Eine Überschreitung der Oberlahmsspitze im Herzen der Lechtaler Alpen


Publiziert von Maxe , 14. November 2012 um 14:00.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Lechtaler Alpen
Tour Datum: 8 September 2012
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   Parseiergruppe 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1800 m
Abstieg: 1800 m
Strecke:Bach - Madau - Nordwestgrat - Oberlahmsspitze - Normalweg - Memminger Hütte - Seekogel - Parseiertal - Madau - Bach
Zufahrt zum Ausgangspunkt:auf der B 179 via Reutte nach Bach im Lechtal. P am Eingang des Madautales. Dazu nach der Lechbrücke in der Dorfmitte links abbiegen, bis zu den letzten Häusern und noch weiter durch eine Serpentine bis zum ausgeschilderten P.
Unterkunftmöglichkeiten:Berggasthof Hermine im Madautal, Memminger Hütte des DAV
Kartennummer:AV-Karte Lechtaler Alpen (3/3) Parseierspitze

Die Oberlahmsspitze zählt mit 2658 m Höhe nicht gerade zu den alles überragenden Gipfeln im Bereich der Memminger Hütte. Parseierspitze, Freispitze und Co. sind eben ganz andere Kaliber. Aber gerade wegen der etwas untergeordneten Höhe bietet die Oberlahmsspitze eines der schönsten Panoramen der kompletten Lechtaler Alpen. Speziell die Blicke auf den Freispitzkamm und die mächtige Plattenburg der Grießelspitze, sowie hinüber zur Torspitzgruppe zählen für mich zu etwas ganz Besonderem. So verwundert es doch ein wenig, dass die Oberlahmsspitze - obwohl erschlossen - recht wenig Besuch erhält. Das liegt wahrscheinlich an dem etwas umständlichen Zugang und dem doch über normales Wandergelände hinaus gehenden Terrain am Gipfelaufbau des Normalwegs (Seilsicherungen, I). Typisch für die Lechtaler Alpen findet man nur ein paar Pfadspuren und Markierungen, ein richtiger Weg hat sich bis heute nicht ausgebildet.

Für Einsamkeitsliebhaber und Individualisten, bietet sich als eindrucksvoller Zugang ebenso der lange Nordwestgrat der Oberlahmsspitze an. Hier findet man nicht den schnellen Kick, die gewonnenen Eindrücke bleiben dafür umso länger. Der alte AVF schreibt von einem "Schinder, jedoch eine der schönsten Bergfahrten der Lechtaler Alpen". Er sollte recht behalten, der ganze Kamm zieht sich in die Länge, was jedoch nicht viel ausmacht, denn die landschaftlichen Eindrücke sind auf dieser abgeschiedenen Route einfach nur prächtig. Oben raus bäumt sich dann ein richtiger Grasgrat auf, mit einigen würzigen Passagen direkt an der Kante entlang (I+ im steilen, brüchigen Grasschrofenmix). Die jähen Tiefblicke in die noch nie durchstiegene Aptychenkalknordwand sind einfach nur berauschend, wollen aber durchaus beherrscht werden.

Der Gipfel selbst bietet traumhafte Aussicht, man fühlt sich angekommen im großen Felszirkus der Lechtaler Alpen. Hohe, für dieses Gebiet namhafte Berge gratulieren zur erfolgreichen Besteigung: Elegant steht im Südwesten das geschwungene Felshorn der Parseierspitze, mit dem tief eingescharteten Freispitzkamm zu seiner Rechten. Auch die Leiterspitze und die unbekannte Schieferspitze geben eine gute Figur ab.

Nach dem Abstieg über den Normalweg (Seilsicherungen, I) genossen wir unser verdientes Nachmittagsradler auf der Memminger Hütte, bevor wir den Abend auf dem Hüttenberg Seekogel ausklingen ließen. Der Abstieg und die Bikefahrt zurück nach Bach war dann nur noch reine Formsache.

Fazit: Auszeichnungswürdige Premiumtour, die aufgrund ihrer Länge nur selten durchgeführt wird. Der Grat wurde 1884 von Klotz erstmals begangen, jenem 1. Lechtaler Bergführer - auch heute fühlt man sich hier wie damals.

Tourengänger: Maxe


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Kommentare (3)


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gstuermer hat gesagt:
Gesendet am 26. November 2012 um 14:00
Spitzenmäßig! Das werde ich auf jeden Fall nachmachen.. der Grat schaut einfach nur gut aus. Wollte sowieso mal wieder nach Madau... na, jetzt erstmal den Winter rumkriegen. ;)

Thorsten

Maxe hat gesagt: RE:
Gesendet am 26. November 2012 um 14:46
Servus Thorsten,

danke für dein Lob! Ich kann die Tour uneingeschränkt weiter empfehlen, speziell an Leute wie dich ist dieser Bericht hier gerichtet. Da wirst du eine Menge Spaß haben!

Viele Grüße, Max

gstuermer hat gesagt: RE:
Gesendet am 28. Oktober 2015 um 10:00
Hallo Max,

haben die Tour am Montag im Abstieg wiederholt. Leider lag am Grat doch ein wenig Schnee, was die Grasflanken recht heikel werden lies. Sind dann rund 300 Hm über die 45-50 Grad steile Westflanke abgestiegen (und später wieder zum Grat gequert) und einem Berufsjäger in die Hände gelaufen. Der wollte uns "retten" und nicht glauben, dass man über den NW-Grat absteigen könnte bzw. wir die Fähigkeiten dazu hätten. Die Fleckenmergelstufe in der Mitte des Grats bezeichnete er als Steilwand und unbegehbar. ;) Irgendwann konnte ich ihn aber überzeugen uns ziehen zu lassen und siehe da, wir sind lebend unten angekommen.

Viele Grüße,
Thorsten


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