Whiteout am Hochwang (2533 m)


Publiziert von marmotta , 22. Januar 2011 um 20:55.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Schanfigg
Tour Datum:22 Januar 2011
Ski Schwierigkeit: WS+
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Aufstieg: 600 m
Abstieg: 1000 m
Strecke:Triemel - In der Bleis - Pagiger Bleis - Grat zwischen Ratoser Stein und Hochwang - P. 2390 - Pagiger Bleis - Triemel - Skihaus Hochwang - Plongga - Fatschel
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo St. Peter-Molinis, vom Bhf Gratisbus hinauf nach Fatschel zur Talstation des Skigebiets [www.hochwang.ch Hochwang]

Der Hochwang (2533 m) ist die höchste Erhebung der gleichnamigen Bergkette zwischen Chur und dem Durannapass, eine entsprechend umfassende Aussicht ist auf dem Gipfel zu erwarten, der von Süden, aus dem Skigebiet Hochwang leicht zu erreichen ist und nach Norden mit einigen äusserst rassigen Abfahrten aufwartet. Leider hatte ich –nach all dem Wetterglück, das mir in letzter Zeit beschieden war- heute die A…karte gezogen…
 
Der Hochwang ist ein ideales Tourenziel für Leute, die gerne wenig aufsteigen und viel abfahren wollen. Schöpft man die im Skigebiet Hochwang vorhandenen Aufstiegshilfen voll aus, sind von der Bergstation Goldgruoben auf 2280 m gerade noch 360 Hm bis auf den Gipfel zu meistern, den Höhenverlust durch die kurze Abfahrt vom Ratoser Stein, der auf der gängigen Route überschritten wird, eingerechnet.
 
Ganz so einfach wollte ich es mir dann doch nicht machen und startete von Triemel (1849 m) an der Bergstation des Sessellifts, welcher die Skifahrer von Fatschel (1542 m) hinaufbefördert. Dort kann man übrigens gratis parkieren, was heutzutage auch nicht mehr selbstverständlich ist.
 
Herrlicher Sonnenschein noch beim Einstieg in den Sessellift, ich freute mich auf einen weiteren Traumtag mit viel Sonne, blauem Himmel und toller Aussicht. In vollstem Vertrauen auf Bucheli & Co. ging ich davon aus, dass die Nebel- und Wolkenbänke, die die Gipfel bereits am Morgen verhüllten, sich bald auflösen würden bzw. ich die Wolken oberhalb der vorhergesagten Hochnebelgrenze von 2000-2200 m unter mir lassen würde. Ein Irrtum, wie sich bald herausstellen sollte…
 
Der Aufstieg erfolgte zunächst entlang der Skipisten bis zu den Maiensäss-Hütten In der Bleis (2144 m). Bereits hier verdichtete sich das Wolkengrau derart, dass ich von den Gipfeln der Hochwangkette nichts mehr sah. Kein Grund zur Beunruhigung, das wird schon noch, wenn ich erst mal eine Höhe von 2300 m erreicht habe, dachte ich. Und freute mich bereits auf den speziellen Moment, wenn ich die Wolkendecke durchstossen würde und nur noch stahlblauen Himmel über mir sehen würde…
 
Mich am Gelände orientierend, stieg ich in nordwestliche Richtung bis in die Mulde unterhalb des Hochwangs auf ca. 2300 m auf. Nun sah ich plötzlich gar nichts mehr, ausser einer einzigen weissen Fläche. Eine Orientierung am Gelände war nicht mehr möglich, die Sichtweite betrug vielleicht noch ein paar Meter. Dennoch stieg ich tapfer weiter, nun den immer steiler werdenden Hang zu meiner Rechten traversierend. Da ich annahm, mich unmittelbar unter dem angestrebten Sattel P. 2390 zwischen Ratoser Stein und Hochwang zu befinden, begann ich nun rechtshaltend mit dem steilen Aufstieg in Richtung des Verbindungsgrats. Als die Steilheit der Flanke gegen 40 ° ging und die Spitzkehren immer mühsamer wurden, band ich die Skis auf und überwand die letzten 30-40 Hm in enorm anstrengendem Fussaufstieg. Teils versank ich knietief in Triebschneetaschen, teils war die Flanke bis auf die Felsen abgeblasen.
 
Etwas südlich von P. 2390 erreichte ich den Grat zwischen Ratoser Stein (2473 m) und Hochwang. Die Sicht war gleich Null. Ein beklemmendes Gefühl beschlich mich: Die Steilflanke, über die ich gerade so hochgekommen war, wollte ich auf keinen Fall wieder absteigen bzw. (im Blindflug) mit Skis befahren. Also kurze Erkundung auf dem Grat in die Richtung, in der ich den Gipfel des Hochwangs vermutete. Wahnsinn, man konnte den Gipfel, auf den man (normalerweise) von hier über den Südostgrat in wenigen Minuten aufsteigen kann, noch nicht einmal ansatzweise erkennen! Eine Gipfelbesteigung war bei diesen Verhältnissen natürlich völlig indiskutabel. Der Nebel hat sich nicht an die Weissagung von Herrn Bucheli gehalten und war auch noch auf einer Höhe von 2400 m zäh, die Obergrenze befand sich augenscheinlich bei ca. 2500 m, schwach konnte ich die Sonne über mir erkennen.
 
Sehr vorsichtig rutschte ich dann etwas nördlich meiner Aufstiegsroute den Steilhang nach Westen ab, um dann gleich in Richtung Pagiger Bleis zu traversieren. Von dort zunächst mühsames Stöckeln entlang meiner (wenig sinnvoll angelegten) Aufstiegsspur und dann hinab zu den Hütten In der Bleis. Aufgrund des völligen Whiteouts, wo ich nicht mehr den Boden vom Himmel unterscheiden konnte, trotz schöner Pulverauflage (ca. 10-15 cm auf harter Unterlage) ein sehr mässiger Abfahrtsgenuss…
 
Anschliessend den Pisten entlang bzw. in unverspurtem Pulver doch noch ein paar schöne Schwünge bis zur Bergstation Triemel. Von dort kurzer Abstecher in das urchige und empfehlenswerte Berg- und Skihaus Hochwang. Abfahrt über die infolge Schneeknappheit im untersten Abschnitt etwas ruppige Piste zu P. 1681 und von dort auf der derzeit gut befahrbaren Alpstrasse direkt zum Parkplatz in Fatschel.
 
Fazit: Vielleicht eine meiner sinn- und erfolglosesten Wintertouren. Immerhin habe ich einmal das kleine (und sehr schwach frequentierte) Skigebiet Hochwang kennengelernt. Ich komme wieder!   

Tourengänger: marmotta


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