Tödi, 3614m


Publiziert von Linard03 , 14. Mai 2011 um 13:35.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum: 8 Mai 2011
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT5 - Alpine Schneeschuhtour
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   CH-GR   Tödigruppe 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2375 m
Abstieg: 2375 m
Strecke:Hinter Sand - Fridolinshütten - Tödi
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Parkplatz bei Tierfehd, Taxi bis HInter Sand
Zufahrt zum Ankunftspunkt:dito

Innert weniger Wochen durfte ich ein weiteres Traumziel realisieren - die Besteigung des Tödi! Er ist der unbestrittene König der Glarner Alpen, wenn nicht der Innerschweizer Berge schlechthin. Schon oft habe ich den Tödi von anderen Gipfeln bestaunt; Dank seiner Dominanz ist er von weither sichtbar.
 Um diese Traumtour zu realisieren, schloss ich mich einer Schneeschuh-Gruppe um das Bergführer-Team Gabi & Heiri an.


Samstag
Treffpunkt war beim Parkplatz Tierfehd, von wo aus das Unternehmen Tödi startete. Da Gabi gleichzeitig Hüttenwartin auf der Fridolinshütte ist (und dies seit 20 Jahren!), durften wir das Privileg geniessen, mit ihr bis nach Hintersand zu fahren. Von dort ging's dann gemütlich zur Hütte hoch. Im Vergleich zur Bishorn-Tour versuchte ich, nochmals Gewicht einzusparen und nur das Notwendigste mitzunehmen. Trotzdem fühlte sich der Rucksack nach wie vor viel zu schwer an; jedenfalls weit von den empfohlenen 6kg entfernt ...

Auf der linken Talseite ging's also hoch; eine kurze Verpflegungs-Pause nutzten wir, um die Umgebung zu bestaunen. Dann rückte auch schon die Hütte in Sicht, dahinter unser morgiges Ziel, der Tödi.
Freundlichst wurden wir auf der Hütte empfangen; zuerst gab's gleich einen Begrüssungs-Apéro ;-)  Nach dem Zimmerbezug war Sonnenbaden angesagt; ein paar Hartgesottene nahmen ein Bad im kalten See, was sonst eher in den Sommermonaten hier oben "Pflicht" ist. Ein Stück vom feinen Apfelkuchen mit Rahm konnte ich mir natürlich auch nicht entgehen lassen; mmhhhh ...

War der Himmel bei unserer Ankuft noch leicht bedeckt, riss es gegen Abend nochmals auf, sodass wir ein paar schöne Fotos vom Bifertengletscher, Tödi und der imposanten Umgebung (Schiben-Stöcke) machen konnten. Mit einem feinen Znacht ging der Tag langsam zu Ende. Da ausser unserer Gruppe lediglich noch 5 Skitouren-Gänger sowie etwa 3 Wanderer übernachteten, konnten wir uns im grossen Massenlager ausbreiten.

Sonntag
Am nächsten Tag war bereits um 02.45 Uhr Tagwache, denn wir wollten die frühen Morgenstunden für guten Trittschnee nutzen. Beim Abmarsch kurz vor 4 Uhr war's bereits ungewöhnliche 7 Grad warm (auf 2111m!); uns sollte es Recht sein.

Da auch das Hüttenpersonal auf die Tour mitwollte, stieg die Teilnehmerzahl auf stolze 14 Personen an. So war's denn auch klar, dass wir 3 Seilschften bilden würden. Etwas mühsam ging es in der Dunkelheit zunächst abwechslungsweise über rutschigen Moränen-Schutt und Schneefelder, bevor wir dann die Schneeschuhe anziehen konnten. Dann steuerten wir auf den Bifertengletscher zu, einer der zerrissensten Gletscher der Alpen. Es wurde langsam steiler; den ersten Abbruch umgingen wir auf der Ostseite. Dann erreichten wir auch schon die Schneerus, ein steiles Couloir, welches im Sommer nicht begangen werden kann.

Auf den ersten Blick war dieses Couloir schon ziemlich abweisend; da soll's hinauf gehen? Jedenfalls hiess es jetzt Steigeisen montieren, dann nahmen wir den bis zu 45 Grad steilen und 200m hohen Hang in Angriff. Der Pickel war sehr nützlich, zudem half der gute Trittschnee für einen problemlosen Aufstieg. Wir waren froh, diesen Teil noch im Schatten bewältigen zu können.

Kaum hatten wir den Ausstieg auf ca. 2800m geschafft, spürten wir die ersten Sonnenstrahlen im Gesicht, welche über den Bifertenstock strahlten. Von hier aus genossen wir wieder Schneeschuh-freundliches Gelände; nicht zu steil, aber doch stetig ansteigend.
Auf ca. 3200m zog es dann plötzlich zu - hatten wir soeben noch strahlend schönes Wetter, standen wir unvermittelt in einer dicken Nebelsuppe. Doch noch hatten wir die Hoffnung, dass es bis zur Ankunft auf dem Gipfel nochmals "aufreissen" würde.

Dem war dann leider nicht so: um 09.15 Uhr erreichten wir glücklich unser Ziel, den Gipfel des Piz Russein, mit 3614m höchster Punkt des Kanton Glarus. Jedoch ohne dieses zweifelsohne grandiose Panorama. Trotz Kälte und Wind harrten wir ca. 15 Min. auf dem Gipfel aus; allerdings ohne Aussicht auf Wetter-Besserung.

Unser Gipfelglück konnte die fehlende Aussicht jedoch nicht trüben. Da aber die Finger inzwischen klamm waren, machte wir uns schnell wieder an den Abstieg. Bei ca. 3000m würden wir ja wieder in der Sonne stehen und uns etwas aufwärmen können - dachten wir!
Die Ueberraschung war gross, als sich mit jedem Meter zwar der Nebel mehr und mehr auflöste, darunter war's dann jedoch auch bewölkt; kein Sonnenstrahl mehr!

So zogen wir oberhalb der Schneerus abermals die Schneeschuhe aus und die Steigeisen an. Dann ging's auf dem inzwischen etwas aufgeweichten Schnee das steile Couloir hinunter. Ohne direkte Sonnen-Einstrahlung waren die Bedinungen immer noch einigermassen gut, obwohl man dann und wann ins Rutschen geriet.

Ohne nennenswerte Probleme erreichten wir so den Fuss der Schneerus. Dann ging's wieder mit Schneeschuhen weiter; zum Schluss folgte noch ein kleiner Gegenanstieg über die Moräne zur Hütte, welche wir punkt 13 Uhr erreichten.
Nach dem verdienten Gipfeltrunk und allgemeinem Umpacken der Rucksäcke stiegen wir in zwei Gruppen nach Hinter Sand ab. Da ich noch einen etwas weiteren Heimweg als die Glarner hatte, stieg ich mit der schnelleren ersten Gruppe ab, um entspr. das erste Taxi nach Tierfehd zu erwischen.

Ein geniales Touren-Wochenende ging erfolgreich zu Ende. Und wenn auch noch "dieses oder jenes" machbar wäre; meine Schneeschuhe werden jetzt definitv im Keller eingelagert!


Fazit:
Bis auf das fehlende Gipfel-Panorama war alles perfekt: angefangen beim sympathischen Bergführer-Team Heiri & Gabi, das überaus freundliche Hüttenpersonal und das feine Hütten-Essen bis hin zum homogenen Teilnehmer-Team; alles hat gepasst!

Mein Respekt gilt insbesondere dem knapp 17-jährigen Teenager als auch der etwas älteren Dame: die jüngste als auch die älteste Teilnehmerin schafften sowohl den Aufstieg als auch Abstieg scheinbar mühelos!

Schwierigkeiten / Verhältnisse:
Bei einer Tödi-Besteigung auf der Normalroute kann man weder von leicht noch schwierig sprechen; die Verhältnisse entscheiden über die Schwierigkeit. Wir trafen perfekte Schneeschuh-Bedingungen auf dem Gletscher an, dazu ebenso perfekten Trittschnee in der steilen Schneerus - so gesehen hielten sich die technischen Schwierigkeiten in Grenzen und ist wohl eher etwas einfacher einzuschätzen als eine Tour auf der Sommer-Route.

Trotzdem ist die Tour nicht zu unterschätzen, denn insbesondere Nebel kann das Unternehmen auf dem zerrissenen Gletscher zur grossen Herausforderung werden lassen.
Ebenso darf die Länge der Tour sowie die Anzahl Höhenmeter nicht unterschätzt werden; spätestens beim Abstieg von der Hütte ins Tal brennen die Oberschenkel - zumindest bei mir war's so, trotz Taxi ...

Für Skitürler macht's derzeit keinen grossen Spass mehr: die Abfahrt ist kurz, die Tragstrecken sehr weit.

Zeiten:

Hinter Sand - Fridolinshütten: 2 Std. (ohne Pausen)

Fridolinshütten (03.50) - Tödi (09.15) - Fridolinshütten (13.00): 9 Std.
(inkl. Trink-Pausen, an-/abseilen, Schneeschuhe bzw. Steigeisen an-/abziehen ...)

Fridolinshütten - Hinter Sand: 1.25 Std.

Tourengänger: Linard03


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Kommentare (7)


Kommentar hinzufügen

gero hat gesagt:
Gesendet am 15. Mai 2011 um 06:54
Servus Richard,

Gratulation zum höchsten Glarner - schade, daß das mit dem Wetter nicht so geklappt hat. Eigentlich unverständlich, die ersten Fotos sehen ja sehr vielversprechend aus mit dem blauen Himmel über dem weißen Bifertenfirn.

Manchmal soll es halt nicht sein - so wie seinerzeit bei mir auch, als ich droben stand und kaum was sah. Gut, äs bitzli besser war es wohl asl bei Dir, aber auch nicht so richtig top.

Gruß von Deinem Rotsandnollenbergkumpel Georg

Linard03 hat gesagt: RE:
Gesendet am 16. Mai 2011 um 07:35
Servus Georg,
Danke - es hat halt nicht sollen sein; aber der Tödi ist halt wettermässig unberechenbar ...
LG

Sputnik Pro hat gesagt:
Gesendet am 15. Mai 2011 um 13:27
Gratuliere zu einem weiteren (ganz grossen) Kantonshöhepunkt. Die Tour von der Friedolinshütte ist besonders schön auf den Tödi, habe sie auch noch bestens in Erinneung!

Gruss, Sputnik

Linard03 hat gesagt: RE:
Gesendet am 16. Mai 2011 um 07:38
Danke - der Tödi ist wirklich ein ganz grosser und würdiger Kantonshöhepunkt! Trotz Nebel auf dem Gipfel war es eine ausserordentlich schöne Tour.

Gruss, Linard

Felix hat gesagt: Gratulation ...
Gesendet am 22. März 2019 um 07:36
auch meinerseits - nach vielen Jahren (weil ich den höchsten Glarner Gipfel für diesen Mai - mit dem erwähnten Team - ins Auge fasse ...)

lg Felix

Linard03 hat gesagt: RE:Gratulation ...
Gesendet am 22. März 2019 um 17:58
uii Danke; ist ja eine Ewigkeit her!
Dann wünsche ich Dir jetzt schon viel Vergnügen!
Und herzliche Grüsse an die beiden …!
(mit Heiri bin ich fast jedes Jahr mind. 1x unterwegs …)

LG, Richard

Felix hat gesagt:
Gesendet am 22. März 2019 um 19:44
okay - ich werde sehen ...

lg Felix


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