Pfälzerhütte und Augstenberg - Countryboy vom Winde verweht

Howdy!

Heute heisse ich Rhett Butler und wurde gehörig "vom Winde verweht". Um's vorweg zu nehmen, meinen Hut hab ich noch. Dass es kein perfektes Wanderwetter werden würde und einige Föhnböen aufziehen würden, hatte ich am Vorabend noch dem Wetterbericht entnehmen können. Aber es kam viel heftiger! Um nicht umgefegt zu werden, musste ich mich heute streckenweise in einer Art fortbewegen, wie vielleicht ein Betrunkener im Bleianzug daherstampfen würde. Die Strecke an sich ist nicht gross anspruchsvoll, ein solides T2, deshalb verzichte ich auf meine üblichen Facts zur Wanderung. Die extrem stürmischen Winde machten den mittleren Abschnitt, v.a. vom Augstenberg bis Spitz, aber deutlich anstrengender und anspruchsvoller.

Der Start (08:10) von Malbun in Richtung Tälihöhi war zwar etwas kühl, aber mit bald erreichter Betriebstemperatur ganz angenehm. Kurz vor der Höhi frischte der Wind erstmals spürbar auf und ich zog in Erwartung stärkerer Wind meine Windjacke an. Zurecht. Ab Tälihöhi musste ich meinen Hut feste auf meinen Kopf runterziehen.

Kurz nach der Höhi sah ich ein ganzes Gämsenrudel und später auf dem Weg oberhalb der Alp Gritsch vorbei einen Nachzügler. Je mehr ich mich nun der Pfälzerhütte näherte, desto mehr frischte der Wind weiter auf und liess für die späteren Grattraversen Schlimmeres erahnen. Auf meinem heutigen Hauptziel, dem Naafkopf, lag zudem Schnee, weshalb ich ihn für heute leider aus meiner Tour strich. Auch wenn der Naafkopf (2'570 MüM) angeblich nicht sehr anspruchsvoll ist, bin ich im Nachhinein sehr froh über mein heutiges Fernbleiben, hätte ich doch die späteren Windattacken nicht auf einem noch höheren Berg als dem Augstenberg (2'359 MüM) bewältigen wollen.

In der Pfälzerhütte durfte ich mich mit heisser Schoggi, Pfefferminztee und Apfelkuchen stärken und mich mit zwei "Senioren-Locals" unterhalten. Sie wandern fast jeden Sonntag zur Pfälzerhütte hoch; für dieses Jahr sollte es sich als letzter Besuch herausstellen, gab doch die Hüttenwartin bekannt, dass sie die Hütte heute Abend schliessen würde (am Vorabend war offiziell "Uustrinkete" gewesen).

Der weitere Verlauf (Augstenberg, Spitz, Sareis) war wie schon erwähnt ein ständiger Kampf mit dem Wind. Fortan war an ein normales Tragen meines geliebten Hutes nicht mehr zu denken; ich trug ihn nicht mehr auf dem Kopf, sondern in meiner (fest zugedrückten) Hand. Fotos waren nur möglich, wenn ich meinen Hut unter Steinen begrub. Was bei sehr starkem Wind dazu kommt, sind folgende Faktoren: das Gehen wird viel anstrengender, die Trittsicherheit leidet und auch die Atmung fällt viel schwerer. Normale Dinge, wie sich die Nase zu putzen, werden praktisch unmöglich. Wenn wir schon beim Thema sind: durch den Wind werden die Nasenschleimhäute gereizt, die Nase läuft und wenn dann die Taschentücher hinten im Rucksack eingepackt sind, hat man das Geschenk. Für ein paar Minuten fühlte ich mich wie eine Spinne im Altweibersommer, aber mehr Details will ich dem Leser nicht zumuten. ;-)

Bei der Sesselbahn-Bergstation Sareis nochmal eine Pause mit Stärkung: Spaghetti Bolognese und ein Weizenbier. Es schmeckt, das Liechtensteiner Weizen! Ausprobieren!

Wegen des Windes fuhr die Sesselbahn nicht mehr, also musste ich meine Knie doch noch ganz nach Malbun runter bemühen, wo ich kurz nach 14:00 eintraf. Es war bestimmt keine Genusstour heute, aber sie bleibt unvergessen!

Es grüsst mit Sturmfrisur,
countryboy