Monte Acquaviva (2737 m) - der zweithöchste Gipfelpunkt der Majella


Publiziert von gero , 4. September 2012 um 15:36.

Region: Welt » Italien » Molise
Tour Datum:29 August 2012
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1100 m
Abstieg: 1100 m
Strecke:Rif. Pomilio - Blockhaus - Mt. Cavallo - Biv. Fusco - Mt. Focalone - Mt. Acquaviva (19,7 km)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Zweckmäßigerweise auf der Adria-Autobahn via Bologna - Rimini bis Pescara, dann auf der Autobahn Richtung Rom bis zur Ausfahrt Scafa-Alanno (Maut ab Brenner 50 Euro). Nun der Beschilderung zum Blockhaus folgen; diverse Straßen führen via San Valentino nach Roccamorice, von dort steiler hinauf bis zum Rifugio Pomilio.
Kartennummer:Edizioni Il Lupo No.13 (Majella 1:25.000); Tourist Map Majella NP (1:50.000); Kümmerley+Frey Nr. 11 (Abruzzen-Molise 1:200.000)

Im Rahmen des diesjährigen Sommerurlaubes waren meine Frau und ich auf dem zweithöchsten Gipfel des Nationalparks Majella, gleich gegenüber dem 30m höheren Monte Amaro. Man muß dabei wissen, daß die Höchsten der Majella eigentlich nur Kuppen sind, die aus einer zerklüfteten Hochebene etwa 100m auftragen. Sie sind alle auf gut beschilderten und markierten Wanderwegen unschwierig zu ersteigen, stellen aber wegen großer Horizontalentfernungen und Höhenunterschiede relativ lange Bergtouren dar.

Nordseitig hat man mit dem Rifugio Bruno Pomilio (1900 m) wenigstens einen sehr hoch gelegenen, auf einer bestens geteerten Bergstraße mühelos zu erreichenden Ausgangspunkt. Häßlich sind leider die Antennenwälder, die hier oben installiert sind und bereits aus den umliegenden Tälern auffallen - aber wer möchte schon auf die Segnungen der modernen Kommunikation verzichten! Vom Rifugio (es hat geschlossen - wahrscheinlich wird es nur im Winter geöffnet, wenn hier Schibetrieb herrscht? Jede Menge Liftanlagen führen zu weiterer Verschandelung der Landschaft.) fahren einige Unentwegte auf einer gesperrten Teerstraße 2 km weiter, aber mir ist das Risiko, Buße zahlen zu müssen, zu hoch.

Wir beginnen unsere Tour kurz vor 7 Uhr, die Sonne ist vor kurzer Zeit über dem Mittelmeer aufgegangen und spiegelt sich jetzt wunderschön in dessen Wellen. Wir wandern die besagte Teerstraße hinauf, bis sie nach 2 km an einer kleinen Wendeschleife endet; schon hier ist die Aussicht grandios; von Norden grüßt der Gran_Sasso herüber, südlich gegenüber ist unser noch knapp 10 km entferntes Ziel, der Monte Acquaviva als hohe, runde Geröllkuppe zu sehen.

Eine knappe Stunde nach Abmarsch passieren wir eine kleine Kapelle am Fuß eines ersten von etlichen Hügeln, die im folgenden traversiert werden müssen. Die Markierung leitet rechts (westseitig) herum, aber man kann auch den Steig links (ostseitig) benutzen. Jedenfalls liegt auf der Kuppe das bereits während der Anfahrt im Tal ausgewiesene Blockhaus (2142 m), zu dem wir in Form einer Fleißaufgabe aufsteigen - das wäre nicht notwendig, wie sich später herausstellt. Jedenfalls stellt sich das Blockhaus völlig anders dar, als wir es erwarten: hier sind nur noch rudimentäre Fundamente zu sehen, verteilt in den umgebenden Latschen. Mit einem Blockhaus nach unserer Vorstellung hat dies absolut nichts zu tun - wie uns später erzählt wird, diente es u.a. zur Bekämpfung der in den Schluchten der Majella ansässigen Räuberbanden (Briganten). Davor war es eine Stellung österreichischer Kriegstruppen.

Also weiter - etwas ernüchtert steigen wir nach Süden ab, das Weglein zieht nun leicht fallend zwischen Latschenfeldern an der unbedeutenden Kuppe des Monte Cavallo (2171 m) vorbei und erreicht schließlich eine Senke, nach der das Gelände erstmals steiler wird. Hier gibt es das einzige Wasservorkommen auf der ganzen Tour in Form eines Brünnleins, aber es tröpfelt nur wenig Wasser heraus - möglicherweise auch nur deswegen, weil es vor 2 Tagen ein heftiges Gewitter gegeben hat. Der Standpunkt des Brünnleins wird auf der Landkarte Grotta Celano genannt, kotiert mit 2118 m - von einer Grotte oder einer Höhle ist hier aber nichts zu sehen, ich habe deshalb diese Stelle nicht als offiziellen Wegpunkt aufgenommen. Wir haben bis zu diesem Punkt knapp 2 Std. benötigt und etwa 5 km Horizontalentfernung zurückgelegt; der Weg ist immer bestens markiert.

Unschwierig, aber steil geht es nun weiter - der Steig führt nordseitig Richtung Monte Focalone hinauf. Nach einiger Zeit wird der ganze Hang links ansteigend gequert (im Winter dürfte dieser Bereich bei Hartschnee oder gar Vereisung etwas heikel sein). Wir erreichen eine markante Schulter, die nordostseitig des Monte Focalone liegt und den Standpunkt des Bivacco Carlo Fusco (2455 m) darstellt. Die gelbe Biwakschachtel liegt etwas versteckt hinter einer Kuppe, ist jedoch letztlich gut aufzufinden. Sie ist derzeit gut erhalten, bietet mit 9 Lagerstätten ausreichend Platz, wenngleich keine Decken vorhanden sind. Wasser gibt es hier ebenfalls nicht - das Biwak stellt also eine echte Notunterkunft in allerdings gut zugänglichem, unschwierigem Wandergelände dar (2,5 Std. ab Rif. Pomilio).

Weiter zeiht der Wanderweg aufwärts, wir erreichen nach einer weiteren halben Stunde (3 Std. nach Abmarsch) mit dem Monte Focalone (2676 m) eine hohe, aber kaum ausgeprägte Gipfelterrasse, die bereits Bestandteil der Majella-Hochfläche ist. Hier teilen sich die Wege - man kann weiterwandern zum Monte Amaro, dessen Gipfelkuppe nun erstmals sichtbar ist, oder zu unserem Ziel, dem Monte Acquaviva gehen (Wegweiser). Der Steig quert die Ostflanke einer weiteren, nochmals höheren Geröllkuppe; das Geländebild gleicht inzwischen einer Mondlandschaft: es gibt nur noch Geröll, keinerlei Bewuchs und Wasser schon gleich gar nicht. Und dann ist es: nach einem harmlosen Schlußanstieg stehen wir am großen Gipfelkreuz auf der riesengroßen Gipfelfläche des Monte Acquaviva (2737 m). Mit vielen Fotopausen und dem unnötigen kleinen Umweg zum Blockhaus haben wir exakt 4 Std. ab Pomilio benötigt.

Trotz der trostlosen Kargheit der Mondlanschaft ist es aber nun doch ein herrlicher Aussichtspunkt - wann kann man schon mal von einem Fast-Dreitausender auf das nicht weit entfernte Mittelmeer mit seinem blauen Wasser, zahlreichen Buchten und Ortschaften hinuntergucken! Ein perfekt aufgebautes Steinmäuerchen schützt zudem vor dem schwachen Lüftchen, das uns an diesem warmen Hochsommertag in Mittelitalien umfächelt - wir sitzen in der Sonne, schwelgen bei einer Brotzeit vor uns hin und sind mit uns und der Welt im Reinen.

Der Rückweg verläuft wie der Aufstiegsweg, es ist inzwischen aber viel wärmer als noch beim Aufstieg, und als wir wieder am Ausgangspunkt beim Rifugio Pomilio ankommen, sind wir richtig durchgeglüht von der knackigen Sonne.

Beachte:
1) Auf der Tour gibt es praktisch kein Wasser - genügend Getränkevorrat mitnehmen.
2) Im Hinblick auf die intensive Sonneneinstrahlung möglichst früh losgehen - es ist sicher geschickt, spätestens gegen 12 Uhr den Gipfel zu erreichen; je eher, desto besser.
3) Woher die seltsame Namensgebung für diesen ultratrockenen Berg kommt, weiß ich nicht - evtl. ist er benannt nach der südlich gelegenen Gemeinde Acquaviva Collecroce in der Provinz Campobasso.

Tourengänger: gero


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Geodaten
 12822.gpx Vom Rifugio Pomilio auf den Acquaviva

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Kommentare (1)


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Felix hat gesagt: wunderbar; das gefällt mir ausserordentlich!...
Gesendet am 8. September 2012 um 21:41
muss ich denn doch noch einmal in die Abruzzen?!
Herzlichen Dank, lieber Georg, für einen weiteren, grossartige Impressionen enthaltenden, Abruzzen-Bericht!

lieber Gruss, Felix


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