Barrhorn - höchster Wander-3000er


Publiziert von Mel , 3. Juli 2011 um 22:36.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:30 Juni 2011
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 1700 m
Abstieg: 1700 m
Strecke:Gruben / Vorder Sänntum - Turtmannhütte SAC - Inner Barrhorn und retour (21 km)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Postauto bis Gruben oder PW bis Parkplatz Vorder Sänntum (gratis)
Unterkunftmöglichkeiten:Turtmannhütte SAC
Kartennummer:1308

Mit der nötigen Kondition und frühzeitigem Losmarschieren könnte man die Barrhörner wohl gut auch als Tagestour absolvieren. Wir haben uns aber für die gemütlichere 2-Tages-Variante entschieden und statten so der Turtmannhütte einen Zwischenbesuch ab.

1. Tag:
Gruben  - Turtmannhütte SAC

T2, Dauer: ca. 3 Stunden, Höhenmeter auf: 620

Unterwegs im Kandertal bin ich noch sehr skeptisch, was das Wetter anbelangt. Grau und wolkenverhangen ists hier. Kaum ist man aber durch den Lötschbergtunnel geflitzt, erwartet einem auf der anderen Seite - wie so oft - strahlender Sonnenschein. Auf schmaler, aber gut befahrbarer Strasse erreichen wir den Parkplatz "Vorder Sänntum" zuhinderst im schönen Turtmanntal. Von hier aus hat man verschiedene Möglichkeiten, zur Turtmannhütte zu wandern. Wir entscheiden uns für den Weg via "Holustei". Idyllisch führt zu Beginn ein schmaler aber einfach zu begehender Pfad durch den Wald, welcher nicht nur aus Bäumen und Gestrüp sondern auch unmengen an Alpenrosen besteht. Ich kann mich nicht errinnern, jemals zuvor mehr davon auf einmal gesehen zu haben.

Nach dem wir die Holustei-Kapelle passiert haben, mündet der Pfad in einen Höheweg. Einige der bereits geleisteten Höhenmeter verlieren wir beim sanften Absteig Richtung Stausee wieder, bevors dann nochmals ziemlich steil einer Felsnase entlang zur Hütte empor geht. Auch hier grünt und blüht es am Wegesrand, sogar Edelweisse sichten wir.

Genau zur Mittagszeit treffen wir in der Turtmannhütte ein, wo eine Dame ganz alleine alle hungrigen Gäste versorgen muss. So warten wir etwas länger auf unser Mittagessen, aber geschmeckt hats trotzdem. Den Nachmittag wollen wir uns mit etwas Klettern vertreiben, findet man doch rund um die Hütte zahlreiche, gut eingerichtete Klettergärten. Einen entsprechenden Führer mit allen Topos drin gibts übrigens auch gleich vor Ort zu kaufen. Wir entscheiden uns für den Sektor "Marmor", wo wir beim Zustieg auch gleich schon die Schlüsselstelle, das "Gässi", für unsere morgige Tour begutachten können. Der Sektor selbst bietet spektakuläre Aussicht auf den Turtmangleschter und der Fels scheint tatsächlich eine Art Marmor zu sein... Die Routen jedoch dünken uns etwas gar einfach bewertet und vieles ist Plattenkletterei, weshalb wir uns nach nur zwei Routen schon geschlagen geben müssen.

Zurück bei der Hütte steht schon fast das Abendessen auf dem Tisch. Wir geniessen noch die letzten Sonnenstrahlen auf der Terasse und ziehen uns dann bald schon in unser Zimmer zurück, damit wir morgen rechtzeitig aus den Federn kommen.

2. Tag:
Turtmannhütte SAC - Inner Barrhorn - Turtmannhütte SAC - Gruben
T3, Dauer: ca. 5,5 Stunden, Höhenmeter auf: 1050, ab: 1700

Wir haben gut geschlafen und sitzen rechtzeitig um 7.00 Uhr am Frühstückstisch. Kurz darauf marschieren wir los, die Schneeschuhe an den Rucksack gebunden, da uns leider niemand eine zuverlässige Aussage zur Schneesituation oberhalb der 3000-er Grenze machen konnte. Und wie heissts doch so schön: sicher ist sicher.

Das "Gässi" ist schnell erreicht. Meiner Meinung nach verdient diese Passage die Bezeichnung "Schlüsselstelle" nicht ganz, wurde hier doch mit Drahtkabeln und Eisenbügeln sehr deutlich entschärft. Da sind einige teilweise vereiste und abschüssige Stellen im oberen Teil der Tour um einiges heikler, doch davon später.

Nach dem wir den beachtlichen Steinmann am Ausstieg des "Gässis" passiert haben, befinden wir uns bald schon in blockigem Gelände. Immer wieder sehe ich Spinnen unter meinen Füssen vorbei huschen, welche wohl auch die ersten Sonnenstrahlen des Tages geniessen wollen. Ich mag sie nicht und ärgere mich darüber, dass sie mich auch in dieser Höhe mit ihrer Präsenz "beglücken" müssen.

Nach dem blockigen Teil fogt eine schier endlose Passage über die Moräne des Brunegggletschers, auf deren Ende man schlussendlich die 3000er - Grenze passiert. Ab hier wird es nun deutlich steiler, aber wir bekommen einen wunderschönen Begleiter für die restlichen Höhenmeter: Hinter dem Bishorn schaut nun das einzigartige Weisshorn hervor. Und auch rechterhand gibt es eine Naturschönheit zu bewundern und zwar eine Wand voller tropfender Eiszapfen. So faszinierend dies auch anzuschauen ist, so gilt es im Aufstieg umso mehr acht zu geben, denn auch unter unseren Füssen ist es zunehmend eisig und einen Sturz hier im steilen Gelände wollen wir definitiv nicht riskieren. Mit vorsichtigen Schritten nähern wir uns also dem Schöllijoch.

Hier empfängt uns neben einem ersten schönen Ausblick in den Osten auch ein garstiger Wind aus dem Westen. Die beinahe arktischen Verhältnisse hier oben habe ich gelinde gesagt unterschätzt. Ich bin heilfroh, noch meinen Faserpelz aus dem Rucksack ausgraben zu können. Die Handschuhe jedoch liegen derweil zu Hause in der Winterkiste. Hätte ich doch besser die mitgenommen und dafür die Schneeschuhe in der Kiste gelassen, denn letztere brauchten wir nämlich bis zum Gipfel nicht. Die wenigen Schneefelder, die es aktuell noch zu queren gilt, lassen dies problemlos in Bergschuhen zu.

Einige anstrengende Schritte später stehen wir schliesslich auf dem Inner Barrhorn. Meine Freude über diesen Gipfelerfolg ist sehr gross; zeitweise habe ich nicht mehr daran geglaubt, dass ich mich durch diesen eisigen Wind, der einem schier das Atmen zum verleiden macht, noch hochkämpfe. Unsere Gipfelrast fiel dann aber auch dementsprechend kurz aus. Die Fotokamera kämpfte genau so wie ich mit den widrigen Verhältnisse (darum leider auch kein "Gipfelfoto" :-( ) und ein Gipfel-Picnic wäre mir wohl an den Händen angefroren, bevor ich es hätte verspeisen können.

So marschieren wir zügig weiter Richtung Üsser Barrhorn. Da mir aber mein lädierter Fuss erneut etwas Sorge macht und der Windchill-Faktor momentan deutlich höher als der Fun-Faktor ist, beschliessen wir, die Übung hier abzubrechen und auf den zweiten Gipfel zu verzichten. Wir steigen - oder besser gesagt rutschen - einen Teil weglos durch den Schutthang ab, bis wir wieder auf unseren Aufstiegspfad münden. Wir queren noch rasch zurück zum Schöllijoch bevor wir dann wieder zur Turtmannhütte absteigen.

Dort wartet eine wohlverdiente und sehr empfehlenswerte Schwarzwäldertorte auf uns. Frisch gestärkt steigen wir anschliessen via Steinmanndli-Weg zu den Stauseen ab und nehmen ab dort den Normalweg Richtung Vorder Sänntum. Ganz bis zum Schluss halten wir es aber auf dieser "Autobahn" aber nicht aus, sondern biegen noch rechts ab in den Schluchtweg, welcher sogar mit einer kurzen, abschüssigen, jedoch gut mit Fixseil gesichterten Passage aufwartet und schlussendlich kurz vor dem Parkplatz wieder in unseren ursprünglichen Aufstiegsweg mündet. Etwas erschöpft aber um eine eindrückliche Tour reicher entfliehen wir den aufziehenden Wolken und fahren zurück nach Hause ins Bernbiet.

Tourengänger: Mel, Laermer


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Kommentare (1)


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CarpeDiem hat gesagt:
Gesendet am 9. Juli 2011 um 18:49
Tip-top dieser Bericht und die schönen Bilder dazu, steht doch dieser Berg auch ganz oben auf unserer Möchtegerneliste. Vielen Dank.

Gruss, Anne-Catherine


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