Herbstliche Kammwanderung aufs Speermürli (1745 m)


Publiziert von Fico , 7. November 2011 um 20:26.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum: 6 November 2011
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Speerkette   Speer-Mattstock   CH-SG 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1250 m
Abstieg: 1100 m
Strecke:Nesslau-Bläss Chopf-Heumooserhöchi-Seilchöpf-Speermürli-Leiterli-Oberchäseren-Hinter Höhi-Amden
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Nesslau
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Amden
Kartennummer:1114 (Nesslau), 1134 Walensee

Vor sechs Wochen, als ich frühmorgens im Postauto nach Wildhaus sass, sah ich in der Morgensonne den Kamm, der von Nesslau bis zum Speer hinauf führt. Damit war mein Entschluss gefasst. Ein ungewöhnlich milder Spätherbstsonntag dann die passende Gelegenheit, mein Vorhaben auszuführen. Das Speermürli scheint ein Geheimtip unter Eingeweihten zu sein. Kein Wegweiser, kein markierter Weg führt dorthin. Selbst auf hikr.org gibt es erst ganz wenige Berichte.

Die Zeitangaben am Bahnhof Nesslau von 1 ¾ Stunden zum Bläss Chopf und 4 Stunden für den Speer sind wohl eher für sportliche Naturen. Bis zum Bläss Chopf brauchte ich fast 2 ½ Stunden (ohne Pausen) und nach mehr als 4 Stunden stand ich erst auf dem Speermürli. Naja, vielleicht war es der Föhn, der mir zu schaffen machte. Oder die unerwartete Sonneneinstrahlung: So hatte ich mich an einem Novembertag mit vorausgesagter "starker Bewölkung" nicht mehr entsprechend vorgesehen und geschützt.

 
Bereits kurz nach Nesslau (759 m) ist der Weg - obwohl bis zum Hof Eggli (942 m) durchwegs eine Fahrstrasse - weiss-rot-weiss markiert. (Merkwürdigerweise ist bei map.geo.admin.ch noch der ganze Weg bis unters Speermürli gelb eingezeichnet. Entweder ist die Route schwieriger geworden oder das Sicherheitsbedürfnis hat sich geändert.) In einer Senke verliert sich allmählich der Fahrweg, dann geht es schmaler und steiler den Wald hinauf zur Alp Windpläss (1195 m). Unter meinen Schuhen raschelt das Laub, die Vögel zwitschern. Sonst kein einziges Geräusch. Die Zivilisation scheint unendlich weit weg. Schon bald ist der Bläss Chopf, das erste Ziel, in Sicht. Der markierte Weg führt gemäss Karte weiter südlich daran vorbei, weshalb ich ihn verlasse und möglichst an der Gratkante entlang weglos und mässig steil aufsteige. Ab hier beginnt die eigentliche Kammwanderung, die sich bis hinauf zum Speer fortsetzen liesse. Die Rundsicht vom Gipfel des Bläss Chopf (1459 m) ist prächtig: In nordöstlicher Richtung strahlt der ganze Alpstein in der Vormittagssonne, gegen Südwesten erheben sich mächtig Speer und Speermürli. Kaum zu glauben, dass ohne grösseren Höhenverlust von hier ein Weg direkt dorthin führen würde.

Nach einem ganz kurzen Abstieg befinde ich mich wieder auf dem markierten Wanderweg. Mehr oder weniger auf gleicher Höhe geht es über die Heumooserhöchi weiter durch den Herbstwald. Stellenweise wate ich knöcheltief durchs Laub, das sich auf dem Boden angesammelt hat. Von den seit Beginn der Tour gewonnenen Höhenmetern müssen lediglich zweimal etwa fünfzig wieder abgegeben werden, bevor es auf wildromantischem Pfad erneut aufwärts geht. Sobald der Weg im Gebiet Seilchöpf den Wald verlässt und die Hütten von Vorder Elisiten sichtbar werden, steige ich auf den Grat hinauf. Nun beginnt der interessanteste Teil der Tour: der Aufstieg zum Speermürli.

Die Wegfindung ist denkbar einfach: Man kann sich stets an die Gratkante halten und hat höchstens die Wahl, direkt auf dem schmalen, luftigen Grat zu gehen oder in die recht steile Südflanke auszuweichen. Die einzige Schwierigkeit und eine gewisse Herausforderung sind zwei Stellen, an denen der Grat unterbrochen ist, weshalb ich sie speziell erwähne. Auch wenn es nur zwei, drei Meter sind, sie müssen überklettert werden, um weiter voranzukommen. Das ist auch der Grund, warum die Tour, die sich sonst durchwegs im Bereich T1 und T2 bewegt, mit T4- eingestuft werden muss. Wer übrigens lieber hinauf statt hinunter klettert, kann die Tour einfach in umgekehrter Richtung machen. Nach der zweiten, kleinen Felsstufe geht es wieder völlig harmlos dem Grat entlang, teilweise über Nagelfluh, teilweise über einen Grasrücken, mässig steil hinauf zum Gipfel des Speermürli (1459 m). Hier begegne ich dem ersten Wanderer, seit ich in Nesslau der Zivilisation den Rücken gekehrt habe. Er ist auf dem Abstieg vom Speer, wo es heute, wie er mir erzählt, mit zehn Personen vergleichsweise wenig Leute habe. Im schönsten Sonnenschein mache ich Mittagsrast und geniesse die ausserordentlich klare Sicht auf alle Seiten. 

Für den Abstieg kann man die Gipfelfelsen bezwingen, indem man sich zuerst ein kleines Stück nach Süden hält und danach auf dem südwestlich verlaufenden Grat hinabwandert. Am besten bleibt man weiter auf dem Kamm, bis man auf den Bergweg trifft, der von Schilt (P. 1637 LK) heraufkommt. Auf diesem geht es nun zum Leiterli, einer mit Drahtseilen gesicherten Felsstufe. Auf dem Weiterweg schaue ich immer wieder zum Speer hinauf und überlege mir, ob es ohne unüberwindbare Schwierigkeiten möglich wäre, vom Speermürli direkt auf dem Grat über Schwarzi Chöpf von Osten her auf den Speer zu gelangen. Entsprechende Berichte habe ich bisher keine gefunden. Der Weg steigt nun gut markiert weiter an bis zum P. 1771 LK. Von hier wäre es nicht mehr weit bis auf den Gipfel des Speer. Doch das ist heute nicht mein Ziel. Dafür müssten die Tage länger sein... So folge ich dem Wanderweg, der über Oberchäseren und Hinter Höhi nach Amden führt. Mein "Tagesziel" verfehle ich dann ganz knapp: In der Walau wird mir gesagt, dass der Sessellift nicht (wie von mir aufgrund des Fahrplans im Internet angenommen) bis um 16:45 Uhr fährt, sondern, da Winterzeit, bereits um 16:15 Uhr den Betrieb einstellt. Das heisst vor genau zehn Minuten. :-( So bleibt mir nichts anderes übrig, als auch noch den Abstieg bis zur Postautohaltestelle in Amden unter die müden Füsse zu nehmen. Fast ein Grund, das nächste Mal die Tour in umgekehrter Richtung zu machen. ;-)

Tourengänger: Fico


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Geodaten
 8281v3.kml Kammwanderung Speermürli

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