Überschreitung Falzthurnjoch-Bettlerkarspitze, einmal rund ums Plumskar


Publiziert von kardirk , 11. Mai 2011 um 17:17.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Karwendel
Tour Datum:10 Mai 2011
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 1500 m
Abstieg: 1500 m
Strecke:15km

Wieder mal eine einmalig schöne Karwendeltour. Und dazu eine waschechte Rundtour, einmal rund ums Plumsklo - äh Kar. Ausgangspunkt war die Gernalm, im ebenso genannten Tal bei Pertisau (4,50 E Maut, parken vor der Schranke lohnt nicht. Kostet ebenso, wie in ganz Pertisau 4,-€).
Erstes Ziel war der Gütenbergsattel, auf den in den Karten ein kleiner Pfad hinaufführen soll. Dazu gings zunächst Richtung Plumsjoch, dann gleich den Fahrweg links ab über das Bachbett hinauf zum Trafohaus der Alm. Dort traf ich auch schon auf die ersten neuen Markierungen und einen ganz neu wieder hergerichetet Wanderweg, noch ohne Hinweistafel (folgt wohl noch), der bequem in 1h zum Gütenbergsattel (1628m) leitete. Von dort mußte ich ca. 80Hm zur Gütenbergalm wieder absteigen und ging den Fahr weg hinaus Richtung Feilsattel.
Kurz vor erreichen des Sattels dann auf Pfadspuren den Wald steil aufwärts zum Latschenrücken. Hier trifft man auf einzelne Spuren. Immer gerade am Rücken aufwärts. Die Spuren sammeln sich dann in einer breiten ausgeschnittenen Latschengasse. Es geht über mehrere kleinere Erhebungen aufwärts, dann führte der Steig nach links in den Hang zu einer freien Steilwiesenfläche. Immer am Rand der Wiese und den Latschen entlang, erreichte ich schließlich wieder der Grat. (ca. 1800m).
Der Grat schwingt sich jetzt in 3 Stufen auf, ich blieb dabei immer direkt am Grat, nur manchmal nach O (links) etwas ausweichend. Die Begehung ist nicht schwer, der erste Kopf wird über steile Grasschrofen erreicht (I). Beim zweiten Kopf muß eine kurzes schmales Felsstück geklettert werden (II).
Den 3ten Kopf erklimmt man wieder über steile Grasschroffen. Danach wurde der Grat flach, dafür aber sehr schmal und ausgesetzt. Man bleibt aber immer an oder in der Nähe der Kante (I-II). Das Gestein ist  zwar brüchig, aber für Karwendelverhältnisse doch recht fest.
So kam ich direkt an den mächtigen, ca 100m hohen Schlussaufschwung der Schneeköpfe und fragte mich, wo denn der Gamswechsel durch diese Steilflucht sein sollte. Aus der Nähe betrachtet sah die Forsetzung der Grates gar nicht mal so schwer aus, ich vermute mal ein oberer IIIer, aber allein und ohne Seil war für mich der gerade Weg verwehrt.
Stattdessen benutzte ich den im AV-Führer erwähnten jetzt sichtbaren Gamswechsel, der quer durch die stellenweise senkrechte Flanke direkt unter den Felsen mittels eines steilen abschüssigen Schroffenbandes zum Grat des SO-Abdachung der Schneeköpfe führt, dort wo eine von unten heraufkommende Rinne einmündet. Die Begehnung war nicht schwer, benötigt aber absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit, I.
Der Austieg auf die Grashänge war wegen einiger Schneereste auch nicht ganz ohne, dann aber wurde das Gelände viel leichter. Über die steilen Graspleisen erreichte ich rasch die beide Schneeköpfe (2109m), die Vorgipfel des Falzthurnjochs und über den leichten Grat schließlich den Gipfel (2150m) selber (2,45h vom Sattel).
Am Gipfel wartete ein orginelles Gipfelbüchlein in einem Joghurtglas, das nur wenige Besucher zu verzeichnen hat - dafür einen ziemlich häufig, Eddy aus Berlin, der diesen Gipfel anscheinend mehrmals im Jahr bezwingt.
Der Weiterweg über den Grat ist zunächst mal eine einfache Genusswanderung mit kleinen hübschen Kraxeleinlagen und viel-viel Aussicht. Dabei überschreitet man einen etwa in der Mitte liegenden weiteren Gipfel - in alten Karten als das "Falzthurnjoch" bezeichnet - ist aber ca.20m niedriger als der Haupgipfel - und erst im letzten Drittel trifft man auf einige kleine Türme, deren direkte Überschreitung ich mir versagen mußte da doch einige knifflige Stellen dabei waren III.Ich querte die Türme auf der SO-Seite knapp unterhalb auf schmalen Schrofen- und Schuttbändern. Dann stieg ich wieder zum Grat und kam an den steilen Gipfelaufbau der Bettlerkarspitze.
Es galt nun die steile Rinne rechts zu erklimmen, die natürlich zu dieser Jahreszeit noch mit Schnee gefüllt war. Daher hatte ich mir in weiser Vorraussicht meine Steigeisen eingepackt, die nun zum Einsatz kamen - es geht vielleicht auch ohne, aber das Gelände ist sehr steil und der Auslauf befindet sich gut ca 200hm weiter unten im Kar inklusive einer kleinen Steilstufe.
Zunächst mußte ich ein erstes Schneefeld zu eine schmalen Schuttzunge steigend queren. Der Schnee war wie befürchtet bis zum Grund sulzig, wurde aber weiter oben besser und fester, sodaß die Eisen  gut griffen.Die schmale Schuttzunge stieg ich dann gerade aufwärts, bis direkt unter die Felsen des Gipfels und querte dann hoch in die steile Rinne. Hier war der Schnee auch deutlich fester und die Eisen sehr nützlich. Ich machte so schnell wie möglich, denn der Blick nach oben zeigt mir eine kleine vorwitzige  Wechte, die genüsslich über dem Beginnn der Rinne hing, und anscheinend nur darauf wartete den Abgang zu machen.
Ich stieg etwa 30m die Rinne hoch, um kurz vor Ihrer Engstelle, nach drei Felsnasen, nach rechts auf die steilen Felsschroffen zu queren, über die ich dann schräg aufwärts den Grat erreichte.
Die Rinne könnte man vielleicht auch bis zum Ende hochsteigen, aber dort wartet eine ca. 5m hohe senkrechte Stelle und die besagte kleine Wechte.
Am Grat angelangt wartete nur noch der kleiner Überhang seiner Erklimmung. Er hatte eine kleine Überraschung für mich. Der Zahn der Zeit nagt wohl auch an der Bettlerkarspitze, denn die kleine überhängende Felsstufe ist nun durch eine Felsabbruch deutlich leichter geworden, der sperrende Fels links ist weg, stattdessen gibts jetzt ein stuhlgroßes Plateau, auf dass man bequem steigen kann. Die ganze Stelle sieht allerdings eh so bröslig aus, da kann es wirklich nur noch eine Frage der Zeit sein, dass alles wegbricht, - wehe dem der dann da vor Ort ist.
Am Gipfel (2h vom Falzthurnjoch aus)  machte ich dann erstmal eine ausgiebige Pause und genoss diesen wunderschönen Tag, die Ruhe und die phänomenale Aussicht. Dazu war es bruzelwarm.
Der Abstieg erfolgte dann mit vielen Guck-Pausen über den Normalweg, der bis auf wenige kleine fiese Schneereste keine Probleme machte (2h). Vom Plumsjoch dann über den steilen Fahrweg zurück zur Gernalm (1h).

Fazit:
Alles in allem - Klassetour, bei Kaiserwetter - absolut wiederholungwert.
Der im neuen AV-Führer angeführte III-Grad für den NO-Grat ist absolut übertrieben, I-II, wie in den alten Führern angegeben. Die Querung unter der Wand ist I, allerdings sehr sehr ausgesetzt, kleinsplittrig. Achtung auch auf Steinschlag.
Die Steilrinne an der Bettlerkarspitze ist bei diesem griffigem Schnee kein Problem, ohne Schnee mit Geröll sicherlich sehr unangenehm, aber ebenfalls kein IIIer, II - die Querung in die Felsflanke ist kleinsplittrig aber nicht schwierig.

Tourengänger: kardirk


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Kommentare (8)


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gero hat gesagt: Rasante Sache -
Gesendet am 12. Mai 2011 um 12:32
steht schon seit längerer Zeit auf meiner Wunschliste! Daß die Überschreitung des Falzthurnjoches jetzt schon möglich ist, hätte ich nicht gedacht. Allerdings würde ich nicht den Aufstieg zur Bettlerkarspitze gehen, sondern ins Plumskar absteigen - hab ich schon mal vor Jahren gemacht, als ich dann aber nicht ganz bis zum Falzthurnjoch hinüberging.

Gratulation zu dieser supereinsamen, anspruchsvollen Karwendeltour!

Gruß vom Georg

ADI hat gesagt:
Gesendet am 14. Mai 2011 um 09:37
sehr schöne Tour; ich bin sie noch nicht gegangen, Deine Bilder erwecken in mir große Lust es zu tun!

VLG! ADI

polamon hat gesagt: Traumhaft, diese Beschreibung....
Gesendet am 3. Juni 2011 um 12:06
Bin bisher vom Plumskar bis zu den Schneeköpfen und an der Rinne zur Bettlerkarspitze gewesen, habe mich aber bisher (wegen der IIIer) nie weitergetraut. Jetzt, da ich lese, dass es eher IIer Stellen sind, werde ich es versuchen. Ein Traum wäre es, wenn ich bis zur Schaufelspitze den Grat durchgehen könnte und einen Tag zu finden, wo es nicht irgendwann gewittert.....

kardirk hat gesagt: RE:Traumhaft, diese Beschreibung....
Gesendet am 3. Juni 2011 um 19:57
Hallo polamon,

Der Übergang vom Faltzthurnjoch zur Bettlarkarspitze lohnt sich meiner Meinung nach nur mit dem Anstieg über den NO-Grat, der Anstieg über den Normalweg zur Bettlerkarspitze ist dem über das Plumskar vorzuziehen. Der WEiterweg zu Schaufelspitze ist sehr lohnend, dauert ca 1,30-2 h, je nach Kondition. Nur eine etwas schwierigere Stelle in der Mitte (II). Sonst viel I und Gehgelände. Der Aufschwung zur Schaufelspitze ist wg Steilheit und viel splittrigem Gerschröff im Aufstieg leichter zu bewältigen, als im Abstieg. Abstieg von der Schaufelspitze am besten über den NW-Grat, (I) und Gehgelände.
Man braucht allerdings eingermassen sicheres Wetter, da ja immer am Grat.

Viel Spaß beim Klettern,
Dirk

Chiemgauer hat gesagt: das juckt mich auch
Gesendet am 6. August 2011 um 16:28
Servus Dirk, gerade auf deine Beschreibung gestoßen. Gestern selbst in der Nähe (Seeberg- und Seekarspitze) gewesen und mir den Kamm angesehen. Dachte bisher nur Bettlerkarspitze zur Schaufelspitze ist machbar, aber wenn das vorher auch nur bis II ist, muss ich das wohl mal komplett probieren. Für mich ist es aber immer von Vorteil Schlüsselstelle oder ähnliches zu Wissen daher eine Frage dazu. Welche Stelle kann man als Schlüsselstelle ansehen, bzw. ab welcher Stelle würdest du sagen, ab jetzt wird es nicht mehr schlimmer und umdrehen lohnt nicht mehr?
Auf manchen Bilder sieht es so aus, als ob man die Tour abbrechen könnte und direkt runter ins Tal. Ist dem so oder täuscht das?
PS: Parken am See 5€ und vor der Schranke 3€
Gruß und Berg Heil,
Hans

kardirk hat gesagt: RE:das juckt mich auch
Gesendet am 8. August 2011 um 10:53
Servus Hans,

Da zwei Berge, gibts auch sozusagen zwei "Schlüsselstellen" - die erste der scharfe Grat und die ausgesetzte Querung vor den Schneeköpfen, die zweite sicherlich die steile Rinne vor der Bettlerkarspitze, die wenn Schnee liegt bestimmt einfacher ist, als im aperen Zustand - steiles rutschiges Geröll. Wenn man das nicht mehr machen will, kann man vom Sattel davor übers Plumskar absteigen - eine steile Stelle in einer Rinne II laut Beschreibungen, hab ich aber selber noch nicht gemacht. Ansonsten bleibt nichts anderes als immer den gleichen Weg zurück, ein direkter Abstieg ins Falzthurntal etwa dürfte sehr schwer sein, da unten steile, senkrechte Schroffenabrüche warten, da täuscht das Gelände oben.

Viel Spaß
Dirk

Chiemgauer hat gesagt: RE:das juckt mich auch
Gesendet am 8. August 2011 um 12:30
Danke Dirk,
muss ich mir doch noch überlegen, ob ich das probiere.
Gruß,
Hans

polamon hat gesagt: Bettlerkarspitze vom Falzthurnjoch kommend
Gesendet am 25. November 2011 um 12:25
Ich erlebte die Steilrinne neben der Bettlerkarspitze im Spätsommer völlig Schnee- und Eisfrei. Das Verlassen der Rinne nach ca. 25 HM schien mir heikler, als das Weiterklettern. So bin ich die komplette Rinne hoch, sieht schlimmer aus, als es ist. Das dies aber nur knapp unterhalb meiner maximalen Fähigkeiten liegt, zeigt, dass ich anschließend auf dem Grat zur Schaufelspitze an der Schlüsselstelle (Gratkopf II) umkehrte, da mir dazu der Mut fehlte....
Werd' ich aber irgendwann nochmal versuchen, an dem Tag war mein Kontingent an schwierigen Stellen einfach erschöpft.


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