Mutteristock 2294 - einsam bei tollen Schneeverhältnissen

Einsam am Mutteristock? Irgendetwas muss doch faul sein an der ganzen Sache... Wer einen Blick auf die Fotos geworfen hat, dürfte bereits erahnt haben, welcher Faktor bei dieser Tour nicht mitspielen wollte: das Wetter (und entsprechend die Bilder dieser Tour, sorry).

Die Tatsachen, dass in den vergangenen beiden Tagen Schnee gefallen war und bereits am 29. Januar auf den Nachmittag eine Warmfront mit Regen bis in höhere Lagen zu erwarten war, zwangen mich schon fast dazu, mein Glück vor diesem Wärmeeinbruch zu versuchen. Die Schneequalität würde danach nicht mehr dieselbe sein...

Gedacht, getan! Am Morgen ging's mit dem PW ins Wägital bis Hinter Bruch. Auf dem ganzen Weg bis dahin stand kein einziges Auto auf einem Abstellplatz neben der Strasse - ein doch eher ungewohntes Bild für einen Wintertag im Wägital.

Nach wenigen Metern Aufstieg vom Hinter Bruch her traf ich auf Spuren eines anderen Skitöurlers. In dieser Spur des einen Skitöurlers liess es sich bequem aufsteigen bis zur Lufthütte. Dort trennten sich die Wege. Scheinbar hat diese Person sich den Redertengrat als Ziel ihrer Skitour ausgesucht. Und ich spekulierte noch immer mit der Nordwestabfahrt vom Mutteristock. Angesichts des gefallenen Neuschnees durfte ich mich auf unverfahrene Hänge freuen:-)

So war ab der Lufthütte zum Teil mühsame Spurarbeit angesagt. Von einer Vorgängerspur war ob des gefallenen Schnees bis zur Torberglücke nichts zu sehen. Vor der Torberglücke erhielt ich Unterstützung: Rückenwind, im wahrsten Sinne des Wortes. Mit Orkanböen peitschte mich ein Westwind erst die letzten Meter zur Torberglücke hoch und begleitete mich fortan bis zum Gipfel des Mutteristocks. In diesem obersten Teil entfiel damit die Spurarbeit weitgehend, da der Wind den Neuschnee bereits verfrachtet hatte. Die ersten Meter nach der Torberglücke beim Rettungsschlitten erwiesen sich als der heikelste Teil des Aufstiegs. Beim böigen Westwind und der eisigen Unterlage dort hätten sich Harsteisen gelohnt...

Nach einem kurzen Gipfelaufenthalt stand sodann die Frage an, ob ich die Nordwestabfahrt vom Mutteristock wagen darf. Unverspurt war sie allemal. Die Lawinengefahr erlaubte gemäss eigener Einschätzung und der Warnung von SLF ein solches Unternehmen. Nur stand da, anders als andere Male zuvor, am Portal zum Nordwesthang eine eindrückliche, in der ganzen Länge leicht überhängende Wechte - vom Meisterkünstler Wind geformt. Nach einem vorsichtigen Herantasten an diese Wechte ging das Vergnügen am unverfahrenen Hang los. Im obersten Teil der Abfahrt war der Schnee windgepresst, weiter unten fast durchgehend bis ganz hinunter (via Rinderweid, Fälleggen) Powder pur.

Reiner Genuss, der das verhangene Wetter (fast) vergessen lässt!

Fazit: eine anstrengende Tour bei tollem Schnee und weniger tollem Wetter. Der Anfang der Nordwestflanken-Abfahrt am Mutteristock ist derzeit nicht ganz einfach (Wertung für den ersten Teil: S- aufgrund der derzeitigen Wechte und der 44° auf 100 Hm, gemäss Führer), danach aber ein wahrer Genuss. Die Tour ist überdies meist gespurt und gut besucht.