Die höchsten Madeirenser Berge


Publiziert von 1Gehirner , 22. Oktober 2012 um 23:31.

Region: Welt » Portugal » Madeira
Tour Datum: 2 September 2012
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: P 
Aufstieg: 850 m
Abstieg: 850 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:mit dem Auto zum Parkplatz am Pico do Arieiro
Unterkunftmöglichkeiten:Berghaus am Pico Ruivo, NUR mit Voranmeldung!
Kartennummer:N/A

Bei unserem Madeira-Urlaub durfte der höchste Berg der Insel nicht fehlen. Zwar sind es nur 1862m, die er über das Meer hinausragt... aber das Meer ist auf einer Insel auch nicht weit...

Eigentlich sind es ja sogar drei höchste Berge auf engstem Raum, die anderen beiden sind mit 1818m und 1851m nicht wirklich niedriger. Da ich meiner Frau so viele Höhenmeter nicht zumuten kann (und mir anscheinend auch nicht, siehe den Rigi Hochflue-Bericht), musste das arme Mietauto herhalten. Das Spezielle an den höchsten Bergen auf Madeira ist nämlich, dass sie für Kraftfahrzeuge erschlossen sind :) Auf den Pico do Arieiro kann man wirklich bis fast zum Gipfel hochfahren (das "fast" bezieht sich auf die direkt am Gipfel befindliche Aussichtsplattform, die die Zugänglichkeit für Radfahrzeuge stark einschränkt).

Allerdings sollte man deshalb nicht auf die Idee kommen, die Tour vom Pico do Arieiro zum Pico Ruivo zu unterschätzen. Nicht nur, dass die Höhenmeter sich durch den zunächst vorzunehmenden Abstieg ordentlich aufsummieren und man die Tour gern bei satten 25-30 Grad absolviert, auch die vielen Tunnels (mit Taschenlampenpflicht, wenn man nicht auf braun durchnässte Schuhe steht) und die oft ausgesetzte Wegführung sind vielleicht nicht jedermanns Sache. Nicht immer gibt es ein Geländer, Wanderer mit ausgeprägter Höhenangst sollten nicht alleine gehen. Für alle anderen, die auf Metall im Stein vertrauen, sollte der Weg kein (Angst-)Problem darstellen.

Verirren kann man sich nicht. Der Weg beginnt direkt hinter der Gipfelplattform des Pico do Arieriro und ist wunderbar gepflastert. Ist man wie wir hochmotiviert frühmorgens losgefahren, kann man auch relativ stressfrei den Sonnenaufgang geniessen und dabei das in der Tupperdose mitgenommene Müesli frühstücken ;)

Dann gehts los. Anfangs harmlos und breit, nimmt man dann die vielen Treppenstufen abwärts nicht so wahr, die zum Pico do Gato führen. Beim Rückweg gehen sie aber heftig in die Knie. Mir schienen die 850hm jedenfalls ähnlich heftig wie die 1750hm bei der Hochflue-Tour... obwohl ich die vielen Beschwerden wegen der zu hohen Stufen, die man immer wieder liest, nicht nachvollziehen konnte (meine Frau auch nicht). Vielleicht sind wir durch das Verzasca-Tal schon verdorben.

Eine Stelle ist besonders spannend: Nachdem der Weg eine Weile (typisch madeirensisch) waagerecht am Berg entlanggeführt wurde, biegt er scharf um die Ecke und fällt überraschend als 50°-Treppe nach unten ab. Die Stufen sind, wie so oft, schräg statt waagrecht und beim Ausrutschen droht der Weiterflug ganz nach unten. Die Drahtseilsicherung hilft hier wirklich und ist nicht nur für die Psyche. Direkt dahinter führt der Weg, quasi als Belohnung, durch ein schönes Felsenloch. Hier teilt er sich, entweder man geht den anspruchsvollen Pfad nach rechts um den Pico das Torres herum oder links durch mehrere Tunnels unter ihm durch (unsere Variante, da sie harmloser ist). Wer aufmerksam schaut, sieht direkt unterhalb der Treppe einen alten Schäferweg abzweigen, der sich an der Bergwand entlangschlängelt und gar nicht so ungehbar aussieht...

Auf dem weiteren Weg sieht man immer wieder Abschnitte, deren Verlauf den felsigen Gegebenheiten (sprich: Steinschläge) angepasst wurde. Oft fragt man sich, wieso der deutlich erkennbare und gut ausgebaute Weg gesperrt ist... ein Blick um die nächste Ecke offenbart dann den Rest des dortigen Weges, invalide an halb abgerissenen Drahtseilen pendelnd. Die Folge: ein weiterer Tunnel...

Auf geniale Weise wurde die Wegführung immer entlang den weicheren Gesteinsschichten geführt, aus denen der Weg förmlich herausgeschält ist. Manchmal ist man damit etwas zu weit gegangen, wie man an einem kurzen Zwischenstück nach (wieder mal) einem Tunnel sieht: Hier ist der Weg ohne fremdes (Stein-)Zutun weggebrochen und musste alternativ über den Sporn geführt werden, den er vorher umrundet hatte.

Nach dem letzten Tunnel wandelt sich das Landschaftsbild dann drastisch: War man vorher (wie wir) im morgendlichen Schatten unterwegs und hatte kahle Steinwüsten mit tief eingefressenen Erosionskanälen und steil aufragenden Basaltrippen vor Augen, kommt man jetzt auf die "grüne" Ostseite mit viel Sonne und abgestorbenen Baumruinen, Opfer der häufigen Brände, zwischen denen es spriesst. Eine beeindruckende, faszinierende Kulisse! Der Blick geht bis ans Meer im Osten der Insel.

Nach einem Aufstieg von etwa 450hm, bei dem man an einer Berghütte mit Waschhütte vorbeikommt, ist man endlich auf dem Gipfel, der (wie der Pico do Arierio) mit einer ausgedehnten Plattform ausgestattet ist, allerdings -- das muss einfach gesagt werden -- in einer Weise, die sich tausendmal besser in die Landschaft einfügt als die potthässlichen Säntisbauten! Der Blick von hier ist umwerfend, die Nachbarinseln kann man prima sehen, ebenso das Ostende der Insel, die grosse Hochebene Paul da Serra mit "ihrem" Pico Ruivo (kann man auf so einer kleinen Insel nicht für jeden Gipfel einen eigenen Namen finden?) und der wilden Berglandschaft zwischen hier und dem Encumeada-Pass.

Den Rückweg haben wir auf derselben Route absolviert; die Knie haben zwar am Ende etwas protestiert, aber für eine kleine waagrechte Levada-Wanderung zum Hortensia Tea Garden hat es noch gereicht ;) Allerdings mussten wir vorher beim Runterfahren noch einigen Schafen ausweichen, die heimtückisch hinter einer engen Kurve standen... mitten auf der Strasse, versteht sich.

In Funchal sei weniger die Levada zum Tea Garden empfohlen (Beton-/Stadtlevada, man lasse sich von den überschwenglichen Berichten in Reiseführern nicht irreführen) als das sehr schnucklige Teehaus selbst mit dem liebenswerten und ausgezeichnet Englisch sprechenden Gastgeber. Und natürlich seine Kuchen und der Eistee :D

P.S.: Anmerkung an die Administratoren: Die Wegpunkte "Pico das Torres (1852m)" und vermutlich auch die darunterliegende Wegmarke sind nicht korrekt. Ich hab den Pico das Torres mal da eingefügt, wo er ungefähr sein sollte (mit 1851m). Auch die Bezeichnung "Pico do Arieiro" von GoogleMaps an dieser Stelle ist falsch.

Tourengänger: 1Gehirner


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