Zur Feier des Jahres: Gross Gstellihorn über die NE-Flanke (Route Studer-Escher von der Linth)
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Die Engelhörner bestehen bekanntlich aus kleinsplittrigem, kompaktem und plattigem Kalk, und nur ihr höchster Gipfel, das Gross Gstellihorn, besitzt eine aufgesetzte Spitze aus Gneis, die, einem Schiffsbug ähnlich, hoch über dem Urbachsattel aufragt. Wie die Jungfrau, der Mönch oder der Mättenberg, und wie diese entlang der Grenze zu den Berner Voralpen liegend, zeugt es damit von der Schichtung von älterem Ur- über jüngeres Sedimentgestein während der Alpenfaltung. So erstaunt es wenig, dass seine Erstbesteigung durch Bernhard Studer und Arnold Escher von der Linth über die NE-Flanke im August 1836 im Rahmen einer geologischen Exkursion erfolgte. Ihre Route bietet laut Engelhornführer zwar eine "lohnende Tour in einsamer Umgebung", wird aber kaum mehr begangen.
Häufiger wird das Gstellihorn dagegen noch im Rahmen einer Ueberschreitung der Südgruppe bestiegen. Einträge ins Gipfelbuch von 1944 erfolgten trotzdem höchstens alle 3-5 Jahre - zwischen 1988 und 1996 kein Einziger! -, entsprechend finden sich darin - sofern man es denn findet! - die illustren Namen der Erstbegeher der NW-Wand (1945, V) Franz von Bergen und Fritz Immer, des Westwandpfeilers (1963, VI) Martin Epp und Hilti von Allmen, sowie der Westwand (1985, VII+) Daniel Anker, Ueli Bühler und Kaspar Ochsner, ausserdem jene von Walter Fuchs, Margrit und Werner Munter, Ernst Reiss, Dölf Reist sowie Walter Schuhmacher. Schliesslich sollen auch die beiden folgenden Einträge nicht unerwähnt bleiben: jener von Kaspar Ochsner anlässlich seiner Ueberschreitung sämtlicher 27 Engelhorngipfel an einem Tag 1998, und jener von Bruno Schläppi, der diese Parforceleistung 2000 wiederholte.
Die Erstbesteigungen der Jungfrau vor 200 Jahren und des Weisshorns vor 150 Jahren wurden dieses Jahr bekanntlich ausgiebig gefeiert und begossen, jener des Gross Gstellihorn vor 175 Jahren wurde aber meines Wissens lediglich in der alpinen Presse die gebührende Beachtung geschenkt. Da musste ich natürlich etwas nachhelfen und sein grosses mit meinem kleinen Jubiläum verbinden: vor 17 Jahren und 0,5 Monaten war ich zum ersten Mal über die NE-Flanke auf das Gstellihorn gestiegen, und seither wiederholt über dieselbe Route oder über die Südgruppe. Keine dieser Besteigungen glich der andern, jede war einzigartig, und nur zwei Dinge blieben sich jedes Mal gleich: das Nervenflattern beim Einstieg in die NE-Flanke über die Leiteren und ein mystisches Gefühl von Aufgehobensein auf dem Gipfel. Ob der 7. Versuch auch gelingen würde?
Schon in Mürvorsess fiel mir auf, dass die N-Flanke des Hangendgletscherhorns bis tief hinunter zum Schwarzenberg in Schnee gehüllt war. Beim Aufstieg nach Schrätteren bestätigte mir ein Blick nach Westen meine Befürchtungen: auch unter dem Gstellihorn bis weit unter die Augstgumm lag noch Schnee. Da ich die Steigeisen nicht eingepackt hatte, hoffte ich, dass wenigstens die Leiteren nicht vereist sein würden. Noch gescheiter wäre wohl gewesen, wieder mal richtig auszuschlafen...Doch der Orion über dem Ränfenhorn wies mir den Weg, und der helle Mond über dem Tossen beleuchtete ihn mir, so dass ich bald ohne zusätzliches Licht der Stirnlampe zuversichtlich und zügig weiter schritt. Der Schnee war morgens fest und griffig und erlaubte im Zu- und Aufstieg ein rasches Vorankommen. Das Gipfelbuch suchte ich diesmal leider unter mehreren Steinmännern und -weibern vergebens, und weil der Abstieg noch einmal volle Konzentration erfordern würde, hatte ich wohlweislich auf die Mitnahme eines edlen Tropfens zum Anstossen verzichtet...Gegen Mittag weichte der Schnee wegen der starken Sonneneinstrahlung in der kalten Oktoberluft wider Erwarten doch noch stark auf - die grossen Rutsche waren zum Glück schon Tage vorher abgegangen -, so dass Abstieg und Rückweg wegen Einsinken und wiederholtem Ausleeren der Schuhe und Auswringen der Socken dann etwas mehr Zeit in Anspruch nahmen...
Zustieg: Von Mürvorsess (877m) auf dem Gaulihüttenweg (weiss-rot) bis zur Abzweigung des Dossenhüttenwegs (1455m) und auf diesem (weiss-blau) nach Enzen (1677m). Die beiden Brücken über das Urbachwasser und den Wyssenbach werden jeweils im Spätherbst abgebaut, die beiden Bäche waren konnte ich bisher aber immer gut passieren (Vorsicht wegen allfälligem Wassereis auf den Steinen!). Weiter auf einem guten Pfad leicht absteigend zuerst nach N, dann nach NW zu einem weiteren Bach, der überschritten wird. Pfadspuren folgend auf dem Rücken nördlich des Bachs nach W aufsteigend zum Loicherli, das Richtung NW gequert wird. An geeigneter Stelle hinauf zu einem Band, das leicht absteigend zur Gummegg und Augstgumm führt. Nach W, zuletzt ein Feld mit grossen Gneisblöcken querend zum Einstieg bei den Leiteren am Beginn der NE-Flanke auf ca. 2160m, 3h bis 3h 30min, T4.
Route: Die gut gestuften, aber leicht abwärts geschichteten und feingriffigen Kalkplatten der ca. 50m hohen Leiteren werden von SE nach NW aufsteigend erklettert (II-III, verschiedene Möglichkeiten, Schlüsselstelle). Dann nach NW über steile grasig-felsige Schrofen unter eine senkrechte Felswand und nach NE dieser entlang und einen Graben querend auf einen Grasrücken. Auf diesem gerade hinauf unter die nächsten Flühe und nach SW auf einem breiten Band zu einer grossen ausgewaschenen Felsmulde. An deren SE Rand über glattpolierte und mit Wasserrillen durchsetzte Stufen (I-II) hinauf zu einem Plateau mit Firnresten auf ca. 2600m. Für den weiteren Auf- bzw. Abstieg bestehen zwei Möglichkeiten (z.B. Aufstieg über Variante 1 und Abstieg über Variante 2):
Abstieg auf der gleichen Route, 5-6h.
Material: Helm (z.T. durch Gemsen ausgelöster Steinschlag), Klettergurt, altes Eisgerät, etwas flexibles Sicherungsmaterial, Seilschaften für Leiteren ev. Seil.
Häufiger wird das Gstellihorn dagegen noch im Rahmen einer Ueberschreitung der Südgruppe bestiegen. Einträge ins Gipfelbuch von 1944 erfolgten trotzdem höchstens alle 3-5 Jahre - zwischen 1988 und 1996 kein Einziger! -, entsprechend finden sich darin - sofern man es denn findet! - die illustren Namen der Erstbegeher der NW-Wand (1945, V) Franz von Bergen und Fritz Immer, des Westwandpfeilers (1963, VI) Martin Epp und Hilti von Allmen, sowie der Westwand (1985, VII+) Daniel Anker, Ueli Bühler und Kaspar Ochsner, ausserdem jene von Walter Fuchs, Margrit und Werner Munter, Ernst Reiss, Dölf Reist sowie Walter Schuhmacher. Schliesslich sollen auch die beiden folgenden Einträge nicht unerwähnt bleiben: jener von Kaspar Ochsner anlässlich seiner Ueberschreitung sämtlicher 27 Engelhorngipfel an einem Tag 1998, und jener von Bruno Schläppi, der diese Parforceleistung 2000 wiederholte.
Die Erstbesteigungen der Jungfrau vor 200 Jahren und des Weisshorns vor 150 Jahren wurden dieses Jahr bekanntlich ausgiebig gefeiert und begossen, jener des Gross Gstellihorn vor 175 Jahren wurde aber meines Wissens lediglich in der alpinen Presse die gebührende Beachtung geschenkt. Da musste ich natürlich etwas nachhelfen und sein grosses mit meinem kleinen Jubiläum verbinden: vor 17 Jahren und 0,5 Monaten war ich zum ersten Mal über die NE-Flanke auf das Gstellihorn gestiegen, und seither wiederholt über dieselbe Route oder über die Südgruppe. Keine dieser Besteigungen glich der andern, jede war einzigartig, und nur zwei Dinge blieben sich jedes Mal gleich: das Nervenflattern beim Einstieg in die NE-Flanke über die Leiteren und ein mystisches Gefühl von Aufgehobensein auf dem Gipfel. Ob der 7. Versuch auch gelingen würde?
Schon in Mürvorsess fiel mir auf, dass die N-Flanke des Hangendgletscherhorns bis tief hinunter zum Schwarzenberg in Schnee gehüllt war. Beim Aufstieg nach Schrätteren bestätigte mir ein Blick nach Westen meine Befürchtungen: auch unter dem Gstellihorn bis weit unter die Augstgumm lag noch Schnee. Da ich die Steigeisen nicht eingepackt hatte, hoffte ich, dass wenigstens die Leiteren nicht vereist sein würden. Noch gescheiter wäre wohl gewesen, wieder mal richtig auszuschlafen...Doch der Orion über dem Ränfenhorn wies mir den Weg, und der helle Mond über dem Tossen beleuchtete ihn mir, so dass ich bald ohne zusätzliches Licht der Stirnlampe zuversichtlich und zügig weiter schritt. Der Schnee war morgens fest und griffig und erlaubte im Zu- und Aufstieg ein rasches Vorankommen. Das Gipfelbuch suchte ich diesmal leider unter mehreren Steinmännern und -weibern vergebens, und weil der Abstieg noch einmal volle Konzentration erfordern würde, hatte ich wohlweislich auf die Mitnahme eines edlen Tropfens zum Anstossen verzichtet...Gegen Mittag weichte der Schnee wegen der starken Sonneneinstrahlung in der kalten Oktoberluft wider Erwarten doch noch stark auf - die grossen Rutsche waren zum Glück schon Tage vorher abgegangen -, so dass Abstieg und Rückweg wegen Einsinken und wiederholtem Ausleeren der Schuhe und Auswringen der Socken dann etwas mehr Zeit in Anspruch nahmen...
Zustieg: Von Mürvorsess (877m) auf dem Gaulihüttenweg (weiss-rot) bis zur Abzweigung des Dossenhüttenwegs (1455m) und auf diesem (weiss-blau) nach Enzen (1677m). Die beiden Brücken über das Urbachwasser und den Wyssenbach werden jeweils im Spätherbst abgebaut, die beiden Bäche waren konnte ich bisher aber immer gut passieren (Vorsicht wegen allfälligem Wassereis auf den Steinen!). Weiter auf einem guten Pfad leicht absteigend zuerst nach N, dann nach NW zu einem weiteren Bach, der überschritten wird. Pfadspuren folgend auf dem Rücken nördlich des Bachs nach W aufsteigend zum Loicherli, das Richtung NW gequert wird. An geeigneter Stelle hinauf zu einem Band, das leicht absteigend zur Gummegg und Augstgumm führt. Nach W, zuletzt ein Feld mit grossen Gneisblöcken querend zum Einstieg bei den Leiteren am Beginn der NE-Flanke auf ca. 2160m, 3h bis 3h 30min, T4.
Route: Die gut gestuften, aber leicht abwärts geschichteten und feingriffigen Kalkplatten der ca. 50m hohen Leiteren werden von SE nach NW aufsteigend erklettert (II-III, verschiedene Möglichkeiten, Schlüsselstelle). Dann nach NW über steile grasig-felsige Schrofen unter eine senkrechte Felswand und nach NE dieser entlang und einen Graben querend auf einen Grasrücken. Auf diesem gerade hinauf unter die nächsten Flühe und nach SW auf einem breiten Band zu einer grossen ausgewaschenen Felsmulde. An deren SE Rand über glattpolierte und mit Wasserrillen durchsetzte Stufen (I-II) hinauf zu einem Plateau mit Firnresten auf ca. 2600m. Für den weiteren Auf- bzw. Abstieg bestehen zwei Möglichkeiten (z.B. Aufstieg über Variante 1 und Abstieg über Variante 2):
- Entweder horizontal nach S zur ausgeprägten, vom N-Grat herunterziehenden E-Rippe, die gut gestuft (II) oder bei genügend Schnee durch ein Couloir (ca. 50 Grad) erreicht werden kann, und über diese (I, plattig) zum N-Grat, oder
- Nach W in einer Rinne zu einer kurzen Felsstufe, über diese (II) auf ein Felsband, diesem entlang nach NW auf den N-Grat und auf diesem (II, ausgesetzt) zur Einmündung der E-Rippe.
Abstieg auf der gleichen Route, 5-6h.
Material: Helm (z.T. durch Gemsen ausgelöster Steinschlag), Klettergurt, altes Eisgerät, etwas flexibles Sicherungsmaterial, Seilschaften für Leiteren ev. Seil.
Tourengänger:
lorenzo

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