Kraxeln am Heuberg - Abenteuerspielplatz für Kindsköpfe, 'Jung gebliebene', oder ?


Publiziert von algi , 10. Mai 2012 um 20:53.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Chiemgauer Alpen
Tour Datum:10 Mai 2012
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: IV (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 900 m
Abstieg: 900 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auf der Inntalautobahn bis Ausfahrt Brannenburg / Nußdorf. Nach Nußdorf hinein fahren, und die Ostseite des Ortes ansteuern. Ich halte in einer Nebenstraße vor einem Halteverbotsschild. Wenige Meter später beginnt der Wanderweg 223 nach Kirchwald.

Ich wollte mal wieder etwas Fels in die Finger bekommen, und die Schneestapferei möglichst vermeiden. Bei der Suche bin ich schließlich beim Heuberg gelandet, lt. www.roberge.de soll es hier im Umkreis einige nette Klettereien geben.

Um 7:45 Uhr starte ich in Nußdorf, und folge dem Weg 223 nach Kirchwald. Ca. 10 Min. nach Kirchwald zweigt rechts ein nicht bezeichneter, aber mit einem roten Punkt gekennzeichneter, Weg zur Mailachalm ab. Ab der Mailachalm verfolgt man nun nicht den Wanderweg 224a, der in dem Tälchen zwischen Kindlwand und Wasserwand emporführt, sondern wendet sich auf einem kleinen Steiglein, das direkt gegenüber der Mailachalm rechts abzweigt, dem Ostgrat der Kindlwand zu. Der Steig führt sehr kurzweilig auf dem Grat, oder links davon, bis zum felsigen Gipfelaufbau der Kindlwand. Den felsigen Durchgang zur Nordseite und auf den Gipfel kann man schon von unten erahnen. Ausgeprägte Trittspuren weisen den Weg zum Durchschlupf.

Nachdem man sich wieder am Wandfuß befindet, geht es rechts weiter auf dem Weg zum Heuberg. In dem kleinen Sattel zwischen Kindlwand und Wasserwand wendet man sich wieder rechts in Richtung Nußdorf, und steigt bis zur Bichler Alm ab. Von hier sieht man bereits die Kletterziele Kundl und Backofen. Ein kleiner Pfad führt von der Terrasse der Hütte südwärts bis an den Wandfuß der Kundl, einem ca. 30 - 40 m hohen Turm. Ich quere zur Südseite, und besteige die Kundl zunächst über den SO-Grat ( III ). Normalerweise kann man vom Turm abseilen, ich muss den Weg jedoch wieder abklettern. Danach klettere ich noch die Südwand (  IV+ ), bei der man in der Schlüselstelle schon ordentlich hinlangen muß. Abschließend schaue ich mir noch den Nordriß ( V+ ) an, muss jedoch feststellen, dass die Griffe größtenteils feucht sind, und der Mittelteil der Route einen ausgesprochen schwierigen Eindruck auf mich macht. Für eine Solo-Begehung ist mir diese Route einfach zu anspruchsvoll, also trete ich wieder den Rückzug an. Schließlich soll ein Gedenkkreuz mit meinem Namen diesen schönen Ort nicht "verschandeln".

Zuletzt besteige ich noch den Backofen über den Ostgrat ( III- ), und wende mich dann in östlicher Richtung über sehr steile Wiesen dem Heuberg zu ( die Klettereien an Kundl und Backofen bieten guten Fels, die Felsstrukturen sind relativ glatt ) .

Der Heuberg ist gut besucht, nach einer kleinen Brotzeit nehme ich die Wasserwand unter die Lupe. Den Klettersteig möchte ich nicht benutzen, eigentlich müßte man doch auch über den Westgrat auf den Gipfel kommen. Ich steige ein Stück nach Norden ab, und sehe eine ca. 20 m hohe Verschneidung, die zum Westgrat führt. Die schau ich mir mal genauer an. Leider ist die Verschneidung schwieriger als sie aussieht, a....glatt, abdrängend, und die Skistöcke am Rucksack behindern gewaltig. Zuletzt rampfe ich den Riß im Verscheidungsgrund empor, uff, so hatte ich mir das nicht vorgestellt. Danach folgt nur noch leichtes Schrofengelände bis zum Gipfel.

Als Abstieg wähle ich den Ostgrat, den chiemgauer in folgendem Bericht *Wasserwand (1.367 m) über rassigen Ostgrat beschrieben hat.

Zuletzt lasse ich mir auf der Daffnerwald-Alm 2 Weizen schmecken, und schwebe danach wieder ins Tal.

Übersicht der Schwierigkeiten nach meiner persönlichen Einschätzung:

Nußdorf -Mailachalm: T1 und T2
Mailachalm - Kindlwand : T3
Kindlwand - Kundl/Backofen : T2
Kundl SO-Grat: III
Kundl S-Wand: IV+
Backofen O-Grat: III-, eine Stelle
Kundl - Heuberg: T3 - T4
W-Grat Wasserwand: IV-, T4
O-Grat Wasserwand: I, T5
Abstieg ab Daffnerwaldalm: T1 und T2

Mir hat die Runde gut gefallen, und vor allem sehr gut getan.

Viele Grüße
Albert

Tourengänger: algi


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden


Geodaten
 10716.kml

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (6)


Kommentar hinzufügen

kardirk hat gesagt:
Gesendet am 10. Mai 2012 um 22:04
Hallo Algi,

wiedermal typisch Algi, da hast Du wohl alle Routen an einem Tag abgeklettert - Respekt, so kommt man auch zu seinen Höhenmetern.

Viele Grüße
Dirk

toetoe hat gesagt: Für den Aufstieg ...
Gesendet am 12. Mai 2012 um 11:32
... empfehle ich den Weg durch die Westflanke. Klein, einsam, steil und teerlos.

Chiemgauer hat gesagt:
Gesendet am 13. Mai 2012 um 19:41
Schöne Runde hast du da gedreht, mit einigen netten einlagen!
Kundl wollte ich mir auch schon lange mal ansehen (laut meiner Info nur eine Stelle III), aber wenn ich mir das Bild von dir so ansehe, dann lasse ich das wohl lieber ungesichert.
Deine Bewertung für den Ostgrat kann ich aber nicht ganz nachvollziehen!?
Gruß,
Hans

algi hat gesagt: RE:
Gesendet am 14. Mai 2012 um 07:38
Hallo Hans,

man klettert nicht direkt an der Kante, sondern links davon. Also halb so wild, wie es auf dem Foto aussieht.

Die Diskussionen um die Schwierigkeitsbewertung sind wohl so alt, wie es das Klettern gibt. Ich neige eher zu einer strafferen Bewertung.
Gerade mit der T-Bewertung im oberen Grenzbereich habe ich so meine Probleme. T6 ist nach dieser Skala ja die Höchstschwierigkeit. Da bin ich mit Sicherheit aber schon deutlich schwierigere und ausgesetztere Passagen "gegangen", wie sollten denn diese dann eingestuft werden ?

Wie dem auch sei, die Hauptsache ist, dass es Spaß macht, egal, ob nun einen Grad rauf oder runter.

Viele Grüße
Albert

Chiemgauer hat gesagt: RE:
Gesendet am 14. Mai 2012 um 21:48
Servus Albert,
dann werde ich es mir Kundl doch mal bei Gelegenheit ansehen.

Mit den Schwierigkeiten hast du natürlich recht und wenn ich mir deine Berichte so ansehe, dann ist das natürlich "spazieren gehen" für dich. Für mich persönlich geht halt T6 los, wenn jeder Fehler sicher der letzte war. Ob es dann 50m abbricht oder 500 spielt nicht wirklich ein Rolle. Daher sind die etwa 10m der Schlüsselstelle ein T6 für mich. Für den Rest würde ich auch höchstens nur T5 hergeben.

Spaß ist allerdings relativ, denn genießen kann ich so etwas nicht wirklich.

Gruß,
Hans

frehel hat gesagt:
Gesendet am 2. April 2016 um 19:35
Hallo Albert,

danke für den schönen Bericht. Durch diesen angeregt, bin ich die Runde heute auch gegangen (ohne Kindlwand ).

Der Normalweg aufs Kundl ist wirklich eine tolle Kletterei für den Schwierigkeitsgrad, aber auch ganz schön ausgesetzt. Übrigens empfiehlt Zebhauser, dass man den ersten Aufschwung aus dem Sattel zwischen Kundl und Backofen auf der Nordseite umgeht, was ziemlicher Quatsch ist.
Die Südwand habe ich mich ungesichert nicht getraut, die sieht aber sehr interessant aus von unten. Die kurze Platte am Einstieg zum Backofen habe ich als deutlich schwieriger als III- empfunden (im Zebhauser Kletterführer wird sie mit III bewertet und der setzt die Bewertung meist schon ziemlich niedrig an).

Der Ostgrat der Wasserwand ist leider zur Zeit von Gemsen total zugeschissen und batzig (zum Glück kann man sich an der Daffnerwaldalm die Hände waschen :) )

BG,
Moritz


Kommentar hinzufügen»