Opfer der Kaltfront: Nebliges rund ums Brandenburger Haus


Publiziert von Manu81 , 14. Januar 2024 um 22:19.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Ötztaler Alpen
Tour Datum:29 Juni 2023
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   A-T   I 
Zeitbedarf: 4 Tage

Uns allen ist klar, dass die nächsten Tage kein purer Genuss bei bestem Wetter werden, als wir zu unserer Akklimatisationstour für die Wallis-Hochtourenwoche am 29.06.2023 ins Ötztal aufbrechen. Es ist eine Kaltfront angesagt, die uns früher oder später erwischen wird. Wir hoffen später. Es wird früher...

Um die Spaghettirunde akklimatisiert und entspannt angehen zu können, planen wir eine Woche vorher ein verlängertes Hochtourenwochenende auf der Vernagthütte (2.755 m) und dem Brandenburger Haus (3.277 m). Wir hoffen, auch ein paar Gipfel machen zu können. Zur Wahl stehen: Fluchtkogel, Weißseespitze, Damannspitze und die 3 Hintereisspitzen. Übrigens eine absolute Sternstunde der Bergnamensgebung: Vordere Hintereisspitze, Mittlere Hintereisspitze und Hintere Hintereisspitze :-)...

Am späten Vormittag des 29.6.2023 starten wir gemütlich an den Rofenhöfen (2.011 m) und laufen in knapp 3 Stunden zur Vernagthütte (2.755 m). Dort wollten wir eigentlich eine Nacht bleiben, erfahren aber von der Hüttenwirtin, dass die Wetterprognose für den nächsten Tag katastrophal wird. Die Kaltfront kommt einen Tag früher als gedacht und es sind schwere Gewitter angesagt. Sie geht nicht davon aus, dass wir am nächsten Tag noch zum Brandenburger Haus hochkommen können. Da wir aber mindestens 2 Nächte auf über 3.000 schlafen wollen, entscheiden wir spontan, gleich weiter zum Brandenburger Haus zu marschieren. Bisschen hart für den ersten Tag, unakklimatisiert die etwa 1.300 HM mit schwerem Rucksack zu laufen, aber die Alternativen sind auch nicht überzeugend... Also geht es nach einer längeren Pause weiter über die Seitenmoräne zum Guslarferner. Dort seilen wir an und steigen am Fluchtkogel vorbei ins Obere Guslarjoch (3.316 m). Dann geht es über den weichen und sumpfigen Kesselwandferner in Richtung Brandenburger Haus (3.277 m), wo wir dann um 18:45 Uhr endlich ankommen.

Der nächste Tag beginnt - wie von der Hüttenwirtin der Vernagthütte schon prognostiziert - mit Starkregen und Sturm. Wir schlafen gemütlich aus. Eine kurze Regenpause gegen Mittag nutzen wir, um schnell die paar Minuten auf die Damannspitze (3.401 m) zu steigen. Der restliche Nachmittag ist so miserables Wetter, dass wir Abends einfach nochmal auf die Damannspitze steigen. Hauptsache keinen Hüttenkoller begommen ;-)

Am nächsten Tag ist moderate Wetterbesserung angesagt. Tatsächlich ist es morgens weitgehend trocken, sodass wir gegen 9:00 Uhr in Richtung Fluchtkogel starten. Die flache Querung des Kesselwandferners ist meditativ - um nicht zu sagen: etwas eintönig. Sichtweite = 0... Der Gipfelhang am Fluchtkogel ist wirklich einfach zu gehen. Uns kommen einige Jungs entgegen, die den Berg unangeseilt runterrennen, was sicherlich nicht zur Nachahmung empfohlen ist. Um etwa halb 11 sind wir dann am Gipfel des Fluchtkogel (3.500 m) - bei exakt 0 Sicht... Wir beschließen dann wieder in Richtung Brandenburger Haus zu laufen um dann dort zu entscheiden, ob wir heute noch die eine oder andere Hintereisspitze versuchen wollen. Nachdem das Wetter etwas besser wird (nicht die Sicht) beschließen wir, an die Mittlere Hintereisspitze zu gehen. Die Querung des Gepatschferner ist bei den Sichtbedingungen tatsächlich nicht ganz einfach, aber irgendwann taucht die dunkle Felsflanke der Vorderen Hintereisspitze vor uns auf, vor der wir dann nach rechts queren. Bei immer besserem Wetter steigen wir dann moderat steil hoch zur Mittleren Hintereisspitze (3.450 m). Kurz reisst es sogar auf und wir haben 20 Minuten blauen Himmel... Da es stabil zu bleiben scheint, gehen wir noch weiter zur Hinteren Hintereisspitze (3.483 m). Diese erscheint vom Zustieg her deutlich steiler als ihre mittlere Schwester. Wir erreichen die Gipfelfelsen, einige Meter unterhalb des Gipfels. Diese sind jedoch so stark vereist, dass wir die Variante am Grat sowie die Umgehungsvariante nicht gehen können. Schade - aber der Tag hat uns sowieso deutlich mehr Bergerlebnisse geschenkt, als wir erwartet hatten. Also geht es durch den nun wieder dichteren Nebel gemütlich zurück zum Brandenburger Haus (3.277 m).

An unserem letzten Tag überlegen wir noch kurz, ob wir die Weißseespitze noch mitnehmen, entscheiden uns dann aber aufgrund des doch sehr langen Weges und der langen Heimfahrt dagegen. Wir steigen direkt über den Kesselwandferner ab in Richtung Hochjochhospiz (2.412 m). Um 13 Uhr sind wir dann wieder in den Rofenhöfen (2.011 m).

Es war sicherlich nicht das beste Wetter, aber wir hatten doch einige schöne Bergerlebnisse und tatsächlich auch etwas Gipfelglück. Auch wenn es mit der Weißseespitze leider nicht geklappt hat. Das Hauptziel, die Akklimatisation, haben wir geschafft - und das highlight des Bergjahres 2023 sollte ja erst kommende Woche anstehen...

https://www.hikr.org/tour/post182259.html








Tourengänger: Manu81


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