
Kartennummer:LK 1:50'000, Bl 246 S "Klausenpass"

Offizieller Skitouren-Saison-Abschluss 2013


Noch liegt genügend Schnee in höheren Lagen, das Wetter zeigt sich nun auch von der frühlingshaften, ja beinahe schon sommerlichen Seite und die Skis sind zwar abgenutzt, aber nach wie vor bereit für irgendwelche Schnee-Schandtaten. Die letzte Skitour auf den Pfannenstock liegt bereits schon wieder 1 1/2 Monate zurück und irgendwie fehlte es an einem "offiziellen" Saisonabschluss. Offiziell bedeutet für mich nicht, dass es zwingend die letzte Skitour gewesen sein muss, aber mindestens in Gedanken wollte ich die Saison feierlich abschliessen und dies macht man am besten mit einem würdigen Gipfel, bei Kaiserwetter und top Schneeverhältnissen. Geht das überhaupt anfangs Juni?

Und wie das geht! Die zahlreichen Toureneinträge in verschiedenen Internetforen des heutigen Tages wie auch der letzten Tage beweisen eindeutig, dass die Gipfel mit den Skis unter den Füssen noch immer gerockt werden und dies meist ohne Fusszustieg über blühende Alpwiesen und bereits vorhandenen Alpen-Frisbees (= Kuhfladen). Ich persönlich hatte seit einiger Zeit das Reissen, mal wieder den Clariden 3268m sowie das Gross Schärhorn 3295m zu besuchen. Letzteres kannte ich erst als Sommer-Hochtour und höre immer wieder, was für ein toller Skiberg dieses ist. Internet-Einträge von zwei meiner Lieblingsautoren, den Herren belrob und Rais, bestätigten meine Wahl für diese Tour und entsprechend gross war meine Vorfreude auf den Folgetag.

Das Nachtessen fiel der Planung und der Packerei zum Opfer, entsprechend gab's auf meiner Fahrt hoch zum Klausenpass 1948m nichts weiter als zwei Sandwichs und dann war auch schon (endlich) Zeit (nämlich ca. 23.30 Uhr), die Füsse im VW-Bus hochzulagern und mich der Nachtruhe zu widmen. Den Wecker stellte ich auf 02.15 Uhr, wollte ich in zügigem Tempo doch den Sonnenaufgang auf dem Gipfel des Clariden geniessen. Man rechne nun... Exakt, nach rund 2 1/2 Std. Schlaf war ich definitiv noch nicht in der Fassung, auch nur einen einzigen Schritt aus dem Auto zu wagen. Der Wecker wurde also um 1 Std. nach vorne gestellt und viel zu schnell stand ich um 03.20 Uhr vor der selben Situation wie 1 Std. zuvor. Diesmal gab es aber keine Entschuldigung, weshalb ich um 03.40 Uhr den Parkplatz hinter mir liess und im Schein meiner Stirnlampe sowie den tausenden von hell leuchtenden Sternen in richtung Tierälpligrat davon zog.

Vor dem Iswändli 2880m wurde ich dann vom ersten Tourengänger eingeholt und es ging nicht lange, bis zwei weitere aufschlossen. Der wenige Schlaf sowie das fehlende Essen am Abend zuvor rächte sich nun und die Energiereserven wurden auf's erste angezapft. Dafür aber gab es einen prächtigen Sonnenaufgang, welcher die beinahe leeren Batterien gleich wieder füllte und für enorm viel Motivation und Stimmung sorgte. Schön auf dieser Welt zu sein! - das dachte ich mir mehrmals auf dieser  Tour.

Beim Skidepot am Fuss des Clariden Vorgipfel 3191m traf ich auf Wildniswal und da wir selbige Tagesziele hatten, zogen wir gemeinsam los. Während dem Fussaufstieg in richtung Hauptgipfel kreuzten wir dann aber doch noch ein paar "Noch-Früher-Aufsteher", unter anderem zwei Sonnenaufgang-Gipfelgeniesser, welche den Klausenpass um 01.15 Uhr hinter sich gelassen haben. The early bird catches the worm - den Gesichtsausdrücken nach ging die Rechnung voll auf.

Dank unseres frühen Starts hatten wir bei den Sicherungsketten weder Stau noch Gegenverkehr, entsprechend entspannt war diese Schlussetappe. Den Gipfel des Clariden 3268m (06.50 Uhr) konnten wir für uns alleine geniessen - ein wahrer Genuss in Anbetracht der fantastischen Aussicht und der angenehmen Temperaturen. Der Rückblick hinunter richtung Tierälpligrat, wo unzählige, ja beinahe schon hunderte von weiteren Gipfelaspiranten sich näherten, liess uns nach einer kurzen Rast wieder aufbrechen, sodass wir auch im Abstieg zum Skidepot dieses ohne grösseren Gegenverkehr problemlos erreichten. 

Der Blick auf die Uhr, es war ca. 07.30 Uhr, sowie das Abrufen der eigenen Energie-bereitschaft gab das "OK" für das Gross Schärhorn 3295m, das zweite Tagesziel von heute. Um dieses vom Chammlijoch 3021m via Südsporn des Chammlihoren aus zu erreichen, bedarf man sich zuerst einer Tortur, als würde man über mehrere Minuten über ein Waschbrett "geschrubbt". Spätestens bei der Ankunft unterhalb des Südsporns fragte ich mich, ob noch alle Knochen und Gelenke am selben Ort wie zuvor beim Chammlijoch waren - Gebiss- und Windelträger, seit auf der Obhut, nichts ist mehr dort, wo es sein sollte!

Der Aufstieg über die steile Ostflanke ist technisch unschwierig, ebenso auch der letzte Fussaufstieg (dank guter Spur ohne Steigeisen und ohne Pickel). Wären da nur nicht die tonnenschweren Beine und die brütende Sonne, welche den Gang zum Gipfel alles andere als einfach gestalteten. Dennoch schüttelten wir uns um 09.20 Uhr die Hände und gratulierten zum Gross Schärhorn 3295m. Auch hier hatten wir das Glück, noch vor den grossen Massen zu sein, wobei ein grosser Teil davon sich bereits beim Skidepot für den Fussaufstieg rüsteten. Man hätte wirklich meinen können, dass es heute auf beiden Gipfeln etwas kostenlos gegeben hätte - oder gab es das und wir Deppen hatten es schlichtwegs nicht kapiert?

Vom Gross Schärhorn hat man nun verschiedene Abfahrtsmöglichkeiten, unter anderem die Abfahrt von der Chammlilücke 2854m zum Klausenpass oder dann der Wiederaufstieg zum Chammlijoch 3021m mit der anschliessenden und auf jeden Fall lohneswerteren Abfahrt über das Iswändli. Letztere Variante hat den grossen Vorteil, dass der Schnee von Beginn weg gut aufgesulzt ist und keine lästigen Lawinenkegel sich dem Skifahrerherz in die Wege stellen. Desweiteren müsste man bei der Chammlilücke-Variante ab ca. Chammli mühsam und teilweise mit Stockeinsatz zum Pass traversieren, während man bei der Chammlijoch-Abfahrt in direkter Linie das Ziel erreicht. Schnee hat's bei beiden Varianten noch genügend - es stellt sich mehr die Frage, ob man noch genügend Power für den Wiederaufstieg zum Chammlijoch hat oder ob die Luft bereits draussen ist und man den Schleudersitz ziehen muss.

Bei uns war eigentlich die Luft draussen - das darf man ruhig zugeben. Die Aussicht jedoch auf eine fantastische Skiabfahrt hinunter vom Chammlijoch mobilisierte auch noch die letzten Fettzellen und Muskelfasern, sodass der Wiederaufstieg zum Chammlijoch 3021m zwar kein Zuckerschlecken, aber auch kein Teufelsritt wurde. Peter, ein sympathischer und sehr fitter Tourengänger aus Schwyz, gesellte sich schon beim Aufstieg zum Gross Schärhorn zu uns - er war es denn auch, welcher das Tempo hoch zum Joch bestimmt hatte und wir wie zwei ausgetrocknete Wüstennomaden hinterher eierten. Auf dem Plateau um 10.45 Uhr angekommen wurden die Felle heute zum dritten Mal abgenommen und endlich folgte das, worauf wir uns schon den ganzen Morgen über freuten: eine perfekte Frühlingsabfahrt, welche nicht besser hätte sein können. 

Genialer und vor allem auch genügend Schnee, wenig Leute in der Abfahrt (erstaunlicherweise immer noch welche im Aufstieg!!) und plötzlich wieder vorhandende Kraft- und Energiereserven, welche nach ein paar Meter einfahren diese letzte Tagesetappe zu einem wahren Eldorado verwandelten.

Nach 20km Distanz (stimmt das wirklich?) und beinahe 4 3/4 Std. Bewegungszeit war die Einkehr auf der Sonnenterrasse des Pass-Restaurantes Pflicht und Kür sogleich, wo sonst kann man noch kostenlos seine Benzin- bzw. Dieselschleuder ganztags parkieren. Nach einer wohltuenden kulinarischen Rast ging's für mich anschliessend nach Hause an den Zugersee, wo in Badehosen und Strandtuch einmal mehr der Sommer eingeläutet und gefeiert wurde.

Ein offizieller Saison-Abschluss, welcher für mich nicht hätte schöner sein können. Auch wenn es nicht eine Saison gespickt mit 4000er-Skihochtouren und unzähligen sonstigen Skitouren war, so blicke ich (im Gegensatz zu vielen anderen ständig jammernden Hikr-Genossen) auf eine fette, geile Powderzeit zurück, meist gespickt mit viel Sonnenschein und unzähligen Freudenjuchzer. 

Gruss und Dank an Alex und Peter - war toll mit Euch!


Tour im Alleingang, ab Clariden-Vorgipfel mit Alex, ab Gross Schärhorn-Aufstieg zusätzlich mit Peter. Merci belrob und Alpin_Rise für Eure Auskünfte am Abend zuvor!


SLF: "Sommerpause"





Route Nr. 533/534 - Skitouren der CH - Scanavino/Gansser/Auf der Maur (ZS- bzw. S-)
Route Nr. 830a/830b/840a - Zentralschweizer Voralpen und Alpen - M.Maier (S- bzw. ZS-)



Tourengänger: Bombo


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Kommentare (4)


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adrian hat gesagt:
Gesendet am 10. Juni 2013 um 21:59
Ja mein Lieber, da haben wir uns verpasst ;-)
So früh sind wir dann doch nicht gestartet. Aber schön war's alleweil!
Vielleicht das nächste Mal.
Gruess!

Felix hat gesagt:
Gesendet am 11. Juni 2013 um 10:15
was für ein Finale!
Gratuliere - und lg, Felix

Freeman hat gesagt: Geniale Tour
Gesendet am 11. Juni 2013 um 22:27
Herzliche Gratulation zu dieser super Abschlusstour :o)

Gruss Freeman

Bombo hat gesagt:
Gesendet am 11. Juni 2013 um 22:42
Danke! Euch eine tolle, sonnige und unfallfreie, bevorstehende Sommersaison! Die wird genial, da bin ich mir sicher :-)

Beste Grüsse
Bombo


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