purer Genuss: traumhafte Gletschertour vom Rifugio Città di Mantova zur Signalkuppe
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Sternenklar ist’s, wie wir um 5 Uhr ein erstes Mal aus dem Rifugio Città die Mantova hinaustreten, um Wetter und Temperaturen einschätzen zu können: beste Bedingungen stehen in Aussicht. So geht es nach dem Frühstück und dem Anziehen aller erforderlichen Mittel im Dunkeln mit Stirnlampen los – wir sind nicht die Einzigen … vor und nach uns bewegen sich, glühwürmchenartig, viele Seilschaften auf dem Gletscher hoch Richtung Rifugio Gnifetti CAI; dieses bleibt jedoch von uns unberührt.
Bald einmal wird es während des Aufstieges heller, das Massiv des Mont Blanc ist bereits deutlich zu erkennen – und während des etwas steileren Aufstieges westlich unseres ersten Gipfels, beginnt die Sonne ihre ersten Strahlen auszuschicken. Während wir noch im Schatten auf dem Lysgletscher unterwegs sind, leuchtet vor uns bereits herrlich der Liskamm mit dem Felikhorn. Im Gegensatz zu vielen Tourengängern, welche den direkten Aufstieg zum Lisjoch nehmen, biegen wir zur Rechten in den Sattel zwischen Balmenhorn und unserem Gipfelziel, der Vincentpiramid, ab. In der Einsattelung zwischen diesen beiden Gipfeln machen wir ein Rucksackdepot, und steigen so unschwierig und „leichtfüssig“ hoch bis zum recht breiten Gipfelplateau unseres heute ersten Viertausenders – welche eine Freude, welche ein Sicht, welch ein Geschenk!
Ein Gipfelfoto muss schon gemacht werden – ein helvetischer Juchzer (auf italienischem Boden) darf auch sein; bevor wir zurücksteigen zum Depot und unschwierig wieder hochstapfen zum Gipfelaufbau (und der kleinen Randspalte) des Balmenhorns – bei schönstem Wetter und, hier noch, gut erträglichen Temperaturen und Windverhältnissen. Spass bereitet uns auch der nur zu kurze Aufstieg am Felsen, tau- und Eisenbügel-gesichert, zur Gipfelstatue und –Monument.
Nach der gestrigen Schilderung des Innenlebens des Bivacco Giordano CAI seitens unseres Führers Paulin, entschliessen sich Dominic und ich, dieses zu inspizieren. Dazu müssen wir an einem weiteren dicken Tau kurz zu dessen Eingang absteigen. Nebst dem prophezeiten etwas misslichen Geschmack herrscht jedoch im Innern gute Ordnung und eine fürs Überleben gut ausreichende Einrichtung: Tisch und Bank, Kochstelle, Schlafgelegenheiten im Dachstock.
Nachdem wir wieder zum felsigen Gipfelaufbau abgeklettert sind, gibt es an dessen Fuss eine Znünipause.
Ohne Tenu-Erleichterung machen wir uns auf die Fortsetzung unserer fantastischen Gletschertour: wir erkennen nämlich von hier aus, dass die Gipfelstürmer auf unserem nächsten Ziel nur kurz oben verweilen; oben bläst ein stürmischer Wind.
Diesen bekommen wir schon im Aufstieg zur Ludwigshöhe zu spüren: Schneepartikel bläst er uns ins Gesicht – wir sind froh, sind wir gut „eingepackt“. Oberhalb des Lisjoch’ erreichen wir den nach WNW ausgerichteten Firngratrücken, auf welchem wir, zuletzt etwas schmal, den, vom beinahe stürmischen, Wind umtosten Gipfel der Ludwigshöhe erreichen.
Hier entscheidet Paulin, bei diesen etwas unangenehmen Verhältnissen, auf die Überschreitung der Parrotspitze zu verzichten – umso mehr, als wir oben auf der Hütte genügend Zeit zur Erholung haben müssten …
Schnell erreichen wir danach die weite Einsattelung unter der Parrotspitze; aufs Höchste beeindruckende Eisabbrüche verzücken uns zusätzlich zur Weite unseres Blickes: vom Mont Blanc über Liskamm, Matterhorn, Dent Blanche, Ober Gabelhorn, Zinalrothorn, Weisshorn – und nun zur Zumsteinspitze, Dufourspitze, später auch zu Nordend und Signalkuppe, reicht der Blick!
Wie klein wir uns in diese majestätischen Weite vorkommen – und wie glücklich, an einem solch prächtigen Tag diese Berg- und Eiswelt erleben zu können! Windstill und warm ist’s nun – den Anstieg hoch Richtung Colle Gnifetti bewerkstelligen wir im Tenu leicht, unproblematisch, und mit zahlreichen andern Berggängern zusammen.
Je näher wir dem Sattel zwischen Zumsteinspitze und Signalkuppe kommen, desto steiler (und etwas abschüssig) wirkt der Schlussaufstieg zu dieser. Doch er ist bereits recht gut gespurt; konzentriertes Gehen ist jedoch angesagt – und so stehen wir bald einmal auf dem Gipfel mit der höchsten Hütte Europas; alle unserer Gruppe sind sehr bewegt!
Nach weiteren Aus- und Tiefblicken, v.a. zum messerscharfen Ostgrat (gegen den Passo Signal) und dem Ghiacciaio delle Vigne hinunter, stärken wir uns in der Hütte und ruhen uns etwas aus.
Gemächlich gehen wir den Nachmittag an, erfreuen uns später am feinen Nachtessen – und geniessen als absolutes Dessert einen atemberaubenden Sonnenuntergang: wie sich die Sonne hinter den Viertausendern (rund ums Matterhorn) „verabschiedet“ ist (für mich) wohl einmalig, kaum in Worte zu fassen.
Wir sind uns alle einig, dass wir beinahe nicht zu überbietende Bedingungen für unsere „Highlights“ erleben dürfen – die Wetteraussichten für morgen sind dieselben! – und entsprechend frohgemut und dankbar beenden wir diesen Hochtourentag.

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