Ober Gabelhorn (4063 m) - Überschreitung NO-SW
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Eine Traumtour an einem Traumtag
[Tour
AlpinosM mit
Joerg]
In diesem Sommer ist es ja schon aussergewöhnlich, dass zwei Wochenenden hintereinander gutes Bergwetter herrschte. So zogen wir los, um im Oberwallis etwas kühle 4000er-Luft um unsere Nasen blasen zu lassen...
Samstag, 18. August 2012
Zunächst mussten wir aber durch die heissen Nachmittag auf die Rothornhütte steigen. Um kurz nach halb eins begannen wir den Marsch am Bahnhorf Zermatt (1616 m) bei Temperaturen jenseits der 25°C-Marke. Die heisse Luft entlang des Triftbaches via Bodmen und Alterhaupt (1961 m) sorgte für Schweissbäche auch bei mässigem Gehtempo. Erst ab dem Berggasthaus Trift (2337 m) verschaffte ein kühler Wind etwas Abkühlung; so konnten wir den restlichen Aufstieg und die immer grandioser werdende Aussicht geniessen.
Als wir nach 3h30min gegen vier Uhr auf der Rothornhütte (3198 m) ankamen, fanden wir noch einen Platz auf der Bank vor der Hütte in der Sonne und konnten uns für die morgige Tour erholen. Das Abendessen in dem völlig überfüllten Gastraum war eine logistische Meisterleistung der Hüttencrew; die Nacht verlief erwartungsgemäss unruhig und recht schlaflos. Trotzdem freuten wir uns auf das kommende Abenteuer.
Sonntag, 19. August 2012
Die Hütte erwachte lange vor dem offiziellen Frühstückstermin. Bis auf drei Seilschaften - darunter wir - wollten alle auf's Zinalrothorn; dementsprechend gross war der Leistungsdruck. Wir starteten um zehn vor vier in die sternenklare und nicht allzu kühle Nacht. Nach einer kurzen Strecke über Blöcke (Steinmänner) betraten wir den Triftgletscher. In einer weiten Linkskurve entlang des rechten Gletscherrandes stiegen wir hinauf zum Firnabsatz des WNW-Grates der Wellenkuppe auf ca. 3640.
Nach wenigen Minuten auf dem Gletscherplateau hinter der Hütte gab's für mich einen erfrischenden und alle Müdigkeit mit einem Schlag vertreibenden Taucher in einen Schmelzwasserbach. Man sollte diese fiesen Gesellen mit leuchtender Farbe einfärben, damit sie auch im Dunkeln und mit Firn- und Eisüberzug gut zu erkennen sind! Der Schreck war jedoch grösser als der Schaden (ein Hosenbein nass bis zur Hüfte, etwas Wasser im Schuh und einen nassen Handschuh) und so stiegen wir durch die Gletscherstufe mit zahlreichen Spalten hinauf und erreichten angenehmes Gelände. Der Bergschrund war ohne Probleme zu passieren und bald standen wir auf dem Grat.
Hier entschieden wir uns für die Variante durch die Westflanke und erklommen über Schutt und nach oben hinaus plattigen, teils etwas brüchigen Fels wieder den Grat, den wir in interessanter Kletterei bis zum Firn folgten. Gerade als wir den Firn betraten ging im Osten über dem Täschhorn die Sonne auf und hüllte uns in ihr warmes Licht. Welch ein wunderbarer Augenblick! Nach wenigen Minuten hatten wir den Gipfel der Wellenkuppe (3903 m) erreicht (6:50 Uhr, ca. 3h Gehzeit inkl. Pausen).
Nun wanderten wir durch den Morgen entlang des fantastischen Firngrates auf guten, harten Trittschnee hinüber zum Grand Gendarm (3870 m), den wir entlang der Taue erklommen. Kurz auf den Grat abgelassen, dann ging's weiter bergan. Der Grat steilte zunehmend auf, die letzten Meter zu den ersten Felsen waren mit etwas Eis durchsetzt. Die folgende Kletterei war wieder ein Genuss und übertraf meine Erwartung. Besonder interessant war eine Verschneidung mit zwei Platten, die man piazzenderweise überwinden musste - mit Kletterschuhe noch spannender. Die Kletterei wurde nach obenhin schwieriger und ausgesetzter, aber das Ende war bald erreicht. Um zehn vor neun standen wir glücklich auf dem Gipfel des Obergabelhorns (4063 m, 5h Gehzeit inkl. Pausen).
Nach ein paar einsamen Minuten gesellten sich mehrere Seilschaften zu uns, die über den Arbengrat bzw. die S-Flanke heraufgekommen waren. So machten wir uns bald an den Abstieg über den Arbengrat. Nach unzähligen, zeitraubenden Abseilmanövern (Schlingenbündel, keine Haken), einigem Klettern über den ausgesetzten, jedoch soligen Grat und ein paar Querungen durch die brüchige NO-Flanke zurück auf selbigen erreichten wir den Punkt, an dem das helle Band durch die Südflanke beginnt. Diesem Band, das weiter unten zu einem kleinen Couloir mutiert, folgten wir zunächst in der Mitte, dann nach rechts auf die plattigen Felsen ausweichend bergab bis zum Firnfeld. Nach wenigen Minuten über Schnee und Schotter standen wir dann vor dem Arbenbiwak (3225 m; 13:30 Uhr, 4h Abstiegszeit vom Gipfel).
Die Sonne hatte die Luft bereits deutlich aufgeheizt und wir verweilten nicht allzu lange. Zunächst über den Klettersteig hinunter auf die Schutthalden, dann direkt auf dem Grat einer grossen Moräne stiegen wir in rassantem Tempo in 2h30min hinab nach Zermatt (1616 m), wo wir ziemlich ausgetrocknet ankamen und den lokalen Coop bzgl. Flüssigkeitsnachschub stürmen mussten.
Es war eine herrlich Tour mit zahllosen, unvergesslichen Eindrücken. Besonders der Aufstieg über die Wellenkuppe und der grandiose Sonnenaufgang war ein Erlebnis. Der Abstieg über den Arbengrat war so okay, aber rundete das Tourenerlebnis ab.
Joerg, vielen lieben Dank für die reibungslose Teamarbeit und die entspannde, gute Laune! Es hat wieder einmal viel Spass gemacht. Das nächste Abenteuer wartet schon...
Hier gibt's den Bericht von
Joerg mit weiteren Details und Fotos.
[Tour


In diesem Sommer ist es ja schon aussergewöhnlich, dass zwei Wochenenden hintereinander gutes Bergwetter herrschte. So zogen wir los, um im Oberwallis etwas kühle 4000er-Luft um unsere Nasen blasen zu lassen...
Samstag, 18. August 2012
Zunächst mussten wir aber durch die heissen Nachmittag auf die Rothornhütte steigen. Um kurz nach halb eins begannen wir den Marsch am Bahnhorf Zermatt (1616 m) bei Temperaturen jenseits der 25°C-Marke. Die heisse Luft entlang des Triftbaches via Bodmen und Alterhaupt (1961 m) sorgte für Schweissbäche auch bei mässigem Gehtempo. Erst ab dem Berggasthaus Trift (2337 m) verschaffte ein kühler Wind etwas Abkühlung; so konnten wir den restlichen Aufstieg und die immer grandioser werdende Aussicht geniessen.
Als wir nach 3h30min gegen vier Uhr auf der Rothornhütte (3198 m) ankamen, fanden wir noch einen Platz auf der Bank vor der Hütte in der Sonne und konnten uns für die morgige Tour erholen. Das Abendessen in dem völlig überfüllten Gastraum war eine logistische Meisterleistung der Hüttencrew; die Nacht verlief erwartungsgemäss unruhig und recht schlaflos. Trotzdem freuten wir uns auf das kommende Abenteuer.
Sonntag, 19. August 2012
Die Hütte erwachte lange vor dem offiziellen Frühstückstermin. Bis auf drei Seilschaften - darunter wir - wollten alle auf's Zinalrothorn; dementsprechend gross war der Leistungsdruck. Wir starteten um zehn vor vier in die sternenklare und nicht allzu kühle Nacht. Nach einer kurzen Strecke über Blöcke (Steinmänner) betraten wir den Triftgletscher. In einer weiten Linkskurve entlang des rechten Gletscherrandes stiegen wir hinauf zum Firnabsatz des WNW-Grates der Wellenkuppe auf ca. 3640.
Nach wenigen Minuten auf dem Gletscherplateau hinter der Hütte gab's für mich einen erfrischenden und alle Müdigkeit mit einem Schlag vertreibenden Taucher in einen Schmelzwasserbach. Man sollte diese fiesen Gesellen mit leuchtender Farbe einfärben, damit sie auch im Dunkeln und mit Firn- und Eisüberzug gut zu erkennen sind! Der Schreck war jedoch grösser als der Schaden (ein Hosenbein nass bis zur Hüfte, etwas Wasser im Schuh und einen nassen Handschuh) und so stiegen wir durch die Gletscherstufe mit zahlreichen Spalten hinauf und erreichten angenehmes Gelände. Der Bergschrund war ohne Probleme zu passieren und bald standen wir auf dem Grat.
Hier entschieden wir uns für die Variante durch die Westflanke und erklommen über Schutt und nach oben hinaus plattigen, teils etwas brüchigen Fels wieder den Grat, den wir in interessanter Kletterei bis zum Firn folgten. Gerade als wir den Firn betraten ging im Osten über dem Täschhorn die Sonne auf und hüllte uns in ihr warmes Licht. Welch ein wunderbarer Augenblick! Nach wenigen Minuten hatten wir den Gipfel der Wellenkuppe (3903 m) erreicht (6:50 Uhr, ca. 3h Gehzeit inkl. Pausen).
Nun wanderten wir durch den Morgen entlang des fantastischen Firngrates auf guten, harten Trittschnee hinüber zum Grand Gendarm (3870 m), den wir entlang der Taue erklommen. Kurz auf den Grat abgelassen, dann ging's weiter bergan. Der Grat steilte zunehmend auf, die letzten Meter zu den ersten Felsen waren mit etwas Eis durchsetzt. Die folgende Kletterei war wieder ein Genuss und übertraf meine Erwartung. Besonder interessant war eine Verschneidung mit zwei Platten, die man piazzenderweise überwinden musste - mit Kletterschuhe noch spannender. Die Kletterei wurde nach obenhin schwieriger und ausgesetzter, aber das Ende war bald erreicht. Um zehn vor neun standen wir glücklich auf dem Gipfel des Obergabelhorns (4063 m, 5h Gehzeit inkl. Pausen).
Nach ein paar einsamen Minuten gesellten sich mehrere Seilschaften zu uns, die über den Arbengrat bzw. die S-Flanke heraufgekommen waren. So machten wir uns bald an den Abstieg über den Arbengrat. Nach unzähligen, zeitraubenden Abseilmanövern (Schlingenbündel, keine Haken), einigem Klettern über den ausgesetzten, jedoch soligen Grat und ein paar Querungen durch die brüchige NO-Flanke zurück auf selbigen erreichten wir den Punkt, an dem das helle Band durch die Südflanke beginnt. Diesem Band, das weiter unten zu einem kleinen Couloir mutiert, folgten wir zunächst in der Mitte, dann nach rechts auf die plattigen Felsen ausweichend bergab bis zum Firnfeld. Nach wenigen Minuten über Schnee und Schotter standen wir dann vor dem Arbenbiwak (3225 m; 13:30 Uhr, 4h Abstiegszeit vom Gipfel).
Die Sonne hatte die Luft bereits deutlich aufgeheizt und wir verweilten nicht allzu lange. Zunächst über den Klettersteig hinunter auf die Schutthalden, dann direkt auf dem Grat einer grossen Moräne stiegen wir in rassantem Tempo in 2h30min hinab nach Zermatt (1616 m), wo wir ziemlich ausgetrocknet ankamen und den lokalen Coop bzgl. Flüssigkeitsnachschub stürmen mussten.
Es war eine herrlich Tour mit zahllosen, unvergesslichen Eindrücken. Besonders der Aufstieg über die Wellenkuppe und der grandiose Sonnenaufgang war ein Erlebnis. Der Abstieg über den Arbengrat war so okay, aber rundete das Tourenerlebnis ab.



Tourengänger:
alpinos

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