Hikr-Erstbegehungen im Pilatusgebiet


Publiziert von Tobi , 10. November 2011 um 22:49.

Region: Welt » Schweiz » Nidwalden
Tour Datum: 8 November 2011
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-NW   Pilatusgebiet   CH-LU 
Zeitbedarf: 6:30
Aufstieg: 1100 m
Abstieg: 1500 m
Strecke:16.3km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Eigenthal, Talboden
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Hergiswil

Welche Ehre für mich, im oft besuchten Pilatusgebiet noch auf in Hikr.org unbeschriebene Gipfel kraxeln zu dürfen. Zugegebenermassen ist die Bezeichnung „Gipfel“ etwas weit hergeholt: Den Einen habe ich selbst getauft, beim Andern handelt sich zwar um einen benannten und kotierten Punkt, seine Schartenhöhe tendiert aber gegen Null. Dafür wartet eine kleine Überraschung auf ihm.
 
Das letzte Vormittags-Postauto lädt mich pünktlich an der Endstation aus. Zu Fuss wandere ich nun weiter ins Eigenthal hinein. Punkt Mittag komme ich in der Alpwirtschaft Unterlauelen an und muss feststellen, dass heute tatsächlich Dienstag und somit wie angekündigt Ruhetag ist. So entfällt das Mittagessen eben. Zum Glück habe ich noch ein paar Snacks in den Rucksack gepackt, mit welchen ich mich bei der grossen EWL-Feuerstelle (Pt 1095) für den kommenden Aufstieg stärke.
 
Durch den Schwändeliwald geht es aufwärts. Auf 1200m verabschiede ich mich vom Bergweg und versuche dem Spirbach entlang einen direkten Aufstieg zu meinem ersten Gipfelziel zu finden. Doch die Felswand scheint keine wirkliche Schwachstelle zu haben. Die entdeckten Bänder weisen keine Wildspuren auf und die Bewertung T6 wäre wohl bei weitem untertrieben. So mühe ich mich halt wieder auf den markierten Weg zurück und steige darüber zur ehemaligen Alp Bründle (1518m) auf. Nun muss ich eben meinen ersten Gipfel von oben her erreichen. Wie entwürdigend! Dies denken wohl auch die vielen Tannenhäher, welche mich auf meiner Mission auslachen. Und auch die Birkhühner ergreifen beim Auftauchen eines solchen Spinners sofort die Flucht. Nach dem Überqueren der Gräben des Stränzenlochs führt der Weg durch ein kurzes Waldstück, am Ende von diesem zweigen schwach erkennbare Trittspuren ab. Ein kleines Steinmännchen sollte nun den Abzweiger etwas besser markieren.
 
Ich steige vorsichtig entlang der Kante ab. Die Vorsicht lasse ich nicht etwa wegen dem Gelände walten, diese ist trivial, sondern weil ich auf gar keinen Fall unbemerkt den Gipfel  „überlaufen“ möchte. Doch dann die Überraschung: Auf der Schulter des Hörnli (1635m) hat sich wohl jemand ein kleines Wochenend-Paradies eingerichtet und so werde ich von Tisch, Bänken und einer kleinen Grillstelle empfangen. Alles in allem eine hübsche Aussichtskanzel versteckt im Wald.
 
Nach dieser angenehmen Überraschung kehre ich auf den Bründlenweg zurück und folge diesem. Dieser Pfad führt auf etwa 1700m durch die Nordflanke des Pilatus am Chastelendossen vorbei und mündet unterhalb des Klimsens (1866m) in den Heitertannliweg. Unterwegs müssen Geröllkessel und steile Grasplanggen gequert werden. Pfadspuren sind aber durchgehend vorhanden (T4). In einem Wegbuch kann man sich zudem verewigen.
 
Vom Klimsensattel suche ich eine direkte Route, die mich ohne grossen Höhenverlust zum Nünhalmeregg-Weg Richtung Hängifeld (Ängifeld) bringt. Direkt unter der Felswand sind anfänglich Wildspuren zu entdecken, diese verlaufen sich dann aber im heiklen Gelände. So quere ich etwas weiter unten im Nauen-Geröll nach Osten, wobei horizontales Traversieren bei diesem Untergrund fast unmöglich ist. Über Steilgras (T5-T6) erreiche ich schliesslich den schmalen Grat, der hinaus zu Pt 1700 führt. Wegen seiner markanten Erscheinung hätte dieser formschöne Spitz eigentlich einen Namen verdient. So nehme ich mir nun die Freiheit und taufe diesen Wächter des Kulmchrachens auf den Namen Kulmchrachenspitz (1700m).Nun schmückt auch ein kleiner Steinmann den höchsten Punkt.
 
Über die etwas weniger steile Ostflanke (T4-T5) steige ich wieder ab und folge weiter dem Nünhalmeregg-Weg der Pilatus-Nordflanke entlang nach Osten. Das Hängifeld traversiere ich in der Hoffnung, den Abzweiger zur Steinbockhütte zu entdecken. Fast am Ende der Querung und kurz vor den Pilatus-Ostgrat muss ich einsehen, dass ich diesen Abzweiger wohl verpasst habe. Aber immerhin habe ich nun den Pfad übers Hängifeld auch mal gemacht. Also wieder mit wachsamem Auge zurück. Aber auch beim zweiten Mal kann ich beim besten Willen nichts erkennen. Also steche ich einfach mal nach Gutdünken die steile Grasflanke hinab. Einige Höhenmeter später treffe ich endlich auf die Trittspuren, welche zur Steinbockhütte (1588m) führen.
 
Der weitere Pfad hinunter zur Alp Gschwänd (1216m) ist nun deutlich einfach zu finden. Die installierten Stahlseile erweisen sich insbesondere im Abstieg über die Felsplatten als sehr nützlich. Auch diese Bergbeiz hat heute Ruhetag, so fährt auch die Bahn nicht. Bei beginnender Dämmerung laufe ich auf dem Wanderweg dem Steinibach entlang nach unten. Ab der Talstation wähle ich die Asphaltstrasse, in der Hoffnung auf einen freundlich Autofahrer, der den Abstieg etwas knieschonender machen würde. Doch wie schon den ganzen Tag, zeigt sich keine Menschenseele. Erst knapp 200 Höhenmeter über Hergiswil tauchen Scheinwerfer auf und ein netter Autofahrer nimmt mich mit. Sogar bis nach Luzern, herzlichen Dank!
 
 
Fazit: Eine schöne Halbtagestour, die wohl aber eher etwas für heisse Sommertage als einen bewölkten Tag im Spätherbst ist. Dafür war ich vollkommen alleine unterwegs. Es herrscht zurzeit Ruhe am Berg, wie ein Ueli im Bründlenweg-Buch treffend beschreibt: „Der Berg erholt sich von 2132 Möglichkeiten“.


Nachtrag vom 25.11.2012: Da war ich wohl zu voreilig. Zaza hat mir netterweise Scans aus einem alten SAC-Führer zur Verfügung gestellt, darin durfte ich sehen, dass "mein" Kulmchrachenspitz früher Tierstein oder Tristeln genannt wurde. Ich ziehe deshalb meine Bezeichnung zurück und habe den Wegpunkt entsprechend umgetauft.

Tourengänger: Tobi


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Kommentare (4)


Kommentar hinzufügen

daveus hat gesagt: Conditions
Gesendet am 17. November 2011 um 23:50
Wie wars von den Verhältnissen? Eis, Reif oder sogar schnee? Da oben müsste doch alles gefrohren sein inzwischen oder?

Tobi hat gesagt: RE:Conditions
Gesendet am 18. November 2011 um 09:30
Aktuell ist der Pilatus immer noch schneefrei. In der Nordflanke liegen nur noch vereinzelte kleine Schneereste, die aber gesucht werden müssen. Da es schon länger keinen Niederschlag gab, ist es auch auf der Nordseite sehr trocken. Deshalb könnte einzig der Reif ein minimales Problem darstellen.

Tobi hat gesagt: Doch nicht Kulmchrachenspitz
Gesendet am 25. November 2012 um 11:29
Da war ich wohl zu voreilig. Zaza hat mir netterweise Scans aus einem alten SAC-Führer zur Verfügung gestellt, darin durfte ich sehen, dass "mein" Kulmchrachenspitz früher Tierstein oder Tristeln genannt wurde. Ich ziehe deshalb meine Bezeichnung zurück und habe den Wegpunkt entsprechend umgetauft.

Felix hat gesagt:
Gesendet am 12. Juli 2019 um 11:59
habe mir schon gedacht, dass der Tobi schon durch die Kessel zwischen Stränzeloch und Chastelen durch war :-)
eine "prickelnde" Tour wieder deinerseits - machst ja wohl nichts anderes ;-)

lieber Gruss


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