Ornithologische Höhenflüge am Pizzo Ruscada
Erinnerung an den Frühling. Der nächste Frühling kommt bestimmt.
Der Pizzo Ruscada ist ein auf hikr. mehrfach beschriebener Berg. Da bräuchte es keinen weiteren Bericht mehr, aber was ich da an Naturschauspielen alles erlebt habe, möchte ich weitergeben, für alle interessierten. Haltet Ausschau!
Es war eine Tour der Sinne: Blumenwiesen, Geräusche, Düfte. Ans Parfum der üppig blühenden Vegetation in der Dämmerung kommt kein Coco Chanel heran. Schade kann man Düfte nicht einfangen.
Wie auch schon war der Pizzo Ruscada gar nicht auf dem Programm, aber ich fühlte mich müde und mochte keine zig hunderte von Höhenmetern aufsteigen. Logische Schlussfolgerung: irgendwohin, wo es eine Seilbahn hat.
Ich parkierte auf dem Parkplatz der Seilbahn nach Monte di Comino. (Fahrplan findet sich im Internet). Der Parkplatz ist klein und in der Hauptsaison reist man besser mit der FART an. (Verdasio stazione)
Ich finde sehr schnell heraus, dass es am besten ist, wenn man mindestens eine halbe Stunde vor der ersten Fahrt ansteht. Das wissen die Einheimischen. Obwohl die Seilbahn dauernd läuft hat es halt in einer Kabine nur für 4 Personen platz. Beim warten merkte ich, dass ich meine Stöcke vergessen hatte. Sollte ich sie noch holen? Ach nein, früher gab es auch keine Stöcke. Ein Entschluss, den ich später auf tückischem Laub bereuen sollte. So kam ich halt dann erst verspätet oben an.
Monte di Comino ist aussergewöhnlich herausgeputzt und macht einen recht touristischen Eindruck.
Ich folge dem Wegweiser Richtung Alpe Ruscada. Zuerst geht es durch ein Moorgebiet auf einem touristischen Pfad. Rote und gelbe Holunderorchisse säumen den Weg.
Das Kirchlein von Madonna della Segna befindet sich auf einer Waldlichtung und ist architektonisch ausgewogen.
Dann folgt der Anstieg durch Buchenwälder über laubbedeckten Untergrund. Langsam wird die Gegend wilder. Auf dem Pizzin geniesst man einen ersten schönen Rundblick.
Nach dem Pizzin geht's steil hinunter nach Pescia lunga durch wadentiefes Buchenlaub auf steinigem Untergrund. Jetzt verfluche ich meine Faulheit. Mit Stöcken hätte ich ein viel leichteres Leben gehabt und den Hosenboden geschont.
Von Corte Nuovo an beginne ich nach dem Beginn des Gratweges über den Ostgrat des Pizzo Ruscada Ausschau zu halten. Der Weg ist auf der Karte eingezeichnet, aber nicht markiert. Zweimal will ich zu früh weg vom Weg auf den Grat und lande in mühsamem Alpenrosengebüsch. Man muss bis ganz nahe an den Punkt, wo der Weg die Ostflanke des Berges zu traversieren beginnt gehen. Dort auf den Grat zu einer Ruine. Auf der Ruine hat es ein Steinmännchen, das den Beginn des Weges anzeigt. Zu Beginn ist es ein wenig schwierig den besten Pfad durch die Alpenrosen zu finden. Schnell wird es aber einfacher.
Die Gratwanderung ist aussichtsreich. Die Nordwand der Gridonekette zur linken, wo unzählige Bäche und Wasserfälle in die Tiefe stürzen. In tieferen Lagen herrscht ein grüner Dschungel. Zur rechten das Tal des Isorno.
Auf dem Gipfel angekommen schaue ich mich um. Ich glaube den Bach mit den Steinplatten zu sehen, den Zaza in der Passo del gatt tour erwähnt. Kalter Wind. Ich setze mich hin.
Dann swisch und swisch. Alpensegler zischen um meine Ohren. Sie sausen nur einen Meter entfernt an mir vorbei. Ich habe mich immer gefragt weshalb die auf englisch swifts heissen. Jetzt habe ich die Antwort. Ich schaue diesen Flugakrobaten fasziniert zu, versuche sie zu zählen. Ich schaffe es nicht, sie sind so schnell. Es sind drei, oder vier, oder fünf. Wie viele Stundenkilometer die wohl drauf haben?
Dann sehe ich ein Schauspiel, von dem ich lange träumte es zu sehen.
Etwas unten, etwa 50 m von mir entfernt ein Kolkrabe. Fliegt wie eine Mirage, dreht sich im Flug auf den Rücken kraaack, kraaack, dreht sich wieder auf den Bauch und dann wieder auf den Rücken, macht kraaack kraaack und dreht sich wieder auf den Bauch. Im Rückenflug hat er die Flügel eng an den Körper gelegt und schiesst so durch die Luft. Wow! Die Darbietung dauert etwa 10 Minuten, bis er verschwindet.
Nun überlege ich mir, wo ich nun weiter hin will und entschliesse mich über den Nordgrat zum Wanderweg zu gehen. Hier hat es schneebedeckte Stellen. Da gibt es Spuren von Vorgängern mit Steigeisen. Da aber nirgends wirklich Absturzgefahr besteht gehe ich weiter. Zwei drei mal versinke ich in Hüfttiefe Löcher.
Während ich mich durch den Schnee mühe, höre ich plötzlich ein feines geschwätziges Gezwitscher. Ich blicke auf und traue meinen Augen kaum. Ein Kiefernkreuzschnabelpärchen neben mir auf einer Lärche. Diese herrlichen Vögel habe ich bis anhin nur in Büchern gesehen. Etwa eine Stunde liege ich auf dem Rücken, photographiere, beobachte und freue mich. Schweren und freudigen Herzens mache mich auf den Weiterweg, kann ja nicht da oben liegen bleiben.
Also Stöcke wären schon nicht schlecht. Das ist wie mit dem Regenschirm. Wenn ich sie dabei habe, brauche ich sie nicht und sie kommen mir in den Weg, jetzt, da ich sie nicht dabei habe, fehlen sie.
Bei Pescia lunga angelangt entschliesse ich mich, nach Saorèe abzusteigen. Ich fand den Teil von Monte di Comino bis Pescia lunga nicht sehr interessant und mir graust vor dem Abstieg durch das wadentiefe glitschige Buchenlaub.
Der Weg ist markiert und, wie denn anders, auch mit wadentiefem Buchenlaub bedeckt und stellenweise auch recht steil. Zudem muss man schon aufpassen, dass man nicht auf irgendeinem Hirschpfad landet, vor allem da der Weg einige unerwartete Wendungen nimmt. Die Umgebung ist zerklüftet und mit einer urwaldähnlichen Vegetation überwachsen. Vom Ruf des Kuckucks begleitet, rutsche, hötterle, renne ich nach unten. Ich brauche viel Zeit und ich sehe den Spuren auf dem Weg an, dass andere vor mir auch schon versuchten dem Gerutsche auszuweichen. Unterhalb von Saorèe sehe ich einen grauen Vogel aus einem Baum fliegen. Kuckuck, er hat sich verraten.
Oberhalb von Lionza finde ich eine wunderschöne Blumenwiese. Im Ort kommt man an einem stattlichen Haus vorbei. Dann steigt man noch etwas ab und kommt auf einen breiten Pfad, der nach Verdasio führt. Das muss ein alter Saumpfad gewesen sein. Die Sonne steht schon tief und die Gerüche beginnen sich zu entwickeln. Heuschrecken zirpen in allen Tönen und die Ueppigkeit wird bestätigt durch lianenbedeckte Gebäude. Ich komme mir vor, wie Alice im Wunderland.
In Verdasio kehre ich in einem Grotto " il padellino" oder ähnlich, ein, um Hunger und Durst zu stillen. Es gibt feine Formaggini.
Die Distanz von Verdasio nach stazione di Verdasio habe ich unterschätzt. Ich würde so gerne länger verweilen und all die Eindrücke noch länger auskosten, muss mich dann aber beeilen und erreiche gerade bei Einbruch der Dunkelheit den Parkplatz.
Der Pizzo Ruscada ist ein auf hikr. mehrfach beschriebener Berg. Da bräuchte es keinen weiteren Bericht mehr, aber was ich da an Naturschauspielen alles erlebt habe, möchte ich weitergeben, für alle interessierten. Haltet Ausschau!
Es war eine Tour der Sinne: Blumenwiesen, Geräusche, Düfte. Ans Parfum der üppig blühenden Vegetation in der Dämmerung kommt kein Coco Chanel heran. Schade kann man Düfte nicht einfangen.
Wie auch schon war der Pizzo Ruscada gar nicht auf dem Programm, aber ich fühlte mich müde und mochte keine zig hunderte von Höhenmetern aufsteigen. Logische Schlussfolgerung: irgendwohin, wo es eine Seilbahn hat.
Ich parkierte auf dem Parkplatz der Seilbahn nach Monte di Comino. (Fahrplan findet sich im Internet). Der Parkplatz ist klein und in der Hauptsaison reist man besser mit der FART an. (Verdasio stazione)
Ich finde sehr schnell heraus, dass es am besten ist, wenn man mindestens eine halbe Stunde vor der ersten Fahrt ansteht. Das wissen die Einheimischen. Obwohl die Seilbahn dauernd läuft hat es halt in einer Kabine nur für 4 Personen platz. Beim warten merkte ich, dass ich meine Stöcke vergessen hatte. Sollte ich sie noch holen? Ach nein, früher gab es auch keine Stöcke. Ein Entschluss, den ich später auf tückischem Laub bereuen sollte. So kam ich halt dann erst verspätet oben an.
Monte di Comino ist aussergewöhnlich herausgeputzt und macht einen recht touristischen Eindruck.
Ich folge dem Wegweiser Richtung Alpe Ruscada. Zuerst geht es durch ein Moorgebiet auf einem touristischen Pfad. Rote und gelbe Holunderorchisse säumen den Weg.
Das Kirchlein von Madonna della Segna befindet sich auf einer Waldlichtung und ist architektonisch ausgewogen.
Dann folgt der Anstieg durch Buchenwälder über laubbedeckten Untergrund. Langsam wird die Gegend wilder. Auf dem Pizzin geniesst man einen ersten schönen Rundblick.
Nach dem Pizzin geht's steil hinunter nach Pescia lunga durch wadentiefes Buchenlaub auf steinigem Untergrund. Jetzt verfluche ich meine Faulheit. Mit Stöcken hätte ich ein viel leichteres Leben gehabt und den Hosenboden geschont.
Von Corte Nuovo an beginne ich nach dem Beginn des Gratweges über den Ostgrat des Pizzo Ruscada Ausschau zu halten. Der Weg ist auf der Karte eingezeichnet, aber nicht markiert. Zweimal will ich zu früh weg vom Weg auf den Grat und lande in mühsamem Alpenrosengebüsch. Man muss bis ganz nahe an den Punkt, wo der Weg die Ostflanke des Berges zu traversieren beginnt gehen. Dort auf den Grat zu einer Ruine. Auf der Ruine hat es ein Steinmännchen, das den Beginn des Weges anzeigt. Zu Beginn ist es ein wenig schwierig den besten Pfad durch die Alpenrosen zu finden. Schnell wird es aber einfacher.
Die Gratwanderung ist aussichtsreich. Die Nordwand der Gridonekette zur linken, wo unzählige Bäche und Wasserfälle in die Tiefe stürzen. In tieferen Lagen herrscht ein grüner Dschungel. Zur rechten das Tal des Isorno.
Auf dem Gipfel angekommen schaue ich mich um. Ich glaube den Bach mit den Steinplatten zu sehen, den Zaza in der Passo del gatt tour erwähnt. Kalter Wind. Ich setze mich hin.
Dann swisch und swisch. Alpensegler zischen um meine Ohren. Sie sausen nur einen Meter entfernt an mir vorbei. Ich habe mich immer gefragt weshalb die auf englisch swifts heissen. Jetzt habe ich die Antwort. Ich schaue diesen Flugakrobaten fasziniert zu, versuche sie zu zählen. Ich schaffe es nicht, sie sind so schnell. Es sind drei, oder vier, oder fünf. Wie viele Stundenkilometer die wohl drauf haben?
Dann sehe ich ein Schauspiel, von dem ich lange träumte es zu sehen.
Etwas unten, etwa 50 m von mir entfernt ein Kolkrabe. Fliegt wie eine Mirage, dreht sich im Flug auf den Rücken kraaack, kraaack, dreht sich wieder auf den Bauch und dann wieder auf den Rücken, macht kraaack kraaack und dreht sich wieder auf den Bauch. Im Rückenflug hat er die Flügel eng an den Körper gelegt und schiesst so durch die Luft. Wow! Die Darbietung dauert etwa 10 Minuten, bis er verschwindet.
Nun überlege ich mir, wo ich nun weiter hin will und entschliesse mich über den Nordgrat zum Wanderweg zu gehen. Hier hat es schneebedeckte Stellen. Da gibt es Spuren von Vorgängern mit Steigeisen. Da aber nirgends wirklich Absturzgefahr besteht gehe ich weiter. Zwei drei mal versinke ich in Hüfttiefe Löcher.
Während ich mich durch den Schnee mühe, höre ich plötzlich ein feines geschwätziges Gezwitscher. Ich blicke auf und traue meinen Augen kaum. Ein Kiefernkreuzschnabelpärchen neben mir auf einer Lärche. Diese herrlichen Vögel habe ich bis anhin nur in Büchern gesehen. Etwa eine Stunde liege ich auf dem Rücken, photographiere, beobachte und freue mich. Schweren und freudigen Herzens mache mich auf den Weiterweg, kann ja nicht da oben liegen bleiben.
Also Stöcke wären schon nicht schlecht. Das ist wie mit dem Regenschirm. Wenn ich sie dabei habe, brauche ich sie nicht und sie kommen mir in den Weg, jetzt, da ich sie nicht dabei habe, fehlen sie.
Bei Pescia lunga angelangt entschliesse ich mich, nach Saorèe abzusteigen. Ich fand den Teil von Monte di Comino bis Pescia lunga nicht sehr interessant und mir graust vor dem Abstieg durch das wadentiefe glitschige Buchenlaub.
Der Weg ist markiert und, wie denn anders, auch mit wadentiefem Buchenlaub bedeckt und stellenweise auch recht steil. Zudem muss man schon aufpassen, dass man nicht auf irgendeinem Hirschpfad landet, vor allem da der Weg einige unerwartete Wendungen nimmt. Die Umgebung ist zerklüftet und mit einer urwaldähnlichen Vegetation überwachsen. Vom Ruf des Kuckucks begleitet, rutsche, hötterle, renne ich nach unten. Ich brauche viel Zeit und ich sehe den Spuren auf dem Weg an, dass andere vor mir auch schon versuchten dem Gerutsche auszuweichen. Unterhalb von Saorèe sehe ich einen grauen Vogel aus einem Baum fliegen. Kuckuck, er hat sich verraten.
Oberhalb von Lionza finde ich eine wunderschöne Blumenwiese. Im Ort kommt man an einem stattlichen Haus vorbei. Dann steigt man noch etwas ab und kommt auf einen breiten Pfad, der nach Verdasio führt. Das muss ein alter Saumpfad gewesen sein. Die Sonne steht schon tief und die Gerüche beginnen sich zu entwickeln. Heuschrecken zirpen in allen Tönen und die Ueppigkeit wird bestätigt durch lianenbedeckte Gebäude. Ich komme mir vor, wie Alice im Wunderland.
In Verdasio kehre ich in einem Grotto " il padellino" oder ähnlich, ein, um Hunger und Durst zu stillen. Es gibt feine Formaggini.
Die Distanz von Verdasio nach stazione di Verdasio habe ich unterschätzt. Ich würde so gerne länger verweilen und all die Eindrücke noch länger auskosten, muss mich dann aber beeilen und erreiche gerade bei Einbruch der Dunkelheit den Parkplatz.
Hike partners:
Regula52
Communities: Ticino Selvaggio
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