Night & Day im Alpstein
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Nachtwanderung zur Saxer Lücke, Sonnenaufgang am Roslenfirst, High-Noon auf dem Alp Sigel
Der Alpstein ist bekanntermassen mein Lieblingsgebirge und längst zur zweiten Heimat geworden. Doch fast immer waren es bislang Tagesausflüge, für die ich -gelegentlich auch mit dem Velo- in das von meinem Wohnort nächstgelegene Gebirge gefahren bin. An meine letzte Übernachtung im Alpstein kann ich mich kaum mehr erinnern – ich glaube, es war vor 20 Jahren zum Testen einer damals neuen Biwakausrüstung. Und eine Übernachtung im Winter? Bislang Fehlanzeige! Da kam die Idee von
Berglurch, ein Hüttenwochenende im Alpstein zu verbringen, gerade recht. Hierfür bietet sich neben der schön gelegenen, aber etwas spartanisch ausgestatteten Zwinglipasshütte vor allem die Hundsteinhütte der SAC-Sektion Säntis an. Eine geradezu feudal ausgestattete Hütte mit einfachem Zustiegsweg. Die etwas eingeschränkte Auswahl an Tourenmöglichkeiten, die sich von dort im Winter eröffnet, störte uns nicht, sollten doch die Geselligkeit und Gemütlichkeit und der besondere Umstand, die Schönheiten des Alpsteins auch einmal zu ungewohnten Tages- bzw. Nachtzeiten zu geniessen, im Vordergrund stehen.
1. Tag (08.01.2011)
Zustieg vom Parkplatz "Pfannenstiel" hinter Brülisau (pauschale Parkgebühr CHF 3,00) durch den trotz frühlingshafter Temperaturen noch immer etwas vereisten Brüeltobel und den Fahrweg hinauf zum geschlossenen Gasthaus Bollenwees über dem (zugefrorenen) Fählensee. Von dort in wenigen Minuten auf einer gut begehbaren Spur zur Hütte. Die Schneeschuhe montierten wir oberhalb der Wegverzweigung "Töbelihütte" (P. 1231) in der Sämtiser Ebene. Zum einen, um wenigstens einen Teil des Gewichtes vom Rucksack an die Füsse zu verlagern, zum anderen sank man in dem durchfeuchteten Schnee mit gefrorenem Harschdeckel zu Fuss doch immer wieder mal beträchtlich ein.
Zeitgleich mit uns erreichte ein deutsch-schweizerisches Paar die Hütte, somit waren wir zu acht in dem mit 16 Schlafplätzen ausgestatteten Winterraum. Sofort wurde der Kaminofen angefeuert und die kulinarischen Schätze aus den Tiefen der Rucksäcke geholt – wie sich später herausstellen sollte, wäre eine ganze Kompanie damit satt geworden…
Es heisst zwar "nach dem Essen sollst Du ruhen", doch mein Körper verlangte zwecks besserer Verdauung noch nach etwas Bewegung, also schlug ich eine kleine Nachtwanderung zur Saxer Lücke (1649 m) vor.
Berglurch schloss sich spontan an, die anderen gaben sich dem Kartenspiel hin.
Dank dem hellen Schein meiner Stirnlampe war die Orientierung trotz stockdunkler Nacht kein Problem. Der Schlussanstieg zur Saxer Lücke ist recht steil (ca. 35 ° auf 100 Hm) und verlangt daher sichere Verhältnisse! Wir fanden einen zwar feuchten, aber zu einer betonharten Decke verfestigten Schnee vor, was den Aufstieg sehr erleichterte (Steighilfen an den Schneeschuhen sind da eine gute Sache, gell
Berglurch?!), den späteren Abstieg jedoch eher mühsam gestaltete. Noch wusste ich nicht, dass sich das procedere für mich am nächsten Morgen wiederholen sollte…
Der Tiefblick ins Rheintal ist auch oder gerade in der Nacht mit dem Lichtermeer sehr eindrücklich. Da es eine sehr milde Nacht war (Föhn!) konnten wir die Szenerie unter dem funkelnden Sternenhimmel in aller Ruhe geniessen.
2. Tag (09.01.2011)
Nachdem ich in der Nacht -wie das bei mir leider auf Hütten üblich ist- nur sehr wenig Schlaf gefunden hatte, war ich bereits lange vor Anbruch des Tages hellwach. Die geringe Körpergrösse der Appenzeller ist zwar legendär, dennoch hätte ich ein Bett, in das ich wenigstens halbwegs der Länge nach hineinpassen würde, ganz nett gefunden. Im Übrigen hatte ich geglaubt, es wäre bereits vor unserer Ankunft genügend Holz für den Kamin zusammengesägt worden…
Animiert durch die fantastischen Fotos, die
dani_ einmal vom Sonnenaufgang bei Föhnwetter auf dem Roslenfirst gemacht hatte (s. hier), wollte ich die Gelegenheit nutzen und das ebenfalls einmal erleben. Also brach ich zusammen mit
nevada noch in der Dämmerung auf, um abermals den Aussichtsposten der vergangenen Nacht, die Saxer Lücke aufzusuchen. Unser Timing ging perfekt auf: Gerade als wir die Lücke erreicht hatten, färbte sich der Himmel unter den Föhnwolken orange und die Sonne schickte sich an, über den österreichischen Bergen aufzugehen – das Spektakel konnte beginnen! Um eine noch umfassendere Aussicht zu haben, kraxelte ich zu Fuss noch vom Wanderweg (Sommerweg), der den Roslenfirst auf der Südseite traversiert, über anfänglich fast aperes Schrofengelände, später über einige Schneefelder hinauf auf den Ostgipfel (P. 1930) des Roslenfirsts. Im Aufstieg ganz o.k, im Abstieg angesichts der rutschigen Felsen und des abschüssigen Geländes eher heikel (T3-T4, je nach Routenwahl). Lt. Landeskarte soll es direkt von der Saxer Lücke sogar einen Pfad da hinauf geben, der war jedoch nirgends zu erkennen (vermutlich schneebedeckt). Die Aussicht von oben war wirklich fantastisch – doch musste ich im Abstieg einige Male aufpassen, dass mich der stürmische Föhnwind nicht aus dem Stand warf. In jedem Fall ein unvergessliches Erlebnis!
Zurück in der Hundsteinhütte stärkten wir uns bei einem feinen Zmorge, bevor wir wieder den Rückweg gen Brülisau antraten. Dabei teilten wir uns noch einmal auf: Während
Berglurch und ich den "Umweg" über den Alp Sigel und die Zahme Gocht machten, wählten die Anderen den etwas gemütlicheren, aber ebenfalls schönen Weg über das Plattenbödeli und den Ruhesitz. Die Südflanke des Alp Sigels war oberhalb der Alp Chüeboden (1447 m) fast komplett aper, wir steuerten in ziemlich direkter Linie den höchsten Gratzacken des langgestreckten Bergkamms an, den wir etwas östlich von P. 1769 erreichten. In wenigen Schritten entlang der luftigen Gratkante hatten wir den Gipfel mit dem kleinen Steinmann erreicht. Der Föhnwind fegte hier unerbittlich über den Kamm, so dass wir uns nicht lange aufhielten und den fast aperen Bergkamm entlang der Gratkante nach NO bis zum Einschnitt der "Zahmen Gocht" überschritten. Eine mächtige Schneewächte zierte den Einstieg, der somit auf den ersten Blick etwas gfürchig aussah. Es war dann halb so wild, "spasseshalber" stieg ich direkt über den Schnee in die Gocht ab (damit ich wenigstens einmal den ansonsten völlig umsonst mitgeführten Pickel gebrauchen konnte…), eine Umgehung auf gutem Grasband war aber ebenfalls gut möglich (Berglurch).
Wenngleich Trittsicherheit und des hartgefrorenen Schnees wegen eine etwas vorsichtigere Gangart unabdinglich sind, kann die "Zahme Gocht" grundsätzlich auch im Winter problemlos begangen werden. Bei Vereisung seien Steigeisen dringend empfohlen, bei viel Neu- bzw. Triebschnee lässt man´s besser bleiben. In der Zahmen Gocht herrschte erstaunlich viel Betrieb. Erst begegnete uns ein Pärchen, dann noch ein Bergläufer mit Hund (!). Unterhalb der Gocht war der Schnee dann sehr mühsam zu begehen: Mal trug die gefrorene Schneedecke, mal brach man unvermittelt durch – und mal rutschte man an vereisten Stellen weg. Sinnvollerweise hätte man alle paar Meter die Ausrüstung wechseln müssen (Schneeschuhe an/Schneeschuhe aus), da wir aber nicht dauernd anhalten wollten, mühten wir uns kurzerhand mit den Bergschuhen hinunter. Unterhalb des Walds (Alp Chehr) dann schneefreier, dafür sumpfig-matschiger Abstieg bis nach Brülisau.
Am Rande bemerkt:
Lesson learned:
Wenn die unmittelbare Nähe zu einem Ofen für Menschen angenehm und behaglich ist, muss das nicht unbedingt für zum Trocknen ausgelegte Bergsocken gelten Die verschmolzenen Teile eignen sich nun bestenfalls noch als Putzlappen... :-(
Der Alpstein ist bekanntermassen mein Lieblingsgebirge und längst zur zweiten Heimat geworden. Doch fast immer waren es bislang Tagesausflüge, für die ich -gelegentlich auch mit dem Velo- in das von meinem Wohnort nächstgelegene Gebirge gefahren bin. An meine letzte Übernachtung im Alpstein kann ich mich kaum mehr erinnern – ich glaube, es war vor 20 Jahren zum Testen einer damals neuen Biwakausrüstung. Und eine Übernachtung im Winter? Bislang Fehlanzeige! Da kam die Idee von

1. Tag (08.01.2011)
Zustieg vom Parkplatz "Pfannenstiel" hinter Brülisau (pauschale Parkgebühr CHF 3,00) durch den trotz frühlingshafter Temperaturen noch immer etwas vereisten Brüeltobel und den Fahrweg hinauf zum geschlossenen Gasthaus Bollenwees über dem (zugefrorenen) Fählensee. Von dort in wenigen Minuten auf einer gut begehbaren Spur zur Hütte. Die Schneeschuhe montierten wir oberhalb der Wegverzweigung "Töbelihütte" (P. 1231) in der Sämtiser Ebene. Zum einen, um wenigstens einen Teil des Gewichtes vom Rucksack an die Füsse zu verlagern, zum anderen sank man in dem durchfeuchteten Schnee mit gefrorenem Harschdeckel zu Fuss doch immer wieder mal beträchtlich ein.
Zeitgleich mit uns erreichte ein deutsch-schweizerisches Paar die Hütte, somit waren wir zu acht in dem mit 16 Schlafplätzen ausgestatteten Winterraum. Sofort wurde der Kaminofen angefeuert und die kulinarischen Schätze aus den Tiefen der Rucksäcke geholt – wie sich später herausstellen sollte, wäre eine ganze Kompanie damit satt geworden…
Es heisst zwar "nach dem Essen sollst Du ruhen", doch mein Körper verlangte zwecks besserer Verdauung noch nach etwas Bewegung, also schlug ich eine kleine Nachtwanderung zur Saxer Lücke (1649 m) vor.

Dank dem hellen Schein meiner Stirnlampe war die Orientierung trotz stockdunkler Nacht kein Problem. Der Schlussanstieg zur Saxer Lücke ist recht steil (ca. 35 ° auf 100 Hm) und verlangt daher sichere Verhältnisse! Wir fanden einen zwar feuchten, aber zu einer betonharten Decke verfestigten Schnee vor, was den Aufstieg sehr erleichterte (Steighilfen an den Schneeschuhen sind da eine gute Sache, gell

Der Tiefblick ins Rheintal ist auch oder gerade in der Nacht mit dem Lichtermeer sehr eindrücklich. Da es eine sehr milde Nacht war (Föhn!) konnten wir die Szenerie unter dem funkelnden Sternenhimmel in aller Ruhe geniessen.
2. Tag (09.01.2011)
Nachdem ich in der Nacht -wie das bei mir leider auf Hütten üblich ist- nur sehr wenig Schlaf gefunden hatte, war ich bereits lange vor Anbruch des Tages hellwach. Die geringe Körpergrösse der Appenzeller ist zwar legendär, dennoch hätte ich ein Bett, in das ich wenigstens halbwegs der Länge nach hineinpassen würde, ganz nett gefunden. Im Übrigen hatte ich geglaubt, es wäre bereits vor unserer Ankunft genügend Holz für den Kamin zusammengesägt worden…
Animiert durch die fantastischen Fotos, die


Zurück in der Hundsteinhütte stärkten wir uns bei einem feinen Zmorge, bevor wir wieder den Rückweg gen Brülisau antraten. Dabei teilten wir uns noch einmal auf: Während

Wenngleich Trittsicherheit und des hartgefrorenen Schnees wegen eine etwas vorsichtigere Gangart unabdinglich sind, kann die "Zahme Gocht" grundsätzlich auch im Winter problemlos begangen werden. Bei Vereisung seien Steigeisen dringend empfohlen, bei viel Neu- bzw. Triebschnee lässt man´s besser bleiben. In der Zahmen Gocht herrschte erstaunlich viel Betrieb. Erst begegnete uns ein Pärchen, dann noch ein Bergläufer mit Hund (!). Unterhalb der Gocht war der Schnee dann sehr mühsam zu begehen: Mal trug die gefrorene Schneedecke, mal brach man unvermittelt durch – und mal rutschte man an vereisten Stellen weg. Sinnvollerweise hätte man alle paar Meter die Ausrüstung wechseln müssen (Schneeschuhe an/Schneeschuhe aus), da wir aber nicht dauernd anhalten wollten, mühten wir uns kurzerhand mit den Bergschuhen hinunter. Unterhalb des Walds (Alp Chehr) dann schneefreier, dafür sumpfig-matschiger Abstieg bis nach Brülisau.
Am Rande bemerkt:
Lesson learned:
Wenn die unmittelbare Nähe zu einem Ofen für Menschen angenehm und behaglich ist, muss das nicht unbedingt für zum Trocknen ausgelegte Bergsocken gelten Die verschmolzenen Teile eignen sich nun bestenfalls noch als Putzlappen... :-(
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