Wkipedia: Eine Online-Community (Netzgemeinschaft) ist eine Sonderform der Gemeinschaft; hier von Menschen, die einander via Internet begegnen, um sich dort auszutauschen.
Gemäss Wikipedia also eine trockene und fade Angelegenheit, so eine virtuelle "Netzgemeinschaft". Mir als Admin der Community Suonen/Bisses war es deshalb immer ein Anliegen, dieser kleinen Gemeinschaft reelles Leben einzuhauchen und den Menschen Gesichter zu geben. (Zitat aus dem Bericht 2011)
Am Bahnhof Sion trifft sich an einem wiederum prächtigen Spätsommertag eine ansehnliche Schar zur dritten Community-Wanderung. Im Jahr 2010 begingen vier Hikr im Gredetschtal die Oberschta und die Wyssa, 2011 waren wir sieben im Baltschiedertal auf der Gorperi und dem Niwärch, und heute sind es schon elf, die zwei weniger bekannte Bissen erkunden wollen. Kein Wunder: gerberj, der Autor des Buches Wandern an sagenhaften Suonen ist wiederum unter uns. Von seiner Fachkompetenz wollen wir natürlich profitieren!
Leider fährt vormittags kein Bus zu unserem Ausgangsort Prafirmin. Auf Rat des Buschauffeurs beginnen wir unsere Wanderung in Monteiller bei der Abzweigung nach Drône. Nach ca. 600 m können wir die stark befahrene Strasse verlassen und stehen bald oben am ersten Speichersee, dem Etang de Rocher. In diesen Seen wird das überschüssige Wasser, besonders nachts und am Sonntag, gespeichert. Hier beginnt das Netz der Druckleitungen zu den Sprengeranlagen. Kurz danach erblicken wir den Etang d'Arvisi, und wenig später erreichen wir die ehemalige Bushaltestelle Prafirmin. Heute heisst die Haltestelle Torrent Neuf. Wir folgen nun dem Strässchen Richtung Nordosten. Am Waldrand betreten wir den Hüterweg der Bisse de Dejour. Diese ist auf ca. 5 km wasserführend und erhält ihr Wasser wie andere Bissen der Region aus dem Prabé-Stollen. Leider hat offensichtlich heute jemand den Hauptschieber geschlossen - es fliesst kein Wasser.
Unserer guten Laune tut dies keinen Abruch. Wir wandern durch den urigen Bergwald und keuchen dann den steinigen und steilen Weg hinauf zur kühnen Brücke, die die Schlucht des Drahin überspannt. Pünktlich zur Mittagszeit sehen wir einladende Tische und Bänke vor uns. Einheimische erfolglose Pilzsammler verlassen fluchtartig den Platz. Die Hikr erobern das Wallis! So ganz nebenbei: auf diesem Waldrücken fliesst in betonierten Halbrohren eine kleine Bisse. Von gerberj erfahren wir, dass dies nach neusten Erkenntnissen die Bisse des Fontany ist.
Nach dem Picknick geht es auf einem Strässchen weiter aufwärts, vorbei bei der Kapelle Notre Dame des Neiges. Oberhalb Seillon wird es dann doch recht warm - und wir entschliessen uns, nicht bis zur Prise d'eau der Bitailla aufzusteigen. Bei Pt. 1391 passieren wir durch eine Furt die Sionne, die in dieser Jahreszeit sehr wenig Wasser führt. Nach kurzem Anstieg erreichen wir die munter plätschernde Bitailla, der lange Abstieg Richtung Botyre beginnt.
Erstaunlich: praktisch auf der ganzen Länge fliesst die Bitailla wie irgend ein Bächlein in einem natürlichen Bachbett und kreuzt unter anderem die Bisse de Sion und die Bisse d'Ayent. Unterwegs verzweigt sie sich mit einer Art "Suonenweiche", wo ich mit bescheidenem Erfolg animiert werde, einen Suonenspagat zu produzieren. So einfach lässt sich der leider nicht anwesende bidi35 nicht kopieren. Wir folgen dem oberen Arm bis auf die Höhe des Etang de Lombardon und beginnen dann den recht steilen Abstieg nach Botyre.
Der Weg ist gut ausgeschildert und führt direkt zum Musée des Bisses. Dank den Beziehungen von gerberj trifft bald auch Armand Dussex ein, der président de l'association du Musée valaisan des Bisses. Bewusst verzichte ich darauf, Museum und Führung zu beschreiben. Da gibt es für Suonenfans nur eines: möglichst rasch hingehen! Ob in Kombination mit der Begehung einer Bisse oder einfach nur so an einem Regentag: ein Suonenfan muss dieses Museum gesehen haben! Und gleich nebenan kann dann beim Warten auf den Bus auch noch der Durst gelöscht werden.
Schön war er, dieser Wandertag der Suonen/Bisses-Community. Wir Berner sagen: äs schmöckt nach meh. Und wer weiss, vielleicht planen wir nächstes Jahr eine Wanderung mit Übernachtung. Dies würde ermöglichen, eine abgelegene oder sehr lange Suone zu begehen.
Links zum Inventar von Johannes Gerber:
Bisse Dejour
Bitailla
Bisse des Fontany
Bisse d'Ayent
Bisse de Sion
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