Langgletscher und Anenhütte (2358 m)


Publiziert von rkroebl , 18. April 2013 um 21:59.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Mittelwallis
Tour Datum:15 April 2013
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT2 - Schneeschuhwanderung
Ski Schwierigkeit: L
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 3:45
Aufstieg: 940 m
Abstieg: 940 m
Strecke:Blatten - Fafleralp - Anenhütte (10 km)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Blatten Post
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Blatten Post
Unterkunftmöglichkeiten:Anenhütte: Tel. +41 (0)79 864 66 44 info@anenhuette.ch
Kartennummer:LK Lötschental 1:25'000 / GPS etrex 30

Ich geb's gerne zu. Der Hauptgrund, warum ich mich für ein paar Tage im obersten Lötschental entschieden hatte war nicht der Berg. Er war die Frau. Die hier unbekannterweise hinlänglich bekannte 'Charmante Begleitung' auf vieler meiner Touren in den Bergen und im Leben, ist für die Wintersaison März bis Mai 2013 Hüttenfee auf der Anenhütte, hoch über dem Langgletscher. Das ist dann mal ein paar Schweisstropfen für einen Aufstieg wert, meine ich.

Es waren eigentlich zwei Touren, die ich da oben machte. Einerseits ein Versuch, mit Schneeschuhen die Anenhütte zu erreichen, den ich in eine Stippvisite auf dem Langgletscher abwandeln musste, da wegen der schlagartig angestiegenen Temperaturen der noch meterhohe Schnee nirgends mehr tragfähig war. Unzählige Einbrüche bis zum Bauchnabel ermüdeten das Material und dessen Träger derart, dass ich schlussendlich spätnachmittags wegen Materialbruch den Rückzug anblasen musste. Dank von der Anenhütte heruntergebrachtem Ersatzmaterial (danke Manfred, ohne Dich und die Ersatz-Schneeschuhe wäre ich dort oben einfach leise vor mich hin gestorben!) konnte ich mich erschöpft zurück nach Blatten retten. Dort rüstete ich auf Tourenski um und bereitete mich auf den nächsten 'Angriff' auf die Anenhütte vor. Der gelang dann auf Ski auch auf Anhieb, er war sowas wie ein etwas anstrengender Spaziergang, mehr nicht. Kein Vergleich zum Versuch, das aufgeweichte Gelände mit Schneeschuhen zu begehen.

Traumhafter, sanfter Anstieg auf der für den Verkehr geschlossenen, aber zum Winterwanderweg gewalzten Strasse hinauf vom Ortsausgang Blatten ins hintere Lötschental zur Fafleralp. Das schafft man locker in etwa 1,5 Stunden, selbst wenn man wegen der unbeschreiblich schönen Ausblicke rumtrödelt. Nach der Fafleralp ist dann Natur pur angesagt, nur noch die Spur hinauf in Richtung Lötschenlücke bzw. der vorher links abzweigenden Route zur Anenhütte bleiben da um verfolgt zu werden. Ich empfehle bei Witterungsbedingungen wie denen in den letzten Tagen unbedingt auf der Spur zu bleiben (und auf keinen Fall die Sommerroute über den Guggisee zu gehen!). Die Spur zur Lötschenlücke hat sich in drei Tagen übrigens von der rechten (NO) Talseite immer näher hinunter auf den Talboden entlang der Lonza verschoben, weil sie immer wieder knapp von Schneebrettern erwischt wurde. Bei den Fotos sieht man anhand des violetten Tracks (das war die Abfahrt), dass die vorher drei Mal begangengen Spuren nicht mehr benutzt werden konnten, die waren bereits von Lawinen überschüttet und nicht mehr sicher.

Munteres Gestrampel entlang der Lonza also, bis die mit einer leuchtend orangen Stange signalisierte Abzweigung über eine Brücke (nicht als solche erkennbar, zu viel Schnee drauf) für die Route hinauf zur Anenhütte signalisiert ist. Auch hier ist dringend zu empfehlen, von nun an genau von Signalstange zu Signalstange zu gehen, Hüttenwart und Bergführer Peter Tscherrig steckt die Stangen und er weiss genau, wo die Spur durchgehen muss. Varianten wären entweder ausgesetzt oder lawinengefährdet - also schon gar nicht probieren.  Die Steigung hinauf ist streckenweise bissig, auch hier rutschte schon Schnee auf die Spur - wenn auch in kleinen Mengen. Eine leichte Tour ist das, selbst bei den herrschenden, eher schwierigen Bedingungen.

Nach nicht ganz 4 Stunden Aufstieg von Blatten her hat man sie dann kurz vor und über sich, die Anenhütte, die mit ihrer Architektur, ihrem modernen Baustil im Inneren wie Äusseren überrascht. Glückliches Wiedersehen mit Charmanter Begleitung, die mich aus dem Küchenfenster guckend während der letzten Aufstiegsmeter auf der Hütte begrüsste. Auch ich durfte mich für die beiden kommenden Tage voll ins Hüttenteam integrieren. Die wunderbare Hüttenwartin Prisca und ihr unternehmerischer, dynamischer Ehemann, Hüttenwart und Walliser Bergführer Peter Tscherrig nahmen mich auf, wie einen der Ihren, stellten mich meinen Talenten entsprechend in die Küche und liessen mich teilhaben am Leben, wie es so ist, wenn man auf einer Berghütte wartet - auch wenn der Begriff 'Berghütte' schlecht zu passen scheint, für so etwas wie die Anenhütte. Aber schleckt halt keine Geiss weg - wenn auch sehr komfortabel, sicher (die am gleichen Ort stehende Vorgängerhütte wurde 2007 von einer Lawine vollständig zerstört) und toll ausgerüstet, eine Berghütte ist sie immer noch. Strom gibt's nur in homöopathischen Dosen, Extrawürste sind vonwegen schwieriger Versorungsumstände kaum erhältlich, die übliche Disziplin der Besucher und Gäste wird erwartet. Die Arbeit für das Team in der Hütte ist hart, ein Tag hat nicht selten 18 Arbeitsstunden. In den Tagen in denen ich dort war, war die Hütte gut, aber nicht voll belegt. Gefallen hat es allen da oben, das war an der Laune all der Leute spürbar. Auch wenn die Lawinensituation für die Region (Erheblich) die eine oder andere Tour verunmöglicht hat. 

Die Abfahrt hinunter nach Blatten war für mich, der seit Jahrzehnten zum ersten Mal wieder auf Ski stand und bei den herrschenden Schneebedingungen nicht unbedingt ein Gaudium. Für mich jedenfalls weniger. Meine Begleiter, Hüttenwart Peter und der sympathische Robi aus dem Saffrandorf Mund durften ein paar mal herzlich lachen, als sie mich beobachteten, wie ich mich aus irgendwelchen Schneelöchern zu befreien versuchte. Immerhin, ich war nicht der einzige, der sich wie ein Käfer auf dem Rücken im Nassschnee versunken am zappeln vorfand.

Ab Talboden war's dann dank vorhandener Spur eine Gaudi, in den Sonenuntergang hinein nach Blatten hinunter zu flitzen.

Ein aussergewöhnliches Vergnügen war das alles, da oben im Lötschental. Wer mehr über die Anenhütte und ihre bemerkenswerte Geschichte, ihre ökologisch interessanten Fazetten und die tollen Tscherrigs sehen und lesen will, kann mal hier schauen. 

Wegen ihrer einzigartigen Lage und der vergleichsweise einfachen Erreichbarkeit (T2/WT2/L) ist die Hütte inzwischen nicht nur mein Geheimtipp. Die Vistas von da oben das ganze Lötschental hinunter und auf die Berge hin bis zum Mont Blanc Massiv sind etwas vom Schönsten, das ich je gesehen habe.

Die tabellarischen Angaben zur Tour beziehen sich auf die Skitourenvariante.

Tourengänger: rkroebl
Communities: Schneeschuhtouren


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Geodaten
 15476.gpx Blatten-Anenhütte per Ski

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Kommentare (6)


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Gelöschter Kommentar

rkroebl hat gesagt:
Gesendet am 19. April 2013 um 09:36
Danke für die Sorge, aber Unkraut vergeht nicht. :-) Irgendwie hatte mich der Teufel geritten mich auch noch für den Team-Zürimarathon anzumelden. Der musste auch noch antrainiert und absolviert sein. Jetzt sind wieder die Berge dran.

Tja, schon einsam hier unten, wenn CB so weit weg/oben als Fee fungiert...

LG, Ray

WoPo1961 hat gesagt:
Gesendet am 19. April 2013 um 15:02
Hi Ray,
ich bin Anfang Juli 2005 auf dem Weg zur Hollandia an der Anenhütte vorbei gekommen (und natürlich auch eingekehrt.. bevor Hopfen und Malz verloren ist, mußten selbige schnell wieder in den kleinen WoPobauch :-). Hatte mich beim Betrachten deiner Bilder schon gewundert,denn in meinen Erinnerunen sah die Hütte damals ganz anders aus. Danke, das du den Link mit in den Bericht gelegt hast, so konnte ich anhand der Hüttenchronik schnell herausfinden, das es eine vollkommen neue Hütte ist. Schöner Bericht, schöne Bilder!
Grüße aus Flachlandhausen
WoPo
PS, wie war dein Zürimarathon? Bin 2009 mitgelaufen, leider hat die Zeitmessung bei mir nicht funktioniert, so dass ich nicht in den offiziellen Listen auftauche.. hab damals 3:64 Std benötigt :-)) zumindest auf meiner Uhr

rkroebl hat gesagt:
Gesendet am 19. April 2013 um 15:52
Ich bin ja nur in einer Vierer-Staffel mitgerannt. Unsere Gesamtzeit (so um 3:30) brachte uns auf den 350. Platz von etwa 650 Teams. Immerhin, bei uns war keiner unter 50. :-) Den letzten ganzen Marathon habe ich 1986 gemacht, in 3:42, wenn ich mich noch recht erinnere. Mann, war ich da noch fit! :-)

Beste Grüsse ins WoPoLand!
Ray

Felix hat gesagt:
Gesendet am 23. April 2013 um 15:21
interessanter, schöner Bericht - hab mir den Link (Danke dafür) gespeichert.

lg, Felix

rkroebl hat gesagt: RE:
Gesendet am 23. April 2013 um 16:05
Merci! - und viel Vergnügen, wenn es dann soweit ist.

LG, Ray


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