Auf und mit der BM durch das Misox


Publiziert von lainari , 18. August 2012 um 21:21.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Misox
Tour Datum: 9 Oktober 2005
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Zeitbedarf: 2:30
Aufstieg: 270 m
Abstieg: 270 m
Strecke:9 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto oder Postauto nach Mesocco
Kartennummer:1:50.000, Blatt 267T San Bernardino

Auf und mit der BM durch das Misox
 
Die italienisch-sprachigen Bündner Südtäler haben es mir durch ihre kulturellen und traditionellen Besonderheiten, gepaart mit speziellen Naturschönheiten besonders angetan. Regelmäßig führten mich deshalb meine Touren in diese Regionen. Heute war ein Ausflug in die Val Mesolcina (Misox) geplant. Dort wollte ich die verbliebenen Reste der Società Ferrovia elettrica Bellinzona-Mesocco (BM) - Misoxerbahn - in Augenschein nehmen. Am Morgen wählte ich den schnellen Weg über die Autobahn A 13 nach Mesocco. Am einstigen Endpunkt der 31 km langen Bahnstrecke stellte ich das Auto ab. Beim Anblick vom Bahnhofsgebäude und der Remise war es kaum zu glauben, dass die Strecke bereits 1978 abgebaut wurde. Den Personenverkehr hatte man schon 1972 an das Postauto verloren, so dass Unwetterschäden den Anlass boten, den oberen Streckenabschnitt ab Cama aufzugeben. Vom einstigen Bahnhofsgelände folgte ich der gut erkennbaren Trasse und verließ durch einen Einschnitt den Ort talwärts. Kurz durch Wiesenland laufend, trat ich dann in den Wald ein. Die Sonne stieg langsam auf und das Laub duftete herbstlich. Zahlreiche Kastanienbäume säumten die Trasse. Einige berg- und talseitige Stützmauern schufen den Platz für die einstige Bahnstrecke. Ich durchschritt den kurzen Tunnel San Giovanni. Langsam fallend erreichte ich Soazza. Mit Palmen und Terrassengärten zeigte sich hier schon südliches Flair. Am alten Bahnhofsgebäude waren bereits Profilstangen für eine neue Überbauung angebracht. Ein kleiner Viadukt überspannte einen Taleinschnitt, danach wurde der Kirchberg umrundet. Nun folgte der kurze Tunnel mit dem sinnigen Namen Capella. Über einige Lehnviadukte und Brücken fiel die Strecke weiter ab. An den Felswänden sonnten sich Eidechsen. Hinter dem Tunnel Piotta, dem angrenzenden Viadukt und dem dahinterliegenden markanten Felszacken war der interessanteste Teil der Trasse vorbei. Im weiteren Verlauf fällt diese dann zur Kantonsstrasse hin ab und es sind nur noch wenige Reste zu entdecken, deshalb kehrte ich an dieser Stelle um. Kurz vor Soazza stieg ich links auf einem Zickzackweg auf den Kirchberg zur Kirche San Martino hinauf. Ich durchquerte den Ort und stieß am einstigen Bahnhofsgelände wieder auf die Trasse. Dieser folgte ich aufwärts. Dann nahm ich einen schräg nach rechts abfallenden Abzweig hinunter zur Strasse. Dort traf ich auf einen Parkplatz. Ich überquerte Strasse und Autobahnbrücke und begab mich hinauf zum Castello di Mesocco. Nach einem Rundgang (Bilder hatte ich auf einem früheren Besuch zur Genüge angefertigt) stieg ich vom Parkplatz zur einstigen Bahntrasse hinauf und kehrte nach Mesocco zurück.
 
Im Anschluss fuhr ich nach Castione-Arbedo. Unmittelbar nach dem Ende des Personenverkehrs hatte man den Ausgangspunkt der Strecke hierhin zurückgezogen, weil ein Anschluss zur Gotthardbahn besteht. Die 3 Streckenkilometer nach Bellinzona wurden abgebaut. Auf der Reststrecke von Castione-Arbedo nach Cama wurde von der RhB, der Betreiberin der BM seit 1942, noch bis 2003 spärlicher Güterverkehr abgewickelt. Dann wurde die Infrastruktur an den Museumsbahnverein Società Esercizio Ferroviario Turistico (SEFT)  übergeben, der hier schon ab 1995 Ausflugsfahrten durchführte. Einer seiner Fahrtage stand heute auf dem Programm. Der kleine Verein kämpft, wie ich auf meinen Besuchen immer wieder feststellen konnte, engagiert gegen personelle, finanzielle und politische Zwänge an. Das verleiht der kleinen Truppe besondere Sympathie. Die erste Fahrt des Tages wurde mit einer Komposition, bestehend dem Appenzeller ABe 4/4 42, einem Zweitklasswagen und einem Gepäckwagen durchgeführt. Am Fenster des Motorwagens genoss ich die vorbeiziehende südlich geprägte Landschaft und die laue Herbstluft. An den Abteilwänden des Fahrzeuges hingen noch Schwarzweißbilder aus dem Appenzell. In Cama wurde der Triebwagen umgesetzt und der Zug machte sich auf die Rückfahrt, da heute noch eine zweite Fahrt auf dem Plan stand. An Fahrtagen mit nur einer Fahrt hat man hier zwei Stunden Aufenthalt, wo sich ein Ausflug zur Ruine Norantola (20 min Wegzeit einfach) oder ein Besuch des Grotto Milesi-Belloli direkt bei der Station Cama anbietet. Heute fuhr ich gleich wieder zurück, da ich noch einen weiten Rückweg hatte. In Castione-Arbedo fotografierte ich noch die Manöver, die Wagen wurden weggestellt, die zweite Fahrt unternahm der Motorwagen als Alleinfahrer. Dann fuhr ich über die Kantonsstrasse durch das Misox hinauf und fuhr fast allein an diesem herrlichen Herbstabend über den San Bernardino-Pass.
 
Fakten zur Bahnstrecke Bellinzona-Mesocco
Länge: 31,3 km/heute 13 km
Inbetriebnahme: 1907
Einstellung des Personenverkehrs/Güterverkehrs: 1972/2003
Rückbau: Bellinzona - Castione-Arbedo 1972, Cama-Mesocco 1978
 
Literaturtipp:
Rolf Rütimann, Bellinzona-Mesocco-Bahn, Leutwiler Verlag 1984
Claude Jeanmaire, Die Gleichstromlinien der Rhätischen Bahn, Verlag Eisenbahn 1975 

Tourengänger: lainari


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Kommentare (2)


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Henrik hat gesagt: Aha, auch ein
Gesendet am 18. August 2012 um 22:17
Isebähnler unterwegs und auch noch TuTen...Danke für das Hervorzaubern der Linie und der Daten.

CS

silberquäki

lainari hat gesagt: RE:Jaja, auch ein
Gesendet am 19. August 2012 um 17:33
Isebähnler! Im Misox hats zudem Natur, Kultur und Feines zu Essen und zu Trinken gibts obendrein, da zaubere ich doch gern!

LG lainari


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