Wanküberschreitung zum Saisonabschluss


Publiziert von alpensucht , 9. April 2013 um 23:21.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Bayrische Voralpen
Tour Datum: 2 April 2013
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT3 - Anspruchsvolle Schneeschuhwanderung
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Aufstieg: 1000 m
Abstieg: 1000 m
Strecke:Garmisch - St.Anton - Esterbergalm - Rosswank - Ameisberg - Daxkapelle - Garmisch ca.18km
Kartennummer:BY9 AV-Karte Estergebirge

Nach zwei erholsamen Tagen in Murnau breche ich zu einer abschließenden Solotour zum Wank auf. Mit der ersten Bahn bis nach Garmisch fahre ich und sehe dabei grau und braun statt weiß und blau. Ich hoffe auf die Wetterprognose für heute, die immerhin etwa 4 Sonnenstunden am Berg vorher sagte. Auch wenn ich bevorzugt mit mindestens einer weiteren Person auf Tour gehe, muss ich zu geben, dass man solo einfach deutlich schneller unterwegs ist (das gilt nicht für absolut eingespielte Zweier-Seilschaften...).

 

8 Uhr. Zunächst marschiere ich durch Partenkirchen am Rathaus vorbei zur Wallfahrtskirche St.Anton am Fuße des Wank, wo das Wandergebiet Estergebirge-Wank beginnt. Schweres Mehrtagegepäck und die Schneeschuhe belasten meinen Rücken. Also entscheide ich an der niedlichen Daxkapelle alles Unnötige (Schlafsack, Kocher, gebrauchte Wäsche, schwere Nahrungsmittel usw.) für diese Halbtagstour in meinen äußerst praktischen und stabilen Beutel zu packen und diesen am Wegrand zu deponieren. 8:30 Uhr.

 

Mit neu erlangter Leichtigkeit schreite ich zügig vorwärts und erwarte auf der asphaltierten Fahrstraße zur Esterbergalm bald die große Serpentine, die schlussendlich zum höchsten Punkt (P.1280m) auf diesem Abschnitt leitet. Die Oberfläche ist teils vereist. Wo noch Schnee liegt läuft es sich leichter. Die Schneeschuhe bleiben noch schön am Rucksack. Kurz vor P. 1280m bemerke ich die dünner werdende Nebelschicht, da blitzt schon kurz eine wunderschöne, blaue Lücke hervor. Die Sonne schickt ihre Wärme in den nun stark verschneiten Winterwald. Hier liegen schon bis 50cm Schnee. Schnell gelange ich an der Pausenstelle von vor drei Tagen vorbei, wo die Route auf den Hohen Fricken von Süden her beginnt. Die Fahrstraße ist vereist, hält mich aber nicht auf in gemütlichen Tempo in den Laufschritt zu geraten.

 

9:15 Uhr. An der Esterbergalm endet der Ziehweg der NO-Skiroute vom Wank, an der ich meinen Aufstieg zum Rosswank orientiere. Es kommt mir vor wie eine Autobahn (geplättet mit Pistenraupen) und irgendwie erwarte ich jederzeit einen Adrenalinjunkie-Skifahrer oder -Snowboarder, der mich übersehen könnte. Deshalb laufe ich auch am Rand und nutze bereits getretene Fußspuren. Irgendwann gerate ich bei der Steilheit (ca.30°) dermaßen außer Atem, obwohl ich schon langsam gehe, dass ich kurz pausieren muss und mich dazu entschließe, die Schneeschuhe anzulegen. Ein paar Schlücke Wasser und ein Riegel helfen mir erheblich, hatte ich doch nicht einmal ausgiebig gefrühstückt in der Bahn (nur Kleinigkeiten, weil es sich mit weniger im Magen leichter läuft).

 

Die Sonne prügelt ununterbrochen auf meine Haut, obwohl es trotzdem relativ niedrige Temperaturen hat (max. 0°). Ich gerate gut ins Schwitzen, während ich mein Tempo relativ niedrig halte und teilweise sogar kleine Serpentinen gehe, wenn das Gelände zu steil ist. Abseits der Piste liegen einige Zentimeter Neuschnee auf einer Bruchharschdecke, welche auf hartem Altschnee liegt. Im Hang beobachte ich mehrere schöne Abfahrtslinien, die Wintersportler in rasanter Abfahrt genossen haben müssen!

 

10:10 Uhr. Bald erspähe ich die beiden Schutzhütten am Rosswank, verinnerliche das Gelände, schaue auf die Karte und ziehe schnurstracks eine neue Spur von der Piste zum „Gipfel“ des Rosswank. Dabei handelt es sich lediglich um eine kaum herausragende Erhebung auf der weiten Südschulter des Wank. Dennoch überwältigen mich die Ruhe, die (vorläufige) Einsamkeit und vor allem das wunderbare Panorama mit dem Estergebirge, dem Karwendel, dem Wetterstein und den Ammergauern. Hier bleibe ich nun für über eine Stunde, esse Brot, Wurst und Käse und beobachte die ersten Abfahrer am Wank. Es dringt scheinbar jedes menschliche Geräusch von da oben an meine Ohren, so fühlt es sich an in der grandiosen Stille rundherum. Da läuft gemütlich ein älterer Herr mit Hund über die Trasse vom Wank herab zu mir hinüber. Der Hund hat wohl meine Wurst genossen. Bald stelle ich fest, dass es sich um einen Einheimischen Spazierer handelt, der ein umfassende Erfahrung am Berg aufweist. Wir geraten in einen gemütlichen Plausch über die aktuellsten Unglücke und vergangene Bergtouren. Nur greife ich dabei gerade mal auf regelrecht lächerliche vier Jahre zurück, während er von Begebenheiten von vor Jahrzehnten spricht. Er ist der Vater eines Garmischer Bergführers. Als er nach beinahe einer halben Stunde sich aufmacht um zurück zum Wankgipfel zu gehen, fallen mir noch unzählige Fragen ein, die ich ihm stellen könnte. Deshalb packe ich schnell und laufe im schnell hinterher (es ist auch meine Richtung) und wir setzen im Spaziertempo die Unterhaltung fort (Besondere Hochtouren, Jubigrat im Winter usw.). Zum Abschied gibt er mir noch einige schöne Routentipps mit auf den Weg.

 

So steige ich etwas südlich in den Hang unter dem Gipfel ein (gespurt) und spure dann fast eine südliche Diretissima-Linie (:D) hinauf zum Gipfelkreuz. Den etwas verbauten Gipfel lasse ich schnell hinter mir, schenke nur noch einem eingestürzten Iglu meine fotografische Aufmerksamkeit. Inzwischen wandelt sich der Schnee im sonnigen Bereich von herrlich-pulvrig zu immer-noch schön-aber-nasser.

 

12 Uhr. Schwer beeindruckt mich nun der Gipfel des Ameisbergs, der immerhin ein großes Kreuz trägt und von dem wunderschön überwächtete Grate hinab ziehen. Ich kann mich kaum satt sehen und gerate in leichte Euphorie, welche aber gehemmt wird durch die Unsicherheit über das Finden des interessantesten Abstiegs über den Westgrat. Doch glücklicherweise beschrieb mir der Einheimische die Route genau und ich finde Spuren einer Begehung.Vermutlich ist er hier aufgestiegen. Die Spur führt in genialster Linie auf und zwischen den Schneeverwehungen und Wächten hinab und vermittelt mir ein gewisses „alpines Flair“. Ich nehme mir viel Zeit um Fotos zu schießen, doch scheint die Sonne so hell, dass ich nur selten auf dem Display sehen kann, was ich gerade im Bild habe (Akku sparen – dunkler).

 

12:45 Uhr. In der Flanke geht es wieder in den Wald hinein, der Schnee wird nun sehr nass, die Decke dünner. Häufiger ist der Weg nun auch aper, rutschig und schmierig. Die Schneeschuhe packe ich irgendwo wieder zusammen und vertraue auf meine sehr gute Bergstiefel. Bald gelange ich auch wieder in den Nebel. Mir fällt ein, dass ich nie Sonnencreme benutzt habe heute. Das Gesicht glüht etwas. An der Wank Mittelstation ist der Weg zur Kapelle ausgeschildert. Der Abstieg zieht sich, doch habe ich noch eine Menge Zeit, bis meine Mitfahrgelegenheit am Bahnhof nach München startet. 13:20 Uhr.

 

Deshalb setze ich mich an der Kapelle entspannt hin, ziehe mich warm an und versinke in diese und jene oberflächlichen Gedanken. Zuweilen unterbricht das Klacken von Wanderstöcken den Genuss der Stille, doch hätte ich nichts gegen einen weiteren Plausch, auch mit weniger verständigen Leuten (als da oben...). Nach einer halben Stunde etwa beginne ich mit Schneeschmelzen und kochen, genieße die reichlich drei Portionen Nudelsuppe, Brot, Wurst, Käse und   hochwertigen Teehaus   Pfefferminztee. Und sinne einfach noch etwas über die vergangenen Tage nach. Auch das ein oder andere Gebet findet seine Zeit. Es ist simple Dankbarkeit gegenüber einer Kraft, der ich alles verdanke.

 

Fröhlich steige ich ab, genieße einen herrlichen Milchshake in einem italienischen Eiscafé, bei dem ich das nächste Mal auf jeden Fall wieder einkehren werde und komme bei sehr interessanten Gesprächen in vollem Auto nach München.

 

Das Beste, was ich an diesem Tag machen konnte, habe ich gemacht. Den letzten mir möglichen Spätwintertag der Saison habe ich genutzt. Der Abstieg war einsam und alternativ der Aufstieg in Ordnung. Es erweist sich fast immer als am besten, die erste Tageshälfte weitest gehend zu nutzen und den Rest nur im Notfall zum Abstieg zu verwenden (leichteres Gelände). Das ist mir diesmal sehr gut gelungen. Die „Wächten“ waren unproblematisch, weil sie sich meist in kaum absturzgefährdetem Gelände befanden.


Tourengänger: alpensucht


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