Sölden, der Sommer(alp)traum


Publiziert von Mistermai , 25. August 2011 um 21:36.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Ötztaler Alpen
Tour Datum:30 Juli 2010
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 0:45
Aufstieg: 100 m
Abstieg: 100 m
Strecke:1km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto über Öztaler Gletscherstrasse

Im Sommer 2010 entschließen wir uns kurzfristig für einen Kurzurlaub in einem Appartment in Sölden. Sölden selbst ist zu dieser Zeit eine einzige Baustelle. Die Gefahr, dass Bergdorfstimmung aufkommen könnte, tendiert gegen Null.

Am ersten Morgen unseres Aufenthalts machten wir uns auf und fahren auf der Ötztaler-Gletscherstrasse Richtung Rettenbach und Tiefenbach, wo man mit dem Auto bis auf eine Höhe von 2800m fahren kann. Im Nachhinein bereue ich es, mich überhaupt ins Auto gesetzt zu haben...

Auf der Höhe von 2040m passiert man eine 6-spurige (!) Mautstelle, um die Wegtaxen zu begleichen. Hier hat man eher das Gefühl irgendwo auf einer Autobahn vor Mailand zu stecken als auf 2000müm. Die Strasse führt jederzeit mindestens zweispurig in Richtung österreichische Gletscher hinauf. Neben der Strasse führen unverkennbare Skipisten zu Tale, die gerade mit grosser Maschinerie von den geringsten Erhebungen befreit werden.

Auf 2670m dann die Überraschung: Da gibt es wirklich eine riesige Parkplatzanlage direkt am Fusse des Rettenbachgletschers, ich fühle mich hier regelrecht unwohl, immerhin hat unser Auto nun auch seine erste Gletschererfahrung. Hier feierten in den letzten 2 Jahren Daniel Albrecht und Didier Cuche grosse Erfolge im Skiweltcup, doch dies tröstet wenig über die graue Wüste hinweg, die hier im Sommer herrscht, um dann im Winter den Touristen aus aller Welt wieder einen Skiplausch zu ermöglichen.

Wir erhoffen uns hinter dem Tunnel, der noch einmal 130hm hinauf nach Tiefenbach führt, Besserung. Doch weit gefehlt. Hier treffen wir auf eine regelrechte Baustelle: Speicherseen werden ausgebaggert, Leitungen für Beschneiungsanlagen verlegt.
Im Winter mag dies ein Paradies für Leute aus aller Welt sein, doch im Sommer ist es zumindest für uns bergverwöhnten Schweizer eine Katastrophe. So wird aus unserer geplanten Wanderung auch nur ein kleiner Spaziergang neben einem Skilift, wo wir mehrmals riesigen Baumaschinen aus dem Weg gehen müssen.

Nach diesem Tag frage ich mich ernsthaft, ob wir für unseren winterlichen Skiplausch tatsächlich einen derart hohen Preis bezahlen wollen und die totale Ausbeutung der Natur zulassen wollen. Eines steht für mich fest: In Österreich ist Wintersport eine Industrie. Hoffentlich wird es an meinen Lieblingsplätzen hier in der Schweiz nie so weit kommen.

Tourengänger: Mistermai


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Kommentare (5)


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83_Stefan hat gesagt:
Gesendet am 26. August 2011 um 06:12
Hallo! Tja, der Tiroler ist halt ein "geschäftstüchtiger" Mensch. Da wird alles verbaut - es zählt nur der Kommerz.

Mistermai hat gesagt: RE:
Gesendet am 26. August 2011 um 07:37
Ja es scheint tatsächlich so. Auf Sommertourismus und Natur scheint keine Rücksicht genommen zu werden.

roger_h hat gesagt:
Gesendet am 26. August 2011 um 08:07
Hm, ähnliches ging mir auch in der Schweiz durch den Kopf, als ich mir in Zermatt die Gegend um den Trockenen Steg angesehen habe...

Mistermai hat gesagt: RE:
Gesendet am 26. August 2011 um 09:22
Das mag sein, dass es auch in der Schweiz vergleichbares gibt. Ich habe jedoch noch nie so etwas gesehen wie oberhalb von Sölden (Ausnahme: Skigebiete über dem Polarkreis in Finnland :D): Total ausplanierte Pisten, die sich im Sommer als unverkennbare Kiespisten die Berge hinunterschlängeln u.ä.

Allgemein habe ich das Gefühl, dass in der Schweiz mehr wert auf Sommertourismus und die Erhaltung der Natur gelegt wird.
Ich für mich bezahle ich im Winter gerne etwas mehr (oder nehme etwas ältere Anlagen in kauf) und fahre Ski an einem Ort, wo ich weiss, dass das ganze nachhaltig betrieben wird.

Mistermai hat gesagt: RE:
Gesendet am 31. August 2011 um 20:56
So, ich habe noch einige Bilder mehr zusammengesucht, die das ganze etwas veranschaulichen, ich kann mir kaum vorstellen, dass man so etwas irgendwo in der Schweiz antrifft...


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