I Gemelli und die doppelte Colmetta

Nach bester Verpflegung durch die Hüttenwartscrew und danach einer angenehmen Nacht in der Capanna d'Alzasca mache ich mich um 6 Uhr auf den Weg zur Bocchetta di Cansgei. Etwas absteigend findet sich ein Ziegenpfad, der dem Fuss der Molinera-Wand entlang führt. Man kann dann durch ein Couloir direkt in die Bocchetta di Catögn steigen (direkter, aber oft nass) oder einen kleinen Bogen nach Westen machen. Vom Pass geht es ohne Probleme zur Cima di Catögn und weiter in die Scharte zwischen diesem Gipfel und dem Ostgipfel der Gemelli (Zwillinge). Vom Rucksackdepot erklettere ich diesen Ostgipfel in Kürze, was ziemlich einfach ist. Hingegen scheint mir der Übergang zum Westgipfel über den Grat etwas suspekt (WS/WS+), darum mache ich einen Bogen auf der Südseite und steige in die Scharte zwischen dem Westgipfel und der Colmetta.

Kurz vor der Scharte stosse ich zu meinem Erstaunen auf ein Drahtseil, das bis auf den Westgipfel der Gemelli führt und die Besteigung wesentlich erleichtert (T5, ohne Drahtseil T6 mit einer sehr exponierten Stelle gleich zu Beginn). Auf dem Gipfel steht ein schönes Kreuz und es findet sich ein Gipfelbuch mit wenigen Einträgen (ca. 3-4 Besuche im Jahr, meist Stammgäste). Das Gipfelbuch riecht aber ziemlich komisch...ach so, als ich es wieder einpacken will, merke ich erst, dass im Behälter auch eine kleine Flasche Grappa steckt.

Zurück in der Scharte steht der Weiterweg zur Colmetta (P. 2466) an. Dieser ist nun happiger als erwartet. Nach der Umgehung eines Turms muss man über ziemlich unangenehme Platten auf den Grat zurück. Dieser kurze Abschnitt ist T6-artig. Oben findet sich ein Ring, der wohl zum Abseilen gedacht ist. Wenn man sich etwas rechts hält, stösst man auf zwei Stifte, die als Tritte dienen (was ich erst im Abstieg merke). Der Rest des Grates zur Colmetta ist dann vergleichsweise problemlos.

Nun steht noch die kleine Colmetta an. Dazu steige ich von der Scharte abwärts und quere dann weglos die weiten Hänge, bis ich auf die Markierung der Route Ribia - Albezzona stosse. Ein kurzer Schlussaufstieg führt zum Übergang Cata d'Albezzona. Der Grat direkt zur Colmetta ist im ersten Teil mit Türmen besetzt. Darum weiche ich etwas in die grasige Südflanke aus, bis ich unschwer wieder zu P. 2134 aufsteigen kann. Schliesslich geht es absteigend über den aussichtsreichen Grat zur Colmetta.

Der steile Direktabstieg führt mich auf ca. 1700 m zum Weg der Alpe d'Albezzona (im Aufstieg geht man besser von der Alp zum Gipfel). Der Alpweg ist zwar markiert, aber nicht immer sehr deutlich, das Gras ist oft hüfthoch. Schliesslich erreiche ich das Valle di Fümegn und Camana, von wo ich den alten Weg nehme, der sich allmählich und an schönen Badeplätzen vorbei nach Vergeletto absenkt. In Vergeletto Dorf hat es übrigens kein Restaurant mehr, sondern nur noch eine Bar und einen kleinen Laden.