Le Pleureur, 3703m
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Viele Jahre habe ich dieses Tourenziel vor mir her geschoben: Zu viele Höhenmeter, nicht in der richtigen Verfassung oder das Wetter wollte nicht mitspielen. Die Schönwetterperiode diesen August ließ keine Ausrede mehr zu, und so startete ich endlich um 4:30 Uhr in der Frühe vom Parkplatz unterhalb der Staumauer. Die Höhenmeter bis zum Lac de Mauvoisin auf der für den öffentlichen Verkehr gesperrten Fahrstraße sind wunderbar geeignet, die Müdigkeit zu vertreiben und in wenigen Minuten erledigt. Achtung: So manch einer soll trotz der Beleuchtung den Abzweig im Tunnel verpasst haben...
Auf der anderen Seite des Stausees verschwindet der Fahrweg erneut in ein paar Tunneln. Wenige Meter nach dem letzten hat es links eine Leiter - da muss man rauf. Einen blauweißen Wegweiser, der einem bestätigt, dass man auf dem richtigen Weg ist, findet man erst, wenn man nach einigen Metern horizontaler Wegstrecke in den Befestigungsbauten nordwestlich eine weitere, höhere Leiter ersteigt. Hier nun geht es rechts weiter: der in den Fels gesprengte Betriebsweg leitet über ein im Sommer wohl zumeist ausgetrocknetes Bachbett zu einem sehr guten Pfad auf dem begrünten Hang zwischen eben jenem Bachbett und der Cascade du Giétro. In vielen Kehren und vorbei an noch mehr Edelweiß geht es gemütlich hinauf zu P. 2342, wo sich der Weg mehrfach gabelt. Man wählt jeweils den Abzweig, der weiter den Hang hinaufführt, sonst findet man sich an einem Wasserfall des bereits nahen Gletschers wieder. Hier gibt es leider weder hilfreiche Steinmänner oder Wegweiser, aber wenn man sich in der Aufstiegsrichtung eher links hält, gelangt man auf in der Dunkelheit nicht immer gut sichtbaren Steigspuren zu einem ersten Hindernis: ein kleines Wändchen, unter dem das erwähnte Bächlein seinen Ursprung hat (letzte Trinkwasserquelle!).
Hier geht es zuerst gerade und dann rechts haltend an Stahlseilen hinauf; diese wenigen luftigen Meter bilden gewissermaßen die "Schlüsselstelle" und könnten den weniger erfahrenen Wanderer eventuell abschrecken. Die Route gewinnt nun wieder rechts haltend Richtung Osten grasdurchsetzte Geröllhänge (Steindauben) und nach einer weiteren seilgesicherten aber harmloseren Passage die Felsen oberhalb des Gletscherabflusses - ein schöner Ort für eine erste Rast!
Die vom Gletscher glatt geschliffenen Felsen sind bei Vereisung und Schnee sicher unangenehm, und daher gibt es hier ebenfalls ein Stahlseil, das nicht allzu steil und in nun nördlicher Richtung einige Absätze überwinden hilft. Oberhalb davon ist es erneut nicht immer einfach, den Weg zu verfolgen, aber solange man auf einfachem Gelände verbleibt und die sich auftürmenden Felsen rechts liegen lässt, kann man nichts falsch machen. So gelangt man zu einer verschlossenen Hütte auf ca. 2550m und wenige Minuten später zum Beginn einer alten Moräne, auf oder neben der die nächste Stunde aufgestiegen wird.
Auf ca. 2900m hat man die Wahl, entweder steil links die Schutthänge unterhalb der Grande Ashle zu gewinnen oder horizontal nach Osten zu queren (schöner Abstecher zum Eis des Giétro-Gletschers möglich) und nach einem Geländerücken linkshaltend deutlich gemütlicher zum Einstieg einer unangenehmen Schuttrinne zu gelangen. Diese führt dann zum Schluss reichlich mühsam und in nun schon über 3000m Höhe endlich zum SSW-Grat des Pleureur. Die Grande Ashle, die den Beginn des eigentlichen Grates markiert, ist ein markanter Einschnitt in den Felsen, der einen wunderbaren Ausblick nach Nordwesten bietet.
Kurz angebunden würde die weitere Routenbeschreibung lauten: Man folgt dem Grat bis zum Gipfelaufbau. Tatsächlich entpuppt sich diese Wegstrecke eher als ein schuttbedeckter Rücken, obwohl man von Mauvoisin aus gesehen etwas Dramatischeres erwarten könnte. Es gibt aber auch den einen oder anderen Felsaufbau auf dem Grat, der ein Ausweichen in die verwitterte Südwestflanke notwendig macht. Und hierbei kann man nur allzu schnell in unangenehmes Gelände geraten. Der Trick ist also, immer wieder an diesen Stellen möglichst früh zurück auf die Grathöhe zu gelangen - aber eben auch nicht zu früh, da man sonst in die nicht einfachen Felsen gerät. Da die gesamte SW-Flanke ein Opfer des Verfalls ist, sind deutliche Steigspuren eher Mangelware und eventuell mal vorhandene Steinmänner überleben nicht lange.
Mit etwas Gespür und der dann doch notwendigen alpinen Erfahrung kommt man jedoch alles in allem überraschend einfach zum Gipfelaufbau: die sich aufsteilende Schuttflanke ist am einfachsten mittig oder eher rechts zu ersteigen. Hier hat es auch wieder deutliche Steigspuren. Die letzen Meter vorbei an Resten der ehemaligen Firnkappe sind nicht der Rede wert.
Abschlussbemerkungen:
Wären die seilgesicherten Stellen nicht, könnte der Pleureur als der höchste Wandergipfel der Schweiz firmieren. Dieses Superlativ verbleibt aber besser beim Barrhorn, auch wenn die eigentlichen Schwierigkeiten dieser Tour in den fast 2000 Höhenmetern und den Problemen bei der Wegfindung insbesondere im oberen Teil zu sehen sind. Nebel und Schnee erschweren dieses Unternehmen erheblich. Bei guten Verhältnissen lässt sich der Gipfel des Pleureur jedoch überraschend leicht erreichen.
Da ich mir nichts mehr beweisen muss, habe ich für den Aufstieg 5 Stunden eingeplant; die habe ich dann auch inklusive der Pausen benötigt. Der steile Abstieg erfordert einiges an Vorsicht, und ich habe dafür mit etwas Bummeln knapp über 3 Stunden gebraucht.
Die Aussicht vom Gipfel war trotz der etwas diesigen Luft außerordentlich. Schlussendlich möchte ich diesen Berg jedem ausdauernden ambitionierten Bergwanderer, der umkehren kann, wenn es sein muss, ans Herz legen.
Auf der anderen Seite des Stausees verschwindet der Fahrweg erneut in ein paar Tunneln. Wenige Meter nach dem letzten hat es links eine Leiter - da muss man rauf. Einen blauweißen Wegweiser, der einem bestätigt, dass man auf dem richtigen Weg ist, findet man erst, wenn man nach einigen Metern horizontaler Wegstrecke in den Befestigungsbauten nordwestlich eine weitere, höhere Leiter ersteigt. Hier nun geht es rechts weiter: der in den Fels gesprengte Betriebsweg leitet über ein im Sommer wohl zumeist ausgetrocknetes Bachbett zu einem sehr guten Pfad auf dem begrünten Hang zwischen eben jenem Bachbett und der Cascade du Giétro. In vielen Kehren und vorbei an noch mehr Edelweiß geht es gemütlich hinauf zu P. 2342, wo sich der Weg mehrfach gabelt. Man wählt jeweils den Abzweig, der weiter den Hang hinaufführt, sonst findet man sich an einem Wasserfall des bereits nahen Gletschers wieder. Hier gibt es leider weder hilfreiche Steinmänner oder Wegweiser, aber wenn man sich in der Aufstiegsrichtung eher links hält, gelangt man auf in der Dunkelheit nicht immer gut sichtbaren Steigspuren zu einem ersten Hindernis: ein kleines Wändchen, unter dem das erwähnte Bächlein seinen Ursprung hat (letzte Trinkwasserquelle!).
Hier geht es zuerst gerade und dann rechts haltend an Stahlseilen hinauf; diese wenigen luftigen Meter bilden gewissermaßen die "Schlüsselstelle" und könnten den weniger erfahrenen Wanderer eventuell abschrecken. Die Route gewinnt nun wieder rechts haltend Richtung Osten grasdurchsetzte Geröllhänge (Steindauben) und nach einer weiteren seilgesicherten aber harmloseren Passage die Felsen oberhalb des Gletscherabflusses - ein schöner Ort für eine erste Rast!
Die vom Gletscher glatt geschliffenen Felsen sind bei Vereisung und Schnee sicher unangenehm, und daher gibt es hier ebenfalls ein Stahlseil, das nicht allzu steil und in nun nördlicher Richtung einige Absätze überwinden hilft. Oberhalb davon ist es erneut nicht immer einfach, den Weg zu verfolgen, aber solange man auf einfachem Gelände verbleibt und die sich auftürmenden Felsen rechts liegen lässt, kann man nichts falsch machen. So gelangt man zu einer verschlossenen Hütte auf ca. 2550m und wenige Minuten später zum Beginn einer alten Moräne, auf oder neben der die nächste Stunde aufgestiegen wird.
Auf ca. 2900m hat man die Wahl, entweder steil links die Schutthänge unterhalb der Grande Ashle zu gewinnen oder horizontal nach Osten zu queren (schöner Abstecher zum Eis des Giétro-Gletschers möglich) und nach einem Geländerücken linkshaltend deutlich gemütlicher zum Einstieg einer unangenehmen Schuttrinne zu gelangen. Diese führt dann zum Schluss reichlich mühsam und in nun schon über 3000m Höhe endlich zum SSW-Grat des Pleureur. Die Grande Ashle, die den Beginn des eigentlichen Grates markiert, ist ein markanter Einschnitt in den Felsen, der einen wunderbaren Ausblick nach Nordwesten bietet.
Kurz angebunden würde die weitere Routenbeschreibung lauten: Man folgt dem Grat bis zum Gipfelaufbau. Tatsächlich entpuppt sich diese Wegstrecke eher als ein schuttbedeckter Rücken, obwohl man von Mauvoisin aus gesehen etwas Dramatischeres erwarten könnte. Es gibt aber auch den einen oder anderen Felsaufbau auf dem Grat, der ein Ausweichen in die verwitterte Südwestflanke notwendig macht. Und hierbei kann man nur allzu schnell in unangenehmes Gelände geraten. Der Trick ist also, immer wieder an diesen Stellen möglichst früh zurück auf die Grathöhe zu gelangen - aber eben auch nicht zu früh, da man sonst in die nicht einfachen Felsen gerät. Da die gesamte SW-Flanke ein Opfer des Verfalls ist, sind deutliche Steigspuren eher Mangelware und eventuell mal vorhandene Steinmänner überleben nicht lange.
Mit etwas Gespür und der dann doch notwendigen alpinen Erfahrung kommt man jedoch alles in allem überraschend einfach zum Gipfelaufbau: die sich aufsteilende Schuttflanke ist am einfachsten mittig oder eher rechts zu ersteigen. Hier hat es auch wieder deutliche Steigspuren. Die letzen Meter vorbei an Resten der ehemaligen Firnkappe sind nicht der Rede wert.
Abschlussbemerkungen:
Wären die seilgesicherten Stellen nicht, könnte der Pleureur als der höchste Wandergipfel der Schweiz firmieren. Dieses Superlativ verbleibt aber besser beim Barrhorn, auch wenn die eigentlichen Schwierigkeiten dieser Tour in den fast 2000 Höhenmetern und den Problemen bei der Wegfindung insbesondere im oberen Teil zu sehen sind. Nebel und Schnee erschweren dieses Unternehmen erheblich. Bei guten Verhältnissen lässt sich der Gipfel des Pleureur jedoch überraschend leicht erreichen.
Da ich mir nichts mehr beweisen muss, habe ich für den Aufstieg 5 Stunden eingeplant; die habe ich dann auch inklusive der Pausen benötigt. Der steile Abstieg erfordert einiges an Vorsicht, und ich habe dafür mit etwas Bummeln knapp über 3 Stunden gebraucht.
Die Aussicht vom Gipfel war trotz der etwas diesigen Luft außerordentlich. Schlussendlich möchte ich diesen Berg jedem ausdauernden ambitionierten Bergwanderer, der umkehren kann, wenn es sein muss, ans Herz legen.
Hike partners:
Elmo
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