Gross Windgällen (3187 m) via O-Flanke


Publiziert von alpinos , 4. Juni 2011 um 21:04.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum: 3 Juni 2011
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Hochtouren Schwierigkeit: ZS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 1800 m
Abstieg: 1800 m
Strecke:Golzern Bergbahn - Egg - Seewen - P. 1586 - P. 1877 - Windgällenhütte AACZ - P. 2300 - Stäfelfirn - O-Flanke - Gross Windgällen - u.z.
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PW bis Talstation Golzernbahn

Eindrückliche Tour durch die Firnflanke dieses impossanten Berges

Bereits zweimal mussten wir die geplante Besteigung der Gross Windgällen wegen schlechtem Wetters verschieben - heute sollte es endlich soweit sein. Zwar hätten die Verhältnisse etwas besser sein können, aber gerade wegen der leicht suboptimalen Bedingungen hatte die Tour heute ihren ganz besonderen Reiz.



Freitag, 03. Juni 2011

Nach getaner Arbeit fuhren wir am Freitag Abend mit der Golzernbahn nach Egg (1395 m) und wanderten recht zügig durch den Abendregen via Seewen (1423 m), P. 1586 und P. 1877 hinauf zur Windgällenhütte (2032 m). Der Regen hörte etwas unterhalb der Hütte auf, und wir konnten in der letzten Sonne des Tages unsere Sachen an der Hütte trocknen und die Brotzeit machen.

Samstag, 04. Juni 2011

Die Nacht in der voll belegten Hütte war nicht gerade erholsam, und wir waren froh, um kurz vor vier Uhr in die sternenklare Nacht starten zu können. Nur ein paar Wolkenfetzen hingen über Gross Düssi und Oberalpstock. Den zahlreichen, auch in der Dunkelheit gut zu erkennenden weiß-blau-weißen Markierungen folgen wir in einem weiten Bogen nach NW zu dem großen Steinmann bei P. 2300. Hier bogen wir etwas zu früh nach rechts auf den zum südlichen Ende des Stäfelfirns nach NO ansteigenden plattigen Grat. Wären wir noch ein paar Meter in die noch mit Schnee gefüllte Senke gelaufen, hätten wir die hübschen roten Markierungen und Pfeile gesehen. Über einige bei Nässe rutschige Platten, Felsstufen und Schneereste gelangten wir bei etwa 2450 m auf den Stäfelfirn (ca. 1h Gehzeit).

Auf dem Gletscher stiegen wir zunächst in nordöstlicher Richtung auf die erste Gletscherstufe, dann wanderten wir auf den Hölenstock zu. Etwas rechts zum Hölenstock ausholend überwanden wir zweite und dritte Gletscherstufe. Mittlerweile konnten wir die O-Flanke der Gross Windgällen einsehen: die gesamte Flanke war noch reichlich mit Schnee bedeckt und erglühte in der aufgehenden Sonne. Bald hatten wir den steilen Ausläufer der Flanke erreicht (ca. 2700 m; 1h Gehzeit).

Durch recht weichen Schnee stiegen wir ganz nach rechts hinauf zum Bergschrund. Seit Sommer 2010 erleichtert eine Metallleiter den Übergang vom Gletscher auf die Felsplatten. Heute war sie allerdings noch nicht installiert; dank des vielen Schnees gelangten wir noch ohne große Probleme über den ca. 1 m breiten Bergschrund auf den darüberliegenden Firn. Gleich darüber wartet die erste Sicherungsstange und hilft bei der Wegfindung. In einem Rechtsbogen ging's in jetzt gutem Trittschnee hinauf zu einem ersten, brüchigen Felsband, das nach links traversierend zu einer weiteren Sicherungsstange erklettert wird. Durch steilen Firn nach links traversiert, dann steil gerade hinauf zum zweiten Felsband. Jetzt hat man prinzipiell zwei Möglichkeiten: man kann den markanten Turm entweder links entlang der Sicherungsstangen oder rechts passieren. Wir entschieden uns für die linke Variante, bereuten es aber sofort. Wir mussten ca. 5 m über sehr brüchiges Gestein und ohne sonderlich gute Griffe die Felsstufe erklimmen, was etwas Zeit kostete. Danach wurde das Gestein besser und wieder über guten Trittschnee ging's flott hinauf links am Turm entlang zur nächsten Sicherungsstange. Wir traversierten über ein Felsband nach rechts und erklommen die darüber liegenden Felsen. Hier kann man wieder rechts oder links durch den Firn weitersteigen. Bei den heutigen Verhältnissen war's egal, wir folgten den Abstiegsspuren des Vortages rechts hinauf (wieder Sicherungstangen) und dann in gerader Linie über nun idealen Trittschnee auf den Grat (ca. 1h).

Während des Aufstieges durch die O-Flanke hatte sich der Gipfel der Windgällen in Wolken gehüllt; nun aber rissen die Wolkenfesten vom Berg ab und der blaue Himmel kam zum Vorschein. Welch ein grandioser Abschluss! Durch etwas aufgeweichten Schnee auf dem N-Grat und eine abschließende interessante Kletterei erreichten wir den Gipfel der Gross Windgällen (3187 m; 7:45 Uhr, ca. 3h15min reine Aufstiegszeit). Was für ein Anblick! Wolkenfetzen hingen am Gross Ruchen, der Oberalpstock hatte ne Haube, tiefgraue Wolken über dem Gotthard-Gebiet, Titlis und die Spannörter schälten sich gerade aus den Wolken, Rossstock, Fulen und Chaiserstock in der Sonne, der Glärnisch in seiner ganzen Pracht. Einfach nur zum Freuen!

Der kalte Wind ließ uns nicht lange am Gipfel verweilen, und wir machten uns an den Abstieg (ca. 8:10 Uhr). Jetzt wählten wir die - von unten gesehen - rechts Variante um den mittleren Turm und waren damit wesentlich zufriedener. Bis auf die unteren Meter über einem kleinen Bach und die Felsen war der Abstieg durch den guten Trittschnee herrlich. Sollten es die Bedingungen zulassen, würden wir diese Variante empfehlen. Mit Rutschen und Springen setzten wir wieder über den Bergschrund auf den Gletscher (ca. 1h vom Gipfel). Es war nun recht warm geworden und über den aufgeweichten, aber noch gut zu begehenden Schnee stiegen wir zum südlichen Ende des Gletscher hinab. Entlang der jetzt im Tageslicht gut sichtbaren roten Markierungen stiegen wir zum großen Steinmann und dann zur Windgällenhütte ab (10:45 Uhr, ca. 2h15min reine Abstiegszeit). Nach entspannter Rast stiegen wir zur Golzernbahn ab.



Was für eine Tour! Lange hatte wir von diesem Berg geträumt, nun standen wir oben! Der Aufstieg durch die ca. 45° (manche Stellen auch steiler) O-Flanke war - bis auf 2-3 Stellen der reine Firngenuss. Klar, der Schnee hätte noch etwas fester sein können, und der Himmel blau. Allerdings waren wir auch froh, dass die Wolken ein schnelles Aufweichen des Schnees verhinderten und wir nicht in der warmen Juni-Sonne gebraten wurden.

Vielen Dank an Bombo für die exzellente Teamarbeit; es war eine super Tour und ein riesen Spaß! Ein Gruß an dieser Stelle an die andere Seilschaft, die heute die Gross Windgällen erstieg und ein Dank für die Beratung bzgl. der Wegfindung.

Tour mit Bombo - hier sein Tourenbericht

Tourengänger: Bombo, alpinos


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Kommentare (2)


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MaeNi hat gesagt: Gross Windgällen...
Gesendet am 5. Juni 2011 um 15:31
....so cool! Gratulation an Euch drei!

Gruäss
Marcel & Nicole

alpinos hat gesagt: RE:Gross Windgällen...
Gesendet am 5. Juni 2011 um 18:26
Danke für die Glückwünsche! Der Berg lacht immer zu uns ins Wohnzimmer, nun waren wir oben. Es war ein großartiges Erlebnis.

Liebe Grüße ins Muotathal,
Anna & Robert.


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