Brunegghorn 3833 m (nicht beendet)


Publiziert von schwarzert , 28. September 2010 um 15:40.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Mittelwallis
Tour Datum:29 August 2010
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 1800 m
Abstieg: 1800 m
Strecke:Vorder Sänntum - Turtmannhütte - Brunegggletscher - "Mulde" - Grat - Gipfelhang - retour

Unsere erste selbstständig durchgeführte Hochtour endete zwar kurz unterhalb des Gipfels, wurde von uns aber dennoch als Erfolg verbucht. Ermutigt durch einen Ausbildungskurs wollten wir es nun endlich einmal selbst versuchen und wagten uns als "Einsteigertour" zu dritt ans Brunegghorn, das in unserem Führer mit WS angegeben war. Nach einer kurvenreichen Autofahrt vom Rhonetal hinauf ins Turtmanntal bis Vordersänntum begann dort am Vortag der Aufstieg zur Turtmannhütte.
Am nächsten Morgen brachen wir um 5.30 Uhr bei noch nächtlichem, aber sternenklarem Himmel auf. Zunächst folgten wir der Markierung Richtung Barrhorn, um kurz nach dem Geröllfeld und anschließender, gesicherter Passage (Gässi) dort rechts abzuzweigen, wo  auf einem Stein die Aufschrift "Tracuit" angebracht ist. Offensichtlich existiert aber noch ein höhergelegener Zugang zum Gletscher, auf ca. 2900 m - dort machten wir später eine Gruppe aus u. so ist es auch im Führer beschrieben für alle, die lesen können:-) Aber auch unser Weg war gut markiert und führte schließlich an den Rand des Brunegggletschers. Inzwischen war etwa eine Stunde vergangen. Steigeisen anziehen, sich anseilen etc. dauert bei Frischlingen erfahrungsgemäß etwas länger, so auch bei uns. Nun ging es gleich eine recht steile Rampe den Gletscher hinauf, nach ca. 200 m wurde es aber schon wieder flacher. Da keine Spur vorhanden war, suchten wir selbst die Ideallinie und konnten im unteren Bereich problemlos aufsteigen - keine Spalten, keine größere Steilheit, höchstens ein Gletscherbach zu überspringen.
Längst beschien die Sonne unseren Weg und bescherte uns einen imposanten Ausblick auf das benachbarte Bishorn mit seiner Eiswand. Allerdings mussten wir unsere Aufmerksamkeit nun stärker dem Weg widmen, da immer wieder Querspalten den Hang durchzogen, die aber allesamt einfach zu überschreiten oder zu umgehen waren. In der sogen. "Mulde" (vor dem Anstieg zum Grat) wechselten wir von den Skistöcken zum Pickel. Vor uns war eine sechsköpfige Gruppe unterwegs - neben uns die einzige Seilschaft, die an diesem Tag aufstieg (von einem Solisten abgesehen, der um diese Zeit schon vom Gipfel herabkam und hinüber zum Bruneggjoch querte, vermutlich um noch das Barrhorn zu besteigen!). Am linken Rand ging es nun steiler aufwärts bis zum Bergschrund. Da wir mit Bergschründen noch keine Erfahrung haben, wussten wir nicht so recht, wie wir die Schneebrücke beurteilen sollten - nachdem die Gruppe vor uns problemlos hinübergekommen war, machten wir es einfach nach. Gleich hinter der Brücke ging es allerdings ziemlich steil weiter, so dass wir uns auf allen vieren und mit Pickeleinsatz hocharbeiteten. Weiter steil in gutem Firn aufwärts bis zum Grat. Dann querten wir unterhalb vom Grat zum Gipfelhang. Mittlerweile spürten wir die Höhe schon deutlich - und auch unsere Anspannung, da der Hang sich doch wesentlich steiler darstellte als die 35º aus dem Führer - aber vielleicht liegt das eben an der mangelnden Erfahrung. Jedenfalls arbeiteten wir uns noch ein Stück nach oben: ein paar Schritte steigen und dann wieder stehen. Als wir den felsigen Bereich unterhalb des Gipfels erreicht hatten (ca. 3.700 m), sahen wir, wie die Gruppe über uns doch etwas mit vereisten Steinen (Wassereis) zu tun hatte. Da wir unser Limit konditionsmäßig und mental so ziemlich erreicht hatten, beschlossen wir umzukehren und es dabei zu belassen. Die grandiose Aussicht vom Monte-Rosa-Massiv bis zum Breithorn und vor allem aufs Weißhorn entschädigte uns für den Abbruch. Nun also den Hang wieder hinunter: Was passiert, wenn einer ins Rutschen kommt? Kommt man bei diesen Firnverhältnissen überhaupt ins Rutschen? (vermutlich nicht) etc. - solche Fragen gingen uns durch den Kopf und hielten die Anspannung hoch. Dann der Gedanke, wie wir am besten über den Bergschrund kämen. Würde die Schneebrücke jetzt um die Mittagszeit noch halten? Und was, wenn einer beim steilen Abstieg zum Schrund hineinrutschte? Aber wozu lernt man im Kurs etwas über Sicherungsmöglichkeiten? Wir setzten also einen T-Anker im Firn, dann konnten sich nacheinander erster und zweiter Mann ablassen, der dritte wurde dann im Abstieg von den beiden unten gesichert. So kamen wir problemlos über den Bergschrund und setzen nun sehr befreit und zufrieden unseren (langen) Abstieg über den Gletscher fort, nicht ohne wieder auf die manchmal doch etwas verdeckten Spalten zu achten.
Da wir uns das letzte Stück auf dem Gletscher sparen wollten, entschieden wir uns für einen früheren Ausstieg. Was sich von oben als "Anlegestelle" in den Felsen anbot, entuppte sich, als wir gelandet waren und alle Ausrüstung bereits abgelegt und verstaut hatten (!), allerdings als vom Gletscher umflossener Felsen. Nur wenige Meter Gletscher trennten uns vom "Festland", die waren durch enorme Unterspülungen freilich nicht gangbar, so dass wir um ein Haar noch einmal hätten anseilen müssen. Zum Glück gab es doch einen schmalen Felsriegel, auf dem wir dann endgültig festen Boden gewinnen konnten. Der Wanderweg lag aber noch in weiter Ferne: mühsam mussten wir uns einen Weg suchen, zT auf allen vieren über Felsen absteigend, immer in der Hoffnung, es möge irgendwo weitergehen. Die Hoffnung wurde erfüllt, und irgendwann stießen wir wieder auf den "Zubringer" zum Wanderweg, um dann gemütlich das letzte Stück zur Hütte abzusteigen. Auf den abschließenden Rückweg hinunter zum Vorderen Sänntum hätten wir angesichts des fortgeschrittenen Tages dann lieber verzichtet - nach knapp 2.000 m Abstieg spürten wir unsere Füße zum Schluss doch mehr, als uns lieb war.
(Anmerkung: die Fotos sind von allen drei Gehern)


Tourengänger: schwarzert


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