Bietschhorn Überschreitung


Publiziert von danski , 22. September 2010 um 20:59.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:12 September 2010
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Hochtouren Schwierigkeit: ZS+
Klettern Schwierigkeit: IV (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 12:00
Aufstieg: 1150 m
Abstieg: 2500 m
Strecke:Baltschiederklause - N-Grat - Bietschhorn - W-Grat - Bietschhornhütte - Ried (Lötschental)

Das Bietschhorn zählt für mich zu den beeindruckendsten Bergen des Alpenraums, obwohl es mit seine 3934m quantitativ doch eher bescheiden daher kommt. Aber diese Zahl täuscht über die wahre Grösse dieses Berges. Bereits der Weg zum Ausgangspunkt der Überschreitung des Bietschhorns hat es in sich. 6.5 Stunden zur Baltschiederklause prophezeit der Wegweiser beim Bahnhof Ausserberg. Wir starteten mit Autounterstützung bei "Choruderri" P. 1264 (PP, Fahrbewilligung kann beim Konsum oder bei Parkautomat Ausgangsdorf (drücke Nr. 70) bezogen werden) womit wir rund eine Stunde Marschzeit einsparten. Der Hüttenweg alleine ist schon beeindruckend, v.a. wenn man im unteren Teil der Suone Niwärch folgt. Im Rücken hat man dabei ständig den "höchsten" Schweizer. Die sehr gemütliche und freundlich bewartete Baltschiederklause thront über einer weiten Schwemmebene und schmiegt sich an die perfekten Kletterfelsen des Jägihorns. Doch ein Berg beherrscht die Szenerie konkurrenzlos: Das Bietschorn.

Nach einer ruhigen und erholsamen Nacht gabs um 03:30 Frühstück. Bedenkt man, dass zu dieser Jahreszeit die Dämmerung doch schon recht spät einsetzt, ist diese Zeit absolut vernünftig. Um 04:00 verliessen wir die Hütte und traten in die stockfinstere Nacht hinaus. 3 geführte Seilschaften sowie eine weitere 2er-Seilschaft folgten im Licht ihrer Stirnlampen dem mit kleinen Reflektoren perfekt markierten Pfad zum Üssre Baltschiedergletscher. Angeseilt und mit Steigeisen bewehrt trotteten wir in gut 45min vom Gletscherrand zum Einstieg in die Nordflanke. Wir wunderten uns am Übergang über den nicht existierenden Bergschrund, was uns aber alles andere als ungelegen kam. An dieser Exposition herrschten schon beinahe winterliche Verhältnisse. Durch die etwas brüchige und ausgesetzte N-Flanke erreichten wir in leichter Kletterei (II) unverhofft schnell den P. 3477. Von hier zieht sich der schöne, rund 40° steile Firngrat zum P. 3706 hoch. Bei Blankeis bestimmt die Schlüsselstelle der ganzen Tour, doch uns erwartete fast durchgehend Trittschnee, was uns wiederum schnell zum P. 3706 aufstiegen liess. Nach 2.25 Stunden erhellte sich der Horizont und färbte sich in den schönsten Farben, bis die Sonne der Nacht definitiv ein Ende setzte. Zweifellos einer dieser Sonnenaufgänge, die sich in meinem Gedächtnis eingebrannt haben! Vom P. 3706 folgt man dem Gratverlauf bis zum Beginn des Felsteils. Wenige blanke Stellen erforderten doch noch etwas Frontzacken- und Pickeleinsatz. Auch im Fels bleibt man ausnahmslos auf der Gratschneide. Hauptsächlich bewegt man sich im II-III Grad und ein zügiges vorankommen dank klettern am laufenden Seil war dank den ausgezeichneten Verhältnissen problemlos möglich. Einige Aufschwünge sind dann doch klettertechnisch etwas anspruchsvoller, vorallem einer der Türme ist mit einer 4c bewertet. Dieser ist aber gut mit BHs abgesichert. Nach rund 4.5 Stunden standen wir bereits auf dem Gipfel. Da die Verhältnisse so perfekt waren, dachten wir erst nach gut einer Stunde Rast auf dem windstillen Gipfel an den Abstieg.

Dieser erfolgte über den W-Grat, der gleichzeitig den leichtesten Aufstieg (ZS III) aufs Bietschhorn bietet. Auf den oberen 200m bewegt man sich abkletternd und sehr exponiert auf der Gratschneide und überwindet dabei mehrere Türme, allen voran den Roten Turm, der seinem Namen alle Ehre macht. Einige BHs können zum sichern benutzt werden. Je mehr Höhe man am Grat verliert, desto brüchiger wird er. Weiter unten weicht man dann öfters mal auf die Südseite aus, wo teilweise Wegspuren vorhanden sind. Das Abklettern des Grates nahm 3 Stunden in Anspruch. Vom Bietschjoch führt ein überraschend gut ausgebauter Weg zur Bietschhornhütte, wo wir wiederum eine längere Pause einlegten. Dann noch in 5/4 Stunden runter nach Ried bis die Oberschenkel brannten. Kein Wunder nach 2500HMs Abstieg und 12 Stunden in den Beinen... Insgesamt eine Traum-Tour, die bei diesen Verhältnissen das reinste Vergnügen war!

Tourengänger: danski


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Kommentare (3)


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stephen hat gesagt:
Gesendet am 22. September 2010 um 21:26
Ich habe auch am 11. September in der Baltschiederklause übernachtet... wir haben vielleicht während das Nachtessen diskutiert. Ich war mit einer französischen Freundin, wir waren am Tisch, am weitesten von der Tür.

danski hat gesagt: RE:
Gesendet am 22. September 2010 um 21:37
Stephen,
dann haben wir uns bestimmt gesehen. Ich war mit 3 englisch-sprachigen Begleitern auf der Hütte. War ein fantastisches Wochenende! :)

babu hat gesagt: Gratuliere
Gesendet am 24. September 2010 um 13:23
zu dieser Supertour! Hab vor diesem Berg grössten Respekt. Diese imposante Pyramide ist jedoch als Fernziel tief in meinem Gehirn verankert... ;-).


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