Wildhorn, Germannrippe
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Der SAC-Führer sagt: ZS, meist III, einige Stellen IV und IV+.
Im „Gipfelbuch“ ist von „einer Stelle eher 5a – 5b“ die Rede http://www.gipfelbuch.ch/gipfelbuch/detail/id/49717
Und CamptoCamp wirft für eine Stelle sogar 6a (5a/A0) aus. http://www.camptocamp.org/routes/55186/fr/wildhorn-pilier-ne-germanrippe-depuis-iffigenalp
Barbara hat mich dann mit dem Argument beruhigt, dass sie die Tour schon vor Jahren ohne Probleme nachgestiegen sei und ich sie deshalb ganz sicher locker werde vorsteigen können, auch mit den Bergschuhen. Sicherheitshalber habe ich dann aber doch noch die Kletterfinken mit eingepackt.
Die erste Schlüsselstelle der Tour wartet schon auf einem, bevor man den ersten Schritt Richtung Hütte tun kann: Man kann zwar Plätze für den Bus zur Iffigenalp reservieren. Irgend eine Wirkung hat diese Reservation jedoch nicht: wer zuerst dort ist, kann einsteigen, wer später kommt hat Pech, Reservation hin oder her. Wir hatten Glück und konnten noch einen Stehplatz im Total überfüllten Bus ergattern.....
Nach dem Aufstieg zur Wildhornhütte folgt dann gleich die zweite Schlüsselstelle:Die geplante Tour ist lang. Man sollte also bei Zeiten los. Aller früheste Frühstückszeit ist aber 5.30h. Normalerweise ist so was ja kein Problem: der Hüttenwart stellt einem am Vorabend einfach eine Thermoskanne Tee oder Café, etwas Brot und Käse bereit. Hier brauchte es allerdings einiges an Verhandlungsgeschick und einen „Bestechungsversuch“ in Form tatkräftiger Mithilfe beim Abwasch nach dem Nachtessen, um eine Stunde früher aufbrechen zu können. Immerhin wurde die Sorge um eine eventuelle 6a-Stelle entschärft: wir erfuhren, dass es links des Originaleinstiegs eine „etwas schwierigere“ Variante gebe. Das dürfte die „Camptocamp“-Variante sein.
Wer wie wir noch bei Dunkelheit aufbrechen will, ist gut beraten mindestens den ersten Teil des Zustiegs am Nachmittag zu rekognoszieren. Man folgt dem markierten Wanderweg Richtung Schnidejoch bis ca. 2460müm. Dort weisst ein grüner Pfeil auf einem Kopf grossen Stein nach rechts auf eine Wegspur mit recht vielen Steinmännchen. Man folgt der Spur bis sie in der Nähe von P.2495 nach rechts den Hang hoch zieht. Man hält sich leicht links und umgeht den namenlosen See P.2465 südlich. Es lohnt sich nicht, hier schon schräg links Richtung Einstieg hochzuziehen: man gerät in unangenehmes, Schutt bedecktes Plattengelände. Besser bis P.2502 im Talboden bleiben und dann direkt zum Einstieg etwas links des tiefsten Punktes der von P.2949 herunterziehenden Rippe aufsteigen.
Die erste Seillänge folgt einer Art Riss/Rampe und ist etwas brüchig. Die zweite Länge folgt einer Rinne / Couloir und ist sehr brüchig. Beide Längen sind 45-50m lang und mit je 2-3 BH ausgerüstet. Die dritte führt dann endlich auf die Kante und der Fels wird langsam besser, die Kletterei aber auch anspruchsvoller. Der ganze Mittelteil der Rippe weisst dann ziemlich guten bis excellenten Fels auf. Auf einer Terrasse, schon ziemlich weit oben, befindet sich eine Routenbuch-Blechbüchse. Darin befinden sich allerdings nur noch ein paar total aufgeweichte, einzelne Seiten. Ab der Terrasse folgen noch zwei schwere Seillängen, wobei die zweite die Schlüsselstelle der Tour darstellt und eindeutig V ist. Mit den Bergschuhen war ich da durchaus gefordert, der Fels ist dort aber wirklich erstklassig und die Absicherung erreicht (im ganzen Mittelteil) ein „gut“ auf der Plaisir-Skala. Danach nehmen die Schwierigkeiten, die Hakendichte , aber leider auch die Felsqualität drastisch ab..... Und es ist noch weiter als man zuerst denkt, bis man P.2949 erreicht.
Von dort folgt man dem Grat über ein paar kleine Türmchen absteigend bis in eine deutliche Lücke. Der Fels ist dort noch einmal eine Stufe schlechter als zuvor, z.T. hat es auch Abschnitte im Geröll mit schwachen Wegspuren. Von der Lücke nach rechts in eine Rinne queren (NICHT gerade hoch!) und diese hoch. An ihrem Ende sind die Schwierigkeiten gemeistert. Der Weiterweg über Geröll, einen kurzen Grat und am Schluss durch ein Couloir ist einfach, zieht sich aber noch einmal in die Länge. Wir benötigten von der Hütte bis auf den Gipfel knapp 6 3/4h, ohne rumzutrödeln. Die auf der HP der Hütte angegebenen 5h sind schon eine sehr, sehr sportliche Zeit. Dank flottem Tempo im Abstieg (Gipfel-Hütte: 1h50', Hütte Iffigenalp: 1h20') hat es nicht nur auf den (reservierten.....) Bus um 16.00h gereicht, sondern auch noch für einen Teller Pommes Frittes auf der Iffigenalp (Qualität übrigens 1a :-)).
Die angegebenen Schwierigkeiten sind so zu verstehen:
Zustieg: T4, die Rippe ist eine alpine Klettertour im Grad V und der Abstieg ein Gletscher-WS-.
Fazit: Etwas spezielle Tour, die sehr brüchiges Gelände im IIer-IIIer-Bereich, vernünftig gesichertes Klettern in herrlichem Fels bis V, eine gewisse Länge sowie einen Gletscherabstieg vereinigt. Wir haben die ganze Rippe mit den Bergschuhen geklettert, wer will, kann natürlich auch auf die Kletterfinken wechseln. Der Mittelteil wird dadurch vermutlich noch etwas genussvoller / entspannter. Alles in Allem ein grosses, eindrückliches Erlebnis. Bestimmt nicht die Tour, die ich jetzt jedes Jahr wieder machen muss. Aber bestimmt auch nicht unlohnend.
Zu den Beschreibungen:
SAC-Führer: gefährlich! Wenn DAS ein ZS ist, dann heiss ich Käthi... und der Arbengrat ist ein T4.....
„Gipfelbuch“: gut passende Beschreibung, die Routen- + Hakenfindung fand ich einfacher, dafür sind's eher mehr als 12SL?!
Camptocamp: dieser Eintrag beschreibt offensichtlich die noch weiter links des tiefsten Punktes startende Variante.

Kommentare (2)