Clariden - Schärhorn mit Zugaben
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Ein traumhafter Skimorgen am Klausen mit fünf Gipfeln und Gipfelchen
Was war es nicht für eine merkwürdige Skisaison: zwei Skitouren im Dezember, dann drei Monate Langlauf-Skis in Norwegen und zwei Monate Corona-Pause, wobei ich immerhin Ende April ein paar Mal arbeitshalber die Latten anschnallen durfte. Somit stand für mich an diesem Auffahrtsmorgen gewissermassen die erste richtige Skitour im 2020, wie auch das Saisonende an. Wohin die Reise führen sollte, dafür gab's für mich keine Zweifel: Die Clariden-Schärhorn Kombi habe ich schon einige Male gemacht - es ist jedes Mal ein Déjà-Vu, eines von der Sorte zum süchtig werden. Also einmal mehr: früh los, Sonnenaufgang auf dem Clariden und weiter, um auch am Schärhorn noch vor den Massen zu sein. Dieses Mal packte ich zu den beiden oft begangenen Paradegipfeln aber noch drei weitere, kleine dazu, was der Tour eine Prise Neuland gab. Denn 3000er ohne Hikr-Bericht gibt's in dieser Region sonst kaum mehr zu holen. Mit 2500 Höhenmetern war die Ski-Runde recht lang. Dank guter Bedingungen lief's heute aber wie geschmiert, so dass ich besser noch weitere Aufstiege angehängt hätte, denn trotz den fünf Gipfeln war ich zu früh in der Abfahrt...
Als ich um halb vier auf dem Klausenpass ankomme, tanzen schon Stirnlampen-Kegel am Hang und der Parkplatz ist erstaunlich gut gefüllt. In der Dunkelheit finde ich ein Schneefeld, das bald endet. Da der Aufstieg über die trockenen Wiesen effizienter ist, buckle ich die Skis bis ca. 2150 m.ü.M. So wenig Schnee habe ich hier zu dieser Jahreszeit noch nie gesehen. Auch bei meinen Clariden-Aufstiegen Mitte Juni war es deutlich mehr... Weiter oben sind die Bedingungen aber bestens nach sehr guter Abstrahlung in der Nacht. Für die Steilstufen sind die Harscheisen von Vorteil, ab und zu ist es sogar geschickter kurz zu tragen, da der Schnee bis unters Iswändli teils schon knapp ist. Die Morgenstimmung - mittlerweile habe ich die anderen Tourengänger weit hinter mir gelassen - ist einmal mehr gewaltig. Nach dem sanften Licht der blauen Dämmerung, flutet Rot die Landschaft. Den Vorgipfel (komplett schneefrei) erreiche ich mit dem Sonnenaufgang. Auch der Schlussaufstieg präsentiert sich anders als sonst. Kaum mehr Schnee, so dass die Steigeisen im Rucksack bleiben. Der Blick aufs Gipfelkreuz in den ersten Sonnenstrahlen - einfach so schön, dass ich dieselbe Tour noch 100 mal machen könnte.
Nach einer ausgiebigen Rast mit fantastischer Weitsicht und Windstille (noch kaum je erlebt auf dem Clariden) fahre ich bei harten Bedingungen auf den Claridenfirn ab. Der Schnee ist griffig und der Hang macht richtig Spass. Dann kommt der Teil, auf den ich mich fast am meisten gefreut hatte: Eine lange Querung mit gutem Tempo über die weiten Firnflächen von Clariden- und Hüfifirn an den Fuss des Schärhorns. Immer noch mutterseelenallein - es fühlt sich an, wie auf einem anderen Planeten. In der Morgensonne geht es effizient in die Höhe. Mächtige Lawinen zeugen von der Schlechtwetterperiode der letzten Woche. Kurz vor dem Schlusshang zum Schärhorn biege ich nach links ab gegen den Bocktschingelgrat. Wieso dieser eigentlich gut erreichbare Gipfel mit eindrücklichem Tiefblick noch keinen einzigen Hikr-Eintrag hatte, ist mir schleierhaft. Es geht über eine Schneekuppe zum Skidepot und von dort noch über einen kurzen Grat zum höchsten Punkt. Eine Mini-Abfahrt bringt mich zurück auf die Schärhorn-Route, wo ich zu Fuss zum Skidepot steige. Auch hier braucht es aktuell keine Pickel und Steigeisen.
Wiederum eine ausgiebige Rast auf dem Schärhorn in absoluter Stille - mir wird klar, dass ich schon eher zu früh für eine gute Abfahrt bin. Ich traversiere rechts in die genau ostexponierten Steilhänge und finde dort doch perfekte Verhältnisse. Weiter unten zwar noch hart aber genial zu fahren! Mittlerweile haben sich rund zwei Dutzend Tourengänger am Fuss des Schärhorn eingefunden - nichts wie weiter! Ich felle zum dritten Mal an, steige zurück gegen das Chammlijoch und biege bald links gegen die Scharte Pt 2974 ab. Skidepot und auf dem einfachen, aber netten Grätchen zu den Chammlihoren. Der weit imposantere südliche Turm ist wohl etwas niedriger als "mein" Gipfelchen, aber dürfte schwierig zu erreichen sein. Auch für den kotierten höchsten Punkt ist etwas Kletterei erforderlich, die Überschreitung ist sogar kurz sehr schmal und exponiert, besser gelangt man von Süden hoch. Zurück beim Skidepot studiere ich den Südaufstieg zum Chammliberg (die Normalroute dürfte aufgrund Gletscherrückgang und einem kürzlichen Felsausbruch kaum mehr begehbar sein). Zuerst scheint mir die Felsbastion zu abweisend, doch von nahem sehe ich Haken und eine Schlinge, wahrscheinlich II-III, oben einfacher. Für den Chammliberg ist mir der Schnee aber schon zu weich in der steilen Südflanke. Kurze seidenfeine Abfahrt auf den Gletscher und letzter Anstieg zum Clariden Westgratgipfel (Pt 3127), ein logischer Abschluss. Die Abfahrt ist oben leider noch hart und aufgrund der vielen Spuren sehr kratzig. Weiter unten lässt sich den Umständen entsprechend aber recht gut fahren. Erstaunlicherweise findet sich ein gewundenes, teils schmales Schneeband, das etwas links ohne Unterbrechung bis ganz hinab führt.
Durchgangszeiten:
Klausenpass: 3.37
Clariden: 6.06
Gross Schärhorn (inkl. Bocktschingelgrat): 7.56
Klausenpass (inkl. Chammlihoren und Clariden Westgratgipfel): 10.12
Was war es nicht für eine merkwürdige Skisaison: zwei Skitouren im Dezember, dann drei Monate Langlauf-Skis in Norwegen und zwei Monate Corona-Pause, wobei ich immerhin Ende April ein paar Mal arbeitshalber die Latten anschnallen durfte. Somit stand für mich an diesem Auffahrtsmorgen gewissermassen die erste richtige Skitour im 2020, wie auch das Saisonende an. Wohin die Reise führen sollte, dafür gab's für mich keine Zweifel: Die Clariden-Schärhorn Kombi habe ich schon einige Male gemacht - es ist jedes Mal ein Déjà-Vu, eines von der Sorte zum süchtig werden. Also einmal mehr: früh los, Sonnenaufgang auf dem Clariden und weiter, um auch am Schärhorn noch vor den Massen zu sein. Dieses Mal packte ich zu den beiden oft begangenen Paradegipfeln aber noch drei weitere, kleine dazu, was der Tour eine Prise Neuland gab. Denn 3000er ohne Hikr-Bericht gibt's in dieser Region sonst kaum mehr zu holen. Mit 2500 Höhenmetern war die Ski-Runde recht lang. Dank guter Bedingungen lief's heute aber wie geschmiert, so dass ich besser noch weitere Aufstiege angehängt hätte, denn trotz den fünf Gipfeln war ich zu früh in der Abfahrt...
Als ich um halb vier auf dem Klausenpass ankomme, tanzen schon Stirnlampen-Kegel am Hang und der Parkplatz ist erstaunlich gut gefüllt. In der Dunkelheit finde ich ein Schneefeld, das bald endet. Da der Aufstieg über die trockenen Wiesen effizienter ist, buckle ich die Skis bis ca. 2150 m.ü.M. So wenig Schnee habe ich hier zu dieser Jahreszeit noch nie gesehen. Auch bei meinen Clariden-Aufstiegen Mitte Juni war es deutlich mehr... Weiter oben sind die Bedingungen aber bestens nach sehr guter Abstrahlung in der Nacht. Für die Steilstufen sind die Harscheisen von Vorteil, ab und zu ist es sogar geschickter kurz zu tragen, da der Schnee bis unters Iswändli teils schon knapp ist. Die Morgenstimmung - mittlerweile habe ich die anderen Tourengänger weit hinter mir gelassen - ist einmal mehr gewaltig. Nach dem sanften Licht der blauen Dämmerung, flutet Rot die Landschaft. Den Vorgipfel (komplett schneefrei) erreiche ich mit dem Sonnenaufgang. Auch der Schlussaufstieg präsentiert sich anders als sonst. Kaum mehr Schnee, so dass die Steigeisen im Rucksack bleiben. Der Blick aufs Gipfelkreuz in den ersten Sonnenstrahlen - einfach so schön, dass ich dieselbe Tour noch 100 mal machen könnte.
Nach einer ausgiebigen Rast mit fantastischer Weitsicht und Windstille (noch kaum je erlebt auf dem Clariden) fahre ich bei harten Bedingungen auf den Claridenfirn ab. Der Schnee ist griffig und der Hang macht richtig Spass. Dann kommt der Teil, auf den ich mich fast am meisten gefreut hatte: Eine lange Querung mit gutem Tempo über die weiten Firnflächen von Clariden- und Hüfifirn an den Fuss des Schärhorns. Immer noch mutterseelenallein - es fühlt sich an, wie auf einem anderen Planeten. In der Morgensonne geht es effizient in die Höhe. Mächtige Lawinen zeugen von der Schlechtwetterperiode der letzten Woche. Kurz vor dem Schlusshang zum Schärhorn biege ich nach links ab gegen den Bocktschingelgrat. Wieso dieser eigentlich gut erreichbare Gipfel mit eindrücklichem Tiefblick noch keinen einzigen Hikr-Eintrag hatte, ist mir schleierhaft. Es geht über eine Schneekuppe zum Skidepot und von dort noch über einen kurzen Grat zum höchsten Punkt. Eine Mini-Abfahrt bringt mich zurück auf die Schärhorn-Route, wo ich zu Fuss zum Skidepot steige. Auch hier braucht es aktuell keine Pickel und Steigeisen.
Wiederum eine ausgiebige Rast auf dem Schärhorn in absoluter Stille - mir wird klar, dass ich schon eher zu früh für eine gute Abfahrt bin. Ich traversiere rechts in die genau ostexponierten Steilhänge und finde dort doch perfekte Verhältnisse. Weiter unten zwar noch hart aber genial zu fahren! Mittlerweile haben sich rund zwei Dutzend Tourengänger am Fuss des Schärhorn eingefunden - nichts wie weiter! Ich felle zum dritten Mal an, steige zurück gegen das Chammlijoch und biege bald links gegen die Scharte Pt 2974 ab. Skidepot und auf dem einfachen, aber netten Grätchen zu den Chammlihoren. Der weit imposantere südliche Turm ist wohl etwas niedriger als "mein" Gipfelchen, aber dürfte schwierig zu erreichen sein. Auch für den kotierten höchsten Punkt ist etwas Kletterei erforderlich, die Überschreitung ist sogar kurz sehr schmal und exponiert, besser gelangt man von Süden hoch. Zurück beim Skidepot studiere ich den Südaufstieg zum Chammliberg (die Normalroute dürfte aufgrund Gletscherrückgang und einem kürzlichen Felsausbruch kaum mehr begehbar sein). Zuerst scheint mir die Felsbastion zu abweisend, doch von nahem sehe ich Haken und eine Schlinge, wahrscheinlich II-III, oben einfacher. Für den Chammliberg ist mir der Schnee aber schon zu weich in der steilen Südflanke. Kurze seidenfeine Abfahrt auf den Gletscher und letzter Anstieg zum Clariden Westgratgipfel (Pt 3127), ein logischer Abschluss. Die Abfahrt ist oben leider noch hart und aufgrund der vielen Spuren sehr kratzig. Weiter unten lässt sich den Umständen entsprechend aber recht gut fahren. Erstaunlicherweise findet sich ein gewundenes, teils schmales Schneeband, das etwas links ohne Unterbrechung bis ganz hinab führt.
Durchgangszeiten:
Klausenpass: 3.37
Clariden: 6.06
Gross Schärhorn (inkl. Bocktschingelgrat): 7.56
Klausenpass (inkl. Chammlihoren und Clariden Westgratgipfel): 10.12
Tourengänger:
Delta

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