Weißseespitze (3.518 m) von der Vernagthütte mit 19 km Gletschermarsch.


Publiziert von Gemse , 18. Dezember 2010 um 08:40.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Ötztaler Alpen
Tour Datum:19 August 1973
Hochtouren Schwierigkeit: WS-
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   A-T   I 
Zeitbedarf: 2 Tage 13:00
Aufstieg: 1263 m
Abstieg: 2107 m
Strecke:Vernagthütte - Brandenburger Hütte - Weißseespitze - Brandenburger Hütte Fluchtkogel - Vernagthütte (22,2 km) mit Abstieg nach Vent noch 10,1 km mehr
Unterkunftmöglichkeiten:Vernagthütte, Brandenburger Hütte
Kartennummer:AV Nr. 30/2 Weißkugel

Urlaub im Ötztal 5. Etappe

Wir starten heute wieder als 4er Seilschaft: Rudi und Margarete, Karl und Karri. Um 6 Uhr in der früh gehts los über die linke Seitenmoräne des Guslarferners. Nach etwa 1,5 km erreichen wir den Gletscherrand des Guslarferners. Wir steigen nicht direkt zum Oberen Guslarjoch auf, da man uns vor einer großen Spalte am unteren Rand des Steilaufschwungs gewarnt hat. Also schwenken wir nach Süden in Richtung Kesselwandspitze und steigen im großen Bogen unter der Nordostwand nach rechts hoch zum Unteren Guslarjoch auf 3.312m. Die Spur hat kaum Spalten. Vom Joch können wir hinüberschauen zum Brandenburger Haus, unserem 1. Zwischenziel. Vom Joch geht es kurz steil (höchstens 40 Grad) ca. 50 Hm hinunter und weiter gehen wir in leicht nordwestlicher Richtung zur Spur die vom Oberen Guslarjoch kommt. Der Kesselwandferner ist in diesem Bereich nahezu spaltenfrei. Einige größere Spalten sind sichtbar auf dem Weg der vom Hochjochhospitz herüberkommt zum Brandenburger Haus. Nach 2,5 Std. haben wir das Brandenburger Haus erreicht, das auf einem Felssporn oberhalb des Gletschers liegt.
Vom Brandenburger Haus sehen wir schön unser Tagesziel - die Weißseespitze über der riesigen Gletschermulde des Gepatschferners. Es steht uns ein 6 km Gletscherhatscher (einfach) bevor.

Wir steigen also vom Brandenburger Haus hinunter zum Gepatschferner. In einem langegezogenen großen Bogen gehts zunächst ca. 100 Hm ganz flach hinunter in südwestlicher Richtung etwa 1,5 km. Die Spur schwenkt nun nach Westen in Richtung des Südostgrat der Weißseespitze. Über diesen steigt die Spur ganz flach ansteigend hoch. Erst auf den letzten 200 Hm zieht der Grat leicht an, bis das Gipfelplatau erreicht wird. Der höchste Punkt ist nicht erkennbar, da weder ein Gipfelzeichen noch ein Kreuz vorhanden war.
Karri, der hinter mir am Seil ging meinte plötzlich, du gehst wieder runter. Also hatten wir den höchsten Punkt der Weißseespitze nach gut 2,5 Std. ab Brandenburger Haus erreicht.  
Wir gingen zum Ende des Westgrates hinüber, hier war Fels auf den wir uns setzen konnten. Nur Margarete schaffte es nicht. Der Gipfel war absolut spaltenfrei, nur Margarete fand eine Spalte: genau 1 m lang, 15 cm breit und 15 cm tief. Hier hinein paßte genau ihr Schuh. Das Glück war nur, dass sie dabei nicht umknickte.
Nach einer ausgiebigen Gipfelrast brachen dann wieder auf. Ein 6 km langer Gletscherhatscher stand uns ja noch bevor bis zurück zum Brandenburger Haus.
Über den Grat hinunter ging es noch gut. aber dann ... der langgezogenen Gegenanstieg wieder hoch zur Hütte, die wir ständig vor Augen hatten. Ich habe bis zu diesem Zeitpunkt nicht gewusst, wie sich so eine Strecke ziehen kann ... aber nach mehreren Pausen erreichten wir doch glücklich und ausgepumpt nach 3 Std. die Hütte.
An ein Weitergehen bis zur Vernagthütte (nochmals 2,5 Std.) war nicht mehr zu denken, Margarete war fix und foxi (fix und fertig).
Wir übernachteten also auf dem Brandenburger Haus. Am nächsten Morgen, gut ausgeschlafen, starteten wir um 8 Uhr den Weitermarsch zurück zur Vernagthütte. Diesmal sollte es übers Obere Guslarjoch gehen.
Nach einem 1,5 stündigen Marsch über den Kesselwandferner erreichten wir ohne Schwierigkeiten das Obere Guslarjoch. Da wir früh dran waren und der Weiterweg zur Vernagthütte nicht mehr weit war, stiegen wir nochmals auf  den Fluchtkogel, der nur eine gute 3/4 Stunde oberhalb des Jochs war.
Die Aussicht war wieder grandios bei völlig klarem Wetter. Nach einer guten Stunde stiegen wir wieder ab zum Guslarjoch. Der Schnee war heute sehr weich aber noch gut zu gehen.
Bei der oberen Steilstufe sichern wir besonders gut, da wir unten am unteren Rand der Steilstufe eine nette Spalte mit etwa 2 m Breite sahen. Unmittelbar oberhalb der Spalte sicherte ich mit 2 Eispickel. Karri übersprang die Spalte problemlos. Dann kam Margarete, die natürlich nur den unteren Spaltenrand traf. Aber Karri konnte sie halten und so konnte sie das Hinterniss auch gut überwinden. Als letztes kamen dann Rudi und ich, auch wir hatten keine Probleme. Im jetzt flacher werdenden Guslargletscher ging es im großen Bogen zur linken Seitenmoräne des Gletschers.
Wir legten Seil und Steigeisen ab und gelangten nach einer weiteren 3/4 Std. an der Vernagthütte an.

Fazit für diese Tour: Eine lange Gletschertour, die nur bei bester Kondition an einem Teg zu bewältigen ist. Bei unsicherem Wetter und bei Nebel ist von dieser Tour dringend abzuraten. Auf den Weiten des Kesselwandferners und des Gepatschferners ist eine Orientierung sehr schlecht.

Region: Ötztaler Alpen

Bergsteiger: Rudi und Margarete, Karl und Karri

Am nächsten Tag stiegen Margarete und Rudi ab nach Vent. Für sie waren 1 Woche Ötztal zu Ende.
Wir stiegen am nächsten Tag auch ab nach Vent und fuhren nach Staufen im Breisgau zurück.

Fazit für den Urlaub im Ötztal: 10 Tage bei traumhaften Wetter und nur 2 Regentagen, besser kann das Wetter nicht sein.

1. Etappe *Hintergraslspitze
2. Etappe *Fluchtkogel
3. Etappe *Wildspitze
4. Etappe *Hochvernagtspitze
5. Etappe *Weißseespitze

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Tourengänger: Gemse


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Geodaten
 9797.gpx 1973-08-19 Weißseespitze

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