Skitourentage Silvretta (im Fönsturm....)

Skitourentage Silvretta      02.02. – 05.02.2009     Dirk, Ernesto, Hans-Gerd

Unser Tag ist bereits 9 Stunden alt, als wir am 02. Februar 2009 auf der Bielerhöhe, am Rand des schneebedeckten Silvretta Stausees ankommen. Ungemütlich kalt, mit schlechter Sicht und einem mächtigen Wind werden wir empfangen. Die Felle unter den Tourenski bremsen die Fahrt und so geht es in Zeitlupe hinab auf den See.

Der Rucksack wiegt schwer und seine Tragriemen schneiden in die Schultern ein!
Neben der kompletten Gletscherausrüstung haben wir Proviant für drei Winterraumnächte geladen.

Nach 45 Minuten erreichen wir im heftigen Sturm das Ende des Stausees. Die Strecke biegt nach links ins Ochsental ab. Der Wind wird hier kanalisiert und peitscht uns mit über 100 km/h entgegen.

Dirk macht den Eisbrecher und führt ins Ochsental hinein, von hinauf kann keine Rede sein, steigt der Talgrund doch nur ganz seicht an.   

Schweigend kämpfen wir uns vorwärts, ohne Höhen- und nur mit mäßigem Raumgewinn. Sturmbedingte Nadelstiche auf der Gesichtshaut, Kälte die sich langsam einen Weg durch die Zwiebelschichten sucht.

Um 12:45 Uhr sind wir ins Ochsental eingebogen, bei einer Höhe von 2050 Metern. Um 15:30 Uhr zweifelt Dirk, ob wir die Hütte bei Tageslicht erreichen. 

Der Sturm nimmt zu, die Sicht wird schlechter und unsere Höhe? 2200 Meter. 

Es liegen noch rund 250 Höhenmeter und einige Streckenkilometer vor uns. Die Orientierung ist schwierig, unser Optimismus sinkt und Ernesto spürt die Höhe und die Last seines Rucksacks. Er kämpft mit Gewicht und Balance und kommt nur noch mühsam voran! Sein Akku geht zur Neige! Quälend stampfen wir bis 16:00 Uhr weiter Tal einwärts, in der Hoffnung….

Ja in welcher Hoffnung eigentlich? Wer nimmt uns die Entscheidung ab?  

Weiter oder umkehren? Ohne langes Zögern folgen wir Dirks Vorschlag: „Umkehren!“

Abfellen, Bindung arretieren, Schuhe fest schnallen und zurück, der Zivilisation entgegen. Raus aus diesem menschenfeindlichen Kühlschrank, den Sturm als Anschub nutzend, nichts wie weg hier!

Wir schieben an, rutschen seichte Hänge hinab und arbeiten uns mühsam zum Seespitz vor. Um 17:00 Uhr gleiten wir auf den See. Eine erste Pause seit 5 Stunden ist fällig! Tee, Snickers, Schoki und einfach nur durchatmen.

In 2,5 km Entfernung wartet die Bielerhöhe auf uns. Nur noch zurück über den See, den Sturm im Rücken, wir kommen gut voran.

Ernesto, wieder bei Kräften, schultert wieder seine schwere Last und so erreichen wir gegen 18:00 Uhr unseren Startpunkt, die Bielerhöhe.

Um 18:15 Uhr öffnen wir die Eingangstüre des Madlener Hauses und treten ein in die warme Stube!

Die Skitourentage können beginnen!

Di., 03.02.2009

Erst spät, gegen 09:30 Uhr schieben wir die Tourenski vom Madlener Haus (1986m) in Richtung Hennekopf (2704m). Der Sturm ist vorbei und herrliches Wetter begleitet uns. 

Nach dem Aufstieg zum See folgt eine lawinengefährdete Querung ins Bieltal, dem Einstieg in die eigentliche Tour. Beschwerlich im windverpressten, brettharten Schnee spurt Dirk den steilen Hang querend. Wir nehmen nun eine eigene Route, die wir aus der Geländebetrachtung für sicher und günstig erachten. Dadurch wird es deutlich länger als im Tourenführer aber es ist unsere eigene Tour und sie ist sicher und somit machbar. In einer steilen Mulde erleben wir dennoch ein deutliches „Wumm“ und können die Störung der Schneedecke spüren. Rasch geht es über den Rand der Mulde hinauf auf ein sicheres Plateau und achtsam weiter zum Gipfel.

Um 13:30 Uhr stehen wir auf dem Hennekopf  2704 Meter, genießen tolle Sicht und einen stahlblauer Himmel. Gegen 14:00 Uhr folgt eine harschige Abfahrt ins Skigebiet der Bielerhöhe, wo wir kurz im Gasthaus Piz Buin einkehren und eine tolle Tour beenden.

Mi., 04.02.2009

Erst gegen 09:00 erfolgt der Aufbruch zur Raukopfscharte (3005m)

Wieder die 80 hm hoch zum See, und diese 80 Meter hinab ins Skigebiet der Bielerhöhe an den Beginn des Bieltals. Nun durch den langen Talgrund stetig aber mäßig aufwärts zum Beginn des Raukopfgletschers (2600 m), der sich nur noch als spaltenlose Eisplatte darbietet und nun steil zur Scharte(3005 m) hinauf! Ernesto, der abends noch über einen Ruhetag sinnierte, erreicht mit konstantem Tempo sichtlich zufrieden das Tagesziel. Prächtiges Wetter, hochalpines Terrain und die umliegenden Eisriesen (Dreiländerspitze, Piz Buin, Silvrettahorn) lassen unsere Herzen höher schlagen. Eine traumhafte Abfahrt über den Gletscher und weiter durchs Bieltal steht uns nun bevor.

Um 13:00 hatten wir den Gipfel erreicht, 30 Minuten Rast eingelegt und anschließend die schöne Abfahrt zurück ins Skigebiet Bielerhöhe genossen.

Gegen 15:00 Uhr sitzen wir wieder im Gasthaus Piz Buin und genießen den Rückblick auf eine schöne Tour bei Radler und Cappuccino.

Do., 05.02.2009

Schon beim Frühstück wissen wir von einem neuerlichen Fönsturm in der Höhe. Wir disponieren um und planen eine letzte Tour im Vorarlberg, auf dem Weg nach Hause.

Um 10:00 Uhr sind wir zurück in Partenen und fahren ins Laternser Tal, nach Bad-Innerlaterns (1147 m). Um 11:45 starten wir zum „Gehrenfalben“ (1938 m).

Lange geht es mit mäßigem Höhengewinn einen bequemen Waldweg hinauf. In Wirklichkeit handelt es sich hier um die Straße zum Furkapass, welcher nach Damüls führt.

Nach Ende des Waldes öffnet sich eine sanfte Hochlandschaft und gibt den Blick auf den links versteckten Gipfel der Gehrenfalben frei.

Über offenes Gelände ziehen wir lawinensicher und mit zunehmendem Wind unsere Spur zum Gipfel. Diesen erreichen wir gegen 14:00 Uhr. Wegen dem auch hier spürbaren Fönsturm geht es ohne Rast die freien Hänge wieder hinuter.

Um 15:00 Uhr beladen wir das Auto und machen uns auf die Rückreise nach Köln!

Fazit: Wieder tolle Tourentage und eine prima Gemeinschaft erlebt!

Hans-Gerd im Februar 2009

Bildbericht:

http://picasaweb.google.com/ueberberg/SkitourentageInDerSilvretta#