Kleines Seehorn mit Lawinenunglück
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Frühling 1998, das Ende meines Wehrdienstes rückt immer näher. Eine Alpinwoche in der Silvretta noch, das ist wie Urlaub, oder?!
Denkste, unsere Ausbilder waren leider großteils rücksichtslose Psychopathen, die wohl wissend sinnlos das Leben der Rekruten gefährden. Ich will hier aber nur auf einen von mehreren Zwischenfällen eingehen, da er hierher passt.
Nachdem wir vom Madlenerhaus in die Seelücke gestiegen waren, wollte ein Unteroffizier noch eine kleine, freiwillige Extratour machen. Ich war natürlich sofort dabei, und noch 12 weitere. Aber aus freiwilligkeit wurde schnell Zwang. Zuerst bestiegen wir noch problemlos das kleine Seehorn, der Firn war perfekt. Während der Gipfelpause sahen wir einen Schweizer Abfangjäger auf Augenhöhe vorbeifliegen, der wird sich auch gewundert haben, was das österreichische Militär da auf schweizerischem Gebiet macht...
Aber wie jeder weiß, wird die Schweiz nach Norden durch ein geheimes Atom-U-Boot im Bodensee gegen die Deutschen, nach Westen durch Panzereinheiten gegen die Franzosen, nach Süden durch Tornado-Flugzeuge die aus geheimen Berghöhlen starten gegen die Italiener und nach Osten, gegen die Österreicher, durch die Pfadfindergruppe St. Gallen hervorragend beschützt. Also hat er sich sicher keine Sorgen gemacht.
Außerdem sahen wir zwei oder drei Schneebretter am Hang gegenüber abgehen. Auch unterhalb der Kromerscharte lag ein Schneebrett, das aber schon mindestens einen Tag davor abgegangen sein mußte. Da erklärte uns der besagte Unteroffizier plötzlich, dass er nicht auf direktem Weg durch die Seelücke zurück wollte, sondern zuerst noch durch die Kromerscharte und die Kromerlücke wollte. Wir waren alle dagegen. Nicht nur wegen der unnötigen Höhenmeter, sondern vor allem wegen der Lawinengefahr.
Als wir wenig später an der Seelücke vorbei kamen flammte die Diskussion nochmal kurz auf, aber wir wurden mit einer Anzeige wegen Befehlsverweigerung bedroht (auf einer nicht genehmigten, "freiwilligen" Extratour auf schweizerischem Gebiet, wie konnten wir darauf nur reinfallen!) und so marschierten wir alle auf das alte Schneebrett hoch. Der schlaue Unteroffizier war sich natürlich sicher, dass auf einem alten Schneebrett sicher nicht noch eins abgeht. Denkste!
Ein dumpfer Knall und schon rutschte der ganze Hang 100 meter ab. Es dauerte trotz Spaten ganz schön lange bis wir uns alle wieder ausgegraben hatten, das Zeug wird hart wie Beton. Niemand war tiefer als bis zur Hüfte verschüttet, zum Glück. Natürlich rief der Unteroffizier deswegen noch lange keine Hilfe, wen interessiert es schon wenn da einer vielleicht durch den Schock nachher noch abstürzt? Ist aber zum Glück nicht passiert. Beinahe auf Knien wurden wir angefleht das niemandem zu erzählen, und wir Idioten stimmten sogar noch zu. Aber wenig später flog es dann doch noch auf. Einer von uns (ich denke ich weiß wer) hat es an die Presse weitergegeben, nachdem es dann noch weitere Vorfälle gegeben hatte.
Muß ein Riesen Spaß gewesen sein für den damaligen Militärkommandanten, als er beim Frühstück die Zeitung aufgeschlagen hat... Danach gab es eine riesige Untersuchungskommission, Fernsehinterviews usw. aber natürlich keine ernsten Konsequenzen außer einer Degradierung des erwähnten Unteroffiziers. Klar, ist ja sein Job Leute in den Tod zu schicken. Well done!
Sobald ich den zum Glück aufbewahrten Zeitungsartikel finde, werde ich den mal einscannen und hochladen. Denn in den online Archiven ist komischerweise nix mehr... Presseberichte und Artikel scheinen wie von Zauberhand aus den Archiven der Zeitungen zu verschwinden. Niemand will hören, dass wir mit unserem Wehrdienst sinnlos das Leben von jungen Männern auf's Spiel setzen.
Nachtrag: Hab den Artikel eingescannt. Wie man sehen kann wurde der Zwischenfall in den offiziellen Berichten um einen Kilometer nach Osten versetzt, damit es nicht mehr auf Schweizer Boden war, und auch ein paar weitere Dinge wurden verfälscht und vermischt.
Denkste, unsere Ausbilder waren leider großteils rücksichtslose Psychopathen, die wohl wissend sinnlos das Leben der Rekruten gefährden. Ich will hier aber nur auf einen von mehreren Zwischenfällen eingehen, da er hierher passt.
Nachdem wir vom Madlenerhaus in die Seelücke gestiegen waren, wollte ein Unteroffizier noch eine kleine, freiwillige Extratour machen. Ich war natürlich sofort dabei, und noch 12 weitere. Aber aus freiwilligkeit wurde schnell Zwang. Zuerst bestiegen wir noch problemlos das kleine Seehorn, der Firn war perfekt. Während der Gipfelpause sahen wir einen Schweizer Abfangjäger auf Augenhöhe vorbeifliegen, der wird sich auch gewundert haben, was das österreichische Militär da auf schweizerischem Gebiet macht...
Aber wie jeder weiß, wird die Schweiz nach Norden durch ein geheimes Atom-U-Boot im Bodensee gegen die Deutschen, nach Westen durch Panzereinheiten gegen die Franzosen, nach Süden durch Tornado-Flugzeuge die aus geheimen Berghöhlen starten gegen die Italiener und nach Osten, gegen die Österreicher, durch die Pfadfindergruppe St. Gallen hervorragend beschützt. Also hat er sich sicher keine Sorgen gemacht.
Außerdem sahen wir zwei oder drei Schneebretter am Hang gegenüber abgehen. Auch unterhalb der Kromerscharte lag ein Schneebrett, das aber schon mindestens einen Tag davor abgegangen sein mußte. Da erklärte uns der besagte Unteroffizier plötzlich, dass er nicht auf direktem Weg durch die Seelücke zurück wollte, sondern zuerst noch durch die Kromerscharte und die Kromerlücke wollte. Wir waren alle dagegen. Nicht nur wegen der unnötigen Höhenmeter, sondern vor allem wegen der Lawinengefahr.
Als wir wenig später an der Seelücke vorbei kamen flammte die Diskussion nochmal kurz auf, aber wir wurden mit einer Anzeige wegen Befehlsverweigerung bedroht (auf einer nicht genehmigten, "freiwilligen" Extratour auf schweizerischem Gebiet, wie konnten wir darauf nur reinfallen!) und so marschierten wir alle auf das alte Schneebrett hoch. Der schlaue Unteroffizier war sich natürlich sicher, dass auf einem alten Schneebrett sicher nicht noch eins abgeht. Denkste!
Ein dumpfer Knall und schon rutschte der ganze Hang 100 meter ab. Es dauerte trotz Spaten ganz schön lange bis wir uns alle wieder ausgegraben hatten, das Zeug wird hart wie Beton. Niemand war tiefer als bis zur Hüfte verschüttet, zum Glück. Natürlich rief der Unteroffizier deswegen noch lange keine Hilfe, wen interessiert es schon wenn da einer vielleicht durch den Schock nachher noch abstürzt? Ist aber zum Glück nicht passiert. Beinahe auf Knien wurden wir angefleht das niemandem zu erzählen, und wir Idioten stimmten sogar noch zu. Aber wenig später flog es dann doch noch auf. Einer von uns (ich denke ich weiß wer) hat es an die Presse weitergegeben, nachdem es dann noch weitere Vorfälle gegeben hatte.
Muß ein Riesen Spaß gewesen sein für den damaligen Militärkommandanten, als er beim Frühstück die Zeitung aufgeschlagen hat... Danach gab es eine riesige Untersuchungskommission, Fernsehinterviews usw. aber natürlich keine ernsten Konsequenzen außer einer Degradierung des erwähnten Unteroffiziers. Klar, ist ja sein Job Leute in den Tod zu schicken. Well done!
Sobald ich den zum Glück aufbewahrten Zeitungsartikel finde, werde ich den mal einscannen und hochladen. Denn in den online Archiven ist komischerweise nix mehr... Presseberichte und Artikel scheinen wie von Zauberhand aus den Archiven der Zeitungen zu verschwinden. Niemand will hören, dass wir mit unserem Wehrdienst sinnlos das Leben von jungen Männern auf's Spiel setzen.
Nachtrag: Hab den Artikel eingescannt. Wie man sehen kann wurde der Zwischenfall in den offiziellen Berichten um einen Kilometer nach Osten versetzt, damit es nicht mehr auf Schweizer Boden war, und auch ein paar weitere Dinge wurden verfälscht und vermischt.
Hike partners:
MatthiasG

Communities: Sicherheit in den Bergen, Bergunfälle
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