Waldbuckelsammeln nördlich vom Fockenstein oder: Folge dem Stacheldraht!


Publiziert von Curi , 10. Juni 2013 um 18:27.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Bayrische Voralpen
Tour Datum: 8 Juni 2013
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 7:30
Aufstieg: 1200 m
Abstieg: 1200 m
Strecke:23 km

Als meine Schwester mich zum vorletzten Weihnachtsfest mit "Vergessene Pfade in den Bayerischen Hausbergen" von Joachim Burghardt beschenkte, hat sie einen echten Volltreffer gelandet. Das Buch hat mir schon letztes Jahr einige unvergesslich schöne Wandertage beschert und ist noch lange nicht ausgeschöpft. Da sich meine Lust, irgendwo höher droben über die Schneefelder zu eiern, eher in Grenzen hält, erinnerte ich mich, dort die Beschreibung einer waldreichen Wanderung in den nördlichen Tegernseer Bergen gelesen zu haben. Dies ist nun also der Nachvollzug - wobei anzumerken ist, dass sich in dieser Gegend das Wegenetz offenbar schon wieder etwas verändert hat. Das ist aber kein allzu großes Problem dank des (im Buch übrigens nicht erwähnten) Stacheldrahtzauns.
 
Bei Anfahrt mit dem Auto statt, wie vorgeschlagen, der Eisenbahn, ist noch eine halbe Wegstunde in der Isarebene zurückzulegen, um einen geschlossenen Rundweg zu bekommen. Diesen Abschnitt habe ich zum "Eingehen" gleich an den Anfang gelegt. Startpunkt war also der Wanderparkplatz zwischen Grundern und Untermberg am Ausgang des Steinbachtals (Tagesgebühr 2€. Viele haben sich die an diesem Tag gespart, indem sie bis zum Sperrschild ins Tal hineingefahren sind, wo ein breiter Seitenstreifen noch einiges an Parkraum bietet. Aber ich gehe mal optimistisch davon aus, dass die Gemeinde Gaißach meinen Obolus einer sinnvollen Verwendung zuführen wird ;-). Ich folgte dem schmalen Sträßchen Richtung Norden, bog dann rechts ab nach dem Weiler Lehen und nahm von dort den durchgehend beschilderten Wanderweg über die Schwaigeralm auf den Rechelkopf. Da stieß ich zum ersten Mal auf den Stacheldrahtzaun, der sich nun fast durchgehend an der Grenze der Landkreise Bad Tölz-Wolfratshausen und Miesbach entlangzieht und für die nächsten Stunden mein bester Wanderführer werden sollte. Stacheldraht? Ein bisschen fühlte ich mich an meine *Grenzwanderung vom vorigen Jahr erinnert, doch immerhin hat es hier in Oberbayern nie Minenfelder oder Selbstschussanlagen gegeben. Übrigens ist es nicht ganz richtig, dass der Zaun der Landkreisgrenze folgt. Vielmehr folgt er tatsächlich meiner Wanderroute (oder doch umgekehrt?), denn die Grenze macht ums Gronetseck herum einen Bogen nach Norden und wird erst am Luckenkopf wieder erreicht, der Zaun aber ist immer da - meist als einfacher, streckenweise auch als dreifacher Stacheldraht; und wo nur noch die Zaunpfosten vorhanden sind, ist doch immer ein mit drei weißen Ringen gekennzeichneter Baum in Sichtweite und markiert ebenfalls die Grenzlinie.
(Edit meint: Ein Blick auf die historische Karte auf bayernatlas.de hat mich belehrt, dass die Grenze des damaligen Landgerichts Miesbach sich tatsächlich in fast gerader Linie vom Rechelkopf übers Gronetseck zum Luckenkopf zog - genau da, wo heute der Zaun ist. Das Waldstück nördlich davon ist freilich mit "Reichertspeierer Gemeind Holz" beschriftet, und da Reichersbeuern nun mal zum Landkreis Tölz gehört, hat man die Grenze wohl später entsprechend verschoben.)
 
Eine Grenze ist nun aber nicht zwangsläufig ein Wanderweg, und so wäre es im Abstieg vom Rechelkopf besser, man benutzt den Fahrweg, der in flachem Winkel rechts abbiegt. So umgeht man das letzte, etwas steilere Stück zur Einsattelung hinunter, von der es wieder aufwärts geht Richtung Gronetseck. Noch ein paar Wochen, dann wird das Beerengestrüpp an diesem Hang ohnehin völlig undurchdringlich sein. Für so Deppen wie mich, die sich trotzdem durchschlagen, ein Hinweis: Bitte wenigstens den Reißverschluss an der Kameratasche schließen! Meine war nämlich plötzlich leer, und ich musste nochmal ein Stück weit zurücksteigen, um meinen Apparat wieder aus den Brombeeren aufzulesen.
 
Am Gronetseck kann man dann zwecks schnelleren Vorwärtskommens ein Stück weit gut eine Forststraße benutzen, muss sie aber spätestens an der Fockensteinhütte wieder nach rechts verlassen und erreicht - vorbei an einem gut gepflegten Kruzifix, das der Münchner Gebirgstrachtenverein "Fockastoana" seinen in den beiden Weltkriegen gefallenen Mitgliedern errichtet hat - den Gipfel des Luckenkopfs. Ab hier führt die Grenzlinie in südlicher Richtung übers Brauneck zum Spitzkopf und weiter zum höchsten Punkt dieser Tour, dem Huder, wo ich mir einen ersten Gipfelapfel schmecken ließ. Der war aber auch nötig, denn nun folgte der härteste Abschnitt. Zunächst schon recht steil den Südabhang des Huder hinunter, dann über ein Bächlein, hinter dem das Gelände richtig heftig ansteigt zum Sattelkopf. Die im Buch beschriebenen roten Markierungen habe ich leider nicht gefunden und mich also in Ermangelung einer besseren Orientierungshilfe einfach weiter den weiß geringelten Stämmen folgend hinaufgekämpft, immer wieder von einem Stamm zum nächsten hangelnd. Klar, dass oben sofort der zweite Apfel fällig war.
 
Die Südseite ist gottseidank viel zahmer, bald findet sich ein schmaler Fahrweg, über den zwei Jägerhochstände zu erreichen sind, und dann taucht auch schon die Aueralm auf. Das Überqueren der sumpfigen Wiese habe ich mir - nun ja bereits gesättigt - gespart, mich direkt rechts am Waldrand gehalten und dann den Wanderweg hinunter ins Steinbachtal eingeschlagen. Einer ganz neu angelegten Forststraße folgt man zunächst nach rechts, darf dann aber die noch wegweiserlose Stelle nicht verpassen, wo der Wanderweg wieder links hinunter in den Talgrund abzweigt. Der Rest ist gemütlicher "Hatscher", der Weg wird zum Sträßchen, das letzte Stück ist sogar geteert, und wenn die Häuser von Untermberg auftauchen, ist es endgültig geschafft. Der gelungenere Schlusssatz findet sich bei Burghardt: "Eine lange, waldreiche, unspektakuläre und doch merkwürdig schöne Tour geht zu Ende."

Tourengänger: Curi


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