Kibo, Teil 6: grandioses Finale - auf den Uhuru Peak
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Der Schlaf ist nicht ein echt tiefer – die Aufregung, die Anspannung wohl zu gross: wie wird das Wetter für den „Gipfelsturm“ sein, werden wir es schaffen, die 1200 Höhenmeter von 4700 auf beinahe 5900 m.ü.M. ohne grosse Schwierigkeiten zu bewältigen?
So starten wir nach einem einfachen „Frühstück" um Mitternacht um 0.45 Uhr von der Kibo-Hütte aus in die Nacht hinein – die leichte Schneeauflage, ca. 2 cm, beunruhigt uns nicht allzu sehr, um so mehr als sich uns während des nun folgenden Aufstieges zeitweise auch wieder der Sternenhimmel eröffnet.
Gut, d.h. warm angezogen, geht es hinaus in die finstere Nacht – im sehr angemessenen Tempo; den „Prozessionsgang“ haben wir uns zwischenzeitlich angewöhnt, nun noch etwas langsamer …
Da wir als letzte der verschiedenen Gruppen gestartet sind, sehen wir bald über uns die Lichter der Stirnlampen der vorausgegangenen – sie zeigen uns bereits jetzt an, dass die jetzige Etappe einiges an Höhenmetern verlangt. Doch wir halten, Klaus gibt das „Tempo“ vor, uns an den „eisernen“ Grundsatz, dass wir nur mit diesem Gang unseren Organismus an die Höhe anpassen können.
Eine halbe Ewigkeit scheint unser Aufstieg zu dauern, bis wir endlich an der Hans-Meyer-Höhle ankommen; nach diversen Kurzhalten unterwegs rasten wir hier für eine kurze Zeit, bevor wir einige weitere Hundert Höhenmeter in Angriff nehmen – immer noch wandern wir in der dunklen Nacht; gelegentlich zeigt sich der gegen Leermond neigende Erdtrabant durch die Wolken.
Wir befinden uns nicht ganz im Fahrplan; doch auch etwas unterhalb des offiziell als den, den Kili als bestiegen anerkannten, Gilman’s Point erreichenden unteren Punkt des Kraterrandes, erwartet uns der von allen freudig erwartete Sonnenaufgang: was für eine erhebende Stimmung, welche Freude, die Sonne über dem weitreichenden Wolkenfeld über dem Mawenzi aufgehen erleben zu können! „Freude herrscht“ – zum ersten, und nicht zum letzten Mal, auf dieser Gipfeletappe …
Absolut faszinierend, wie die Sonne über dem Mawenzi, doch auch gut 5100 Meter hoch, schnell in den Himmel hochsteigt, und jenen in den Schatten ihres Lichtes taucht - ergreifend auch, auf einen so hohen Berg von weit oben „herabschauen“ zu können … und dies inmitten der nun beleuchteten steilen Aufstiegsflanke, welche schneebedeckt, uns nur wenige Probleme macht: ein leichtes Kopfweh haben wohl alle; die zum Schluss des Anstieges felsigere Passage bereitet keine grosse Mühe, sondern wird umso attraktiver.
Derart gewinnen wir im Sonnenlicht – und Schnee – die letzten Höhenmeter hinauf zum Gilman’s Point;
Riesig ist die Freude bei allen, erst einmal diesen Höhepunkt erreicht zu haben! Alle der 15 von der Kibo-Hütte aufgebrochenen „Expeditionsteilnehmer“ haben diesen markanten ersten Gipfel geschafft – und alle wollen weiter … Tee gibt es erst einmal; ein erstes Fotoshooting ist ebenfalls angesagt – und vor allem staunen wir ob der Sicht zu den gegenüber des Kraters aufragenden Gletschern; welch eine unglaubliche Landschaft präsentiert sich hier uns!
Nach dem Geniessen dieses ersten Glücksgefühls steigen wir, wiederum gemächlich, weiter; die ersten Abschnitte entlang des Kraterrandes erfordern bei diesen Verhältnissen sogar etwas Vorsicht – ein Ausrutschen könnte nun böse Folgen zeitigen …
Zwischen grösseren Felsen durch, im Auf und Ab, schreiten wir dem nächsten bedeutsamen Punkt auf der Gratrunde zu: bald erreichen wir so den Stella Point.
Nachdem wir vorher noch die gegenüber aufragenden Gletscher bewundern konnten, hüllt uns hier erst einmal wieder eine leichte Wolkendecke ein.
Noch dauert es zwar, bis wir den höchsten Punkt erreichen werden – das Gelände flacht ab, wird sanfter, und die Reise zieht sich doch noch etwas hin; immerhin können wir auf den letzten paar Hundert Metern im leichten Nebel die Gletscher erkennen, welche den Kili so zusätzlich attraktiv erscheinen lassen …
Noch eine Erhebung, und noch eine – doch dann ist unser aller höchstes Ziel, der Uhuru Peak erreicht: wir können es kaum fassen, wir stehen auf dem höchsten Punkt Afrikas! Viele Anstrengungen haben wir auf uns genommen, viel Willenskraft benötigte es – ein grosses Glücksgefühl erfüllt uns.
Dass wir dieses Gipfelziel erreicht haben, verdanken wir auch unserem Tourenleiter Klaus, und unserer fantastischen Begleitmannschaft – ihnen allen möchte ich an dieser Stelle herzlich danken!
Es fliessen Tränen, Umarmungen sind spontan und passend; das Gipfelglück wird zusätzlich erhellt dank der sich kurz öffnenden, etwas bessernden Aussicht; ich bin ergriffen ob des Erlebnisses auf dem Kili! – auch jetzt, beim Betrachten der Fotos und beim Schreiben, bin ich sehr gerührt … (Ich stelle fest, dass mir die Erstellung des Berichtes sehr zur nachträglichen „Bewältigung“ dieses einmaligen Erlebnisses verhilft.)
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Nach der umfassenden Rundschau, welche ich möglichst lange hinauszögere, steige ich, unserer Truppe vorauseilend, im Eiltempo ab – da der Schnee in der steilen Südflanke zum grössten Teil weggeschmolzen ist, schaffe ich es, die Kibo-Hütte ab dem Gipfel (der weiche Lavaschutt erlaubt ein schnelles, knieschonendes Absteigen) in 1 1/4 Stunden zu erreichen …
Hier werden wir, nachdem alle eingetroffen sind, einfach verpflegt – und nehmen den weiten Weg zu unserem heutigen „Nachtlager“ unter die Füsse.
Bereits nach Jiwe La Ukoyo sehen wir die Schlechtwetterfront heranziehen; tatsächlich erreicht uns diese sehr schnell: bereits auf dem nördlichen Teil der Hochebene ziehen wir uns die wetterfesten Kleider über (meine Sherpa-Jacke trotzt der Nässe bestens) – nach Graupelschauer sind wir bis zur Horombo-Hütte Dauerregen ausgesetzt … Hier angekommen, leisten, wenn vorhanden, Bauke’s kleine Fleischerhaken gute Dienste, die nassen Kleider in der kleinen Hütte aufzuhängen …
Am letzten Tag meiner Afrika-Expedition wurde ich meiner Sony beraubt – deshalb fehlen einige stimmungsvolle Fotos; dafür sind Aufnahmen einiger meiner lieben Mitgänger|innen integriert (jene sind mit entsprechendem © gekennzeichnet).
Die Uhrzeiten auf der Gipfeletappe variieren von Kamera zu Kamera …
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