Nagelfluhkette - Überschreitung


Publiziert von Peter K. , 20. Februar 2013 um 23:12.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:18 Februar 2013
Ski Schwierigkeit: ZS
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 6:45
Aufstieg: 1550 m
Abstieg: 2450 m

Nagelfluhkette – Überschreitung

Selten habe ich eine Skitour erlebt, die mich bereits von Beginn an so in ihren Bann gezogen hat wie die Überschreitung der Nagelfluhkette im westlichen Allgäu. In stetem Auf und Ab geht es entlang der neun an einer Perlenschnur gereihten Gipfel zwischen Hochgrat und Mittagberg. Das große Highlight dieser Unternehmung sind hierbei sicherlich die skurril anmutenden „Schläuche“ - von Felsrippen begrenzte Rinnen und Kare - die dieser Tour ihren einzigartigen Ruf verliehen haben. Dieser Klassiker gehört ohne Frage zu den schönsten und außerordentlichsten Skitouren des deutschen Alpenraumes.
 
Route

Die Tour beginnt für mich mit einem ziemlich späten Start kurz vor Mittag an der Bergstation der Hochgratbahn (1.704m). Mittels Tourengeher-Ticket überbrücken die antiken Eiergondeln zum fairen Preis die ersten 850 hm entlang der Pisten.
 
Südlich des Farngrats oder diesen überschreitend geht es sanft auf den Südwesthang des Hochgrats zu und über diesen nur mäßig steil zum ersten Gipfelkreuz und dem höchsten Punkt der Tour – dem Hochgrat (1.834m, 0:15 Std).
 
Direkt östlich oder knapp südlich des Gipfels in eine der zu Beginn steilen, weiten Rinnen nach Osten bis zur Gütlealpe (1.568m) abfahren. Nun in Richtung der Brunnenauscharte (1.626m) zum Westgrat des Rindalphorns aufsteigen. Nun stetig ansteigend die südseitigen Hänge zum Gelchenwanger Kopf (1.812m, ohne Bezeichnung auf LK) queren. Mit geringem Höhenverlust wechselt man im Linksbogen über einen zum Schluss schmalen Grat weiter zum eigentlichen Gipfel, dem Rindalphorn (1.821m, 0:30 Std).
 
Vom Rindalphorn wieder etwas südlich hinab zum Wegweiser unterhalb des Gipfels. Weiter nach Osten über den großen „Schlauch“ in die Gündlesscharte (1.555m) abfahren. Alternativ bietet sich die etwas steilere Rinne nördlich des Gipfels an, die parallel zur Erstgenannten in Richtung der Gündlesscharte zieht – diese Variante erfordert allerdings einen kurzen Wiederanstieg zur Scharte.
Der breite und nur mäßig steile Westgrat des Gündleskopf leitet zügig hinauf zum dritten Gipfel der Tour. Der nur wenig vorgelagerte südliche Vorgipfel wird hierbei westseitig umgangen und von der dahinterliegenden Scharte aus über einen kurzen steilen Grat der Gündleskopf (1.748m, 0:30 Std) erreicht.
 
Zurück in das Schärtchen zwischen Gündleskopf und seinem südlichen Vorgipfel und durch den steilen ostseitigen Schlauch zur Gündlesalpe (1.503m) abfahren. Wer es anspruchsvoller mag, wechselt zurück zum Vorgipfel und wählt dort eine der exponierten ostseitigen Galerien, die auf den oben erwähnten Schlauch treffen.
Vorbei an der Gündlesalpe geht es nun in weitem einen breiten Südrücken hinauf. Dieser trifft bald an einer sanften Kuppe auf den Ostgrat des Buralpkopfes. Entlang des Grates ist ein kurzer Abstecher zum Buralpkopf (1.772m, 0:35 Std) möglich.
 
Vom Buralpkopf über den Ostgrat zurück zur Kuppe und die südostseitigen Hänge leicht links haltend in Richtung Gatteralpe (1.489m) abfahren. Der fünfte Anstieg führt entlang des sanften Südwestrückens durch einen Waldriegel zum Sedererstuiben (1.737m). Entlang des Verbindungsgrates erreicht man mit geringem Höhenverlust wenige Minuten später den etwas höheren Stuiben (1.749m, 0:45 Std).
 
Vom Stuiben ein wenig in den Westhang abfahren und weiter nach rechts zur Schulter nördlich des Gipfels queren. Über einen der drei steilen, schmalen Schläuche nach Osten in den Kessel „Im Gund“ abfahren – hierbei die teils stark überwechtete Gratkante beachten.
Nun mit Vorteil weiter in den zweiten Kessel zur Hinteren Krumbachalpe (1.364m) und durch Waldlichtungen über den Nordwesthang auf den Steineberg.
Alpinistischer zeigt sich hierbei die Anstiegsvariante über das Steinköpfle (P. 1669 auf LK). Hierfür vom Kessel „Im Gund“ über den lichten Nordhang bis knapp unterhalb der leichten Scharte westlich des Steinköpfles und nach links in einen zunächst nicht sichtbaren Schlauch queren. Über den Schlauch bis zum Steinköpfle (1.669m) und seiner Fortführung folgend abwärts zu einem weiteren Felskopf. An dieser Stelle leitet ein versicherter Steig (T3) zum Gipfel des unbenannten Kopfes. Nun nur noch dem Grat folgend unschwierig und ohne große Höhendifferenzen weiter zum Steineberg (1.683m, 0:50 Std).
 
Ein letzter „Schlauch“ dieser Überschreitung verbleibt nun noch. Über den Grat zum  Kreuz am Steineberg Ostgipfel (1.660m) wechseln. Nun knapp 75 m scharf rechts in den Südhang abfahren, bis sich linksseitig an der Geländekante ein schmaler Schlauch auftut. Über diese Rinne abfahren und weiter unten leicht links durch eine lichte Waldpassage halten. Ein kurzer Hang leitet zum Gedenkkreuz, von wo aus man in wenigen Minuten den Bärenkopf (1.476m, 0:20 Std) erreichen kann.
 
Vom Gedenkkreuz quert ein Ziehweg zum abschließenden Gipfel dieser Überschreitung, dem Mittagberg (1.451m, 0:10 Std). Die finale Talfahrt entlang der ruppigen Skipiste unterhalb der Sesselbahn absolviere ich schließlich im Schein der Stirnlampe. Aufgrund des äußerst schlechten Zustandes der Abfahrt und der fehlenden Markierung bin ich mir nicht mal sicher ob hier überhaupt noch Pistenbetrieb stattfindet – tatsächlich ist dem aber so. Nachdem sich diese Talabfahrt fast als Crux der ganzen Überschreitung offenbart, erreiche ich nach kurzer Zeit doch noch die Talstation der Mittagbahn (ca. 760m, 0:10 Std).
 
Fazit

Die Nagelfluhkette bietet zwischen Hochgrat und Mittagberg eine für Voralpenverhältnisse ungewohnt lange und anspruchsvolle Überschreitung ihrer -je nach Zählweise - bis zu 11 Gipfel. Wenig schwierige Anstiege wechseln hierbei mit teils ziemlich schwierigen und stellenweise steilen Abfahrten. Stehvermögen, verlässliche Haftfelle und ein gutes Tempo werden für diese Unternehmung gefordert.
Die traumhaften, wenn auch kurzen Abfahrten durch die eindrucksvollen „Schläuche“ und die weite Kulisse am Tor zu den Allgäuer Alpen entschädigen allerdings alle Mühen.

Fakten

Schwierigkeit: ZS
Höhe: ↗ 1.550 hm ↘ 2.450 hm
Gehzeit: 4:00 Std
Gesamtzeit: 6:45 Std
Exposition: Alle Expositionen
Gefahren: Sichere Lawinenlage notwendig - speziell die ostseitigen Rinnen weisen steile bis sehr steile Einfahrten auf, die oft eingeweht sein können. Bei schlechter Sicht kann die Orientierung durchaus problematisch sein.
Beste Zeit: Januar - April
Literatur: Skitourenführer Allgäu (Kristian Rath, Panico Verlag, 2006)
Bayerns Skitouren-Berge (Stefan Winter, BLV Verlag, 2011)
Allgäuer Alpen und Lechtal (Dieter Seibert, Rother Verlag, 2005)
Karten: Kompass Nr. 3 - Allgäuer Alpen, Kleinwalsertal
Verhältnisse: Traumhafter Pulver in den ostseitigen Rinnen, teilweise schon verfahren, durch die gute Schneekonsistenz aber wenig störend. An stark sonnenexponierten Hängen beginnt sich stellenweise ein leichter Harschdeckel bemerkbar zu machen. Gipfel und Grate leicht verblasen. Schneedecke bis ins Tal nach Immenstadt reichend. Lawinengefahr mäßig.
Wertung: Top!

Wissenswertes

Für die Hochgratbahn ist ein Tourengeher-Ticket erhältlich. Das Einzelticket für eine Bergfahrt kostet EUR 9,50 und für Zweierteams bzw. zwei Bergfahrten EUR 16,00 (Stand Februar 2013).

Tourengänger: Peter K.


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Kommentare (3)


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Gelöschter Kommentar

Peter K. hat gesagt:
Gesendet am 21. Februar 2013 um 23:02
Hallo Markus,

ich war mit einem Satz Felle unterwegs, habe mir aber auch mehr Mühe als gewöhnlich gegeben die Felle trocken und warm zu halten. Hat soweit auch ganz gut geklappt.

Viel Spaß auf der Tour!
Schöne Grüße, Peter

©bergundradlpeter hat gesagt:
Gesendet am 24. Februar 2013 um 08:42
...leck mich fett,
da habt Ihr aber eine feine Tour hingelegt, Gratulation:-)

VG
Peter


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