Gross Windgällen

Aufgrund der supertollen Verhältnisse für lange Skitouren hatte ich mir eigentlich den Stucklistock vorgenommen. Nachdem aber Laura den Bericht zum Gross Windgällen publiziert hatte, konnte ich dem Gross Windgällen nicht mehr wieder stehen und habe ihn somit nach nun 10 Jahren "Wartezeit" endlich als Gipfelziel vorgenommen. Dass der Gross Windgällen im Winter mit solch tollen Verhältnissen bestiegen werden kann konnte ich mir bisher nicht vorstellen. Daher hatte ich ihn bisher immer als Frühlings-Hochtour auf der Projektliste. Die ausapernden Stellen haben aber auch heute gezeigt, der Gross Windgällen ist kein Berg für Einsteiger. Die Steilheit und die abwärtsgeschichteten Felsen mit viel losem Gestein waren auch heute heikel, ein Ausrutscher könnte fatal enden, da man auf dem losen Gestein wohl eher nicht mehr zum Stillstand kommt. Insofern waren die Verhältnisse am heutigen Tag grandios, die Spur zum Gipfel wurde vorbildlich angelegt.
 
Gestartet bin ich mit der ersten Bahnfahrt um 7 Uhr. Da ich in zwei weiteren Berichten auf gipfelbuch.ch die aperen Hänge bis zur Walgrenze wahrgenommen hatte, marschierte ich mit den Trekkingschuhen hinauf bis sich der Wald lichtete. Die Skier welche ich am Rucksack montiert hatte hängten im Aufstieg über den Hüttenzustieg der Windgällenhütte auffallend oft in den Tannenästen ein. An der Waldgrenze angekommen rüstete ich mich auf den Aufstieg mit Skiern um. Das Gelände wird von diesem Punkt bis zur Windgällenhütte hügelig und zunehmend flacher, viele verschiedene Möglichkeiten führen zum Furggeli. In einem grossgezogenen gespiegelten "S" geht es nun das Tal hinauf bis zum ersten Skidepot. Dabei betritt man im oberen Teil auch den Stäfelfirn. Am Skidepot angekommen rüstete ich mich für den langen und steilen Aufstieg zum Gipfel um. Mit Steigeisen, Pickel und Helm kraxelte ich in grossen Stufen in der breiten Spur hinauf zum Gipfelgrat. In dieser Passage zum Gipfelgrat gab es zwei ausapernde Stellen wo man bereits auf brüchigem Gestein in steilem Gelände queren musste. Dem Gipfelgrat entlang bis unter den Gipfel bleibt das Gelände angenehm ansteigend - hier wurde die Spur auch in angemessenem Abstand zu den Wechten angelegt. Der Schlussaufstieg zum Gipfel bildete noch eine dritte Schlüsselstelle. Im 2. Schwierigkeitsgrad kraxelt man in einem Kamin zu einer Sicherungsstange hinauf. Oben auf dem Gipfel angekommen, bot sich mir eine geniale Rundumsicht und ein wunderbares Gefühl, denn die Gipfel rund herum sind mir durch persönliche Besteigungen bestens bekannt.
 
Im Abstieg überholte ich noch eine offensichtlich überforderte Zweiergruppe, welche bereits während meines Aufstieges im Abstieg war, daher möchte ich hierbei noch einmal bewusst erwähnen, dass der Gross Windgällen keine Einsteigertour ist. Die letzten ~300 Höhenmeter verlaufen in einem bis zu 50° steilen Hang. Der SAC bietet gute Kurse an: https://www.sac-cas.ch/de/ausbildung-und-sicherheit/kurse-und-touren. Zu Kursen von solcher Art braucht es auch angemessene Erfahrungen. Und wer sich nicht sicher ist kann sich bei einem lokalen Bergführer melden. Im Skidepot angekommen machte ich meine Mittagspause. Bei der Abfahrt machte ich nochmal einen prüfenden Blick in den Gipfelhang, die Zweiergruppe ist in einem einfachen Teil vom Steilhang weniger als 50 Höhenmeter vorwärts gekommen, inzwischen hatte ich ein schlechtes gewissen, dass ich sie nicht um Unterstützung angefragt habe. Ich hätte zumindest einen Klettergurt und ein 30m Seil dabei gehabt an welchem ich diese Berggänger an den Eisenstangen hätte sichern können. Die Lawinengefahr steigt jedoch ab dem Mittag an wobei ich mich dann auch wieder einer zusätzlichen Gefahr ausgeliefert hätte.
 
Auf einer alternativen Abfahrtsvariante erreichte ich auf einem direkten Weg den Hüttenzustieg bei der Waldgrenze, wo ich auch meine Trekkingschuhe deponierte. Da es noch mehrere Schneefelder hatte, führte ich die Abfahrt mit Skiern fort. Irgendwann wurde mir das an- und abziehen der Skier zu mühsam und ich sattelte wieder auf die Trekkingschuhe um. Der Schnee war schon ziemlich durchnässt. Pünktlich zur Talfahrt erreichte ich die Bergstation, wo dann auch schon ein Pärchen wartete, welches ich mehrmals auf der Skitour angetroffen habe. Mit der Skitour auf den Gross Windgällen ging ein langersehnter Traum in Erfüllung, es war nach dem Clariden, Schärhorn, Gross Ruchen, Chli Windgällen, Bristen, Oberalpstock und Gross Düssi auch zugleich der letzte grossartige Gipfel im erweiterten Maderanertal - nun wartet nur noch der Tödi und den werden wir als Duo Dinu-TeamMoomin irgendwann als Genusstour zelebrieren :-)