Oberrothorn (3415m) und Fluehorn (3313m)


Publiziert von أجنبي , 15. August 2011 um 00:44.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:12 August 2011
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Aufstieg: 1300 m
Abstieg: 1300 m
Strecke:Blauherd – Unterrothorn – Furggji – Oberrothorn – P. 3230 – Fluehorn – Fluealp – Stellisee - Blauherd
Zufahrt zum Ausgangspunkt:ÖV bis Zermatt, Seilbahnen bis Blauherd
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Seilbahnen ab Blauherd, ÖV ab Zermatt
Kartennummer:LK 1:25.000: 1348 Zermatt

Da ich weder das Monte-Rosa-Massiv noch das Matterhorn je aus der Nähe gesehen hatte, wollte ich dies an einem schönen Tag mal nachholen. Eine Anreisezeit von knapp 4 Stunden mit dem ÖV für eine Bergtour ist für mich normalerweise Tabu, aber eben: keine Regel ohne Ausnahme. Dasselbe gilt auch für die Destination, den solch vertouristete und verinfrastrukturte Gegenden wie Zermatt sind nicht gerade mein Fall...

Wie auch immer... Da ich ja nicht nur die Aussicht geniessen sondern auch noch ein paar Höhenmeter vernichten wollte, wählte ich Blauherd als Ausgangsbasis. Von der Seilbahnstation ging ich steil, doch unschwer auf dem Zickzackweg (T3) nach oben. Nach einer Dreiviertelstunde kam ich auf dem Unterrothorn an. Mit einem „herkömmlichen“ Berggipfel hat dieser Hügel nicht gerade viel gemeinsam und wer nie auf dem Unterrothorn war, hat sicherlich nichts verpasst.

Nichts wie weg also und hinauf auf's Oberrothorn. Zur Route gibt's nicht viel zu sagen, da man nichts falsch machen kann, sofern man den Weg nicht verlässt und den Wegweisern folgt. Im Schnellzugtempo schritt ich diese Schmalspurautobahn (T3), welche hin und wieder Abkürzungen zuliess, nach oben und kam nach 35 Minuten (ab Furggji) auf dem Gipfel an. Der morgens noch bewölkte Himmel war mir gnädig, denn als ich den Gipfel erreichte nahm das Blau am Himmel langsam Überhand. Das Oberrothorn an sich allerdings ist wirklich nichts Spezielles, aber eben: Die Aussicht dort oben war erste Sahne. Die Rundumsicht auf all die 4000er lässt einen nur Staunen.

Nachdem ich mit dem Staunen fertig war, ein paar Fotos gemacht, ein Sandwich verdrückt und ja nun das Aufwärmprogramm hinter mir hatte, ging ich zur eigentlichen Herausforderung des Tages über: das Fluehorn. Die Rumlatscherei auf die Rothörner war mir deutlich zu langweilig, doch war ich darauf vorbereitet und hatte die Fluehorn-Option als Dessert eingeplant, nachdem ich neulich auf den Bericht von eugen und jenen von Delta stiess.

Wie bereits in den verlinkten Berichten beschrieben, steigt man auf dem Wanderweg bis zur kleinen Fläche auf ungefähr 3180m ab. Dort stand ich erst Mal auf die Kante, um nach unten zu schauen. „Wegspuren“ hatte es mehrere, schien mir. Auf rutschiger Unterlage stieg ich erst Mal bisschen runter und hielt dann hart an der Südwand vom namenlosen Gipfel P. 3272 nach links. Den kleinen Pfad fand ich schnell und dieser wies mir den weiteren Abstieg durch ein paar Rinnen. Bald wartete eine steilere, grössere Rinne auf, bei der ich zu Beginn auf der rechten Seite Abstieg und schliesslich wieder zur Felswand rüber zog. Danach war ein wenig Geröll-Surfing angesagt welches im blockigen Gelände ein baldiges Ende fand. Das Fluehorn war nun in Sicht und der Sattel (P. 3230), über welchen der Aufstieg erfolgt, ebenfalls. Über kaum enden wollende Felsblöcke stieg ich nun zum Sattel hoch, wobei ich oft anhalten musste, um die unzähligen Gemsenfamilien im Gelände zu bestaunen.

Auf dem Sattel angekommen suchte ich nun nach der von Delta beschriebenen „wenig markanten Scharte“ und fand sie prompt nicht. Ich sah einige Möglichkeiten, um über die Platten nach rechts zu queren, doch waren alle irgendwie nicht durchgängig optimal. Der Einstieg stellte sich für mich als Schlüsseltstelle heraus. Kaum bewältigt, in dem ich vorsichtig rechts oben traversierte, wurde das Gelände einfacher. Ich zog nach links durch die Felsflanke und landete bald oben auf dem Grat. Dieser war unschwer zu passieren, doch etwa zwanzig Meter vor dem Gipfel, wo der Spass einiges ausgesetzter wird, war's dann fertig für mich. Da ich alleine unterwegs war und mir solche Passagen tendenziell weiche Knie beschweren, verzichtete ich auf die letzten paar Höhenmeter.

Im Abstieg vom Fluehorn wählte ich vorerst die selbe Route, doch bei den heiklen Platten kurz vor dem Sattel wählte ich eine andere Abstiegsvariante. Auch diese war nicht wirklich toll, doch sie funktionierte problemlos. Im Anschluss kraxelte ich über das weite Blockgelände unterhalb des Sattels ziemlich gerade hinunter in Richtung Fluealp. Das Geröll war glücklicherweise früher zu Ende als ich befürchtet hatte und bald konnte ich auf gestuftem, meist grasigem Gelände absteigen. Hinter jeder Ecke sprangen Gemsen weg und kurz vor Erreichen der Fluealp erkannte ich, dass ich nicht der einzige Grund für das Pfeiffen der Munggen und die Fluchtversuche der Gemsen war: Ein riesiger Fuchs schien Hunger zu haben. Ich wusste bis heute nicht, dass Füchse derart gute Kletterer sind!

Bei den beiden namenlosen Seelein auf der Fluealp pausierte ich und lief noch ein wenig auf der Moräne des Findelgletschers herum. Anschliessend ging's per Wanderweg oberhalb der Touristenautobahn am Stellisee vorbei und zurück zum Blauherd.

Wie im Bericht durchscheint, reizt die Tour vor allem mit zwei Dingen: Der hervorragenden Aussicht auf die 4000er und dem Kraxelaufstieg auf das Fluehorn. Für letzteres war ich froh, Pickel und Helm dabei gehabt zu haben. Aufgrund der Gemsen kullern in der Gegend ums Fluehorn immer wieder Steine runter und einiges dort oben ist ziemlich brüchig und rutschig. Eine gute Portion Selbstvertrauen und Trittsicherheit kann für die Traverse und den Aufstieg zum Fluehorn sicherlich auch nicht schaden. Der Abstieg vom Oberrothorn dient sozusagen als Selektionsmechanismus: Wem's bereits hier unwohl ist, soll den Spass besser gleich sein lassen, denn im Aufstieg zum Fluehorn warten ähnliche Passagen.


Tourengänger: أجنبي


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