der Napf - um eine Dimension erweitert: "Eisfall-Weg"
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Am späten Vorabend konnten wir Rosmarie für die spezielle Tour begeistern – so machten wir uns denn zu dritt auf diese fantastische Winterreise auf den Napf …
Beim vorbildlich geräumten Parkplatz Änziwald starten wir unsere zwar anstrengende, doch märchenhafte Tour die Schlucht der Änziwigger hoch. Ausgerüstet mit Steigeisen, Pickel und Helm wenden wir uns nach der Fluehütte dem Bachbett zu, welches bereits hier eine recht grosse Schneeauflage aufweist. Und bereits hier müssen wir Acht geben, dass wir nicht in das teilweise versteckt fliessende Bächlein eintauchen … Wir sind gleich zu Beginn des Tälchens, welches sich zeitweise zur beachtlichen Schlucht mausert, fasziniert und begeistert von der Schönheit, welche die Enge der Passage, die Schneemassen und die winterlichen Bäume kreieren!
Mal geht es relativ „flott“ voran (trotz beträchtlicher Schneehöhe: der weisse „Segen“ ist locker, leicht), mal gilt es Hindernisse (gestürzte Bäume) zu überklettern – stets ist unsere Schlucht-Erkundigung (Ursula hat diese Route selbstverständlich bereits einmal begangen …) ein Genuss. Besondere „Leckerbissen“ stellen die mal näher, mal weiter oder höher oben dräuenden Eiszapfen-Gebilde dar – in Verbindung mit den im zweiten Teil aufragenden Sandstein-Flühen ergeben sie, in Kombination mit verschneiten Tannen, ein bezauberndes Bild! Der Eisfall-Weg stellt ein Highlight erster Güte dar: zwar dürften bei den wenigen Stellen, wo wir kurze, doch steile Felsstufen im Eis überwinden, mehr desselben vorhanden sein – schnell treffen die Zacken der Steigeisen auf Nagelfluh; sowohl seitlich als auch mit den Frontzacken ist ein Halt auf dem Fels nur schlecht möglich …
Doch das tut unserer riesigen Freude ob der herrlichen „Reise“ keinen Abbruch – auch die Umgehung grosser Felsbrocken im steilen, tiefen Schnee gefällt sehr. Gegen Ende des Tales weichen wir auf die rechte, östliche Hangseite aus, da mehrere der mächtigen Felsen und der tiefer ins Tal eingegrabene Bachlauf das direkte Fortkommen verunmöglichen. Dies bietet uns dafür einerseits eine Suche nach dem topografisch besten Vorwärtskommen im teils meterhohen Schnee – anderseits eine ausnehmend steile Hangbewältigung, bis wir unter den, das Tal abschliessenden, beinahe senkrechten Flühen, auf den tief verschneiten Fluepfad gelangen.
Noch eine letzte Traverse im Hang, eine kurze Rutschpartie zur Änziwigger hinunter, und wir überqueren diese und stehen unter den linksseitigen, westlichen Flühen, welche sich über uns mit ihren Felsformationen und diversen Eiszapfen-Gebilden in schönster Manier präsentieren – die darüber hängende Nebeldecke macht das Stimmungsbild nur noch mystischer … Nach einem kurzen Stapfen durch den tiefen Schnee treten wir alsbald in einen Märchenwald ein und gewinnen auf dem ungefähren Trassee des Alperosewäg | H-P-Pfad den Grat, welcher nun in insgesamt langer und beträchtlicher Steilheit aufwärts führt. Hatten wir auf der ersten Hälfte des Eisfall-Weges noch wenige Spuren von Vorgängern angetroffen (diese mussten jedoch auf die ganze Begehung verzichtet haben), so streben wir nun in absoluter Stille (nicht einmal mehr das Bächlein ist zuhören) in relativ direkter Linie aufwärts. Entlang den Abbrüchen, mal etwas mehr in der waldigen Flanke, gewinnen wir an Höhe – der auch hier tiefe Schnee macht das Vor- und Aufwärtskommen zwar etwas beschwerlich; doch auch hier gilt: Genuss der Sonderklasse! Gelegentlich sichten wir Tierspuren, einmal mühen wir uns durch einen kleinen Schneerutsch nach oben – doch ein bewegendes Bild bietet der gegen Ende lichte Wald mit den schwer mit Schnee behangenen Bäumen, bevor wir wenige Meter neben dem Sommer-Übergang auf die offene Fläche treten.
Da wir diese flache Gipfelkuppe nun doch bereits mehrere Male besucht haben, und auf der Landeskarte dafür kein Name vorgesehen ist, „taufen“ wir sie spontan: Hängst Südwest ist sicher nicht zum letzten Mal unser Ziel – mit Thomas zusammen werden wir im späten Frühjahr den Fluepfad instand stellen und bestimmt wieder hier oben „landen“.
Eine nur kurze Rast gönnen wir uns hier – es wird doch zu kalt während der Steh- und Verpflegungs-, Kaffee-Pause – bevor wir uns weitermachen hinunter zum Verbindungsweg Stächelegg – Napf. Wir gelangen je höher in dichteren Nebel, so dass das Berghotel erst kurz vor Erreichen sichtbar wird; die angezeigten -11° lassen wir aussen vor – und genehmigen uns eine wärmende Suppe drinnen.
Für den Abstieg wählen wir den „104er“, so heisst der offizielle Wanderweg, hinab zum Ausgangspunkt, unter den Einheimischen, erklärt uns Rosmarie – weit unten weist eine Tafel der Napfsinger 2002 mit dieser Zahl auf den Zusammenhang hin. Weil wir für diesen Abstieg auf die Steigeisen verzichten, lassen wir die Abkürzung sein, welche uns direkt zur Fluehütte geführt hätte und machen stattdessen den Umweg über P. 1036 – noch einmal erleben wir in dieser langen Waldpassage Winterstimmung, -Bilder der Extraklasse! - bevor wir zum Parkplatz Änziwald zurückkehren.
Rosmarie und ich sind überglücklich – und Ursula äusserst dankbar, dass sie uns diesen kaum zu übertreffenden Napf-Zustieg gezeigt hat – merçi vielmals.
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