Wyssgrat (2886 m) - Ochsehorn (2912 m): Flucht aus dem Wolkengrau in die Sonnenstube
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Während in den Skigebieten von Saas-Fee und Zermatt der Skirummel längst begonnen hat, herrscht nebenan in den Bergen östlich des Saastals die grosse Einsamkeit. Zumindest bis zur Eröffnung des dortigen kleinen Skilifts gleicht das idyllisch gelegene Gspon derzeit einem Geisterdorf. Der Bergkamm, der sich von dort über den Wyssgrat bis zum Mattwaldhorn erstreckt, gewährt einen fantastischen Einblick in die ganz "Grossen" des Wallis. Will man ihn mit Skis oder Schneeschuhen begehen, sollten die grossen Blockfelder einigermassen gut eingeschneit sein, die Lawinengefahr ist hingegen eher zu vernachlässigen.
Auch wenn Anreise und Dauer der Tour in einem krassen Missverhältnis standen, so wollte ich doch für einmal dem misslichen Wetter im Norden entfliehen und in die grandiose Bergwelt der Walliser Alpen eintauchen, wo die Wetterfrösche viel Sonne versprachen. Dementsprechend enttäuscht war ich, als ich in Visp aus dem Zug stieg und in die düstere, graue Wolkendecke blickte. Dafür hätte ich nicht bis ins Wallis fahren müssen… Glücklicherweise handelte es sich um eine zähe Hochnebeldecke mit einer Obergrenze von 1800-1900 m, die sich den ganzen Tag über den Tälern halten sollte.
Die abenteuerliche Luftseilbahn Stalden-Staldenried-Gspon ist so klein, dass ich sie vom Bahnhof aus fast gar nicht entdeckt hätte. Menschenmassen, die an einer Kasse Schlange stehen, sucht man hier vergebens. Kein Wunder, es hat noch nicht mal eine Kasse: die Billetts müssen entweder am Bahnhof oder an der Umsteigestation Staldenried gelöst werden. Der Fahrpreis ist mit CHF 8,40 retour (mit Halbtax) aussergewöhnlich günstig. Ausser mir steigt nur noch ein älterer Herr ein, der sofort seine Filmkamera in Betrieb nimmt: ein Seilbahnfanatiker, wie sich wenig später herausstellt, mit einem Faible für alte Seilbahnen mit musealem Wert. So wie andere Berggipfel sammeln, fährt und fotografiert er eben (Seil-)bahnen, anschliessend müsse er gleich wieder runterfahren, da er noch ein Trambahnfest in …(hab den Ort leider vergessen) besuchen wolle. Na ja, jedem seinen Spleen…:-)
Trotz ihres hohen Alters (Baujahr 1957) bringt uns die Bahn sicher hinauf nach Staldenried, dort steigen zwei weitere Fahrgäste ein: Einheimische, die zu ihrem Chalet in Gspon hinauf wollen. Ich kann mir die Frage nicht verkneifen: "Ob sie einen gewissen Eugen Brigger aus Naters kennen" will ich von ihnen wissen. "Natürlich, der ist doch Lehrer – und ein sehr guter Alpinist!" Das will ich meinen!
Das idyllische Dörfchen Gspon mit seinen alten Holz-Chalets ist wie ausgestorben. Schnell stapfe ich die pickelharte Skipiste hinauf, die Schneekanonen weiter oben arbeiten auf Hochtouren. Zu sehen ist aber auch hier keine Menschenseele, der kleine Skilift soll frühestens nächstes Wochenende in Betrieb genommen werden. Mir ist´s recht.
Am Ende der Skipiste angelangt, ist mir warm geworden. Der 200 Hm-Sprint mit Bergschuhen war genau das richtige Warm-Up, denn der Blick nach oben Richtung Wyssgrat verheisst nichts Gutes. Meterhohe Schneefahnen zeugen von einem fürchterlichen Wind, der den Aufenthalt auf dem Grat an diesem Tag wohl nicht zur angenehmsten Sache machen würde. Dabei hatten mich die einheimischen Chalet-Besitzer noch gewarnt: Vor ein paar Tagen hätte ein Einheimischer, "än härte Gsell", umkehren müssen. Zu tiefer, grundloser Schnee, schlecht eingeschneite Felsblöcke und ein fürchterlicher Wind mit entsprechend kalten Temperaturen seien der Grund gewesen.
Ich montierte nun meine Schneeschuhe und folgte zunächst einer alten, verschneiten bzw. verwehten Skiaufstiegsspur den steilen, mit Lärchen bewachsenen Hang hinauf. Es ist dies das steilste Stück der gesamten Tour und dementsprechend streng, insbesondere bei grundlosem Tiefschnee, wie ich ihn vorfand. Weiter oben stösst man auf ein breites Wegtrassee, das in eine Rinne mündet, über welche die steile Felsstufe zu P. 2173 (kleines Kreuz und Vermessungssignal) östlich (links im Aufstiegssinn) umgangen wird. Nun befindet man sich in offenem, gut einsehbarem – aber eben auch stark dem Wind ausgesetztem Gelände. Dementsprechend ungemütlicher wird es, je höher ich komme. Mit Mütze, Kapuze und Sturmhaube war´s aber einigermassen erträglich… :-)
Die Schneebrücken zwischen den Urgesteinsblöcken sind mit Vorsicht zu geniessen, vor allem mit Schneeschuhen läuft man hier Gefahr, in ein verborgenes Loch einzubrechen und sich dabei ordentlich zu verletzen! Ansonsten bietet der Aufstieg über P. 2593 und P. 2763 zum kleinen Gipfelkreuz des Wyssgrats auf 2886 m -bis auf eine etwas abschüssige, kurze Traverse in der Südflanke zur Umgehung einer Felsbastion- keinerlei Schwierigkeiten. Zwischen hartgepresstem, tragendem Schnee finden sich auch immer wieder schöne, weiche Pulvertaschen.
Der geplante Aufstieg zum Simelihorn (3124 m) konnte ich mir bei diesen Verhältnissen abschminken. Der windumtoste Grat mit den aufgewirbelten Schneefahnen sah vom Wyssgrat aus (wo es ja auch nicht gerade windstill war) alles andere als einladend aus. Also kurz umdisponiert und schnell das östlich einige Meter höher aufragende Ochsehorn (2912 m) nach kurzem, steilen Abstieg erstürmt (im wahrsten Sinne des Wortes). Im kurzen Abstieg vom Wyssgrat konnte ich auf einer guten Pulverauflage über der hartgepressten Unterlage wie auf Skiern abfahren – genial! So sollte es immer sein. Der Aufstieg auf´s Ochsehorn ging auf teils windgepresster, harter Unterlage ganz passabel. Die letzten Meter am Gipfelkopf sind felsig, dank guter Schneeauflage gelingt es mir aber, das Gipfelkreuz zu erreichen, ohne die Schneeschuhe abzuziehen. Der auffrischende, stürmische Wind peitschte mir die Schneekristalle ins Gesicht, dass mir Hören und Sehen verging – für eine längere Gipfelrast nicht sehr einladend. Dennoch geniesse ich das fantastische Panorama mit all den 4000ern vis-à-vis, auf die ich wohl nie einen Fuss setzen werde, aus der Distanz sehen sie eh viel schöner aus…;-)
Abstieg wie Aufstieg. Am grossen Steinmann bei P. 2593 finde ich doch noch ein einigermassen windgeschütztes Plätzchen, um mein Mittagessen einzunehmen. Weiter unten im geschützten Sonnenhang oberhalb Gspon ist´s dann sogar so warm, dass ich mich eine halbe Stunde in die Sonne lege – wer hätte das auf dem Wyssgrat bzw. dem Ochsehorn gedacht?
Unterhalb von P. 2173 traf ich auf 2 Skitourengänger, die noch Richtung Wyssgrat aufstiegen. Ansonsten bin ich während der ganzen Tour keinem Menschen begegnet – und das an einem Sonntag!
An der Seilbahnstation holt mich der Hochnebel wieder ein, so dass ich froh bin, dass sich die kleine Kabine pünktlich um 14.45 Uhr (wie von Geisterhand) in Gang setzt.
Tour im Alleingang
Auch wenn Anreise und Dauer der Tour in einem krassen Missverhältnis standen, so wollte ich doch für einmal dem misslichen Wetter im Norden entfliehen und in die grandiose Bergwelt der Walliser Alpen eintauchen, wo die Wetterfrösche viel Sonne versprachen. Dementsprechend enttäuscht war ich, als ich in Visp aus dem Zug stieg und in die düstere, graue Wolkendecke blickte. Dafür hätte ich nicht bis ins Wallis fahren müssen… Glücklicherweise handelte es sich um eine zähe Hochnebeldecke mit einer Obergrenze von 1800-1900 m, die sich den ganzen Tag über den Tälern halten sollte.
Die abenteuerliche Luftseilbahn Stalden-Staldenried-Gspon ist so klein, dass ich sie vom Bahnhof aus fast gar nicht entdeckt hätte. Menschenmassen, die an einer Kasse Schlange stehen, sucht man hier vergebens. Kein Wunder, es hat noch nicht mal eine Kasse: die Billetts müssen entweder am Bahnhof oder an der Umsteigestation Staldenried gelöst werden. Der Fahrpreis ist mit CHF 8,40 retour (mit Halbtax) aussergewöhnlich günstig. Ausser mir steigt nur noch ein älterer Herr ein, der sofort seine Filmkamera in Betrieb nimmt: ein Seilbahnfanatiker, wie sich wenig später herausstellt, mit einem Faible für alte Seilbahnen mit musealem Wert. So wie andere Berggipfel sammeln, fährt und fotografiert er eben (Seil-)bahnen, anschliessend müsse er gleich wieder runterfahren, da er noch ein Trambahnfest in …(hab den Ort leider vergessen) besuchen wolle. Na ja, jedem seinen Spleen…:-)
Trotz ihres hohen Alters (Baujahr 1957) bringt uns die Bahn sicher hinauf nach Staldenried, dort steigen zwei weitere Fahrgäste ein: Einheimische, die zu ihrem Chalet in Gspon hinauf wollen. Ich kann mir die Frage nicht verkneifen: "Ob sie einen gewissen Eugen Brigger aus Naters kennen" will ich von ihnen wissen. "Natürlich, der ist doch Lehrer – und ein sehr guter Alpinist!" Das will ich meinen!
Das idyllische Dörfchen Gspon mit seinen alten Holz-Chalets ist wie ausgestorben. Schnell stapfe ich die pickelharte Skipiste hinauf, die Schneekanonen weiter oben arbeiten auf Hochtouren. Zu sehen ist aber auch hier keine Menschenseele, der kleine Skilift soll frühestens nächstes Wochenende in Betrieb genommen werden. Mir ist´s recht.
Am Ende der Skipiste angelangt, ist mir warm geworden. Der 200 Hm-Sprint mit Bergschuhen war genau das richtige Warm-Up, denn der Blick nach oben Richtung Wyssgrat verheisst nichts Gutes. Meterhohe Schneefahnen zeugen von einem fürchterlichen Wind, der den Aufenthalt auf dem Grat an diesem Tag wohl nicht zur angenehmsten Sache machen würde. Dabei hatten mich die einheimischen Chalet-Besitzer noch gewarnt: Vor ein paar Tagen hätte ein Einheimischer, "än härte Gsell", umkehren müssen. Zu tiefer, grundloser Schnee, schlecht eingeschneite Felsblöcke und ein fürchterlicher Wind mit entsprechend kalten Temperaturen seien der Grund gewesen.
Ich montierte nun meine Schneeschuhe und folgte zunächst einer alten, verschneiten bzw. verwehten Skiaufstiegsspur den steilen, mit Lärchen bewachsenen Hang hinauf. Es ist dies das steilste Stück der gesamten Tour und dementsprechend streng, insbesondere bei grundlosem Tiefschnee, wie ich ihn vorfand. Weiter oben stösst man auf ein breites Wegtrassee, das in eine Rinne mündet, über welche die steile Felsstufe zu P. 2173 (kleines Kreuz und Vermessungssignal) östlich (links im Aufstiegssinn) umgangen wird. Nun befindet man sich in offenem, gut einsehbarem – aber eben auch stark dem Wind ausgesetztem Gelände. Dementsprechend ungemütlicher wird es, je höher ich komme. Mit Mütze, Kapuze und Sturmhaube war´s aber einigermassen erträglich… :-)
Die Schneebrücken zwischen den Urgesteinsblöcken sind mit Vorsicht zu geniessen, vor allem mit Schneeschuhen läuft man hier Gefahr, in ein verborgenes Loch einzubrechen und sich dabei ordentlich zu verletzen! Ansonsten bietet der Aufstieg über P. 2593 und P. 2763 zum kleinen Gipfelkreuz des Wyssgrats auf 2886 m -bis auf eine etwas abschüssige, kurze Traverse in der Südflanke zur Umgehung einer Felsbastion- keinerlei Schwierigkeiten. Zwischen hartgepresstem, tragendem Schnee finden sich auch immer wieder schöne, weiche Pulvertaschen.
Der geplante Aufstieg zum Simelihorn (3124 m) konnte ich mir bei diesen Verhältnissen abschminken. Der windumtoste Grat mit den aufgewirbelten Schneefahnen sah vom Wyssgrat aus (wo es ja auch nicht gerade windstill war) alles andere als einladend aus. Also kurz umdisponiert und schnell das östlich einige Meter höher aufragende Ochsehorn (2912 m) nach kurzem, steilen Abstieg erstürmt (im wahrsten Sinne des Wortes). Im kurzen Abstieg vom Wyssgrat konnte ich auf einer guten Pulverauflage über der hartgepressten Unterlage wie auf Skiern abfahren – genial! So sollte es immer sein. Der Aufstieg auf´s Ochsehorn ging auf teils windgepresster, harter Unterlage ganz passabel. Die letzten Meter am Gipfelkopf sind felsig, dank guter Schneeauflage gelingt es mir aber, das Gipfelkreuz zu erreichen, ohne die Schneeschuhe abzuziehen. Der auffrischende, stürmische Wind peitschte mir die Schneekristalle ins Gesicht, dass mir Hören und Sehen verging – für eine längere Gipfelrast nicht sehr einladend. Dennoch geniesse ich das fantastische Panorama mit all den 4000ern vis-à-vis, auf die ich wohl nie einen Fuss setzen werde, aus der Distanz sehen sie eh viel schöner aus…;-)
Abstieg wie Aufstieg. Am grossen Steinmann bei P. 2593 finde ich doch noch ein einigermassen windgeschütztes Plätzchen, um mein Mittagessen einzunehmen. Weiter unten im geschützten Sonnenhang oberhalb Gspon ist´s dann sogar so warm, dass ich mich eine halbe Stunde in die Sonne lege – wer hätte das auf dem Wyssgrat bzw. dem Ochsehorn gedacht?
Unterhalb von P. 2173 traf ich auf 2 Skitourengänger, die noch Richtung Wyssgrat aufstiegen. Ansonsten bin ich während der ganzen Tour keinem Menschen begegnet – und das an einem Sonntag!
An der Seilbahnstation holt mich der Hochnebel wieder ein, so dass ich froh bin, dass sich die kleine Kabine pünktlich um 14.45 Uhr (wie von Geisterhand) in Gang setzt.
Tour im Alleingang
Tourengänger:
marmotta

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