Altmann (2435m) via Schaffhauser-Kamin


Publiziert von أجنبي , 1. Dezember 2014 um 20:01.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum:29 November 2014
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Alpstein   CH-AI   CH-SG 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 1750 m
Abstieg: 1750 m
Strecke:Laui – P. 1134 – P. 1232 – P. 1313 – Gamplüt – Fros – P. 1389 – Wildhuser Schafboden – P. 1844 – P. 2069 – Jöchlisattel – Oberscheren – Fleckli – P. 2001 – Zwinglipasshütte – P. 2001 – Fleckli – Schaffhauser-Kamin – Altmann – Altmannsattel – P. 2334 – Fliswand – Rotsteinpass – Brünnen – Flis-Schafboden – Wis – Gerstein – P. 1260 – P. 1201 – P. 1134 – Laui
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto bis Laui
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Auto ab Laui
Unterkunftmöglichkeiten:Zwinglipasshütte SAC
Kartennummer:LK 1:25.000: 1115 Säntis

Nach dem Skitouren-Saisonauftakt vergangenen Samstag stehen die geliebten Bretter bereits wieder im Trockenen und warten auf Neuschnee. Eine Skitour macht bei den derzeitigen Verhältnissen wohl kaum mehr Freude. Derweil vertrieben wir uns die Zeit da, wo am ehesten schönes Wetter zu erwarten war und wo ich mich noch nie in meinem Leben aufgehalten hatte: im Alpstein. Unser Ziel: Zwei ruhige Tage im Gebiet, eine Übernachtung im Winterraum der Zwinglipasshütte und schliesslich die Überschreitung des Altmanns.

 

Um 9.45 Uhr starteten wir auf dem Parkplatz Laui zu unserem zweitägigen Unterfangen. Um wenigstens etwas Gewicht zu sparen, blieben die Schneeschuhe im Kofferraum. Dem Strässchen folgten wir durch den Wald hoch nach Gamplüt und bis P. 1389. Dort bogen wir ab und hoch zum Schafboden. So richtig los mit dem Schnee ging es im Kessel auf ca. 1900m. Der etwas anspruchsvolle Aufstieg über die Schrofen hoch zu P. 2069 war hingegen aper, was der Sache dienlich war. Danach ging's rechts hoch auf den Jöchlisattel, dies zunächst im Schnee, danach kraxelnd auf einzelnen Felsrippen. Um 13 Uhr erreichten wir den Sattel.

 

Mittlerweile blies uns der Wind so stark um die Ohren, dass wir wenig Lust auf den Aufstieg zum Jöchli hatten und stattdessen in Richtung Nädliger voranschritten. Auch hier streikte die Motivation etwas: zum einen wegen dem Wind, zum anderen wegen den schweren Rucksäcken und schliesslich, weil das Unterfangen nicht gerade harmlos ausschaute. So suchten wir nach einer Direktvariante hinunter zum Zwinglipass. In bestem Trittschnee stiegen wir nach Oberscheren ab und bogen hinüber zum zugeschneiten Wanderweg bei Fleckli. Unsere Route ist nach dem ersten Schnee sicher nicht zu empfehlen, da unterwegs doch einige, sehr tiefe Karstlöcher anzutreffen sind. Wir konnten von gutem Altschnee profitieren, weshalb die Sache zu verantworten war. Der restliche Abstieg zur Zwinglipasshütte war etwas mühsam, doch problemlos.

 

Im Winterraum der Hütte machten wir es uns gemütlich, nachdem uns der starke Wind auf der aussichtsreichen Terrasse ausgekühlt hatte. Im Winterraum ist das Nötigste vorhanden. Der Ofen ist gut zum Kochen, doch den Raum heizt er kaum. Fliessend Wasser gibt es zu dieser Jahreszeit nicht mehr, hingegen genügend Schnee zum Schmelzen...

 

Am nächsten Morgen bekundeten wir etwas Mühe, uns aus der warmen Schlafhülle zu schälen – trotz bestem Wetter draussen. Reichlich spät, so gegen 9.30 Uhr, brachen wir auf. Im Gebiet Fleckli bogen wir zur Scharte zwischen Rässegg und Altmann ab, steil über mehrheitlich aperes Gelände an Höhe gewinnend. Im oberen Bereich wurde die Angelegenheit noch steiler und der Schnee harter, so dass wir froh um eine Felsrippe waren, auf der wir bis knapp in die Scharte kraxeln konnten. Dort montierten wir Gschtältli und Steigeisen und wechselten von Stöcken auf Pickel.

 

Wir waren beide noch nie am Altmann, den Schaffhauser-Kamin kannten wir nur aus Berichten und Beschreibungen. Wie steil er wirklich war, erschloss sich uns erst am Einstieg: weniger steil als erwartet. Allerdings rächte sich nun, dass wir uns am Morgen in der Hütte so lange Zeit gelassen hatten, denn der Schnee war bereits ziemlich weich. Quasi der erste Sonnenstrahl des Tages knallt nämlich in den Kamin. Wir entschlossen uns, mal drauf los zu steigen. Die Spurerei im Kamin war anstrengend, doch die in zahlreichen Berichten genannten Schlüsselstellen wohl einfacher als bei trockenen Bedingungen, sprich: die zu kletternden Wändchen weniger hoch.

 

An Markierungen oder sonstigen Hinweisen auf die Route mangelte es natürlich wegen dem Schnee. So folgten wir also unserem Gspüri und blieben bis zum Ende im Kamin. Im oberen Teil seilten wir an (20m-Seil), absolvierten das allermeiste aber am laufenden Seil mit jeweils zwei bis drei Zwischensicherungen. Die mitgeschleppten Friends und Schlingen leisteten beste Dienste. Am Ende des Kamins kletterte ich nach rechts raus und erreichte sogleich einfacheres, angenehmes T5-Gelände. Auf diesem stiegen wir in einen kleinen Sattel hoch, wo wir auch einen nach unten zeigenden Pfeil fanden.

 

Beim Sattel erblickten wir den weiteren Weg entlang der Wand und in den nächsten, schmalen Kamin. Ich opferte mich für den Vorstieg im Kamin. Die Sicherungsmöglichkeiten waren hier etwas spärlich, doch der Kamin weniger steil als er zu Beginn ausgesehen hatte. Wir folgten dem Kamin nicht bis ganz oben, sondern verabschiedeten uns gegen Ende nach rechts, als diese Option uns passte. Der Entscheid erwies sich als richtig und bald standen wir auf dem kurzen, aperen Gipfelgrat. Um 12.30 Uhr, ca. 1h 45min nach Einstieg in den Schaffhauser-Kamin, erreichten wir glücklich und stolz den Gipfel. Zu meiner Überraschung hatte ich mich im Aufstieg eigentlich immer wohl gefühlt. Das einzige, sporadische Unwohlsein führte daher, dass wir beide die Route nicht kannten. Auf unser Gschpüri war derweil verlass.

 

Die Steigeisen behielten wir auf dem Gipfel an, wussten wir doch, dass uns noch ein happiger Abstieg zum Altmannsattel bevorstand. Ehrlich gesagt, war mir im Abstieg über die Normalroute unwohler als im Aufstieg über den Schaffhauser-Kamin. Immerhin ragten hin und wieder Stäbe aus dem Schnee, um die man das Seil legen konnte. Vom Sattel liefen wir hinüber zu P. 2334 und blickten in die Tiefe. Wir wussten aus einem Foto im Internet, dass der Abstieg dort nicht gerade ein Spaziergang werden würde, wollten es aber mal versuchen.

 

Zu unserem Erstaunen war der Weg durch die Fliswand bereits gespurt – und zwar von jemandem ohne Pickel und Steigeisen. Im ersten Teil des Abstiegs lugten die Fixseile meist aus dem Schnee. Anders dann in der Traverse. Nach knapp der Hälfte der Traverse geht es kurz im Zickzack hinunter, bevor weiter traversiert wird. Hier wurde es uns bald mal zu bunt, sprich: zu gefährlich. Jeder Ausrutscher hätte einen Gratisflug über die Felswand zur Folge. Das Seil hatte ich noch um den Nacken und deshalb schnell bei der Hand. An den wenigen Stellen, wo das Fixseil noch aus dem Schnee ragte, machten wir Zwischensicherungen. Da wir mit unserem 20m-Seil etwas knapp dran waren, buddelte ich zuweilen das Fixseil aus. So verstrich zwar etwas Zeit, doch kamen wir gut, unbeschadet und stets recht gut gesichert runter zum Rotsteinpass. Eine gute Übung war's allemal. Welche Nerven der (oder die zwei) Vorspurer ohne Pickel und Steigeisen in diesem Gelände gehabt hatten, bleibt mir unergründlich. Aus Stahl müssen die mindestens gewesen sein. Ich hätte ohne Pickel und Steigeisen keinen Schritt in die Fliswand gewagt, denn Ausrutscher verzeiht das Gelände keine.

 

Mittlerweile war es 14.30. Vom Altmannsattel zum Rotsteinpass hatten wir 1h 15min benötigt. Im Sommer geht das wohl in der Hälfte der Zeit, denn weit ist es ja nicht. Auf dem Pass gönnten wir uns eine lange, etwas windgeschützte Pause in der Sonne. Der Abstieg zum Parkplatz Laui zog sich dann in die Länge, so dass wir fast noch die Stirnlampen aus den Rucksäcken kramen mussten.

 

Fazit 1: Unverhofft kommt man auch Ende November noch zu Hammertouren, welche die doch eher öde Trockensaison krönen.

Fazit 2: Der Alpstein ist tatsächlich so schön, wie manche Alpstein-Liebhaber ständig behaupten. Ich kannte das Gebirge bislang nur aus weiter Ferne – und war sicherlich nicht das letzte Mal dort.

Fazit 3: Für einmal setzten wir auch alles ein, was wir für die Tour mitgeschleppt hatten. Ein 20m-Seil, Steigeisen, Pickel, je 2 Friends, 5 Schlingen, 3 Express und Sicherungs- bzw. Abseilzeugs. Ohne das hätten wir die Finger von unserem Unterfangen gelassen.


Tourengänger: أجنبي


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