Der Südkamin zum Altmann, dem zweithöchsten Berg des Alpsteins, durchzieht fast die ganze mächtige Südwand dieses Kolosses aus Kalkstein. Dementsprechend gross ist der Reiz, diese Begehung einmal zu unternehmen. Man wird nicht enttäuscht, wenn man etwas Kletterfähigkeiten mitbringt, denn von der Kulisse her ist dieser Aufstieg gigantisch, bewegt man sich doch praktisch immer in steilen Rinnen bzw. eben Kaminen mitten im Schrattenkalkfels, die meist genussreiche Klettereien, vorwiegend im 2. Schwierigkeitsgrad, bieten.
Kombinieren lässt sich diese Tour, mit Start auf der Laui oberhalb von Unterwasser im Toggenburg, bestens mit dem längst in Vergessenheit geratenen Aufstieg über einen im Verfallen begriffenen, mit alten Markierungen versehenen Pfad über den Schilt hinauf zum Nädligergrat, ein Aufstieg in atemberaubender Landschaft über steile Grashalden, Geröllrinnen und leichte Felsen. Dank den zahlreichen, meist gut sichtbaren roten Strichen ist dieser wilde Aufstieg erstaunlich einfach zu finden und bietet kaum nennenswerte Schwierigkeiten.
Wir erlebten heute tolle Bergerlebnisse mit zwei äusserst attraktiven Aufstiegen, den obligaten Steinböcken im Alpstein und bestem Bergwetter- eine würdige Nationalfeiertagstour mit Alpsteinkenner
Maveric, der auch heute wieder mit seinen ausserordentlichen Routenkenntnissen und dem guten Gespür für die besten Aufstiege brillierte. Vielen Dank nochmals!
Vergleich Südkamin - Schaffhauser Kamin
Ich empfand die Schlüsselstelle im Schaffhauser Kamin (III) etwas schwieriger als jene im Südkamin (II+). Im Schaffhauser Kamin beschränkt sich der Nervenkitzel aber auf jene, relativ kurze, Stelle, während der Südkamin um einiges länger ist und auch im oberen Teil mit einer ausgesetzten Querung wartet, wo man durch steile Felsen klettert und es daneben ganz ordentlich hinuntergeht. Ausserdem ist im Südkamin praktisch während dem ganzen Aufstieg ordentliches Zupacken gefragt mit etlichen IIer-Stellen, nicht ganz so, wie es der SAC-Clubführer uns weismachen will.
Kurz zusammengefasst: In meinen Augen ist die schwierigste Stelle im Schaffhauser Kamin anspruchsvoller als jene im Südkamin. Vom Tourencharakter her ist aber der Aufstieg durch den Südkamin in seiner Gesamtheit anspruchsvoller als jener durch den Schaffhauser Kamin.
Absolut unerlässlich ist im Südkamin das Tragen eines Helms (auch im Schaffhauser Kamin empfehlenswert), da der gesamte Aufstieg in den Rinnen selbst steinschlägig ist. Bei vorausgehenden Tourengehern kann dies ungemütlich werden. Ausserdem verlaufen Kletterrouten oberhalb des Südkamins.
Routenbeschreibung:
Aufstieg über den Schilt zum Nädligergrat (T4+)
Vom Parkplatz Laui erreicht man über den markierten Bergwanderweg Richtung Rotsteinpass die Alp Flis Schafboden. Man folgt noch kurz dem Weg weiter, verlässt diesen aber bald und steigt nach rechts über Grashalden und Geröll auf zum Einstieg zur Route über den Schilt (eine Rinne in der Felswand, siehe Foto ).
Man stösst hier auf die ersten roten Striche, welche die Route markieren. Mit offenen Augen kann man den Aufstieg ab hier nicht mehr verfehlen, denn die Markierungen sind zwar alt und nicht (mehr) "offiziell", aber dennoch gut sichtbar. Hin und wieder sind vom ehemaligen Pfad einige Tritte übrig geblieben. Die Route hält sich meist etwas nach rechts querend aufsteigend. Im oberen Teil steigt man durch eine Rinne mit viel losem Material auf. Danach quert die Route nach links auf den Nädligergrat.
(Wir besuchten noch den ebenfalls lohnenden Gipfel des Jöchli, T3)
Zum Einstieg in den Südkamin (T4-)
Man kann dem Nädligergrat Richtung Altmannsattel folgen (weiss-blau-weiss markiert) und dann auf dem Wanderweg Richtung Zwinglipass absteigen bis zum Fuss der Südwand des Altmanns und steigt dann zum Einstieg auf (die Rinne des Südkamins ist von weit her deutlich erkennbar).
Wir stiegen vom Nädligergrat weglos ab und querten etwas mühsam über Karrenfelder zum Einstieg).
Aufstieg Südkamin (WS, Stelle II+, meist I - II)
Die erste und schwierigste Schlüsselstelle befindet sich gleich beim Einstieg, wo zur Zeit noch ein Schneefeld den Zustieg erschwerte, den Aufstieg über die Schlüsselstelle aber nicht erleichterte, wie das bei Begehungen zu früherer Jahrezseit der Fall ist. Es gilt, eine tritt- und griffarme fast senkrechte Wand hochzusteigen und ein nach links aufwärts querendes Felsband zu erreichen. Man hält sich hier mit Vorteil rechts. Anschliessend kriecht man unter einem Felsvorsprung hindurch und erreicht über eine steile, aber guttrittige Felsen den Beginn des eigentlichen Südkamins. (Die steile Rinne rechterhand)
Man folgt der sehr langen Rinne steil aufwärts (diverse Stellen II, sonst I). Meist kletterten wir etwas links der eigentlichen Rinne über ordentlich gut gestufte Felsbänder auf. Hin und wieder wechselten wir in die Rinne selbst, welche mit einigem Schutt gefüllt ist. Es gibt wohl verschiedene Varianten - ähnlich wie z. B. in der Ostwandrinne am Wildhuser Schafberg.
Die ausgesetzte Querung (Abzweigung nach links), wo es gilt, zur nächsten, in der Falllinie verlaufenden, Rinne aufzusteigen, erkennt man an einem zunächst gut begehbaren Riss in den steilen Felsen. Nach Ende dieses Risses steigt man mit Vorteil gerade hinauf an den Fuss einer fast senkrechten Felswand, die man dank guten Tritten von rechts nach links überwindet und so den Einstieg in die zuvor erwähnte Rinne erreicht. Durch diese Rinne geht es steil hinauf (etwas brüchig) bis ein roter Pfeil zur nächsten Rinne nach rechts weist. Dies ist der Schlussaufstieg zum Gipfelgrat. Oberste Stelle nochmals II im kleingriffigen Fels.
(Abstieg über die Normalroute zum Altmannsattel T4+ und weiter über den Rotsteinpass zurück zur Laui)
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